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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Pseudothrombozytopenie



UweWoellner
15.07.2015, 15:27
Uns sind bei einer Patientin erniedrigte Thrombozytenzahlen aufgefallen. In den Voraufenthalten lagen die Thrombos im Normbereich. Nun haben wir die Thrombos im Citratblut bestimmt und sehen normale Thrombozytenzahlen.
Ich frage mich nur, ob sich ein eine Pseudothrombozytopenie im Laufe der Jahre entwickeln kann? Oder kann es mit neuen Röhrchen, neuen Labornemthoden, etc. zusammenhängen?
Was meint ihr?

Gesocks
15.07.2015, 21:48
Entwicklung im Laufe der Jahre ist definitiv möglich; es sind auch immer wieder Fälle mit normalen Plättchenzahlen bei Aufnahme und Auftreten der Pseudothrombozytopenie während des Aufenthaltes beschrieben, und zuweilen werden Zusammenhänge mit anderem autoimmunologischen und neoplastischen Gedöns gemutmaßt.

UweWoellner
16.07.2015, 16:45
Entwicklung im Laufe der Jahre ist definitiv möglich; es sind auch immer wieder Fälle mit normalen Plättchenzahlen bei Aufnahme und Auftreten der Pseudothrombozytopenie während des Aufenthaltes beschrieben, und zuweilen werden Zusammenhänge mit anderem autoimmunologischen und neoplastischen Gedöns gemutmaßt.

Hast du irgendwelche Quellen oder genauere Angaben wegen autoimmunologischen/neoplastischen Mutmaßungen? Es handelt sich um eine junge Patientin mit Zn. 2 maliger Strahlentherapie. Autoimmunerkrankungen bestehen auch. Von daher ist an dem Zusammenhang ja vielleicht wirklich was dran.
Aber eine weitere Abklärung der Pseudothrombopenie ist nicht indiziert, oder?

Healix
18.07.2015, 08:36
Wenn man klar bestätigen kann, dass es eine Pseudothrombozytopenie ist, gibts eigentlich keinen Grund, weiter nachzuhaken.
Wenn das noch unklar ist: zeitgleich EDTA und Citrat abnehmen, Thrombos darin bestimmen. Aus dem EDTA einen Ausstrich mit Bitte um Suche nach Aggregaten. Sollten EDTA und Citrat beide niedrig sein oder gar Citrat niedriger als EDTA (kommt durchaus vor), ist das ThromboExact-Röhrchen noch eine Alternative:
https://www.sarstedt.com/fileadmin/user_upload/99_Broschueren/Deutsch/443_c_s_mono_thrombo_D_1013.pdf

Gesocks
27.07.2015, 22:05
Hast du irgendwelche Quellen oder genauere Angaben wegen autoimmunologischen/neoplastischen Mutmaßungen? Es handelt sich um eine junge Patientin mit Zn. 2 maliger Strahlentherapie. Autoimmunerkrankungen bestehen auch. Von daher ist an dem Zusammenhang ja vielleicht wirklich was dran.
Aber eine weitere Abklärung der Pseudothrombopenie ist nicht indiziert, oder?
Hätte jetzt auf die Schnelle aus einem rumfliegenden Review ...

... Zandecki et al. Spurious counts and spurious results on haematology analysers: a review. Part I: platelets (http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1365-2257.2006.00870.x/abstract):
"Patients are either healthy at the time of presentation or, when diseases are present, they are heterogeneous (Boehme, Mah-mood & Phanuphak, 1980; Veenhoven, Van der Schans & Nieweg, 1982; van der Lelie, van der Plas-VanDalen & von dem Borne, 1984; Solanki & Blackburn,1985; Garcia Suarez et al., 1991; Casonato et al.,1994), although some reports hypothesized a possible relationship with either autoimmune or clinically evi-dent neoplastic pathology (Imai et al., 1983; Bragnaniet al., 2001) but in fully healthy patients no clinical manifestation of disease occurred, up to 10 years afterfollow-up (Bizzaro, 1995). EDP may appear during the hospitalization period (Berkman et al., 1991; Gar-cia Suarez et al., 1991; Huss et al., 1995; Gschwandt-ner et al., 1997), or may be transient (Takeuchi et al.,1993; Mori et al., 2000)" ...

... z.B. das hier: Berkman et al. 1991. Edta-dependent pseudothrombocytopenia: A clinical study of 18 patients and a review of the literature. (http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ajh.2830360307/abstract)

Sieht ja eher nicht so aus, aber wenn ich den Hämatoonkologen-Lord von nebenan vorm Urlaub noch sehe (und er mich lässt :-))), dann frage ich ihn mal, ob in solchen Fällen vielleicht abklärungswürdig.