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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Auge oder Derma?



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Dottoressa1
29.06.2015, 21:01
Guten Abend :),

bin schon echt seit gefühlt Jahren am Grübeln welche Facharztrichtung es bei mir werden soll ... Derma oder Auge :)? Beides super spannende Fächer, familienfreundlich und schön übersichtlich.

Mein PJ-Tertial habe ich nun nach langem Überlegen in der Augenheilkunde "angemeldet". Ich denke, dass da ein PJ auf jeden Fall von Nöten ist, um die ganze Diagnostik zumindest einigermaßen zu beherrschen (Spaltlampe, Fundus, Druckmessen, ...). Hautbefunde anschauen und beschreiben hab ich in ner Famulatur schon recht gut gelernt. Ich habe auch immer noch ein bisschen Angst, dass ich das Funduskopieren selbst nach mehreren Jahren Ausbildung niiiieee lernen werde :D.

Allerdings ist mir auch bewusst, dass ich mir durch das Auge-PJ eine Stelle in der Derma quasi verbaue, oder?

Ich hab bereits auch meine experimentelle Doktorarbeit in der Augenheilkunde gemacht und zusammen mit dem PJ sehe ich auch recht gute Chancen für eine spätere Anstellung.
Denkt ihr, dass ich - falls ich im Laufe des PJs merke, dass es doch Derma hätte werden sollen - überhaupt noch eine Chance in der Derma (dann ohne PJ) hätte?

Gibt es hier vielleicht noch mehr, die sich ebenfalls schwer zwischen den kleinen Fächern entscheiden konnten? Bzw. wie seht ihr eure Fachwahl im Nachhinein als Ophthalmologen/Dermatologen?
Und an die Ophthalmologen: Stimmt es, dass man während der Ausbildungszeit an Unikliniken nicht ans Operieren rangeführt wird?


Vielen Dank für eure Antworten :)

Feuerblick
29.06.2015, 21:09
Zu deiner letzten Frage: Üblicherweise (und mehr ist im Facharztkatalog auch nicht vorgesehen) lernst du an Eingriffen Laser (Vorder- und Hinterabschnitt), Augenmuskel-OPs, kleinere Lid-OPs (Chalazion und Co.) und recht häufig auch intravitreale Injektionen (weil intraokulare Eingriffe auch im Katalog stehen)...
Mehr Glück brauchst du dann schon, um eine Klinik zu finden, die auch den Assistenten schon Phako, Cyclophoto/-kryo etc. beibringt. Die "großen" OPs lernst du im Studium normalerweise nicht.
Funduskopieren lernt man. Immer und immer wieder weitgetropfte Patienten schnappen. Irgendwann hat man den Trick raus (von älteren Assistenten mal genau zeigen lassen, wie sie Lupe, Spaltlampe, Lichtquelle einstellen) und wenn man den erst mal raus hat, dann klappts bei jedem Patienten und meist auch in Miosis. Keine Sorge, das hat bisher noch jeder geschafft.
Ansonsten ist Auge ein nettes kleines, übersichtliches, sauberes Fach, das ich sehr empfehlen kann. :-)

Thomas24
29.06.2015, 21:56
Der Vorteil der Dermatologie liegt darin, dass man sich (nach seiner Ausbildung) auch um die paramedizinischen Bereiche Kosmetik, Wellness, Botox, Filler, Laser etc. konzentrieren kann, und daher -am richtigen Standort mit der entsprechenden Klientel- zumindest als zweites oder drittes Standbein nicht mehr ausschliesslich auf die unterfinanzierte und bürokratisch gegängelte Kassenmedizin angewiesen zu sein, was langfristig ein großer Vorteil sein kann.

