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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizinstudium mit starker Sehbehinderung?



GroverWashington
01.07.2015, 17:55
Hallo,

ich möchte mal fragen, ob hier jemand Erfahrungen mit dem Medizinstudium und Kurzsichtigkeit gemacht hat.

Aufgrund meiner starken Kurzsichtigkeit haben mir Familie und Freunde immer davon abgeraten, das Medizinstudium auch nur in Erwägung zu ziehen. Nach einigen Jahren eines eher unbefriedigendem Künstlerberufes ist mein Interesse an der Medizin gleich geblieben und jetzt überlege ich, alles hinzuschmeißen und Medizin zu studieren (via Härtefallantrag ist es sehr wahrscheinlich, auch sofort anfangen zu können).

Ich habe wegen der Kurzsichtigkeit einen Schwerbehindertenausweis. Die Sehbehinderung schränkt mich nur ein, wenn es darum geht, weit entfernte Dinge zu erkennen. Eigentlich muss ich also nur näher heran gehen als Normalsehende.

Welche Einschränkungen und Schwierigkeiten könnte es im Studium und auch später als Mediziner/Arzt für mich geben? Wäre ich für bestimmte medizinische Tätigkeitsbereiche generell untauglich?

Wäre euch dankbar, wenn ihr eure Erfahrungen mit mir teilen könntet. Vielleicht kennt ihr ja andere (nicht nur seh)behinderte Medizinstudenten oder könnt aus eigener Erfahrung sprechen. Vielleicht gibt zu diesem Thema auch spezielle Info-Adressen?

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

Feuerblick
01.07.2015, 18:10
Welche Sehschärfe hast du denn mit Brille/Kontaktlinsen? Für einen Schwerbehindertenausweis dürfte die nicht besonders gut sein, oder?

GroverWashington
01.07.2015, 18:53
Ja. Manche Ärzte sagen 10 Prozent, andere sagen 50.

Feuerblick
01.07.2015, 18:59
Äh???? Irgendwer sollte ja in letzter Zeit mal einen Visustest mit bestmöglicher Korrektur gemacht haben? Und mit "manche sagen" bekommt man auch keinen GdB und kein Merkzeichen "Bl"... :-nix

GroverWashington
01.07.2015, 19:48
Ich kann nur widergeben, was die Augenärzte mir sagen, und die haben mir über die Jahre immer wieder unterschiedliche Prozentzahlen genannt. Den Schwerbehindertenausweis habe ich schon so lange ich mich erinnern kann (GdB 70, kein BL). Genauere Angaben kann ich leider nicht machen. Im Internet habe ich da eh ein mulmiges Gefühl.

Gehen wir mal davon aus, dass ich meine Behinderung durch näheres Herangehen bzw. Sichthilfen ausgleichen kann. Dann müsste doch eine allgemeine Orientierungshilfe zu machen sein. Zum Beispiel: "Für Fach X muss man Adleraugen haben, sonst wird das nichts." So könnte ich mir eine vage Vorstellung davon machen, was für Hindernisse auf mich zukommen und welche Möglichkeiten es gibt, sie zu überwinden.

GroverWashington
01.07.2015, 19:49
Ich kann nur widergeben, was die Augenärzte mir sagen, und die haben mir über die Jahre immer wieder unterschiedliche Prozentzahlen genannt. Den Schwerbehindertenausweis habe ich schon so lange ich mich erinnern kann (GdB 70, kein BL). Genauere Angaben kann ich leider nicht machen. Im Internet habe ich da eh ein mulmiges Gefühl.

Gehen wir mal davon aus, dass ich meine Behinderung durch näheres Herangehen bzw. Sichthilfen ausgleichen kann. Dann müsste doch eine allgemeine Orientierungshilfe zu machen sein. Zum Beispiel: "Für Fach X muss man Adleraugen haben, sonst wird das nichts." So könnte ich mir eine vage Vorstellung davon machen, was für Hindernisse auf mich zukommen und welche Möglichkeiten es gibt, sie zu überwinden.

