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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ungeeignet fuer den Arztberuf?



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ehemaliger User_15072015
29.06.2015, 01:20
Eigentlich plagten mich die Zweifel schon vor Beginn des Studiums und begleiteten mich bis zu dessen Ende.
Doch angetrieben von meinem Umfeld und weil ich so ein sturer Hund bin habe ich mich immer geweigert aufzugeben. Das Studium fiel mir nie leicht. In der Vorklinik hiess es die Klinik werde besser und in der Klinik hiess es der Beruf sei ganz anders. Als ich im vierten Jahr war dachte ich mir ich fuehre das noch zu Ende und mache dann etwas Anderes, da ich sonst vier Jahre verschwendet haette. Waehrend des Studiums wurde ich depressiv und konnte mich kaum in bestehende Gruppen integrieren. Das Schlimmste war das PJ in dem mir die Unterschiede zwischen mir und den Kommilitonen immer bewusster wurden. Staendig fuehlte ich mich ausgebrannt und hatte den Eindruck dass mir das Alles zu schnell ginge. Muss aber anmerken, dass ich trotz aller Beschwernisse meinen Studienplatz direkt ueber die Hochschulquote erlangt und das Studium in Durchschnittsstudienzeit in 14 Semestern mit einer 3+ abgeschlossen habe. Dafuer hatte ich aber am Ende des Studiums uebelstes Burnout, keine Freizeit und insgesamt keinen Spass mehr am Leben.

Wenn man mit seinem Studium nicht zurecht kommt, liegt es entweder an der Eignung oder der Neigung oder es liegen andere Gruende vor (psychische Probleme,Krankheit). Vor Kurzem habe ich einen IQ-Test gemacht und das Ergebnis lag bei 111. Laut Statistik haben zwar immer noch etwa 10Prozent der Mediziner einen IQ in dem Bereich, trotzem liegt der Verdacht nahe, dass meine Probleme massgeblich durch Ueberforderung zustande gekommen sind. Die Situation ist aktuell sehr problematisch fuer mich. Auf der einen Seite bin ich jetzt 28 Jahre alt und viele alternative Berufsfelder (insbesondere beim Staat)sind mir aufgrund meines Alters inzwischen verschlossen. Auf der anderen Seite quillt das Aerzteblatt ueber vor Stellen, die verglichen mit vielen anderen Jobs recht gut bezahlt warden. Die brauchen quasi jeden Mann und nehmen haeufig Osteuropaeer. Ich weiss aber dass ich psychisch an diesem Job zugrunde gehe und allein schon der Gedanke an die Arbeit im Krankenhaus ruft in mir Panik hervor. Die Patienten haben bestimmte Ansprueche, die Vorgesetzten haben Ansprueche und mit den Kollegen versteh ich mich nicht. Und weil dieser Beruf soviel Zeit vom Leben verschlingt wirkt sich das auch auf mein restliches Leben aus. Am Liebsten wuerde ich noch mal eine Ausbildung machen bei der mir mein Studium von Nutzen sein kann, aber wie sieht das aus wenn man sich als CTA meldet mit abgeschlossenem Medizinstudium? Und Pflege will ich nicht machen. Aber ich weiss dass es so nicht weiter geht. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Wenn jemand noch Alternativen kennt waere ich echt dankbar.

Coxy-Baby
29.06.2015, 02:26
Ich würde einfach mal eine Analyse machen von Faktoren die ein Arztleben für dich erträglich machen und dann gucken was passt, so Felder wie Laborarzt, Transfusionsmediziner, Arbeitsmediziner, Betriebsmediziner etc. sollten doch eigentlich stressfreier sein notfalls halbtags.

ehemaliger User_15072015
29.06.2015, 04:37
Hab mir schon ueberlegt ich mache Allgemeinmedizin und dann die ersten beiden Jahre in der Praxis.
Dann wuerde der Einstieg in die Klinik leichter fallen. In der AM hat man ja eher unkomplizierte Faelle,
davon dann leider ne ganze Menge. Eigentlich hab ich eine gute Feinmotorik und habe richtig Spass an
der Chirurgie traue mir das Fach aber dann doch nicht zu. Wie gesagt es liegt nicht an der Neigung sondern
in bestimmten Bereichen an der Eignung. Von halbtags-Arbeit kann man leider nicht unbedingt gut leben. ^^
Medizinredakteur oder fuer die Pharmaindustrie im Aussendienst arbeiten sind auch zwei Optionen nur leider
beide nix Langfristiges.

Coxy-Baby
29.06.2015, 06:02
Hm naja wenn du schreibst, zuviel Streß und alles zu schnell, weiß ich nicht ob ein START in der Praxis da das ideale ist, so auf dich alleine gestellt mehr oder minder und 0,0 Erfahrung. Was heißt denn Eignung? Man kann so ziemlich alles lernen in der Medizin.....was auch immer viel Erfolg.