Was die operative Ausbildung an Unikliniken angeht, so kann ich mit Fug und Recht behaupten (aus ehemaliger Assistenten und später aus Ausbilderperspektive): gibt´s nicht für alle. Punkt. Wer etwas will, was die meisten anderen auch wollen, muss sich entweder durchbeissen, Beziehungen haben (familiärer oder anderer Art), oder einfach das unverschämte Glück haben, zufällig zur richtigen Zeit, am richtigen Ort zu sein- wenn wieder mal ein Schwung Operateure die Klinik verlässt, und dann dringend der Nachwuchs angelernt werden muss. Die kleineren operativen Dinge (CPC, Lider, Schieler etc.) werden schon vermittelt. Aber man kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit *NICHT* davon ausgehen, als Jungassistent während seiner Facharztweiterbildung die komplexere ophthalmochirurgische Eingriffe durchführen zu können (Trabekulektomien, KPL etc.). Die Zeiten haben sich in vielerlei Hinsicht zwar geändert, aber in diesem Bereich gilt noch immer das Zitat meines Ex- Ordinarius: "Zuerst machen Sie ihren Facharzt. Und danach -wenn Sie das wollen, und wir das auch wollen- können wir über die operative Ausbildung sprechen".

Als Assistent und Jung- FA hat mich die fehlende operative Weiterbildung damals unheimlich geärgert, aber mittlerweile sehe ich auch die Vorteile dieser Vorgehensweise.

Dottoressa1
03.07.2015, 18:06
Ja sauberes Fach trifft es im Vergleich zu Derma echt ganz gut :).

Glaube Auge war doch eine gute Wahl. Auch wenn es in der Derma noch viele zusätzliche Verdienstmöglichkeiten gibt, am Hungertod sterben wird man in Augenheilkunde ja wohl auch nicht ... da gibts ja auch LidOPs etc., oder? Oder meint ihr Derma ist der Wink in die Zukunft, wenn das Gesundheitssystem sich so weiterentwickelt?

Thomas24
03.07.2015, 21:42
Ja sauberes Fach trifft es im Vergleich zu Derma echt ganz gut :).

Glaube Auge war doch eine gute Wahl. Auch wenn es in der Derma noch viele zusätzliche Verdienstmöglichkeiten gibt, am Hungertod sterben wird man in Augenheilkunde ja wohl auch nicht ... da gibts ja auch LidOPs etc., oder? Oder meint ihr Derma ist der Wink in die Zukunft, wenn das Gesundheitssystem sich so weiterentwickelt?

Erstens: herzlichen Glückwunsch zur Fachwahl. Exzellente Wahl, an der du hoffentlich lange Freude haben wirst.
Zweitens: hätten wir eine allwissende Glaskugel, die uns sagte, wie das Gesundheitssystem in 15 Jahren sein wird, wäre es toll. Haben wir aber nicht.

Nur einige Anmerkungen: es wird technisch in immer mehr möglich in Sachen Diagnostik und Therapie. Vor 15 Jahren war eine intravitreale Anti-VEGF Therapie bei neovaskulärer AMD science fiction, heute absolut normal. Vor 20 Jahren war an eine Kleinschnitt Phako mit gefalteter hydrophober Acrylat IOL nicht zu denken- heute ist das Standard. Hochauflösende OCT´s ermöglichen nahezu eine in vivo Histologische Darstellung der Netzhaut, etc. pp. Der technische Fortschritt in Diagnostik und Therapie ist nicht nur in unserem Fach wirklich rasant verlaufen und viele spannende Dinge sind in der Pipeline- die Frage ist, wie wird eine qualitativ hochwertige, moderne und leitliniengerechte Versorgung in Zukunft für die breite Masse der Bevölkerung noch finanzierbar sein? Es werden immer mehr Menschen Behandlungsbedürftig (mehr Menschen erreichen ein höheres Lebensalter und wollen dies auch in einer vernünftigen Lebensqualität tun), die Summe der Beitragszahler wird aber abnehmen (es sei denn, das Umlagesystem wird grundlegend reformiert oder wir Deutschen bekommen wieder deutlich mehr Kinder).

