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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Anästhesie fertig! Und Nun? Wechsel?



aton_01
14.06.2015, 06:25
Die anästhesiologische Ausbildung ist nun komplett. Habe schon mein Abschlusszeugnis vom Chef bekommen. Ich muss nur noch die FA-Prüfung ablegen. Aber nun denke ich schon verstärkt darüber nach wie es weitergehen soll: Ewig im Krankenhaus bleiben, Honorararzt, Schmerztherapie (Praxis) oder Wechsel in eine andere Fachrichtung mit dem Ziel sich dann niederzulassen.

Ich bin zwar gerne Anästhesist, aber in Sachen Work-Life-Balance (für mich sehr wichtig), hat sich die Situation im Laufe der Zeit nun sehr verschlechtert: Keine Prämed-Ambulanz, so dass man nach OP auf den Stationen (Maximalversorger) herumrennt, Urlaubssperre auf ITS (6 monatige Rotationen) und die baldige Aussicht in einer bestimmten Dienstgruppe 24h durchzuarbeiten (Schichtdienst unerwünscht). Im Grunde Themen, die hier im Forum immer wieder mal auftauchen.

Ich überlege mir nun in die Innere Medizin zu wechseln. Da ich meine ärztliche Ausbildung damit bereits gestartet hatte, bräuchte ich so 3 Jahre um damit fertig zu werden und könnte mich dann niederlassen. Da wäre für mich eine Gemeinschaftspraxis interessant. Die drei Jahre im Krankenhaus halte ich noch locker aus, aber dann wäre ich frei. So der Traum.

Was denk ihr?

mainzer
14.06.2015, 20:46
hast du den Quereinstieg in die Allgemeinmedizin in Erwägung gezogen...ähnliches Patientenspektrum wie bei Innerer, gleiche Chance zur Niederlassung, 2 Jahre Weiterbildung im ambulanten Bereich nach abgeschlossener FA-Ausbildung (egal welcher FA)...ggf. ein etwas geringeres Gehalt in der Niederlassung im Ggs. zum fachärztlichen Internisten...aber so what.
Gibt es bis Ende 2015 soweit ich weiß in BaWü und Hessen...andere Bundesländer hab ich grad nicht auf dem Schirm...

Und nebenbei könne man sich durch NEF-Dienste was dazu verdienen..
Hab's mir vor nem Vierteljahr auch mal überlegt...auch schon hospitiert in einer super modernen und genialen Praxis...aber die 25 Patientenkontakte morgens und nachmittags mit maximal RR-Messen, Auskultation, Sono, (LZ)-EKG-Befundung haben mich nicht wirklich angefixt...glaube, dass mir das auf Dauer zu langweilig wäre... Schließe nicht aus, dass sich das in den nächsten 10 Jahren aber nochmal ändert...

mainzer
14.06.2015, 20:47
Doppelpost..

aton_01
15.06.2015, 06:27
Ja- Allgemeinmedizin habe ich mir auch schon überlegt. Ein großer Nachteil der Ausbildung in einer Praxis wäre der Gehaltseinbruch. Die Förderung durch die Kasse ist recht niedrig und zudem kritisiert der Marburger Bund, ,,dass sich Fälle wiederholen, in denen Weiterbildungsstellen diese Fördergelder nicht im vollen Umfang an die angestellten Ärzte ausgezahlt haben." (Link: https://www.marburger-bund.de/artikel/allgemein/pressemitteilungen/2015/rudolf-henke-weiterbildung-ist-aerztliche-berufsausuebung)

Bei einem Wechsel in die Innere, würde ich den vollen Tarifgehalt bekommen. Zudem fehlen mir vieleicht noch drei Jahre, da ich ja bereits mit der Inneren (vor Anästhesie) angefangen hatte. Das Jahr geht auch vorbei.

