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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : als Hausarzt niederlassen



rettesichwerkann
20.07.2015, 10:01
Hallo,
ich plane in 2-3 Jahren mich als Hausarzt (dann FA für Innere) niederzulassen.
Im Moment überlege ich mir, welche Zusatzausbildungen / Fachkunde etc. ich bis dahin am besten machen sollte. Was ratet ihr mir? Welche Kenntnisse sind wichtig, welche Sachen kann man evtl. am besten gut in einer Praxis anwenden und vor allem gut Abrechnen?
Grüße und Danke

Peter_1
20.07.2015, 11:11
Zusatzbezeichnungen: sinnvoll zB: Diabetologie, Geriatrie, Palliativmedizin, Allergologie, Chirotherapie/manuelle Medizin, auch Notfallmedizin (einfach um da fit zu sein). Abrechnung ist nicht entscheidend, eher "Know How". Sobald man allerdings mit Zusatzbezeichnungen erkennbar Meriten erwirbt kann es passieren, dass man von der breiten Hausarztmedizin zur "Schwerpunktpraxis" mutiert (muss man bedenken und dann auch wollen). Umgekehrt nützt einem die ZB nichts wenn man diese nicht regelmäßig trainiert und anwendet.

DrSkywalker
20.07.2015, 19:40
Hallo,
ich plane in 2-3 Jahren mich als Hausarzt (dann FA für Innere) niederzulassen.
Im Moment überlege ich mir, welche Zusatzausbildungen / Fachkunde etc. ich bis dahin am besten machen sollte. Was ratet ihr mir? Welche Kenntnisse sind wichtig, welche Sachen kann man evtl. am besten gut in einer Praxis anwenden und vor allem gut Abrechnen?
Grüße und Danke

Wirtschaftlich rechnen wird sich so gut wie keine Zusatzausbildung, sorry. Evtl. Diabetologie wenn Novartis etc. in Zukunft weiter so gut bezahlte "Anwendungsbeobachtungen" durchführen. Von daher: Mach das, was dich interessiert und was die Spaß macht. Man kann sehr gut ohne jegliche Zusatzbezeichung auskommen, wie gesagt, aus wirtschaftlicher Sicht braucht man sie nicht, bzw. sie lohnen sich nicht.

Ansonsten Glückwunsch zum Entschluss, ich hoffe nur du hast gut hospitiert/famuliert, die Allgemeinmedizin muss man mögen, wenn man sie mag ist es super!

WackenDoc
20.07.2015, 19:49
Diabetologie ist nicht ohne- da brauchts in der Praxis ordentlich Infrastruktur (Schulungsraum, Ernährungsberater, Personal was in Wundmanagement ausgebildet ist etc.) um das DMP abrechnen zu dürfen. Und das Geld generiert man durch die Masse und die zusätzliche Menge an Untersuchungen muss man gut organisieren.
Zumindest wir Allgemeinmediziner können z.B. psychosomatische Grundversorgung abrechnen, weil das inzwischen Bestandteil der Weiterbildung ist.
Was mal interessant sein kann, ist die Reisemedizin, wenn dich die Thematik interessiert- aber das müssen die Patienten halt selber zahlen. Wenigstens weiss man dann aber was man mit den etwas exotischeren Impfungen treibt.

Peter_1
20.07.2015, 19:58
Wirtschaftlich rechnen wird sich so gut wie keine Zusatzausbildung, Von daher: Mach das, was dich interessiert und was die Spaß macht. Man kann sehr gut ohne jegliche Zusatzbezeichung auskommen, wie gesagt, aus wirtschaftlicher Sicht braucht man sie nicht, bzw. sie lohnen sich nicht.
So isses, für Abrechnung/Wirtschaftlichkeit unwichtig, erworbenes Wissen und Spass dran sind entscheidend.

Jule-Aline
20.07.2015, 20:27
Betriebsmedizin rechnet sich doch.

arbeiter79
23.07.2015, 22:52
Ansonsten Glückwunsch zum Entschluss, ich hoffe nur du hast gut hospitiert/famuliert, die Allgemeinmedizin muss man mögen, wenn man sie mag ist es super!

Ich spiele auch (sehr ernsthaft) mit dem Gedanken Allgemeinarzt zu werden, v.a. weil ich mir die Arbeit im KH mittelfristig und langfristig nicht mehr vorstellen kann.

Was sind denn so Sachen die so manchen abschrecken könnnten Allgemeinmediziner zu werden?

roxolana
24.07.2015, 07:43
Bin jetzt selber kein Hausarzt, aber aus meiner Famulatur würden mir so Sachen einfallen wie
- ständig Hausbesuche
- jeden Tag Schnupfen/Husten/Hals-Aua
- nervige beratunsgresistente Patienten, die man jahrelang betreuen muss und die ständig wegen irgendeinem Mist ankommen

Wobei ich sagen muss, dass ich trotz der oben erwähnten Punkte nach meiner Pflicht-Hausarztfamulatur (auf die ich vorher gar keinen Bock hatte) tatsächlich mehr Sympathie für die Allgemeinmedizin entwickelt habe und diese dann für mich völlig überraschend auf Platz 2. der Berufswünsche aufgerückt ist.

