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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Forschung/ Arbeiten an Uniklinik



Benztowngirl
04.06.2015, 20:43
Hallo,

Bin an einer Uniklinik, und eigentlich ganz zufrieden. Nur: ich soll natürlich forschen, und das am besten am Abend/Freizeit ihr wisst schon wie ichs meine... nach einem langen Arbeitstag mit Studentenunterricht etc.
Die Arbeitsbelastung ist schon groß, weil momentan nicht alle Stellen besetzt sind-ich kann schlecht noch mehr machen...(Außer halt im dienstfrei, Wochenende und meinem bisschen Freizeit).
Das Problem ansprechen, dass man (zu) viel zu tun hat, kommt nicht gut an, die Erfahrung habe ich schon gemacht..
Wie läuft das woanders? Wie macht ihr das denn?
(ich will erstmal nicht weg, weil ich in meinem Fach nicht so viele freien Stellen kenne).
Danke!

Jule-Aline
05.06.2015, 08:47
Gibt es bei euch die Möglichkeit eines Forschnungsfrei?Das machen Kollegen von meinem mann und auch andere Leute aus anderen Abteilungen?Du arbeitest für eine begrenzte Zeit nur im Labor,machst keine Dienste ect.

Benztowngirl
05.06.2015, 09:31
Hm, das gibt es, aber ich soll Studien nebenher betreuen. Es ist nicht vorgesehen, freigestellt zu werden...
Ich bin auf Station, und soll das nebenher machen, momentan sind wir auch eher zu wenig Mitarbeiter..

test
05.06.2015, 09:33
"Ich soll in meiner Freizeit forschen" ist für mich ein Oxymoron.
Richtige Forschung kann man nicht alleine machen und auch nicht in der Freizeit/nach Dienstschluss. :-nix :-meinung
Da kann man mal einen Case Report schreiben oder ein paar Fälle sammeln, echte Forschung ist aber doch was anderes. Dafür muss man in einer Gruppe integriert werden und Freistellung haben.

Benztowngirl
05.06.2015, 14:24
Hm, es ist mehr Studienärztin sein...Also nicht im Labor, aber dennoch zeitintensiv

test
05.06.2015, 21:18
Studienärztin/-arzt ist die oder derjenige, der im Wesentlich die Dokumentation macht. Das hat mit "echter" eigener Forschung doch meist nicht viel zu tun. An einer Uniklinik gehört das meiner Meinung nach dazu, dass jeder Weiterbildungsassistent auch bei den Studien mitarbeitet. das ist ja wirklich kein Hexenwerk und besteht vor allem in der genauen Dokumentation, wie sie eben in der Studie vorgesehen ist. :-meinung

JazzKo
05.06.2015, 22:05
Wird das dann wenigstens vergütet oder wozu dient das? Eigeninteresse? Doktorarbeit?

test
05.06.2015, 22:30
Das gehört ganz einfach zu den ärztlichen Arbeitsaufgaben an einer Uniklinik.
Du fragst ja auch nicht, ob die Blutentnahmen extra vergütet werden.
Irgendwo sollte es einem schon einleuchten, dass klinische Studien von neuen Medikamenten an Patienten nur dann laufen, wenn auch Ärzte die Patienten betreuen.
Der Studienarzt macht wie üblich (evtl. in kürzeren Abständen als sonst) Anamnese und Untersuchung des Patienten und muss dies eben entsprechend den Anforderungen der Studie genau dokumentieren und die entsprechenden Akten pflegen. :-nix Das ist üblicherweise alles, was von Studienärzten verlangt wird und das sollte man schon bereit sein zu leisten, wenn man sich an einer Uniklinik bewirbt, wo sollten sonst noch klinische Studien mit neuen Medikamenten laufen, wenn nicht dort?? Ich weiß aber natürlich nicht, worum es in dem konkreten Fall geht.

Locutus001
07.06.2015, 03:00
Kannst Du die Studienbetreuung als Überstunden kompensieren lassen?

Ich meine wenn es "wie Blutabnahme" einfach dazu gehört... dann ist das ja Arbeitszeit.
Arbeitszeit außerhalb Deiner eigentlichen Arbeitszeit ist ja quasi "Überstunde".
Die gehören extra vergütet oder als Freizeitausgleich kompensiert.

Natürlich wollen die Chefs immer jemanden haben der als "Hobby" noch forscht und kostenlos nach der Arbeit den Porsche vom Chef wäscht und eine Wachspolitur verpasst.

Wenn Du selbst kein wissenschaftliches Interesse hast, dann würde ich mich persönlich dagegen wehren.
Herrschten bei Deiner Einstellung im Klinikum klare Verhältnisse und wusstest Du genau was da auf Dich zukommt?

