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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : In welcher Fachrichtung ist es entspannter....?



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Frau_Doktor
27.07.2015, 14:25
Bin derzeit in der "allgemeinen" Inneren im Common trunk in einem kleinen Haus. Möchte mich definitiv auf eine Fachrichtung der Inneren spezialisieren. Was mich an der allgemeinen Inneren stört, ist beispielsweise in den Diensten die Notaufnahme. Es gibt einige akutmedizinische Fälle, die ich interessant und gut machbar finde, aber bei einigen graut es mir regelrecht. Z.b. somnolente Drogenintoxikierte, die später vielleicht aggressiv werden oder Alkoholisierte, die alles vollkotzen und aggressiv werden. Psychotische Leute, die einem manchmal die Ambulanz einrennen und einem erzählen, dass sie jemanden umbringen wollen, die man dann via Psych KG weiterschickt oder fixieren muss. Es gab definitiv einige sehr unangenehme Momente nachts in der Ambulanz, die mir Angst eingejagt haben, also Angst auf ganz persönlicher Ebene, die mit beruflicher Professionalität in den Momenten zwar zu händeln waren, mich aber sehr stören an meinem Berufsalltag.
Welche Fachrichtung empfiehlt ihr mir, in der ich vielleicht weniger in die allgemeine Notaufnahme integriert bin, aber auch im Krankenhaus mit Patienten eng zusammen arbeite?
Gibt es einige unter euch, die z.B. in der Nephro arbeiten ohne Notambulanz, oder kann jemand etwas über die Dienste in der Hämato/Onko erzählen? Oder müsste ich gar in die Pädiatrie??

Kaas
27.07.2015, 14:27
Innere mit wenig Notaufnahme und engem Patientenkontakt? Rheuma!

Matzexc1
27.07.2015, 15:17
Geriatrie. Rehabilitationsmedizin.

WackenDoc
27.07.2015, 15:21
Evtl. ein anderes Krankenhaus?

anignu
27.07.2015, 18:26
Endokrinologie... Diabeteseinstellung, Schilddrüse und sonderbare Dinge die kein Mensch sonst kennt ;-)

Aber mal realistisch betrachtet: Notaufnahme wirst bis zum Facharzt einfach machen müssen, außer du gehts in eine Praxis. Jeder braucht die Deppen der Notaufnahme. Die Internisten genauso wie die Chirurgen. Ich bin halt bei den Chirurgen, ich näh die Platzwunden derjenigen die wegen Alkohol kotzen, hab die "Kreuzschmerzen seit 6 Wochen" und Reizdarm-Leute. Auf ewig will ich das auch nicht haben.

Mephisto1805
27.07.2015, 18:58
Hier am Klinikum muss jeder aus der inneren für sechs Monate durchgehend in die Nothilfe und danach nie wieder.

WackenDoc
27.07.2015, 18:59
Habt ihr feste Ärzte nur für die Notaufnahme?

Mephisto1805
27.07.2015, 19:43
Einen festen ChA und eine feste OÄ. Sonst wechselt es alle sechs Monate. PJler bleiben alle nur eine Woche( auch Pflicht in der inneren)

WackenDoc
27.07.2015, 20:01
Habt ihr ne echte interdisziplinäre Notaufnahme oder ist dieser Diensthabende nur für die Chirurgie?

In meinem ersten Haus gab es einen AvD für die Notaufnahme, der auch nichts anderes gemacht hat. Notaufnahme anästhesiologisch geführt und die Dienste haben meist die angehenden Allgemeinmediziner in ihrem Anästhesieturn gemacht.
Die Fachkollegen wurden halt dazu geholt, wenn es um die Aufnahme ging (dann war für die aber schon vorgearbeitet) oder der AvD den Patienten nicht alleine behandeln konnte oder wollte.