Feuerblick
29.06.2015, 06:10
Ansprüche von Patienten/Kunden und Vorgesetzten hast du in jedem Job. Wenn das dein Problem ist, dann wirst du im Berufsleben allgemein Probleme bekommen.
Gerade Allgemeinmedizin würde ich mit diesen Problemen nicht machen, denn dort hast du ein dir persönlich zugeordnetes, festes Klientel, das immer und immer wieder zu dir kommt und das GERADE Ansprüche an dich stellt und die durchaus auch formuliert. Mal abgesehen davon finde ich den Start in einer allgemeinmedizinischen Praxis nicht sehr sinnvoll. Den breiten Überblick über mögliche Erkrankungen hast du als Newbie nicht und es ist eben nicht nur Husten, Schnupfen, Heiserkeit, was sich bei dir vorstellt. :-nix
Medizinjournalismus ist auch keine gute Idee, denn da sind die Ansprüche (wenn du das wirklich hauptberuflich machst) nicht gerade gering, der Druck und der Stress groß und für unsichere Menschen schwer zu stemmen. Ähnliches gilt für Klinkenputzen im Pharmabereich.
Es gibt durchaus stressfreiere Bereiche, in denen man mit Ansprüchen seiner Umgebung vielleicht besser klarkommt. Was ist mit kleinen Fächern wie z.B. HNO, Derma und Co? Labormedizin, Transfusionsmedizin, Humangenetik... irgendwas dabei, was dich interessiert?
Insgesamt solltest du aber etwas an deinem Selbstvertrauen arbeiten. Wenn du dir alles nicht zutraust, wirst du in keinem Beruf der Welt klarkommen.

WackenDoc
29.06.2015, 10:36
Wie wäre es mit einer Therapie?

ehemaliger User_15072015
29.06.2015, 18:43
Das Problem ist nicht mangelndes Selbstbewusstsein. Wenn ich kein Selbstbewusstsein haette waere ich nicht so weit gekommen. Ich bin eigentlich ein extremer Overachiever. Das Problem ist, dass ich schlicht und ergreifend ueberfordert bin und kein Leben mehr seit etwa 10 Jahren (inkl. Abi) hab. Und mich weigere noch den Rest meines Lebens bis zum Burnout zu arbeiten und Depressionen zu entwickeln und am Ende voellig durchzudrehen. Wer staendig auf 5500 Umdrehunen faehrt verschleisst seinen Motor.

locumo123
29.06.2015, 19:19
Na dann überdenk dein Problem mit der Überfordung. Du bist nicht überfordert, aber du denkst es dir.

Am besten du setzt dich mal in Ruhe hin und überlegst dir was du willst. Ändern kannst es nur du selber. Dir wurden auch schon viele Möglichkeiten aufgezählt.
Sprich mit Freunden oder ruf jemanden mal an und frag ob man Lust hat die Sau wieder mal rauszulassen. Jetzt soll ja auch das Wetter super werden, somit eine gute Möglichkeit. Es kann auch der Nachbar(in) von neben an sein. Hast du mal so angefangen, dann rollt sich der Stein wieder leichter. Das Selbstbewusstsein zur Veränderung hast du ja. Jetzt musst du nur noch das denken, was du willst.

Feuerblick
29.06.2015, 19:30
...und vergiss nicht...in jedem anderen Beruf wärest du genauso überfordert...weil es nicht am Bereich zu liegen scheint, wenn man deinen Ausführungen glauben darf :-nix

SarahLee0860
29.06.2015, 20:36
Du sagst ja, dass du seit mehreren Jahren kein richtiges Leben mehr führst und ständig das Gefühl der Überforderung verspürst. Wie wäre es denn dann mit einem kompletten Wechsel? Ich meine, du hast ja jetzt schon keine wirklich Freude an dem, was du tust und ich denke nicht, dass sich das unbedingt noch verbessern wird.
Was ich aus Erfahrung sagen kann: ein Kumpel von mir hat sein Medizinstudium abgeschlossen und dann auch einen Wechsel vollzogen. Er ist als Betriebsarzt zu einer Versicherung gegangen und sehr glücklich damit. Er hat humane Arbeitszeiten, wird gut bezahlt und versteht sich mit den Kollegen. Vielleicht wäre das ja auch eine Variante für dich? Nur ein Beispiel.
Aber ich denke, dass du vielleicht darüber nachdenken solltest, etwas anderes zu tun. Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg und eine schnelle Erkenntnis. Und egal was du tust, Hauptsache du bist glücklich. Alles Gute für dich :)

ehemaliger User_15072015
30.06.2015, 03:42
Liebe Sarah,
die Lebenseinstellung, die du im vorletzten Satz ausdrückst ist mir richtig sympathisch. =) Ich sehe es genau so. Status und Geld sind doch sekundär. Ich kenne sehr viele Menschen, die sich selbst und ihre unmittelbare Umgebung zugrunde gerichtet haben wegen Geld und Status und das beeinflusst meine aktuelle Entscheidung mit. Man sollte sich sein Leben so einrichten, dass man sich wohl fühlt. Eigentlich arbeite ich gerne als Arzt, aber fühle mich wie gesagt häufig überfordert. Am Liebsten würde ich noch mal eine Ausbildung als CTA machen. Da könnte man das bisher erworbene Wissen wenigstens nutzen. Das Verdienst ist hier auch passabel. Ich frage mich nur, ob man da auch einen langfristigen sicheren Arbeitsplatz bekommt. =/ Habe CTAler kennen gelernt, die nach ihrer Ausbildung Nichts gefunden haben.

