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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nicht signifikantes Ergebnis in der Studie



roxolana
07.07.2015, 21:40
Ich brauche mal euren Rat. Hat irgendjemand eine Studie gemacht, wo es kein signifikantes Ergebnis gab, und hat darüber die Dissertation geschrieben oder womöglich sogar was veröffentlicht?

Ich bin gerade in der unangenehmen Situtaion, dass ich nach diversen Fehlversuchen mittlerweile vor dem wahrscheinlich letzen Versuch, eine Doktorarbeit durchzuführen, stehe. Ich habe mir das Thema und das Studiendesign selbst überlegt. Der Doktorvater ist davon sehr angetan, allerdings ist der Betreuer ziemlich skeptisch und denkt nicht, dass ein signifikanter Unterschied zwischen den Studiengruppen rauskommen wird. Nach ziemlich viel Literaturrecherche ist mir jetzt selbst auch klar geworden, dass dieses Risiko relativ groß ist. Noch ist die Studie nicht angelaufen, aber da ich schon ziemlich viel Arbeit investiert habe (Literaturrecherche, in-vitro-Testung etc.), würde ich es gerne trotzdem durchziehen. Ich bin jetzt im 9. Semester und habe eigentlich weder Zeit noch Lust, noch einen neuen Versuch zu starten.

Daher würde es mich interessieren, ob jemand von euch Erfahrung mit so einer Situation hat und seine Dissertation trotzdem erfolgreich abgeschlossen hat. Ich weiß, man hört oft "kein Ergebnis ist auch ein Ergebnis", aber in der Realität sieht es doch meist anders aus, oder?

Kandra
07.07.2015, 21:43
Eigentlich ist es sogar wünschenswert, wenn auch Studien ohne signifikantes Ergebnis veröffentlicht werden. Dann weiß der Rest der Forschungswelt, was er sich sparen kann ;) Meine Diss wird eventuell auch ein nicht-signifikantes Ergebnis haben, das schadet aber maximal der high impact journal Veröffentlichung die mein Doktorvater plant, aber sicher nicht meiner Doktorarbeit.

roxolana
07.07.2015, 21:48
Danke : ) Hast du denn mehrere Ergebisse, von denen ggf. nicht alle signifikant sind, oder besteht das Risiko, dass gar nix Signifikantes rumkommt?

Kandra
07.07.2015, 21:51
Bei mir geht es um einen Unterschied zwischen mehreren Entnahmestellen. Entweder er ist existent oder nicht. Und bisher sehe ich zwar Unterschiede, allerdings sind diese nicht signifikant. Hab bisher aber auch erst knapp die Hälfte der Proben gesammelt.

roxolana
07.07.2015, 22:40
Ok, klingt ziemlich ähnlich zu meiner Problematik. Und dein Doktorvater stört sich nicht am unsignifikanten Ergebnis (abgesehen von der high impact publikation)? Ich hab irgendwie die Angst, dass es am Ende heißt "ne, das reicht nicht zur Promotion, Sie müssen noch was anderes machen".

Kandra
08.07.2015, 06:06
Da unsere Hypothese ist, dass es keinen Unterschied gibt, wird er mit den unsignifikanten Unterschieden ganz gut leben können denke ich ;) Zumindest wurde mir bisher noch nichts gegenteiliges erzählt.

THawk
08.07.2015, 10:26
Für die Diss wird es allemal reichen, da geht es ja um 'neue Erkenntnisse' und wissenschaftliche Arbeit und die Ergebnisse können auch aus nicht-signifikanten Resultaten bestehen.

Wichtig für eine Veröffentlichung nicht-signifikanter Ergebnisse ist eine vernünftige Power-Analyse, mit der du beweisen kannst, dass deine Arbeit nicht "underpowered" war. Sie wäre underpowered wenn du durch mehr Datensätze ein signifikantes Ergebnis bekommen hättest und dir nur mehr Patienten gefehlt haben. Gehört zur Fallzahlplanung in der Planungsphase einer Studie. Im Allgemeinen wird eine Power von 80% gefordert.

roxolana
08.07.2015, 11:13
Danke für die Power-Erklärung, THawk. Ich hab leider nicht so viel Ahnung von Statistik und wir haben auch keinen Statistiker in der Arbeitsgruppe, der sowas berechnen könnte... Die Fallzahlplanung wird meist so nach Gefühl entschieden, habe ich den Eindruck. Das andere Problem ist, dass man für die Berechnung der Power die ungefähre Effektgröße kennen muss und die ist in dem Fall unbekannt, weil es keine Voruntersuchungen zu der Substanz mit dieser Testmethode gibt. Macht es dann vielleicht Sinn, das ganze als Pilotstudie zu deklarieren?

THawk
08.07.2015, 12:13
Nicht schlimm, kann man alles lernen ;-)
Ja, du kannst es als Pilotstudie machen. Zumindest für die Ethik kann man auch eine Schätzung der benötigten Fallzahl vertreten wenn es nichts bekanntes dazu gibt. Für die Veröffentlichung kann man dann auch retrospektiv die Power berechnen (sollte man v.a. bei nicht-signifikanten Ergebnissen machen); das gehört zu einer sauberen Veröffentlichung dazu und erhöht die Chance auf Annahme. Mit deinen Ergebnisse kennst du ja die Effektgröße und kannst das rechnen.

roxolana
08.07.2015, 12:36
Danke :-top

Milana
08.07.2015, 23:07
Ich hab leider nicht so viel Ahnung von Statistik und wir haben auch keinen Statistiker in der Arbeitsgruppe, der sowas berechnen könnte...
An unserer Uni gibt es von dem Institut für Biomathe und medizinische Statistik eine kostenfreie statistische Beratung für medizinische Doktorarbeiten. Wenn man dort mit seinen Datensätzen und den Hypothesen und gewünschten Analysen hingeht, machen die eigentlich den kompletten Rest mit einem zusammen. Vielleicht gibt's sowas auch bei euch?

roxolana
10.07.2015, 00:10
Das ist auf jeden Fall eine Idee. Werd mich mal schlau machen, ob es sowas bei uns auch gibt.

KirstenP
18.07.2015, 09:30
Das muss es eigentlich bei Euch geben. Uns wird hier vom Promotionsbüro auch dringend ans Herz gelegt, uns frühzeitig, am besten vor dem eigentlichen Beginn dort zu melden, damit von Anfang falsches Studiendesign und andere Fehler ausgeräumt werden.