Man kann es sich ja an einer Hand abzählen, was das bedeutet. Ein Beispiel: derzeitige IVOM Strategien bei exs. AMD teilweise intravitreale 8-12 Injektionen pro Jahr und Patient bedeuten. Plus Nachkontrollen und Voruntersuchungen- (wer macht die? Ach ja, die niedergelassenen Fachärzte...) und dies über Jahre hinweg. Allein die AMD stellt eine gewaltige volkswirtschaftliche Belastung dar- (mal angenommen, es wird keine VEGF Trap erfunden, die eine einmalige Injektion/ Jahr erfordert), erst Recht, wenn man bedenkt wie häufig Sie in einer alternden Bevölkerung vorkommt. Dann noch diabetische Folgeschäden, etc. Es wird ein wahnsinniger Berg an Therapie, bzw. Kontrollwürdigen Patienten auf uns zukommen, allein deswegen, weil wir immer mehr Dinge für die Lebensqualität der Patienten tun können. Teilweise hat da ein totaler Paradigmenwechsel stattgefunden. Erstdiagnose CNV? Früher: "Sorry, das ist jetzt so und da kann man auch nichts mehr dran machen", jetzt: "man kann eine ganze Menge machen, aber es bedeutet folgendes für Sie...wir sehen uns ab jetzt sehr oft wieder". Es sind nunmal nicht unbegrenzt Ressourcen vorhanden, und das vorhandene Geld wird in Zukunft auf immer mehr Therapieoptionen und Leistungserbringer zu verteilen sein (Stichwort: Technische Weiterentwicklung, Akademisierung der Pflege und anderer Gesundheitsberufe etc.), die alle aus dem gleichen System finanziert werden müssen.

Es ist nicht verkehrt, sich frühzeitig Gedanken zu machen, ob man sich ein zweites Standbein -ausser der reinen "Kassenmedizin" aufbaut- und das muss noch nicht einmal zwingend in Deutschland sein.

Zweizinker
28.12.2022, 21:31
Hey ich wollte mal diesen Thread wieder aufgreifen, auch wenn er schon etwas älter ist.

Kurz zu mir: nach dem Abi direkt mit dem Studium angefangen, dabei zwei Famulaturen und PJ in Augenheilkunde gemacht, aber auch eine in Derma (Klinik).
Dann hat es mich zunächst mit Chirurgie-Ambitionen für 1 Jahr ins Ausland verschlagen, was mir jedoch mit Ausnahme der Tatsache, dass ich langfristig nicht im stationären Bereich arbeiten will, nichts gebracht hat.
Auf der Suche nach einem Fach, in dem man gut ambulant operieren kann bin ich dann wieder zu Derma gekommen. Hab dann vor ein paar Monaten ganz bewusst in einer größeren Praxis angefangen. Ist zwar recht hektisch, aber aufgrund der Praxisorganisation lernt man auch sehr viel. Hier wird viel gelasert, und auch ans Operieren werde ich von Beginn an herangeführt.

Dennoch habe ich immer wieder Zweifel, ob ich in dem Fachgebiet richtig bin, oder doch lieber Auge machen sollte.
Dabei gibt es für mich mehrere Aspekte:

Die Arbeit an sich:
- Mir gefällt vor allem die Dermatochirurgie, aber auch im Prinzip alle anderen Interventionen, die man so durchführen kann (sei es vereisen, lasern, sklerosieren, phlebologische Eingriffe), das könnte ich echt den ganzen Tag lang machen.
- Bei der klassischen Sprechstunde finde ich Augenheilkunde hingegen etwas ansprechender. Ich mag das Gefühl, Spezialist für mein Fach zu sein, apparative Untersuchungsmethoden und den Hightech-Aspekt. Es gibt eher weniger Krankheitsbilder, dafür sind diese dann komplexer und quantifizierbar. Ich weiß nicht wie ich das ausdrücken soll, Auge ist halt irgendwie "sophisticated".
- Und rein vom Interesse her, ist es so dass ich immer mal wieder in ophthalmologische Journals reinschaue, in dermatologische halt irgendwie kaum. Auf den nächsten Dermatochirurgie-Workshop freue ich mich sehr, aber auf eine Allergologie-Fortbildung? Gibt mir auch zu denken...