SarahLee0860
30.06.2015, 10:16
Danke für deine nette Antwort :-) Ich freu mich, dass du das auch so siehst! Und ich finde es toll, dass du schon eine Vorstellung hast, was du gerne machen bzw. dir gut vorstellen könntest. Einige Bekannte von mir und ich haben übrigens festgestellt, dass einige Online-Jobportale sehr gut bei der späteren Arbeitsplatzsuche sind (selbst bei den nicht so üppig gesäten Arbeitsplätzen). Wenn du keine Scheu hast, ggf. einen Ortswechsel in eine andere Stadt vorzunehmen, werden dir dort oftmals einige gute Vorschläge unterbreitet :) Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Kraft und Erfolg bei deiner Entscheidungsfindung und Durchführung. Und natürlich Mut, aber meiner Meinung nach hast du den schon, da du so offen und ehrlich an einer Lösung für dein Problem arbeitest.

Spark
01.07.2015, 02:45
Welche Berufsfelder "beim Staat" sind Dir denn verschlossen? Mir ist kein Höchstalter bekannt das Du mit 28 schon überschritten hast???

Mit Studium steht Dir eigentlich alles mögliche offen, auch fachfremdes. Höhere Beamtenlaufbahnen mal abgeklappert? Beratertätigkeiten usw.?

Was ich allerdings als allererstes gedacht habe als ich Deinen Beitrag gelesen habe: Pause. Du kreist gedanklich und verbietest Dir vermutlich genau das was Du am dringendsten brauchst. Dazu möchte ich Dir nur sagen, wenn Du jetzt ganz bewusst ein Jahr auf Reisen gehst oder ins Kloster oder auf die Alm oder auf nem Segelschiff anheuerst oder eim Jahr Philosophie studierst - dann wird Dir das NICHT die ganze Zukunft versauen, so wie Du oder Dein Umfeld es Dir wahrscheinlich einreden.

Vielleicht würde es ja helfen, Dich rauszuziehen, ganz bewusst in diesem jetztigen Zustand keine Entscheidungen zu treffen und Dich selbst mal in Ruhe zu lassen. Nur so ne Idee...

Spark
01.07.2015, 02:45
Doppelposting

ehemaliger User_15072015
01.07.2015, 03:32
Naja Offizier, Polizist... ich weiß nicht ob die jemanden beim Finanzamt mit 31/32 noch einstellen. Lehrer - wollte ich früher eigentlich immer werden bis mir meine Eltern das ausgeredet haben, aber dazu müsste ich noch mal 5 Jahre studieren und wer weiß wie das Studium läuft und ob die mich verbeamten. Wenn das Zweitstudium auch mies läuft kann ich mich wegschmeißen.

Coxy-Baby
01.07.2015, 04:27
Naja Polizist, Offizier, Lehrer sind jetzt auch nicht unbedingt stressfreie Jobs..... vielleicht doch mal etwas Pause einlegen und noch mal scharf überlegen was es sein soll und unter welchen Bedingungen...

ehemaliger User_15072015
01.07.2015, 05:08
Pause einlegen sagt sich so leicht. Mir geht langsam die Kohle aus.

Solara
01.07.2015, 05:31
Wenn die Kohle ausgeht, hat sich das ja mit nem weiteren Studium sowieso erledigt.

Spark
01.07.2015, 05:59
Also Offizier kannst Du auf jeden Fall noch werden. Als Mediziner wird es allerdings extrem schwer nicht in die ärztliche Laufbahn gesteckt zu werden. Aber: Versuch macht kluch. Rein rechtlich kannst Du Dich bis 30 für den Truppendienst einstellen lassen. Als Notlösung halt Reserveoffizier (3 Jahre Verpflichtung). Als Arzt beim Bund gibt es sogar gar keine Altersgrenze.

Eventuell wäre das gar nicht so dumm, da hier die Möglichkeiten für eine eher planerische/verwaltende Funktion sehr gut zu verwirklichen ist. Wenn man halbwegs mit Bürokratie klar kommt bietet der SanDienst sehr viele Nischen von Kompaniechef über Testdurchführung (zB Fliegerarzt) bis zu Amtsfunktionen.

Coxy-Baby
01.07.2015, 06:04
Pause einlegen sagt sich so leicht. Mir geht langsam die Kohle aus.

Nö so leicht sagt sich das nicht, aber den Traumjob mit gutem gehalt und ohne Verantwortung wird es wohl eher nicht geben, mach am besten eine Liste was du so willst/brauchst im Job und dann kannst du ja schauen ob es einen gibt ........