Eine Praxis ist vieleicht etwas eintöniger, aber der Gedanke bis ins Rentenalter Nacht für Nacht angerufen zu werden, Feiertage und Wochenenden zu arbeiten, während Freunde und Familie etwas unternehmen, ist für mich sehr bedenklich. Das ist mir vor allem dann bewusst geworden, als ich erfuhr, dass wir auf der ITS keinen Urlaub nehmen dürfen, es sei denn man findet selbst jemanden, der einen vertritt.

Miss
15.06.2015, 06:36
Aber das ist schon nicht normal mit Urlaubssperre auf Intensiv und wäre für mich ein Grund, da nicht weiter arbeiten zu wollen.

So ähnliche Gedanken hat bestimmt jeder Anästhesist, aber es gibt auch da schon Möglichkeiten ohne einen Fachwechsel. Manches wäre mir momentan zu langweilig (wie schon erwähnt), aber das kann sich ja auch ändern.

Peter_1
15.06.2015, 07:53
Hallo,

hier: http://www.hausaerzteverband.de/cms/fileadmin/user_upload/redaktion/bundesverband/Kodex/Liste_0315_KODEX_Teilnehmer.pdf findest du eine Liste der Weiterbilder, die die "Initiative HANS" unterschrieben haben. Die Initiative https://www.hausaerzteverband.de/cms/fileadmin/user_upload/redaktion/bundesverband/Kodex/Kodex_Selbstverpflichtung.pdf beinhaltet (unter anderem) eine tarifliche Bezahlung analog MB Tarif kommunaler Krankenhäuser. Wenn evtl. einer dieser Ärzte bei dir in der Nähe wäre, dann würde ich dort mal anfragen, dann gäbe es zumindest keine Gehaltseinbussen. Ansonsten sind die Arbeitszeiten aber in einer Praxis nicht vergleichbar mit den Klinikzeiten, d.h. NEF fahren nebenher ist gut möglich. Eine untertarifliche Bezahlung würde ich mir nicht gefallen lassen, sonst wäre Klinik weiter wirklich besser.

WackenDoc
15.06.2015, 08:16
Gemeinschaftspraxis kannst du auch in der Allgemeinmedizin machen. Oder auch Modelle in denen du als Angestellter in einer größeren Praxis arbeitest. Die Arbeitsbedingungen kannst du individuell aushandeln.

Ich weiss ja nicht wie du gebunden bist bzw. welche finanziellen Verpflichtungen du hast- aber du kannst doch verschiedene Modelle mal ausprobieren incl. Schmerztherapie, Honorararzt, Notarztfahren, Hausarzt etc.

Borderline
15.06.2015, 10:10
Wie wäre es mit Wechsel des Arbeitgebers anstatt Wechsel der Fachrichtung? In der Inneren ist das Thema work Life Balance eher noch schlechter repräsentiert, obwohl die Fachrichtung inhaltlich wohl vielfältiger ist.

aton_01
15.06.2015, 11:28
Danke für die Tips. Werde ich gedanklich durchgehen. Ich hoffe, dass ich dann das Richtige für mich auslote. Zumindest habe ich vor innerhalb der nächsten zwei Wochen eine Entscheidung zu treffen. Das poste ich dann natürlich auch hier rein :-)

WackenDoc
15.06.2015, 11:29
Eine Entscheidung für eine Option muss auch nicht für die Ewigkeit sein.

konstantin
15.06.2015, 12:06
Hier hat's den ein oder anderen Anästhesisten, der jetzt in der Palli arbeitet. Ist sicherlich nicht für jeden was, aber die, die ich kennengelernt habe, schienen sehr zufrieden damit zu sein.

