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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : EuGH-Urteil zum Bereitschaftsdienst von Ärzten



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Bishop
09.09.2003, 12:57
Leute, mich wuerde mal Eure Meinung interessieren zu dem heute gefallenen Urteil des europaeischen Gerichtshofs, fuer uns, die wir jetzt in den naechsten Jahren fertig werden.

Weniger Belastung aber auch (noch) weniger Geld, dafuer freie Wahl der Fachrichtung???. Nach Schaetzungen des Marburger Bunds und der DKG werden 15-27000 Aerzte/Innen eingestellt. 2000 werde ca. pro Jahr fertig, den momentanen Arbeitsmarkt kennt Ihr. Also was meint Ihr??? Werden wir daon profitieren? :-notify

Bishop

Rico
09.09.2003, 13:15
Original geschrieben von Bishop
Nach Schaetzungen des Marburger Bunds und der DKG werden 15-27000 Aerzte/Innen eingestellt. 2000 werde ca. pro Jahr fertig Naja... also ca. 5.000 machen pro Semester (!) 2. Stex und die werden auch fast alle ein Jahr später Arzt, also eher 10.000 pro Jahr...

Original geschrieben von Bishop
Werden wir davon profitieren?Definitiv. V.a. wenn man an ein kleines Haus will ist man ja u.U. schon heute der einzige, der sich auf die freie Stelle bewirbt, da kann man dann auch schon was fordern (Umzugshilfe, Garantie der Katalogerfüllung bei der Facharztausbildung, etc....)

Da wird sich dann die Lage noch mehr verbessern.
Viele der privaten Klinikbetreiber haben das ja schon erkannt und bieten derartige Leistungen an (und gehen auch nicht pleite, sondern sparen an anderer Stelle wie der anderenorts aufgeblähten Verwaltung :-top).
:-meinung Ich denke/hoffe, da wird sich noch einiges zu unseren Gunsten tun...

Lion
09.09.2003, 16:06
Sehe das Urteil eigentlich auch sehr positiv

Frage mich nur woher die Milliarden Euro für die neuen Stellen kommen sollen??? Das Urteil so schnell wie möglich umsetzen ist ja schön und gut, aber wie? Habe eben im Radio gehört, daß es für jede Klinik im Durchschnitt eine zusätzliche Belastung von über 700.000 EUR sein wird.

Außerdem wird ja gesagt, daß sich das Urteil auch auf andere Berufszweige auswirken soll.

Denke also da wird noch ein ganz schön langer Rattenschwanz folgen.

Bastian
09.09.2003, 19:15
Frage mich nur woher die Milliarden Euro für die neuen Stellen kommen sollen???

Man spricht von allerhöchstens einer einzigen Milliarde € Mehrkosten. Etliche Krankenkassenvertreter sagen sogar, dass es bei vernüftiger Organisation überhaupt keine Mehrkosten geben muss.

Die Verwaltungen der Krankenkassen verschlingen übrigens mehr als 20 (!) Milliarden Euro jährlich.

Gruss

B

milz
09.09.2003, 19:30
Frage mich nur woher die Milliarden Euro für die neuen Stellen kommen sollen???

Es gibt in Dtl. genug Geld.
Wer's nicht glaubt, sollte mal ins Schwarzbuch der Steuerzahler schauen!

http://www.steuerzahler.de/

Lion
09.09.2003, 19:49
Wenn es so gut um unsere Finanzen steht, warum wird dann der Rücktritt von Eichel gefordert?

Wie ich bereits sagte finde ich das Urteil sehr gut, meiner Meinung nach sogar absolut notwendig.

Aber jemanden der sagt, daß das Gehalt für 15.000 neu eingestellte Ärzte selbstverständlich im Gesundheitswesen vorhanden ist kann ich nicht ganz ernst nehmen. Oder erklärt mir doch bitte wo das Geld sein soll. Einfach zu sagen in Deutschland ist genug Geld vorhanden ist mir nun etwas zu plump. Da könnte ich glatt zum Rudi Völler werden. :-))

Natürlich kann es sein, daß ich mich total irre, aber dann lehrt mich bitte eines besseren.

milz
09.09.2003, 20:36
Aber jemanden der sagt, daß das Gehalt für 15.000 neu eingestellte Ärzte selbstverständlich im Gesundheitswesen vorhanden ist kann ich nicht ganz ernst nehmen.
Bezog mich auch nicht auf die Gesundheitskassen sondern aufs Gesamtbudget! (Wenn mir diese Perspektive erlaubt sei.)
Und Staatsverschuldung hin oder her: Schau Dir an, in welche Kanäle das Geld, das zweifelsohne da ist gepumpt wird:

"30 Milliarden Euro an Steuergeldern werden schätzungsweise Jahr für Jahr verschwendet, d.h. Bund, Länder und Gemeinden könnten mühelos zweistellige Milliardenbeträge einsparen, wenn weniger sorglos, weniger großzügig und dafür aber effizienter mit dem Geld der Steuerzahler umgegangen würde.

