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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : von Chirurgie in Kardio, lohnt es sich noch?



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wqn41
21.05.2015, 07:51
Hallo zusammen,
Ich bin im 3. Ausbildungsjahr in der Viszeral- und Allgemeinchirurgie. Mich beschäftigt schon seit längerer Zeit der Gedanke, ob die Chirurgie das richtige Fach für mich ist. Um mich kurz zu fassen, gibt es viele Faktoren zur Zeit, die mich nicht unbediengt motivieren chirurgie weiterzumachen. Ganz vorne dabei die miese Ausbildung und fehlende Möglichkeit sich niederzulassen. Nun die Frage ist, ob es sich noch lohnt mit 33 in die Kardiologie zu wechseln und bei 0 wieder anzufangen?
Was ist eure Meinung?

ehemaliger User_11062015
21.05.2015, 10:49
edit.

geisterhome
21.05.2015, 11:12
33 geht noch, viele Anfänger sind nur 5,6 Jahre jünger und was macht das nach 20 Dienstjahren noch aus. Frage ist warum du Kardio machen willst, wenn Chirurgie nichts für dich ist willst dort dann rein konservativ tätig sein?

Eine Frage am Rande was meint ihr sind Fachrichtungen für die man den Einstieg nur im jungen Jahren wagen sollte und wo kann man auch im fortgeschrittenem Alter noch was erreichen?

anignu
21.05.2015, 12:03
Wennst die miese Ausbildung beklagst, glaubst dass dann in der Kardio unbedingt besser ist?

Ich mein, bei mieser Ausbildung war meine Strategie bisher: Stelle wechseln und nicht Fach wechseln. Das hat immer gut geklappt. Es ändern sich ja auch die eigenen Anforderungen mit der Zeit.

Niederlassung ist als Chirurg schon möglich. Ich finde es sogar wichtig dass es niedergelassene Chirurgen gibt. Die spezialisieren sich dann zwar oft noch auf z.B. die proktologischen Sachen o.Ä. aber was tust denn mit schwierigen Verletzungen die regelmäßig angeschaut werden sollen? Im Krankenhaus darfst die nach der Entlassung eigentlich nicht sehen.
Oder wer macht Emmert-Plastik oder Leistenhernien oder geplante Gallenblasen oder Abszessbehandlungen oder Lipomentfernungen oder oder oder... es gibt genug was man auch niedergelassen machen kann. Es gibt auch Praxen die so gut aufgestellt sind als Belegärzte die sogar Ösophagektomien oder Leberteilresektionen oder Ähnliches machen. Da hat man dann halt ein Krankenhaus mit Intensivstation als Belegarzt. Auch möglich.

Wenn du schreibst "fehlende Möglichkeit sich niederzulassen" muss ich dir einfach mal sagen: nicht richtig und nicht ausreichend informiert.
Es sagt keiner dass es super leicht ist. Aber es ist möglich und es kann auch sehr gut möglich sein.

ehemaliger User_11062015
21.05.2015, 14:46
edit.

wqn41
21.05.2015, 15:04
mit 33 finde ich bist du alterstechnisch noch im Rahmen. Das kann sich meiner Meinung nach schon noch lohnen.
Frage ist nur, ob du in der Kardio glücklicher wirst?
Hast du schon ein bisschen Erfahrungen, Meinungen von Kollegen aus der Kardio einsammeln können oder vielleicht selbst schon welche gemacht?
Ich habe bis jetzt kaum Assis gesehen, die mit ihrer Ausbildung wirklich zufrieden sind. Ja, ich habe schon mal sogar in der Kardio einer großen Klinik hospitiert. Viel Stress, wenig Geld und unzufriedene Assis.

wqn41
21.05.2015, 15:35
Wennst die miese Ausbildung beklagst, glaubst dass dann in der Kardio unbedingt besser ist?

Ich mein, bei mieser Ausbildung war meine Strategie bisher: Stelle wechseln und nicht Fach wechseln. Das hat immer gut geklappt. Es ändern sich ja auch die eigenen Anforderungen mit der Zeit.

