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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Angst vor Blut, Verletzungen... Bitte um Hilfe



Narcolepsy
27.07.2015, 10:41
Liebe Medilearner,

ich möchte gerne in diesem Forum über mein Problem berichten und hoffe ich finde hier jemanden der mich beraten oder helfen könnte, oder die gleiche Situation hat.

Ich habe im Ausland studiert und während meines Studiums hatte ich viele chirurgische Praktika gemacht und deshalb habe mich entschieden eine Weiterbildung in einem chirurgischen Bereich zu absolvieren. Bis jetzt alles ist gut. Mein Problem hat angefangen als ich nach Deutschland gekommen bin und ein Paar Praktika zur Vorbereitung für die Approbation gemacht.

Ich war im OP bei einem unguis incarnatus (was Harmlos war in Vergleich zu was ich in meinem Studium gesehen habe) als Zuschauer, plötzlich habe ich mich schwach gefühlt, die Angst ist rasch gestiegen und ich dachte ich falle um vor dem gesamten OP Team. Es war mir klar dass es war nicht der blutige große Zeh der die Angst ausgelöst hat, sondern das peinliches Gefühl einen Schwächeanfall zu haben. Ich habe dann trotzdem die OP bis zu Ende geguckt.

Nachher, ist die Angst immer geblieben wenn ich in einem OP bin oder ein Wunde/Frakture in der Rettungsstelle sehe (Ich habe trotzdem in vielen OP assistiert und habe innerlich gegen die Angst gekämpft) aber ich kann nicht meine Ruhe bei der Arbeit wiederfinden. Ich habe vorher mit Leidenschaft in OPs und Rettungsstelle gearbeitet, wo ich so viele nicht schöne Sachen gesehen Habe (Offene Frakturen, Décollements, Dammschnitte, Tiefe Wunde...) und nie so eine Angst oder ein Kreislaufproblem gehabt habe (Außer einmal in meiner ersten Famulatur).

Aktuell, werde ich bald meinen Chirurgie Commom Trunc anfangen und bin wegen des oben ganannten Problems sehr aufgeregt. Ich will auf jeden Fall Chirurg werden und sehe gar nicht meine Zukunft als Internist.

Kennt jemand von euch das gleiche Problem? habt ihr Vorschläge?

Ich wünsche euch einen schönen Tag :)

Lava
27.07.2015, 13:32
Hm, schon eher ungewöhnlich, wenn du vorher keine Probleme hattest und jetzt plötzlich diese Schwächeanfälle. Aber wenn du sagst, es wäre eher die Angst vor dem Schwächeanfall selber, klingt das wie etwas, was man mit der richtigen Therapie wieder hinbekommen könnte. Mal einen Psychosomatiker oder Psychologen fragen?

smanpodg
27.07.2015, 14:31
Sie schildert die Panikstörung doch ganz gut. Die "Angst" bezieht sich ja laut der Schilderung nicht auf die Eingriffe und das Blut, sondern auf die Angst, vor den Zuschauern ohnmächtig zu werden. Ich denke, dass kann ein Psychiater gut in den Griff bekommen.

Matzexc1
27.07.2015, 15:14
Ich bin nach über 1 Jahr in der OP-Pflege mal fast umgekippt. Eine Kollegin erzählte mir später das es bei ihr damals eine Carotis-OP war die sie fast umwarf.

Sowas kommt manchmal später als man denkt und ich vermute das du dich selbst unter Druck setzt,weil du auf jeden Fall in die Chirurgie willst,aber Angst hast das du umkippst und deshalb nicht weiter machen kannst.

Und dadurch löst du mit dieser Angst eine körperliche Reaktion aus.

Ich rate dir,wie meine Vorredner, einen Psychiater aufzusuchen.

Pandora
27.07.2015, 15:24
Mein Rat wäre, eine ambulante Verhaltenstherapie zu machen um den Stress und die Angst aus diesen Situationen zu nehmen und wieder mit Spaß arbeiten zu können. Es klingt ja wirklich durch, dass es die Angst vor dem Umfallen ist und nicht vor der Tätigkeit/Blut/Verletzung an sich.
Wichtig ist nur, sich so früh wie möglich um einen Therapeuten zu kümmern, denn die Wartezeiten sind in der Regel sehr lang!
Die Prognose ist aber meist sehr gut. :-)

Narcolepsy
27.07.2015, 16:20
Danke für eure Antworte und Unterstützung.
Ich bin doch von einer Psychologin betreut und das hilft zum Teil, dank ihr ich könnte den Ursprung meine Angst erkennen. Wir gucken zusammen Bilder von Frakturen und Wunden und habe bei der Therapie keine Angst, aber dabei fehlt die Krankenhausatmosphäre und solange ich in einer Klinik bin steigt die Panik an. Ich glaube das die Ursache ist, dass ich seit kurzem in Deutschland bin, wo die Kultur und das Gesundheitssystem ganz anders ist in Vergleich zu meiner Herkunft, und kommt auch die deutsche Sprache dazu, die ich noch nicht beherrsche. Wie ihr gesagt habt, ich fühle mich ganz unter Druck gesetzt und möchte mich ganz dringend in meinem neunen Umgebung anzupassen und zu integrieren.
Ich danke euch nochmal für ihre positive Nachrichten und ich hoffe ich finde wieder den Spaß in der Arbeit. :-top

WackenDoc
27.07.2015, 16:44
Na siehste- da hast du ja die Zusammenhänge.

Dass dir der Anblick der Bilder keine Probleme macht, ist auch recht offensichtlich- da bist du in einem geschützten Rahmen, musst dir nichts beweisen, hast lediglich einen Profi vor dem du dich potentiell blamieren könntest.
Die Wunden/Operationen sind auch nur der Auslöser, aber nicht das grundlegende Probleme. Wer weiss, warum du beim ersten Mal Probleme bekommen hast- Stress, zu wenig getrunken, kleine Unpässlichkeit- daraus hat dein Körper eine Alarmreaktion produziert.
Du schreibst ja selber, dass du Angst vor der Schwächereakation hast- also typsische Angst vor der Angst.

Dazu der Druck mit dem Wechsel nach Deutschland, sich beweisen wollen. Quasi wie aus dem Lehrbuch.

Je schneller du die richtige Therapie findest, umso besser lässt sich das behandeln.

Mano
27.07.2015, 17:00
Aus eigener Erfahrung denke ich, dass dein letzter Punkt (andere Sprache, Kultur und Umgebung als in der Heimat) sicher auch ein wichtiger Punkt ist. Gibt es vielleicht Kollegen die auch aus deiner Heimat stammen? Oder zumindest auch einen Migrationshintergrund haben mit denen du dich austauschen kannst?

icehell
27.07.2015, 23:12
kein Angst! du wirst hier in DE nur Wund nähen und assistieren nicht mehr! klar in der Heimat kann man whärend des Praktikumsjahres eine Appendektomie selber machen …hier nicht :)

Narcolepsy
28.07.2015, 09:06
Ich kenne viele ärztInnen aus dem Ausland aber leider nicht aus meinem Heimat, und wo ich arbeiten werde wahrscheinlich nicht.