Andi G. Schütze
08.06.2015, 19:58
Ich finde auch, dass es in einer Uniklinik dazu gehört, zumindest in einigen Studien Mitglied der Prüfgruppe zu sein. Das ist ja nicht wirklich viel Arbeit (läuft ja während des regulären Tages - schließlich kommen die Studienpatienten nicht um 20:00 Uhr ins Haus, irgendwall wollen die Study Nurses ja auch Feierabend haben) und bringt zum Einen einen guten Einblick in klinische Prüfungen und zum Anderen ja auch interessante Erfahrungen.
Ich finde es jetzt aber auch nicht verwerflich, wenn der Chef zumindest hin und wieder mal eigene (kleine) Projekte von seinen Assistenzärzten fordert. Die Chefs wissen ja genauso, dass signifikante Drittmittel-Einwerbungen und das New England-Paper nicht durch Feierabendforschung kommen - aber kleine retrospektive Fallserien und/oder Case Reports sind eigentlich was, was schon drinn sein sollte. Zumindest als ich an der Uni angefangen habe, war mir das auch ohne explizite Ansage des Chefs/des Personaloberarztes klar.

ehem-user-19-08-2021-1408
23.06.2015, 00:51
Wie läuft es eigentlich an Unikliniken ab mit einem "Forschungsfrei"?
Ich kenne das aus der Sportorthopädie bei mir an der Uni. Da hatten einzige AÄ hin und wieder einzelne freie Tage im Monat. Aber mehr als eine statistische Arbeit oder Case Reports kriegt man da nicht hin.

Speziell für chirurgische Weiterbildungen:
Gibt es Möglichkeiten, vom Chef freigestellt zu werden für, sagen wir mal, 12 oder 24 Monate und intensiv richtige Laborforschung zu machen? Ich meine damit inkl fortlaufendem Gehalt.
Sind solche Zeiträume auf den FA anrechenbar, wenn der Vertrag weiterläuft?
Oder muss man solche größeren experimentellen Projekte immer selbst über Drittmittel und Sponsoren finanzieren?

"Nebenher" ein paar Experimente laufen lassen und tagsüber dem Klinikalltag nachgehen kenne ich nur von einem Bekannten aus der Labormedizin, wo das Patientenaufkommen bekanntlich eher gering ist....

Gesocks
23.06.2015, 02:59
Bei uns gibt's dafür zum Beispiel einen internen Förderungsfonds; ich weiß von ein paar Leuten, die das machen. Und eben das übliche, DFG- und Stiftungs-geförderte Zeug. Teilzeit-Freistellung haben auch einige ausgemacht, haut aber nicht so richtig hin. Als Weiterbildungszeit ist Forschung hier grundsätzlich nicht regelmäßig anrechenbar.

papiertiger
23.06.2015, 17:56
Bei uns (Uni) gibt es zB die Möglichkeit, über ein Forschungsstipendium ein Jahr freigestellt zu werden. Ansonsten gibt es "laborfrei" für eine begrenzte Anzahl von Leuten mit Forschungsinteresse und das durchaus regelmäßig, je nach Projekt 1-2 Tage die Woche oder eben geblockt immer wieder mal eine Woche oder auch nur nach Bedarf immer mal einzelne Tage.

Da ist es halt insofern etwas schwerer, damit zu planen, als dass diese Laborfrei-Tage bei plötzlich aufkommender Personalknappheit auch mal spontan ausfallen bzw. bei entsprechenden Engpässen auch mal für mehrere Wochen nicht zustande kommen können. In der Regel klappt das aber ganz gut, so dass man bei entsprechendem Interesse seine Projekte auch verfolgen kann. Natürlich immer vorausgesetzt, der Chef befindet das betreffende Projekt auch für verfolgenswürdig, so viel Willkür ist da leider dann doch dabei.

Christoph_A
23.06.2015, 18:14
Freistellungen kenn ich von meinen universitären Kollegen schon, allerdings waren diese Zeiten meist schlecht oder gar nicht bezahlt. Inwiefern sich das die letzten paar Jahre geändert hat, kann ich jetzt nicht mehr sagen, bin schon ein paar Jährchen ohne universitären Kontakt.
Was Deine Weiterbildung betrifft: Wieso sollte das als Weiterbildungszeit angerechnet werden, ist ja im Endeffekt universitäres Privatvergnügen und hat nichts mit den geforderten Weiterbildungsinhalten zu tun, dementsprechend kann ich mir eine Anrechnung nur sehr schwer vorstellen, wenn man wirklich ein reines Forschungsjahr einlegen will. Das entspricht ja irgendwie einem akademischen Sabbatical :-)

papiertiger
23.06.2015, 20:52
Wenn man das Glück hat, an ein entsprechendes Stipendium zu kommen geht das bei uns durchaus - Freistellung von Aufgaben in der Krankenversorgung bei weiterlaufender Bezahlung nach TV-Ä + zusätzliche Finanzmittel für das Projekt als solches, das Ganze für ein Jahr und (das hab ich jetzt gerade ehrlicherweise nicht schwarz auf weiß, aber ich meine es sei so) die Weiterbildungszeit läuft dabei auch weiter. Probleme kann es dann natürlich damit geben, die Zahlen für den Katalog zusammenzukriegen oder vllt. hat man auch schlicht selber das Gefühl, dass man klinisch noch nicht "reif" für den FA ist, aber prinzipiell zählt die Zeit schon zur WB.