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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Doktorarbeit? Ja! Aber wie und auf was muss geachtet werden?



imedicus
08.07.2015, 09:40
Hallo an alle Medi-Learn-Nutzer,

Ich stehe vor der Frage, auf was ich bei der Suche nach einer Promotionsstelle achten muss.

Könntet Ihr bei meiner Entscheidungsfindung helfen? Darüber würde ich mich sehr freuen.

Folgende Frage habe ich mir schon gestellt:

0. Wo, was, bei wem?
1. Worauf muss ich bei meinem Doktorvater/Doktormutter achten?
2. Wie erkenne ich ob ich gut aufgehoben bin?
3. Klinisch Experimentell, Statistisch? Welche Arten gibt es noch?
4. Bezahlung während Promotion? Habe gehört, dass es auch eine Bezahlung geben kann?

Beste Grüße und Vielen Dank vorab für die Antworten.

Krötino
08.07.2015, 12:33
Ich kann hauptsächlich nur im Bereich experimentelle Arbeiten was sagen:
0. Wo, was, bei wem?
Bei nem Prof deiner Uni, der dazu berechtigt ist med. Doktoranden zu betreuuen (eigentlich so ziemlich jeder an der med. fakultät) am Besten in einem Fach, dass dich interessiert.

1. Worauf muss ich bei meinem Doktorvater/Doktormutter achten?
Patentrezept für nen tollen Dr. Vater/Mutter gibt es wohl nicht. Vielleicht fragst du mal bei Freunden oder Leuten aus höheren Semestern nach was sie für Erfahrungen gemacht haben oder wenn ein best. Dr. Vater/Muter feststeht erkundige dich mal bei seinen (Ex)Doktoranden falls du sie ausfindig machen kannst wie die Betreuung so war.

2. Wie erkenne ich ob ich gut aufgehoben bin?
Auch wieder kein Patentrezept: Kritisch werden würde ich bei Projekten, die als super spannend angeboten werden aber noch überhaupt kein Plan besteht wie, was wo. Auch suspekt wäre ich bei traumhaften Versprechungen. Die sind nämlich fast immer wirklich ein Traum. Auch die Projekte die "in der Schublade liegen, aber momentan kann sich keiner damit befassen" heißt meist: Das Projekt war mal so ein Gedanke von mir, aber eine bezahlte Kraft würde ich niemals darauf ansetzten weil die Ergebnisse vermutlich nicht das Gelbe vom Ei werden".

3. Klinisch Experimentell, Statistisch? Welche Arten gibt es noch?
klinische und Archivarbeiten (wohl mittlerweile eine Rarität)

4. Bezahlung während Promotion? Habe gehört, dass es auch eine Bezahlung geben kann?
Keine Ahnung ob das bei anderen Unis anders ist, ich habe das Gefühl, das ist eher eine Ausnahme. Bei mir gibt es ein paar Stipendienprogramme, die aber an ein Urlaubssemester und extrem viel Mehrarbeit gekoppelt sind und ich nur den masochistisch ausgelegten empfehlen würde. Hiwi Stellen sind manchmal drin. Ich bin in meinem Labor als wiss. Hilfskraft angestellt (habe einen Abschluss in dem Gebiet), erledige aber in meiner bezahlten Zeit auch viele Arbeiten die sonst noch so anfallen. Wenn ich bezahlte Stunden auf die Dr. Arbeit anwenden kann ist das eher ein Bonus.