Die Konkurrenzsituation:
- Es machen so viele Privatpraxen und Beautyfarmen auf. Gut, ich arbeite in einer süddeutschen Großstadt, vielleicht mag dies anderswo nicht so extrem sein.
- In Derma muss man sich das Organ auch mit anderen Fachrichtungen, Nicht-Fachärzten oder Kosmetikern teilen (soll jetzt nicht abwertend klingen, aber manchmal bereitet mir dieser fließende Übergang zwischen Medizin und Kosmetik schon Unbehagen, gerade wenn ich daran denke, dass man vor Einführung der NiSV für vieles keine Apprbation brauchte).
- In Augenheilkunde findet halt alles mit Apparaten statt, dadurch entsteht ja eine gewisse Bindung der Patienten an die Praxis, in Derma befürchte ich, dass viele Patienten an die Online-Dienste verloren gehen.
Da nützt einem doch die beste Standortanalyse/Businessplan nichts, oder? Wie ist euer Eindruck, fühlt Ihr euch dadurch langfristig existenziell bedroht?

Die Verdienstmöglichkeiten:
- In Auge ist sogar das Angestelltenverhältnis einigermaßen lukrativ.
- Kann es sein dass man in Auge zumindest nicht ganz so schlecht dasteht, wenn die Privatpatienten/Selbstzahler wegbleiben würden?
Im Übrigen möchte ich hier nicht nochmals die Gedanken zur Konkurrenzsituation wiederholen.
Möchte mich aber auch nicht von irgendwelchen Inseraten dahingehend täuschen lassen, wie sieht es in der Realität aus?

Die Weiterbildung:
Ich könnte mich in Derma wahrscheinlich schneller niederlassen, die Facharztprüfung in knapp 4 Jahren ablegen. Wenn ich jetzt wechseln würde, könnte ich mir für Auge nichts anrechnen lassen (es sei denn ich gehe wieder für mindestens 2 Jahre zurück ins Ausland). Und könnte erst dann so wirklich mit der operativen Ausbildung anfangen.

Ich bin jetzt 27, trotzdem habe ich ständig das Gefühl, dass mir die Zeit davonläuft, und dass ich wie ein Versager dastehen würde, wenn ich weitere Jahre verlieren würde. Es sind so viele Überlegungen, gefühlt dreht sich alles im Kreis und es macht mich psychisch völlig fertig. Die Entscheidung kann mir keiner abnehmen, ich würde mich aber sehr freuen, wenn ihr einfach mal eure Gedanken und Erfahrungen mit mir teilt.

Liebe Grüße und guten Rutsch!

Dottoressa1
28.12.2022, 22:54
Hallo Zweizinker,

das ist ja lustig, dass mein Thread nach so vielen Jahren noch mal eröffnet wird. Btw wusste ich gar nicht, dass mein Zugang noch existiert :).
Zu mir: Ich bin dann tatsächlich nach langem Hin und Her in die Augenheilkunde gegangen, habe meinen Facharzt gemacht und übernehme nun zum 01.01. eine Augenarztpraxis.

Wenn Dir das Operative so sehr Spaß macht, würde ich Dir raten, in der Derma zu bleiben. Bis zu in der Ophthalmochirurgie auf dem Level bist, dauert das Ewigkeiten. Ich kann nur für eine renommierte Uniklinik in BW sprechen: Wir Assistenzärzte/junge FÄ haben folgende Eingriffe gelernt: Laser (Netzhaut und Nachstar), Zyklokryo, IVOM. Selbst an einfachste LidOPs wie Chalazion-OP/Blepharoplastik kam man nicht. Geschweige denn irgendwelche komplexeren Schiel-Operationen oder Cataract-/Glaukom-/Netzhaut-OPs. Bei uns war es sogar üblich, dass man Bindehautrisse aus dem Nachtdienst tagsüber wieder einbestellt hat, damit die Oberärzte diese dann nähen konnten.

Bis auf die 3-monatige IVOM-Rotation sieht man den OP von innen nur noch zum Lupehalten während der Netzhaut-OPs.

Wenn Du willst kannst mir aber auch gerne mal privat schreiben für ne Hospitation. Vielleicht hilft auch das nochmalige Reinschnuppern - jetzt mit erweitertem Wissensstand ;).