Niederlassung ist als Chirurg schon möglich. Ich finde es sogar wichtig dass es niedergelassene Chirurgen gibt. Die spezialisieren sich dann zwar oft noch auf z.B. die proktologischen Sachen o.Ä. aber was tust denn mit schwierigen Verletzungen die regelmäßig angeschaut werden sollen? Im Krankenhaus darfst die nach der Entlassung eigentlich nicht sehen.
Oder wer macht Emmert-Plastik oder Leistenhernien oder geplante Gallenblasen oder Abszessbehandlungen oder Lipomentfernungen oder oder oder...
Wenn du schreibst "fehlende Möglichkeit sich niederzulassen" muss ich dir einfach mal sagen: nicht richtig und nicht ausreichend informiert.
Es sagt keiner dass es super leicht ist. Aber es ist möglich und es kann auch sehr gut möglich sein.

Ich bin der Meinung, dass die körperliche und die psychische Belastung in der Chirurgie im Vergleich zu Innere extrem höher ist und ich weiß nich, wie lange ich dieser Belastung standhalten kann.
Die Ausbildung ist in der Chirurgie extrem von dem Ausbilder abhängig. Also ob der OA oder CA mir was abgibt oder machen lässt oder eben nicht. 5 laparoskopiche App's und 1 Galle in 3 Jahren, abgesehen von viel Kleinkram. Ich kann kaum aus den Büchern und OP-Atlas ein guter Chirurg werden. Ich denke in der Innere kann man sich aber zum großen Teil selber ausbilden...
Und zu der Niederlassung als Chirurg: ich kann mir bei den besten Willen nicht vorstellen, dass ich mich nach so einer langen Ausbildung niederlasse, um Abszesse und Atherome rauszuschneiden und Verbände zu kontrollieren...

Kackbratze
21.05.2015, 16:53
Als niedergelassener Internist machst Du auch zu 99% nur die Überweisungen zur Coro fertig...

Fr.Pelz
21.05.2015, 18:48
Ich bin der Meinung, dass die körperliche und die psychische Belastung in der Chirurgie im Vergleich zu Innere extrem höher ist und ich weiß nich, wie lange ich dieser Belastung standhalten kann.
Die Ausbildung ist in der Chirurgie extrem von dem Ausbilder abhängig. Also ob der OA oder CA mir was abgibt oder machen lässt oder eben nicht. 5 laparoskopiche App's und 1 Galle in 3 Jahren, abgesehen von viel Kleinkram. Ich kann kaum aus den Büchern und OP-Atlas ein guter Chirurg werden. Ich denke in der Innere kann man sich aber zum großen Teil selber ausbilden...
Und zu der Niederlassung als Chirurg: ich kann mir bei den besten Willen nicht vorstellen, dass ich mich nach so einer langen Ausbildung niederlasse, um Abszesse und Atherome rauszuschneiden und Verbände zu kontrollieren...

Wie schon geschrieben wurde: Stelle wechseln und vor allem bei der Kündigung kommunizieren, dass die Ausbildung schlecht ist.
Und anignu hat ja auch schon erwähnt, was in der Niederlassung möglich ist. Hier wird z.b auch viel koloskopiert und Tumornachsorge gemacht...
In meiner Klinik sind zuletzt einige Fachärzte in die NL gegangen und alle sagen durchweg, dass sie jetzt sehr viel zufriedener sind.
Ich persönlich fände den Wechsel in die Innere ja grottig. Da macht man ja den ganzen Tag STATION ;-)

ehemaliger User_11062015
21.05.2015, 19:09
edit.

geisterhome
21.05.2015, 19:37
Entgegen der allgemein vertretenen Meinung hier im Forum: jung sollte man als Anfänger bei fast jeder angestrebten Fachrichtung sein.
Aber besonders unpraktikabel für Leute fortgeschrittenen Alters sind meiner Meinung nach schon die chirurgischen Fächer. Vor allem Herzchirurgie, die ja auch noch mal sehr lange dauert, ist für Mittfünfziger als Einsteiger denke ich eher weniger geeignet.
Es ist wie man auch hier wieder gehört hat eine körperlich sehr anstrengende Arbeit mit vielen Nachtdiensten etc.
Was ist für dich eigentlich fortgeschrittenes Alter?
Mit 45 als Ass.Arzt im ersten Jahr wirst du vermutlich nirgends mehr groß was reißen.

Ende 30 fängt das meiner Meinung nach an mit dem fortgeschritten Alter für einen Berufsanfänger.
Da gebe ich dir recht, in konservativen Fächern kann man eher etwas älter sein. Wer als geistiger Überflieger und menschlich gereift mit 45 in ein konservatives Fach einsteigt kann es meiner Meinung nach trozdem noch sehr weit bringen.