Feuerblick
01.07.2015, 19:59
Naja, chirurgische Fächer und Fächer, in denen du kleine Details erkennen musst, wären definitiv nichts für dich. Sprich: Augenheilkunde, Chirurgie, Derma, HNO uvm... Damit ist eine Vielzahl an Fächern von vornherein ausgeschlossen.
Einfach mal näher rangehen ist da eben nicht möglich und vergrößernde Sehhilfen können das auch nur bedingt ausgleichen. Prinzipiell wären vielleicht Innere, Allgemeinmedizin, Rehamedizin und ähnliches machbar. Allerdings bräuchtest du je nach Visus auf jeden Fall vom Arbeitgeber gestelltes Assistenzpersonal, dass dich mit Dingen wie Injektionen, Zugängen und Co unterstützt. gOb dazu Arbeitgeber bereit wären, ist schwer zu sagen.
Mit einem Visus von 0,1 würde ich es wohl eher nicht versuchen mit dem Medizinstudium, mit einem Visus von 0,5 (also anzunehmender Lesefähigkeit) würde das möglicherweise anders aussehen. Allerdings wäre ich trotzdem skeptisch was Präpkurs (also das Präparieren als solches, nicht das Lernen der Anatomie), PJ und andere Dinge angeht. :-nix
Prinzipiell ist nichts unmöglich... aber einfach wird es auch nicht werden und es könnte sein, dass du am Ende ohne Job darstehst, weil Sehen in der Medizin schon eine elementare Fähigkeit darstellt. :-nix

xenopus laevis
01.07.2015, 20:00
Wenn du eine Sehleistung von 50 % hast, dann wären es -0,5 Dioptrien. Also wie viel hast du nochmal?
Trägst du denn eine Brille?

Feuerblick
01.07.2015, 20:02
Sehleistung bzw. Visus ist nicht gleichbedeutend mit Dioptrien...

GroverWashington
01.07.2015, 20:18
Naja, chirurgische Fächer und Fächer, in denen du kleine Details erkennen musst, wären definitiv nichts für dich. Sprich: Augenheilkunde, Chirurgie, Derma, HNO uvm... Damit ist eine Vielzahl an Fächern von vornherein ausgeschlossen.
Einfach mal näher rangehen ist da eben nicht möglich und vergrößernde Sehhilfen können das auch nur bedingt ausgleichen. Prinzipiell wären vielleicht Innere, Allgemeinmedizin, Rehamedizin und ähnliches machbar. Allerdings bräuchtest du je nach Visus auf jeden Fall vom Arbeitgeber gestelltes Assistenzpersonal, dass dich mit Dingen wie Injektionen, Zugängen und Co unterstützt. gOb dazu Arbeitgeber bereit wären, ist schwer zu sagen.
Mit einem Visus von 0,1 würde ich es wohl eher nicht versuchen mit dem Medizinstudium, mit einem Visus von 0,5 (also anzunehmender Lesefähigkeit) würde das möglicherweise anders aussehen. Allerdings wäre ich trotzdem skeptisch was Präpkurs (also das Präparieren als solches, nicht das Lernen der Anatomie), PJ und andere Dinge angeht.
Prinzipiell ist nichts unmöglich... aber einfach wird es auch nicht werden und es könnte sein, dass du am Ende ohne Job darstehst, weil Sehen in der Medizin schon eine elementare Fähigkeit darstellt.

Danke. Das sind auch genau meine Bedenken. Mit Kontaktlinsen/Brille kann ich aus normaler Entfernung ohne zusätzliche Sehhilfen Bücher etc. lesen. Schwieriger wird es bei weit entfernten Dingen (welche aber in der Medizin nicht so eine große Rolle spielen, schätze ich). Vielleicht sollte ich mal meine Augenärztin fragen, was sie davon hält. Vielleicht kann sie mich ja irgendwie testen.

Feuerblick
01.07.2015, 20:20
Das wäre zumindest mal ein erster Hinweis, was geht und was nicht geht. Denn die Augenärztin kann den Visus am besten beurteilen. Zwischen Lesen und Details erkennen ist ja auch nochmal ein Unterschied, den man nicht unterschätzen darf.
Ansonsten gibt es Berufsförderungswerke, die auch berufliche Beratung anbieten (für Sehbehinderte Düren, Würzburg). Die können möglicherweise auch weiterhelfen.