annekii
27.07.2015, 21:36
. Z.b. somnolente Drogenintoxikierte, die später vielleicht aggressiv werden oder Alkoholisierte, die alles vollkotzen und aggressiv werden. .........
Oder müsste ich gar in die Pädiatrie??
Die oben genannten bleiben dir in der Pädiatrie nicht erspart. Ich habe auch schon manche über CT auf ITS gebracht oder auch aggressive, weil das, was ich auf der peripheren Station hätte noch geben können, war mir dann doch zu heikel, oder wir haben uns ankotzen lassen müssen, weil es beim Umlagern aus dem Patienten schwappte. Und ausgekühlte besoffene, vollgekotzte Jugendliche, die mich nachts um 2 aus meinem Schlaf holen, hatte ich in der ersten Klinik quasi an jedem Wochenenddienst, später ein wenig weniger, aber oft genug.
Und in der Pädiatrie sind zwar die kleineren eher nicht so aggressiv, aber die haben auch Eltern, die aggressiv werden können ;)

Aber natürlich ist Pädiatrie trotzdem das schönste Fach :)

Mephisto1805
27.07.2015, 21:57
Es gibt eine Aufnahme für Chirurgie und eine für Innere, die Internisten haben aber nix mit den Chirurgen zutun, die regeln das selbst.

throni
27.07.2015, 22:11
Sagt mal, das hört sich ja so an, als sei die Arbeit auf der Notaufnahme unbeliebt? Ich dachte immer, da wollen alle am liebsten hin? Ich jedenfalls könnte mir eine Arbeit da später prima vorstellen im Moment. Hab aber auch erst zwei Tage "Erfahrung" in dem Bereich... .

anignu
28.07.2015, 00:13
Sagt mal, das hört sich ja so an, als sei die Arbeit auf der Notaufnahme unbeliebt? Ich dachte immer, da wollen alle am liebsten hin?
Kein Mensch will in die Notaufnahme. Wobei, es gibt immer Freaks...
Notaufnahme ist vorprogrammierter Wahnsinn. Zu wenig Personal, zu wenig Ausbildung, ständig Verantwortung übernehmen müssen für Dinge von denen man keine Ahnung hat und Patienten die einem nur völlig bescheuert kommen "jetzt bin ich extra schon um 6 Uhr morgens gekommen, weil da immer wenig los ist in der Notaufnahme" -> ok, die Alternative wäre schlafen gewesen. Für mich und den Patienten!

Notaufnahme macht Spaß solange man keine Verantwortung hat. Solange ein "größerer" da ist oder man PJler ist und man sich einfach mal "spielen" kann mit einem Patienten. Bissl Untersuchung hier, bissl Untersuchung da, einfach mal schauen, bissl Wunden nähen und wenns schwieriger ist den "größeren" holen. Und der "größere" versucht logistisch irgendwie die zu große Menge an Patienten in zu wenig Zeit durchzuschaufeln in der Hoffnung nichts zu übersehen.

Nur nochmal zur Erinnerung: ein Patient in Deutschland hat Anspruch auf Behandlung auf Facharztniveau. Auch im Notfall. Und? Wie oft wird wirklich der Facharzt gerufen? Man ist eher allein und hofft nichts zu übersehen. Versorg einfach mal 30 chirurgische Patienten (von Platzwunde über Sprunggelenk bis Bauch) in 6 Stunden. Incl. Entlassungsbrief oder Aufnahmebrief. Muss schließlich alles seine Ordnung haben. Da kennst keinen Namen mehr danach und der Rest ist dir auch egal. Du hoffst nur noch nichts übersehen zu haben...

WackenDoc
28.07.2015, 10:34
Kommt immer drauf an, wie das organisiert ist.
In meinem ersten Haus, war das gut organisiert- wie schon geschrieben, ein AvD nur für die Notaufnahme. Hatte für die anderen Diensthabenden sehr viele Vorteile (die internistischen Dienste waren aus anderen Gründen ziemlich doof, aber machbar) und die Arbeit in der Notaufnahme hab ich ganz gerne gemacht. Das hätte ich mir auch länger vorstellen können.