sleepyhead
25.11.2016, 08:27
Hallo,

Wollte das Thema noch mal auffrischen da ich nämlich ähnliches Problem habe :( in nicht ganz einem Jahr kann ich meine Facharztprüfung machen und was dann.... weiß ich nicht, bis jetzt hat mir Anästhesie und Intensiv Spaß gemacht, aber ich kann mir wirklich nicht vorstellen bis zur Rente Dienste zu machen und in der Klinik zu bleiben. Die Bedingungen in der Klinik werden nicht besser und eine richtige Option zu Niederlassung hat man in der Anästhesie nicht. Vielleicht bin ich zu spät aufgewacht oder habe gehofft das die Arbeitsbedingungen sich ändern weiß ich nicht, aber jetzt bleibt die große Frage was nun? Erst mal mache ich weiter bis zur Prüfung, suche aber nach Optionen, viel hat sich leider nicht ergeben. Ambulante Praxis für Anästhesie gibts wenige und als Angestellter da eine Stelle zu finden wo das Arbeitspensum und Lohn stimmen ist nicht einfach, oder gibt's die einfach nicht. Honorararzt weiss ich nicht, hab schon einige Anästhesisten getroffen die unzufrieden damit waren.
Und was nun?
aton_01 was machst du jetzt?

Hatte jemand von euch ähnliche Krise?

LasseReinböng
30.11.2016, 19:51
Anästhesie bietet einfach nicht so viele Möglichkeiten, dem typischen Krankenhausalltag mit Nacht- und Wochenenddiensten, Schichtsystem etc. zu entfliehen. Nischen gibt es sicherlich aber die sind eben auch spärlich gesät. Beispielsweise ist gerade ein Kollege als FA an eine rein orthopädische Klinik gewechselt - nur Elektiveingriffe. Letztens gab es auch eine Stellenanzeige im DÄ, wo u.a. FÄ für Anästhesie für eine Tätigkeit in der Hämostaseologie gesucht wurden. Andere Beispiele wurden hier ja auch schon aufgelistet.
Die Masse aber bleibt letztlich ewig in der Klinik - OP/ITS etc.

Wie sieht es mit einem anderen FA aus ?

thorsten83
30.11.2016, 20:13
Wie wäre es z.B. mit Arbeitsmedizin und dann Betriebsarzt?

In der Regel hat man da vernünftige Arbeitszeiten und ein solides Gehalt.

aton_01
02.12.2016, 06:34
Also ich habe den FA für Anästhesie gemacht und war dabei mir auch die Zusatzbezeichnung Intensivmedizin zu holen ABER Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass ewig so weiterzumachen. Diente und Belastungen nehmen zu und als erfahrener Anästhesist musste man immer einspringen. natürlich bevorzugt zu den Diensten an Feiertagen und Wochenenden.

Ich bin dann weg. Habe in die Arbeitsmedizin gewechselt. Arbeite nun von Montag bis Freitag. Freie Wochenenden und Feiertage. Besser gehts kaum. Ich gebe natürlich zu, dass ich mir durch honorarärztliche Tätigkeiten an einem Wochenende im Monat noch ein Zubrot verdiene. Summe-Gehalt: höher als in der Klinik.

sleepyhead
02.12.2016, 06:54
Ich dachte auch schon an einen anderen Facharzt, eher Richtung radio, aber es wäre wieder von vorn anfangen, d.h. Meistens kann man nur ein Jahr anrechnen. Und bin mir da nicht ganz sicher dass ich damit auch nicht in der Klinik stecken bleibe

anton_01 bist du noch in der Ausbildung zu arbeitsmediziner? Und wenn ich dich richtig verstanden habe an den WE wenn du willst machst noch Anästhesie? Kann man die Tätigkeit aus 2 Bereichen ausüben?

sleepyhead
02.12.2016, 06:55
Ich dachte auch schon an einen anderen Facharzt, eher Richtung radio, aber es wäre wieder von vorn anfangen, d.h. Meistens kann man nur ein Jahr anrechnen. Und bin mir da nicht ganz sicher dass ich damit auch nicht in der Klinik stecken bleibe

anton_01 bist du noch in der Ausbildung zu arbeitsmediziner? Und wenn ich dich richtig verstanden habe an den WE wenn du willst machst noch Anästhesie? Kann man die Tätigkeit aus 2 Bereichen ausüben?