Gibt es bei euch keine Infoabende zu dem Thema? Ohne böse klingen zu wollen, aber das hört sich für mich so ein bisschen an als ob du dich mit dem Thema noch so gar nicht beschäftigt hättest.

flopipop
08.07.2015, 13:35
1) für sich selbst die frage nach dem "warum" beantworten? a) forschungsambitionen b) möglichst schnell titel.

diese frage ist entscheidend.

nichts ist ärgerlicher, als eine ins stocken geratene experementelle arbeit im 10. semester abbrechen zu müssen, weil man am anfang ein träumer war und einen auf forschungskarriere und chefarzt gemacht hat, in wirklichkeit aber nicht den nötigen biss, risiken, zeit usw aufbringen wollte. wer wirklich eine forschungskarriere anstrebt, muss wissen, worauf er sich einlässt. man darf das nicht durcheinanderbringen. ich weiß, es ist schwer, sich selbst im 5. semester einzugestehen, dass man "nur den titel" will, aber genau zu wissen was man möchte, bewahrt einen später vor fehlentscheidungen und gibt einem die kraft wenns mal nicht wie geplant läuft.
Interesse für die Sache soll man natürlich auch mitbringen, aber entscheidend ist die qualität der betreuung, nicht das fach.



Worauf muss ich bei meinem Doktorvater/Doktormutter achten?

v.a. zuverlässigkeit.


Wie erkenne ich ob ich gut aufgehoben bin?

bauchgefühl. ob betreuer wirklich interesse hat, einen möglichst zügig voranzubringen, betreuung, organisation, ansprechpartner, ob zeitliche angaben realistisch sing...betreuer sollte nicht in den nächsten 2 jahren das haus verlassen wollen. noch nicht habilitierte, aber forschungsaktive oberärzte haben oft selbst interesse, die daten so schnell wie möglich zu publizieren.


Klinisch Experimentell, Statistisch? Welche Arten gibt es noch?

je nach dem, ob frage 1 mit a) oder b) beantwortet wurde. für variante a - besser experementell, für b - statistisch oder klinisch, nur mal so als pimaldaumenregel. die datenerhebungszeit muss einen zeitlichen rahmen haben.

KirstenP
18.07.2015, 08:28
Ich kannn flopipop nur zustimmen. Es geht nichts über eine gute Betreuung, das merke ich immer wieder in den letzten Monaten. Meine ist wirklich richtig gut, sowohl vom direkten Betreuer als auch vom Doktorvater. Und ja, auch die Ambitionen dahinter müssen stimmen, um nicht bei Rückschlägen, die es immer wieder mal geben wird, frustriert das Handtuch zu werfen. Ich bin ja experimentell unterwegs und es läuft wirklich insgesamt gut. Dennoch gibt es Zeiten, in denen nichts zu funktionieren scheint, tendenziell wohl eher mehr als bei rein statistischen Arbeiten, bei denen die Daten ja meist schon vorliegen und "nur" ausgewertet werden müssen. Mein langfristiges Ziel ist die Uni, gerne mit Habil. Nicht wegen Karrieregedanken und Titelgehabe, sondern weil mir das wirklich Spaß macht. Hätte ich diese Motivation nicht dahinter, hätte ich wahrscheinlich schon einige Male über Abbruch nachgedacht.
Es wird einem in der Medizin ja doch eher leicht gemacht, einen Dr zu machen. Wenn nur das das alleinige Ziel ist, dann finde ich den Aufwand für eine experimentelle Diss übertrieben bzw unnötig. Auch wenn es einem immer wieder suggeriert wird, muss man sich meines Erachtens nach nicht für seine Diss rechtfertigen, selbst wenn man "nur" auf 60 Seiten vorliegende Daten auswertet.

ehem-user-19-08-2021-1408
26.07.2015, 19:41
Ich schließe mich mal hier an, ohne auf die Fragen des TEs einzugehen:

Wieso herrscht ständig der Eindruck, dass z.B. eine rein statistische retrospektive Doktorarbeit einem die Forschungskarriere verbaut? Man kann doch problemlos die Doktorarbeit schreiben (einfach und allein für den "Titel") und sich dann einer richtigen Forschungsgruppe an der Uni anschließen (als Assistenzarzt oder als reiner Forscher). Den Chef wird es vielleicht sogar freuen, weil du dann nicht mehr den Ärger mit der Promotion hast und dich voll deinen neuen Projekten widmen kannst.