Allgemeinmedizin denke kennt keine Altersgrenze oder Psychatrie wenn man eine Ader dafür hat?

ehemaliger User_11062015
21.05.2015, 20:00
edit.

Evil
21.05.2015, 20:24
Für Positionen als OA oder gar Chefarzt werden meistens Leute genommen, die schon mehr Berufserfahrung (also früh angefangen) haben, vielleicht auch in der Forschung tätig waren, wenn es denn eine Uniklinik sein sollte, und die man gegenfalls auch länger für den Job besetzen kann.
Das gilt nur für Chefarztpositionen. Auch mit 50 kann man gut noch eine OA-Stelle ergattern, nicht unbedingt leitender OA an der Uni, aber an mittelgroßen oder kleinen Kliniken eine gemütliche Stelle zu kriegen ist nicht das Problem.

UweWoellner
21.05.2015, 21:06
Ich bin der Meinung, dass die körperliche und die psychische Belastung in der Chirurgie im Vergleich zu Innere extrem höher...

Gewagte These. Gerade in der Kardiologie ist die Liegedauer der Patienten kurz. Als Stationsarzt in der Inneren Patienten betreuen ist eine ganz andere Nummer als in der Chirurgie. Die Visiten dauern länger, Entlassungsbriefe sind umfangreicher (und werden nicht von Sekretärinnen vorbereitet). Klar, die Arbeit im OP fällt weg, aber du musst sehen dass du neben der Stationsarbeit in die Funktion kommst.
Man selbst glaubt meistens, dass man es am schwersten hat. Aber gerade in der Kardiologie fand ich es sehr anstrengend.

geisterhome
21.05.2015, 21:25
mh und was verstehst du unter weit bringen?
Sagen wir der 45 jährige (du?) macht eine fünfjährige FA-Weiterbildung, dann ist er als FA bereits 50.
Ein großer Karrieresprung ist da denke ich nicht mehr zu erwarten. Für Positionen als OA oder gar Chefarzt werden meistens Leute genommen, die schon mehr Berufserfahrung (also früh angefangen) haben, vielleicht auch in der Forschung tätig waren, wenn es denn eine Uniklinik sein sollte, und die man gegenfalls auch länger für den Job besetzen kann. Das sind drei kriterien, die meistens von Leuten erfüllt werden, die früher im Beruf eingestiegen sind.
Aber Niederlassen kann man sich als Allgemeinmediziner oder Psychiater sicherlich immer. Falls das deine Definition von weit kommen ist.



Na 45 ist arg alt für einen Berufsanfänger, aber selbst dann kann man es noch OA schaffen.

arbeiter79
21.05.2015, 21:32
Gewagte These. Gerade in der Kardiologie ist die Liegedauer der Patienten kurz. Als Stationsarzt in der Inneren Patienten betreuen ist eine ganz andere Nummer als in der Chirurgie. Die Visiten dauern länger, Entlassungsbriefe sind umfangreicher (und werden nicht von Sekretärinnen vorbereitet). Klar, die Arbeit im OP fällt weg, aber du musst sehen dass du neben der Stationsarbeit in die Funktion kommst.
Man selbst glaubt meistens, dass man es am schwersten hat. Aber gerade in der Kardiologie fand ich es sehr anstrengend.

Finde ich auch, ich bin auch in der Viszeralchirurgie tätig und finde den Job eigentlich ziemlich entspannned und einfach, zumindest als Assistenzarzt. Die Stationsarbeit kann nur einfacher sein als auf der Inneren und den meisten anderen Stationen und das Haken halten ist eigentlich so anspruchslos einfach das es eigentlich entwürdigend ist für einen approbierten Arzt. Die paar angeleiteten Ops unter Aufsicht sollten einen auch nicht fertig machen.

Trotzdem oder wahrscheinlich grade deshalb habe ich die Nase voll von dem Job und möchte auch wechseln (nach 2 Jahren), allerdings in die Allgemeinmedizin.

Kackbratze
21.05.2015, 22:09
Vielleicht solltest Du erstmal die Klinik wechseln, wenn Du das Fach echt interessant findest.

LasseReinböng
23.05.2015, 19:09
Willst Du später in der Kardiologie auch interventionell tätig sein ? Wenn ja könnte der Ausbildungsweg auch lang und mühsam werden, das wird einem in der Inneren/Kardio auch nicht unbedingt hinterhergeworfen.
Ansonsten, Innere ist auch sehr arbeitsreich, m.E. für den Assistenten noch wesentlich arbeitsreicher als Allgemeinchirugie, dafür erreicht man wesentlich früher ein Stadium der Unabhängigkeit/Autarkie.