Die Beispiele der Verschwendung reichen von maßlosen Baukostenüberschreitungen, Beschaffungspleiten, unnötige Politikerreisen, wertlose Gutachten, unsinnige Subventionen bis hin zu teuren Schildbürgerstreichen, unsinnigem Bürokratismus und Korruption. Der Bund der Steuerzahler veröffentlicht jedes Jahr im Herbst sein Schwarzbuch 'Die öffentliche Verschwendung', in dem skandalöse Beispiele von Steuergeldverschwendung dokumentiert werden. ..." (hier (http://www.steuerzahler.de/inhalt/static.phtml?link=schwarzbuch02/schwarzbuch.htm))

Warten wir die nächsten Wochen ab!
Ich bin gespannt!

Gruß

Hellequin
09.09.2003, 21:05
Hi alle zusammen,

also ich denke schon das das ganze negative Folgen
für Ärzte haben wird:

1. Geringerer Verdienst, schließlich
fällt die Bereitschaftsdienstzulage weg.

2. Schichtdienst.......hätte ich auch gleich Krankenpfleger
bleiben können :-???

3. Ich bin mir sicher das sich die Krankenhausbetreiber
noch ein paar hässliche Überraschungen für uns einfallen
lassen werden. :-dagegen


Hoffe natürlich das ich mich irre!!!!!!! :-))

Lion
09.09.2003, 21:37
Hi Milz,

natürlich, stimme ich Dir vollkommen zu.

Aber. Man kann doch nicht ernsthaft ein Finanzierungskonzept auf Einsparungen in vermutlich Hunderten verschiedenen Sektoren stützen. Denn niemand läßt sich Geld, das ihm Jahr für Jahr zur Verfügung gestellt wird, sei es nun für unnütze Verschwendung oder nicht auf einmal wegnehmen. Natürlich wird viel Geld sinnlos aus dem Fenster geworfen, aber du kannst doch nicht wirklich glauben das man das mal eben abstellt und von dem eingesparten Geld dann selbstverständlich die armen Ärzte finanziert. Halte ich leider immernoch für etwas realitätsfern.

Bastian
10.09.2003, 09:40
Bei so riesigen komplizierten Systemen, wie ein Staatshaushalt oder das Gesundheitswesen wird sich Verschwendung nie wirklich vermeiden lassen, das wäre illusorisch.

Aber die Kosten für die Umstellung der Bereitschaftsdienste auf neue Arbeitszeitmodelle bewegen sich eher im überschaubaren Rahmen, verglichen mit anderen Problemen des Gesundheitssystems.

siehe auch: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,264931,00.html

Möglich, dass Ärzte in Zukunft etwas weniger verdienen werden, aber das wird wohl kaum einen Klinikarzt an den Bettelstab bringen. Andererseits wird die Arbeitszeit gleichmässiger verteilt und die unmenschlichen Arbeitsbedingungen werden (hoffentlich) einigermassen verbessert. :-dafür

Sani
10.09.2003, 09:55
Original geschrieben von Hellequin
1. Geringerer Verdienst, schließlich
fällt die Bereitschaftsdienstzulage weg.

naja... mal ehrlich.. lieber etwas mehr Zeit für die Familie...

ich weiß ja nicht, wie es in Kliniken ist, aber wir bekommen halt dann Nachrschichtzulage ... und mir wird auch (noch) Bereitschaftszeit abgezogen...mal sehen, wie lange noch.


Original geschrieben von Hellequin
2. Schichtdienst.......hätte ich auch gleich Krankenpfleger
bleiben können :-???

ich verstehe dich nicht ganz, was ist denn der Unterschied, wenn man über 1 1/2 Tage (oder länger) am Stück arbeitet ??

ich arbeite im Rettungsdienst und da haben wir halt auch Schichtdienst.

Jo.
10.09.2003, 10:07
Ich verstehe nicht ganz warum Ihr von weniger Verdienst ausgeht, könnte das jemand erklären?
Für mich hört sich das nämlich ehrlich gesagt eher nach höherem Verdienst an.

Sani
10.09.2003, 10:08
naja... weniger WOchenarbeitsstunden = weniger Verdienst...