Liebe Grüße

Feuerblick
29.12.2022, 08:38
Lupe halten während Netzhaut-OPs? Wo macht man das denn noch??
Bei mir waren es in der Weiterbildung IVOMs, Schiel-OPs, Tränenwegsondierungen, Chalazien und kleinere Lidtumore, einzelne Blepharoplastiken, Laser. Bindehautrisse hätten wir im Dienst, genau wie einfachere Lidverletzungen, selbst nähen können/müssen. Ist mir zum Glück nie vorgekommen. Ich wollte nie in den OP und musste doch ständig, weil mein Chef irgendwie der Meinung war, dass ich das kann.
Wer viel operieren möchte, ist vermutlich wirklich in der Derma besser aufgehoben.

Espressa
29.12.2022, 09:53
Es gibt immer mal konstellationen bei denen es sich ergibt, dass Assistenten viel in den OP müssen. Kalkulieren kann man damit nicht.
Zumal auch zunehmend Gastärzte eingestellt werden die zum operieren lernen kommen, und die dann an der Assistentenriege großzügig vorbei- und vorgezogen werden.
Finde die Darstellungen von Dottoressa durchaus zutreffend, leider.

Thomas24
29.12.2022, 10:06
Wenn Dir der Erwerb extensiver operativer Erfahrung noch während deiner WB Zeit wichtig ist, dann bleib bei der Dermatochirurgie.
Was die operative Ausbildung in der Ophthalmologie angeht, bleibt es unverändert bei meiner Aussage von vor 7 Jahren- gibt´s nicht für alle. Punkt.

Zweizinker
30.12.2022, 01:14
Nun ja, mir wäre es aber auch wichtig, später einmal beruflich eine gewisse Sicherheit zu haben. Wenn nebenan kurzerhand mal so eine Boutique-Praxis oder - noch schlimmer - eine Filiale von M1 Beauty oder sowas eröffnet, dann hätte ich wirtschaftlich wohl ein gewaltiges Problem, selbst wenn ich meinen Fokus gar nicht auf Ästhetik ausrichte (wie vorhin gesagt, ich finde die normalen OPs und Veneneingriffe eigentlich mindestens genauso interessant).
Gibt's hier auch Erfahrungen, wie es gerade in Derma so läuft? Und JA ich weiß dass die Frage blöd klingt, von jemandem der selbst in ner Derma-Praxis arbeitet, aber ich kann jetzt als Grünschnabel nicht einfach so mal nen Businesstalk mit meinem Chef führen...

Danke jedenfalls für alle Antworten!!!

Thomas24
30.12.2022, 09:18
Gibt's hier auch Erfahrungen, wie es gerade in Derma so läuft? Und JA ich weiß dass die Frage blöd klingt, von jemandem der selbst in ner Derma-Praxis arbeitet, aber ich kann jetzt als Grünschnabel nicht einfach so mal nen Businesstalk mit meinem Chef führen...

Sprechenden Menschen kann geholfen werden. Mal ganz konkret: warum meinst du, dass du dich nicht mit deinem Chef über die Perspektiven deines Fachs locker austauschen kannst? Er wird dich schon nicht beißen. Wenn du das partout nicht möchtest, empfehle ich Dir, dich zu vernetzen. Tritt in deine Fachgesellschaft ein, besuche mal Fortbildungen und Kongresse. Auf den größeren Kongressen ist meistens auch noch eine Industrieausstellung- auch da kann man sich mal umhören. Dann wirst du schon erfahren, wie die Stimmung bei euch ist. Aber wie gesagt: dein Chef wird dich schon nicht beißen, wenn du ihn was fragst-

Zweizinker
07.01.2023, 19:12
Sprechenden Menschen kann geholfen werden. Mal ganz konkret: warum meinst du, dass du dich nicht mit deinem Chef über die Perspektiven deines Fachs locker austauschen kannst? Er wird dich schon nicht beißen. Wenn du das partout nicht möchtest, empfehle ich Dir, dich zu vernetzen. Tritt in deine Fachgesellschaft ein, besuche mal Fortbildungen und Kongresse. Auf den größeren Kongressen ist meistens auch noch eine Industrieausstellung- auch da kann man sich mal umhören. Dann wirst du schon erfahren, wie die Stimmung bei euch ist. Aber wie gesagt: dein Chef wird dich schon nicht beißen, wenn du ihn was fragst-

Stimmt, sollte ich machen...

