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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Von der Klinik in die Praxis - noch in der Weiterbildungszeit?



fosforito
12.06.2015, 21:49
Hallo zusammen!

Ich mache derzeit meine Weiterbildung zur Kardiologin und werde im Juli meinen Common Trunk abschliessen. Bereits jetzt schon merke ich aber, dass die Klinikarbeit auf Dauer nichts für mich ist und ich mich selbst mehr und mehr im ambulanten Bereich sehe.

Lt. WBO ist ja eine Maximalzeit von 18 Monaten in der Weiterbildung möglich, ambulant zu machen. Daher spiele ich mit dem Gedanken, noch in der Klinik zu bleiben, so lange es nötig ist und mir dann eine Praxis zu suchen.

Hat jemand von Euch ähnlichen Weg eingeschlagen und kann mir von seinen Erfahrungen berichten? Macht es Sinn, so früh zu wechseln?

Würde mich über Feedback und Tips freuen. :-top

Muriel
12.06.2015, 22:28
Suchst Du speziell Erfahrungen in der Inneren/Kardio oder generell? Bei zweiterem könnte ich etwas zu sagen .

fosforito
12.06.2015, 22:37
Hi!

sicherlich wäre kardiospezifisch hilfreicher, aber ich denke, generell gibt es bestimmt auch fachunabhängige Punkte, die allen gemein sind bei so einem Wechsel. Bin daher für jeden Austausch dankbar 😉

Muriel
12.06.2015, 22:52
Also, ich bin Augenärztin und habe zunächst etwa 3,5 Jahre in der Klinik gearbeitet. Nach der anschließenden Elternzeit bekam ich das Angebot, in eine Praxis zu wechseln. Eine Stelle in einer Praxis wie dieser war immer meine Wunschvorstellung, gezweifelt habe ich dennoch zunächst. Ich wusste nicht, ob ich schon fit genug wäre dafür, denn schließlich arbeitet man ja deutlich autarker in einer Praxis auch als WBA. Letztendlich war der Wechselzeitpunkt ideal. Nach dieser Zeit hat man einen guten Überblick über so ziemlich alles Wesentliche und generell wäre ein Stellenwechsel dann angebracht, um auch mal andere Wege kennenzulernen (hier sehe ich das Schweizer Modell mit vorgeschriebenen Wechseln während der Weiterbildung unserem deutlich überlegen). Das Wissen und Können sollte in diesem Stadium so brauchbar sein, dass man mit einer gewissen Einarbeitungszeit selbständig mit der Möglichkeit der Nachfrage arbeiten können sollte. Da ja wohl in jedem Fach typische Dinge in Praxis und Klinik durchaus anders sein können, empfiehlt sich mE eine gewisse Zeit ambulant, wenn das Ziel langfristig eine Praxis ist, erst recht. Noch zwei Jahre mehr Klinik hätten mich persönlich nicht wirklich weitergebracht, die Zeit in der Praxis bis zum FA jedoch ungemein.

Pflaume
16.06.2015, 00:53
Das Hauptproblem im Bereich Kardiologie dürfte sein, nach 54 Monaten (Mindestweiterbildungszeit in der Klinik + 18 Monate ambulant) die erforderlichen Weiterbildungsinhalte, die man (fast) nur in der Klinik bekommen kann, erfüllt zu haben: Herzkatheter etc. Das klappt doch allerhöchstens, wenn man mit dem Chef schläft. Ich habe bisher überhaupt erst eine Kollegin erlebt, die in den 72 Monaten (in der Klinik) wenigstens die Weiterbildungsinhalte zum Kardiologen erfüllt hat.

fosforito
16.06.2015, 06:37
Ich weiß, was du meinst. Das scheint aber ein generelles Problem zu sein, gerade in der Kardiologie. Ich habe einige Kollegen kennengelernt, die gerade ihren Kardiologen gemacht haben, aber erst dann wirklich anfangen, zu Kathetern, bei EPUS zu assistieren usw.

Eine Kollegin in einem KH, in dem ich mich einmal beworben habe, hatte es mir so zu verstehen gegeben, dass ihre Chefs die erforderlichen Zahlen schriftlich bestätigt haben, ohne dass sie diese praktisch wirklich erreicht hat - ja nicht im Sinne des Erfinders, aber selbst in vielen Kliniken Gang und Gebe... :(

Christoph_A
17.06.2015, 09:32
Erst mal bezüglich der initialen Frage: Einen Teil seiner Weiterbildung in einer Praxis zu absolvieren, ist sicher sehr sinnvoll, da man dadurch einen Einblick in das Betätigungsfeld eines niedergelassenen Kardiologen erhält, habe selber auch 6 Monate in einer großen kardiologischen Praxis im Rahmen meiner FA Ausbildung verbracht und war dann sicher, daß mein Weg nach der Prüfung in die Praxis führen wird. Was die Weiterbildungsinhalte betrifft, wirst Du in einer Praxis sicher die Zahlen für Echos, alle übrigen Sonos und Schrittmacherkontrollen locker vollkriegen, bei dem Durchsatz der normalerweise herrscht.
Herzkatheter gehen natürlich meist nur in einer Klinik, EPUs sind eh nicht mit Zahlen im FA Katalog zu dokumentieren.
Was die Diskussion über den Katalog angeht => kenne niemanden, der die Linksherzkatheterzahlen selbständig in der Weiterbildung absolviert hat, gibt Kardiologen, die im Rahmen ihrer Weiterbildung nicht mal ein Labor von innen gesehen haben. Ist wie in jeder anderen medizinischen Disziplin auch, am Ende der FA Ausbildung gibt's ein paar hübsche Zahlen auf nem hübschen Papier mit nem hübschen Stempel vom Chef und fertsch das Ganze.
Und wer unbedingt kathetern will, kann das ja am Ende der FA Ausbildung beginnen, das ist sicher nicht die Basis der Kardiologie, die liegt ganz eindeutig auf einem anderen Feld.