Jo.
10.09.2003, 10:25
Hm, aber es geht doch hauptsächlich um voll bezahlte Bereitschaftsdienste die ab jetzt nicht mehr scheinheilig als "Ruhezeit" gelten sollen.
Ich bezweifle, daß jetzt die 35-Stunden-Woche für Ärzte kommt! ;-) Es gibt doch jetzt schon massiven Ärztemangel.
Kann jemand mal ungefähr angeben wieviel man bisher für einen Dienst bekommen hat und wieviel man wohl demnächst dafür bekommen wird? Ich könnte mir vorstellen daß der Verdienst trotz evtl. weniger Dienste steigen wird.

Hellequin
10.09.2003, 11:09
@Sani: Prinzipiell geb ich dir recht, aber ich habe so meine Zweifel
das ein Schichtdienst für Ärzte von den Arbeitszeiten her genau so sein wird, wie bei den anderen Berufen.

Schlimmstenfalls heißt es dann vielleicht, genau soviel arbeiten
für weniger Geld. :-((

In der Krankenpflege ist es momentan halt schon so das viele Kliniken dazu übergehen, nachts nur noch Dauernachtwachen
einzusetzen um sich die Wechselschichtzulage zu sparen.
Sind dann etwa 100 - 150 Euro im Monat weniger als vorher.

@Jo.: Ich glaub net das wir mehr verdienen. Ärzte werden ja nicht
nach Stunden bezahlt.

Quote:
Ich bezweifle, daß jetzt die 35-Stunden-Woche für Ärzte kommt! Es gibt doch jetzt schon massiven Ärztemangel.

Das läuft vermutlich darauf hinaus das man einfach mehr arbeiten wird. :-???


Aber wie gesagt ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen :-))

milz
10.09.2003, 11:18
"Auch nach dem EuGH-Urteil über den Bereitschaftsdienst deutscher Ärzte wird es nach Ansicht von Gesundheitsministerin Schmidt nicht zu Masseneinstellungen kommen. Mit den Mitteln des Bundes und "intelligenten Schichtplänen" ließen sich humane Arbeitszeiten für Mediziner schaffen."

http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID2251254_TYP6_THE_NAVSPM1_REF1,00.html

Jo.
10.09.2003, 11:48
Also jetzt habt mal nicht so viele Bedenken!
Eins ist doch klar: verschlechtern wird sich die Situation für Ärzte auf gar keinen Fall.
Erstens weil es ja schlimmer als jetzt gar nicht kommen kann ;-), und zweitens weil dann natürlich noch mehr Ärzte "tschüs" sagen.
Das AIP wird doch z.B. auch nicht aus reiner Menschenliebe urplötzlich abgeschafft, sondern weil sich die jungen Mediziner solche Sauereien schon lange nicht mehr bieten lassen.

Ich jedenfalls würde einen Lachkrampf bekommen, wenn sich die Arbeitsbedingungen oder der Verdienst verschlechtern würden, denn dann wäre nicht Schichtdienst angesagt sondern schlicht und einfach Schicht im Schacht!

Pünktchen
10.09.2003, 13:19
@hellequin
Ich stimme dir zu...
Ich halte bei der derzeitigen Situation das Urteil für negativ...
Das Geld was man über Bereitschaftsdienste verdiente bekommt man nicht mehr obwohl man sich Nächte im Krankenhaus um die Ohren schlägt. Ich denke jedoch nicht, daß der Verdienstausfall sich nur auf 150 Euro im Monat beschränkt bei den meisten.

Jedoch denke ich auch nicht, daß es sich die Krankenhäuser leisten können mehr Ärzte einzustellen...also bleibt doch ersteinmal alles beim alten.

@sani
hmmm....ich weiß net, ob in manchen Fällen die gewonnene Freizeit den Verdienstausfall ausgleichen kann.......


Schließlich will ich für das was ich leiste auch entsprechend entlohnt werden....ansonsten hätte ich wirklich Krankenschwester werden sollen. :-))


Gruß
vom Pünktchen, daß sich ein wenig Sorgen macht ums liebe Geld.... :-blush

Bastian
10.09.2003, 13:29
Immer diese deutsche Krankheit:

Lerne zu klagen ohne zu leiden

Pünktchen
10.09.2003, 13:41
@bastian
och weißte, ich bin jemand, der viel hinnimmt, sich nicht beklagt, sondern einfach das macht, was gemacht werden muss....aber es gibt manche Dinge, die ich nicht einfach so hinnehme...und darüber beklage ich mich...richtig!!!
und ich denke nicht zu unrecht...