Zweizinker
07.01.2023, 19:13
Wir hatten ja mal neulich in einem anderen Thread die Diskussion, dass Kassensitze in Augenheilkunde in manchen beliebten Regionen mitunter auch mal bis Zehnfache eines Jahresgewinns Kosten können. Jetzt hab ich auf einer Praxisbörse eine Derma-Einzelpraxis Hamburg mit 120 qm entdeckt, die für 2,4 Mio. € verkauft wird. Es waren leider sonst keine Kennzahlen dazu im Inserat zu finden, aber egal wie, das ist doch Wahnsinn, das kann man doch im Leben nicht abbezahlen. Daher die Frage, gibt es in Derma inzwischen auch so ein Missverhältnis?

Thomas24
07.01.2023, 23:11
Wir hatten ja mal neulich in einem anderen Thread die Diskussion, dass Kassensitze in Augenheilkunde in manchen beliebten Regionen mitunter auch mal bis Zehnfache eines Jahresgewinns Kosten können.


a) derartige Preise werden, bzw. wurden in der Ophthalmologie nur von institutionellen Käufern bezahlt, nicht von Berufsträgern. b) Da sich die Finanzierungskosten innerhalb eines Jahres knapp vervierfacht (!) haben, zahlt auch derzeit niemand mehr solche Kaufpreise- (einfach weil sich die Kalkulationsgrundlage verändert hat). In den heißumkämpften a Lagen finden daher derzeit keine oder nur noch wenige Transaktionen statt, denn ein Teil der Verkäufer beharrt noch auf den "alten Preisvorstellungen" (von Prä 2022, Zinsniveau um 1%), Käufer sind aber nicht mehr bereit, das zu bezahlen (Zinsniveau derzeit über 4%)- sprich es finden weniger oder keine Transaktionen mehr statt. Falls sich die Verkäufer auf Preisnachlässe einlassen (z.B. weil Sie wirklich in Rente gehen möchten) werden wir auch in den heißen Lagen Preisnachlässe sehen. In den b und c Lagen sehen wir schon deutliche Preisnachlässe (teilweise von 5x Jahresgewinn auf 3x Jahresgewinn). Alles eine Frage von Angebot und Nachfrage eben.


Jetzt hab ich auf einer Praxisbörse eine Derma-Einzelpraxis Hamburg mit 120 qm entdeckt, die für 2,4 Mio. € verkauft wird. Es waren leider sonst keine Kennzahlen dazu im Inserat zu finden, aber egal wie, das ist doch Wahnsinn, das kann man doch im Leben nicht abbezahlen. Daher die Frage, gibt es in Derma inzwischen auch so ein Missverhältnis?

Ohne Kenntnis der relevanten Kennzahlen ist das eine wertlose Info. Es kann ebenso gut sein, dass 2,4 Mio absolut nicht überteuert ist, sondern gemessen an den Ergebnissen der letzten Jahre einfach einen fairen Kaufpreis darstellt, den man a) sehr gerne finanziert und auch b) sehr gut abbezahlt bekommt. Mit pauschalen Aussagen wie "das kann man doch im Leben nicht abbezahlen" wäre ich also vorsichtig. Du hast als WBA im ersten Jahr ja keine Ahnung, was du mit den richtigen Angeboten in der richtigen Lage kombiniert mit etwas Geschäftssinn und Tüchtigkeit alles verdienen und abbezahlen kannst.