Hallo zusammen,
Ich bin im 3. Ausbildungsjahr in der Viszeral- und Allgemeinchirurgie. Mich beschäftigt schon seit längerer Zeit der Gedanke, ob die Chirurgie das richtige Fach für mich ist. Um mich kurz zu fassen, gibt es viele Faktoren zur Zeit, die mich nicht unbediengt motivieren chirurgie weiterzumachen. Ganz vorne dabei die miese Ausbildung und fehlende Möglichkeit sich niederzulassen. Nun die Frage ist, ob es sich noch lohnt mit 33 in die Kardiologie zu wechseln und bei 0 wieder anzufangen?
Was ist eure Meinung?

arbeiter79
24.05.2015, 15:40
Willst Du später in der Kardiologie auch interventionell tätig sein ? Wenn ja könnte der Ausbildungsweg auch lang und mühsam werden, das wird einem in der Inneren/Kardio auch nicht unbedingt hinterhergeworfen.
Ansonsten, Innere ist auch sehr arbeitsreich, m.E. für den Assistenten noch wesentlich arbeitsreicher als Allgemeinchirugie, dafür erreicht man wesentlich früher ein Stadium der Unabhängigkeit/Autarkie.

Sehe ich ganz genauso, endlich lese ich das mal von jemand anderem. Ich denke mit Unabhängigkeit meinst das man den Status eines Entscheidungsträgers erreicht und man Verantwortung übertragen bekommt richtig?
Ich bin auch in der Viszeralchirurgie tätig und habe nach bald 2 Jahren die Nase voll.
Dort wird man wirklich auf lange Sicht wie ein Kind behandelt, damit meine ich gar nicht mal mich als immer noch echten Anfänger sondern Kollegen/Fachärzte die seit 10 Jahren plus dabei sind. Die sind eigentlich immer noch AiW (mit Facharztstatus auf dem Papier) was das Operieren angeht. Und das ist ja eigentlich was die Chirurgie ausmacht.
Im Op selbst ist man als Assistenzarzt natürlich auch das Letzte, die Schwestern kennen ja nur die Oberärzte als Leute die dort die relevanten Ops machen. Dementsprechend respektlos werde ich dort behandelt.
Nur das Geld hält mich zur Zeit noch da. Durch die viele relativ ruhigen Dienste klappt es damit immer noch ganz gut.

Brutus
24.05.2015, 18:59
Naja, also das will ich jetzt mal ein bißchen relativieren. Natürlich wirst Du in der Chirurgie nicht im 1. WBJ den Whipple oder den Ösophagus operieren. Aber Du wirst natürlich zum eigenständigen Arbeiten angeleitet. Oder rufst Du im Dienst für die KoPlaWu oder die Schnittverletzungen den OA? Es ist doch in jedem Fach das Gleiche. Du musst erstmal laufen lernen, bevor Du rennen kannst. Du wirst natürlich in den OPs, während Du assistierst, beobachtet und Deinem Stand entsprechend gefördert. Und ja, es operieren auch WBA als Operateur während die OÄ assistieren (weiß ich aus erster Hand, dauert nämlich entsprechend länger. ;-)).
Nur ist es eben auch hier wie überall: es gibt Kliniken, da funktioniert die WB gut, und es gibt diejenigen, in denen es eben nicht funktioniert. Dann muss man eben mit Cheffe reden und zur Not die Konsequenzen ziehen und gehen.
Das ist übrigens in der Kardio nicht anders! Schnell autark arbeiten? In der Kardio? Harhar. Der ist gut! Wer ist den in der WB selbstständig im Katheterlabor unterwegs? Also so wirklich? Und nicht nur als stiller Bewunderer der Cheffes?
Die meisten Assis, die ich im Laufe der Jahre kennengelernt habe, durften auch erstmal nur sämtliche EKGs der Klinik befunden und dann dem OA vorlegen. Und wenn das beherrscht wurde, durfte man mal mit in die Funktionen. Da war das Katheterlabor aber noch in einer Galaxis, weit, weit entfernt...
Und selbst in meinem Fach hast Du doch erstmal immer wieder das Gleiche unter Anleitung gemacht. Auch wenn ich von mir sage, dass ich schon recht früh sehr viel alleine machen durfte.