Peter_1
24.07.2015, 07:50
Was sind denn so Sachen die so manchen abschrecken könnnten Allgemeinmediziner zu werden?
Prinzipiell wäre es in jedem Fach günstig wenn man es mag :)
Ansonsten warum so negativ? Ich würde es mal rumdrehen in: was ist günstig mitzubringen? Man sollte es mögen eng und langfristig mit Menschen umzugehen. Man sollte Spaß an differentialdiagn. Überlegungen haben. Man sollte Spaß an Kommunikation haben. Man sollte es aushalten können manchmal mit einer gewissen diagnostischen Offenheit hantieren zu müssen. Man sollte in der Lage sein medizinische Verantwortung zu tragen, die Verantwortung in einer Praxis verteilt sich auf deutlich weniger Schultern wie im Krankenhaus (manchmal nur auf eine).
Wenn man in Einzel-, oder als Teilhaber in Gemeinschaftspraxis arbeitet, dann sollte man auch die wirtschaftliche und die Personalverantwortung tragen können (als angestellter Allgemeinmediziner braucht man das jedoch nicht, die Möglichkeit gibt es ja auch).
Ich würde eher mal in einer (oder sogar mehreren) Praxis hospitieren, am besten eine große Praxis, evtl. ja sogar auf dem Land wegen des oft breiteren Spektrums. Die Hospitation sollte zudem lang genug sein, sonst bekommt man evtl. nur ein paar Tage Virusinfektwelle mit, wenn man Pech hat und gerade zur falschen Zeit hospitiert.
Vor Bürokratie braucht man in der Praxis keine Angst haben, die ist deutlich weniger wie in einem Krankenhaus (zumindest wie ich es erlebt habe), zudem kann man einiges delegieren.

DrSkywalker
24.07.2015, 09:22
Ich spiele auch (sehr ernsthaft) mit dem Gedanken Allgemeinarzt zu werden, v.a. weil ich mir die Arbeit im KH mittelfristig und langfristig nicht mehr vorstellen kann.

Was sind denn so Sachen die so manchen abschrecken könnnten Allgemeinmediziner zu werden?

Negative Punkte (Gewichtung muss jeder selbst entscheiden):

-Image
- Es gibt durchaus nervige PAtienten und die kommen auch immer wieder(teilweise täglich), in der Klinik konnte man die sehr gut loswerden bzw. hat sie nur ein mal gesehen
- Man macht viel unmedizinisches, weil immer jeder zu dir kommen kann. 80 % der HAusbersuche sind Händchenhalten, 70 % der konsultationen sind bagatellen
- Man kommt sich ab und an vor wie ein kummerkasten und muss dann auch noch möglichst empathisch sein
- Man ist unternehmer und muss Berge von Papier bewegen, neben der ärztlchen Tätigkeit
- Man ist absolut ausgeliefert der KV und den Krankenkassen, wenn die irgendwann beschließen dass hausärzt
nicht mehr gebraucht werden hast du ein PRoblem (unwahrsheinlich)


Ich finde den Job trotzdem super und würde selbnst als Chefarzt und ärztlicher Direktor nie mehr in der Klinik arbeiten wollen! ;)

Peter_1
24.07.2015, 12:08
- Man ist unternehmer und muss Berge von Papier bewegen, neben der ärztlchen Tätigkeit
- Man ist absolut ausgeliefert der KV und den Krankenkassen, wenn die irgendwann beschließen dass hausärzt
nicht mehr gebraucht werden hast du ein PRoblem (unwahrsheinlich)

Den 1. Punkt finde ich als Hausarzt gerade eben deutlich entspannter, zB muss man keine Arztbriefe schreiben.
Ansonsten kann man viel Papierkram auch delegieren (zB DMP Bögen ausfüllen etc.). Steuererklärung ist dann natürlich nochmal so ein Punkt, aber wenn man halbwegs strukturiert Buchungen und Rechnungen ablegt, dann ist das auch nicht so ein dickes Ding.

Zum 2.Punkt, den Kassen sind wir immer ausgeliefert egal ob im KH, oder in der Praxis, der KV auch in jedem Fach (so man sich niederlässt), das ist kein Spezifikum der Allgemeinmedizin, ich finde aber auch da hält sich der Ärger in Grenzen. Das Hausärzte nicht mehr gebraucht werden ist wohl ein recht unwahrscheinliches Szenario, im Gegenteil.

Ich bereue es auch nicht, würde ich jederzeit wieder so machen.

facialis
24.07.2015, 18:15
Wenn man in Einzel-, oder als Teilhaber in Gemeinschaftspraxis arbeitet, dann sollte man auch die wirtschaftliche und die Personalverantwortung tragen können

was verdient man denn als teilinhaber einer durchschnittlichen gemeinschaftspraxis so pi mal daumen?

arbeiter79
03.08.2015, 10:38
was verdient man denn als teilinhaber einer durchschnittlichen gemeinschaftspraxis so pi mal daumen?

Würde mich auch interessieren, habe von einem Bekannten, dessen enger Verwandter HA in einer Großstadt ist mal gehört das um Jahr etwa 100.000 bis 120.000 Euro brutto nach Abzug aller Kosten übrigbleiben. Kann durchaus stimmen aber absolut verlässlich ist die Quelle generell nicht. ;-)