"Mimimi" bringt dich weder in deiner Laufbahn, noch im Leben allgemein weiter. Ich kann es daher nur nochmal wiederholen: vernetze dich mit deinen Fachkollegen (und den Industrievertretern!!) und sauge alle Infos auf, wie ein Schwamm, sei fleißig, sei ehrlich, sei verbindlich, sei nützlich, hebe dich mit deiner Arbeitseinstellung bereits als WBA positiv von deinen Wettbewerbern ab. Sei stets bereit, härter und smarter zu arbeiten als deine Wettbewerber. Suche Dir Mentoren, die dich fachlich und menschlich fördern wollen. Wenn dann noch ein Quentchen Glück dazu kommt, wirst du in ein paar Jahren auch -oder gerade in der Dermatologie- sehr, sehr zufrieden sein- dann liegt es an Dir, den Nachwuchs zu fördern und etwas zurückzugeben. Viel Erfolg!

Loreleye
08.01.2023, 20:51
Danke für deine Tipps, Thomas! Warum ist die Vernetzung mit den Industrievertretern wichtig?

Thomas24
08.01.2023, 21:07
Weil die regelmäßig in den umgebenden Kliniken/ Großpraxen sind. Das heißt, wenn es in den umgebenden Kliniken personelle Veränderungen gibt, bekommen die das mit. Banales Beispiel? Kollege A mit dem operativen Schwerpunkt x von der Klinik B wechselt zu MVZ C.

Wieso ist das für dich von Interesse? Weil du als (fortgeschrittener) WBA oder FA, der bestimmte Ops oder Interventionen noch lernen muss, sehr daran interessiert bist, mitzubekommen, wenn Kollege A weggeht und sein Chef aber keinen Bock hat diese Operationen selber zu machen = Bewerbung ist raus. Du bekommst das über Industrie- (bzw. sonstige) Kontakte im Regelfall sogar früher raus, bevor die Stellen ausgeschrieben werden bzw. der betreffende Mitarbeiter schon seinen Weggang offiziell gemacht hat. Wenn es dann soweit ist, hast du a) deinen Lebenslauf schon positioniert und b) schon einen Termin zur Hospitation klargemacht. Der Chef ist dann sehr erfreut, dass der Übergang so reibungslos verlief, während du an die Stelle kommst, um auf deine Op´s/ Interventionen usw. zu kommen... Zufälle gibt´s.

Für mich als Niedergelassener ist es ganz interessant, weil ich in indirekt durch die Personalfluktuation der Umgebung (bei wem knirscht es wo) mitbekomme, wo sich gerade was tut bzw. wenn mir signalisiert wird, dass der angestellte Mitarbeiter Dr. sowieso an seinem Arbeitsplatz unzufrieden wirkt, nachdem die MVZ Kette XYZ seinen Laden übernommen hat, dann kannst du Dir sicher sein, dass mein Umfeld oder ich a) rausbekomme, ob Mitarbeiter Dr. X menschlich und fachlich was taugt (der Vorteil einer kleinen Fachgruppe, wo jeder fast jeden kennt) und -falls er/ Sie was taugt- b) zeitnah kontaktiert wird ("Unzufrieden mit dem neuen Hedge Fund als Eigentümer?Vielleicht Interesse an angenehmen Arbeiten zu angenehmen Konditionen?"). Win Win.

Kathy234
12.01.2023, 18:52
Eine Frage zur WB in Ophthalmologie, ist es von zentraler Bedeutung bei dem Vorstellungsgespräch für eine Stelle als Assistenzarzt, das PJ-Tertial in Augenheilkunde sowie schon ne Doktorarbeit gemacht zu haben? Hattest du das schon damals gemacht, Thomas?

Endoplasmatisches Reticulum
12.01.2023, 20:40
Offensichtlich nicht, wenn du zum Gespräch eingeladen wurdest.

Kathy234
12.01.2023, 22:04
Offensichtlich nicht, wenn du zum Gespräch eingeladen wurdest.

Dann habe ich meine Frage etwas falsch formuliert, ich meinte das natürlich nicht wörtlich, sondern inwieweit die zwei genannten Sachen, PJ sowie Doktorarbeit, Einfluss darauf haben, überhaupt eine Stelle in der Augenheilkunde zu bekommen? Stimmt es dass seit etwa einem Jahr ein sogenannter Einstellungstopp für frische Ärzte bei Fächern wie Auge und Derma an vielen Krankenhäusern gilt? warum und gilt er noch?