In meinem zweiten Haus war der internistische Dienst die Hölle- zuständig für die Stationen, die Notaufnahmestation und die Notaufnahme. Alleine schon der Geräuschpegel in der Notaufnahme, Computerprobleme, Assistenzpersonal was fachlich und menschlich einfach nur unterste Schublade war, schlecht organisierte Stationen mit dem gleichen unfähigen Assistenzpersonal, dafür kurze Schichten, in denen man seinen Papierkram nicht fertig bekommen hat, so dass man nach Schichtende noch mindestens ne Stunde länger bleiben musste.
Vom erfahreneren Kollegen auf Intensiv meistens keine Hilfe zu erwarten, vom Oberarzt auch nicht.
Einmal war ich echt kurz davor, den Oberarzt anzurufen, dass er seine Sch*** selber machen kann, weil ich mich ab sofort krank melde.

Tagsüber ging es wohl meistens, da war die Notaufnahme mit 2 Assistenten und einem festen Oberarzt besetzt- aber die Schichten hatte ich nicht, da die über Rotationen liefen.

Frau_Doktor
28.07.2015, 10:44
Danke für die zahlreichen antworten... ihr habt wohl recht, da muss man durch. ich weiß nur, in einer uniklinik war es so, das hab ich während des pjs mitbekommen, dass die hämato/onkologen nicht aktiv teilhatten an der notaufnahme.

SusiSorgenlos
28.07.2015, 12:46
Bei uns rotiert man von der Häm/Onk 6 Monate in die Notaufnahme, ggf. auch mehr bzw. immer wieder. Die Geriater und die Nephrologen schicken niemanden in die Notaufnahme. Ist wohl alles sehr unterschiedlich.

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28.07.2015, 13:27
Hm. In der ZNA lernt man IMO gute, rasche Triage. Wer hat wirklich ein Problem und wer ist ein Problem. Adäquate Erstversorgung und je kleiner das Haus auch multiprofessionelles Arbeiten (Päd., Neuro bspw.). Natürlich ist es oft nervig. Patienten die besoffen als erstes in das Waschbecken pissen und anschließend in den Mülleimer kacken, möchte man in solchen Momenten am liebsten verprügeln, aber hinterher lacht man meist drüber...
Ständig nervt das, aber ab und an ist es ok.
Persönlich Angst habe ich bisher noch keine gehabt - vielleicht aber auch geschlechts und Physis bedingt. Eher fachliche Sorgen, wie Zugang beim anaphy. Kind etabliert zu bekommen oder der beschissen zu intubierende Patient...

Unterm Strich: Irgendwie (Berufs-) Lebensschule...

inglebird
28.07.2015, 19:41
Finde ZNA ebenfalls total wichtig!
Es ist eben ein Unterschied, immer (meistens :-) ) nur die "Richtig Kranken" auf die Station zu bekommen und dann Diagnostik und Therapie zu machen oder ganz viele unterschiedlich Kranke zu sehen und entscheiden zu müssen, ob jemand stationär bleiben muss oder nicht. Besonders wenn man doch mal in Richtung Niederlassung tendiert.

Mano
28.07.2015, 23:17
Bei den von dir geschilderten Fällen geht es scheinbar ja vor allem darum, dass du Angst um dich hast, richtig? Dafür sollte es eigentlich genügend Personal geben, dass zumindest diese Sorgen unbegründet sein sollten:

"somnolente Drogenintoxikierte, die später vielleicht aggressiv werden" -> frühzeitig fixieren
"Alkoholisierte, die alles vollkotzen und aggressiv werden" -> Polizei; wenn ein Patient aggressiv und für dich gefährlich ist, dann halte dich einfach fern von ihm, bis die Polizei da ist und ich festhält - dafür sind die schließlich ausgebildet und ausgerüstet. Den Rest sollte Valium oder ne anständige Fixierung lösen können.
"Psychotische Leute, die einem manchmal die Ambulanz einrennen und einem erzählen, dass sie jemanden umbringen wollen"
-> wie du schon schreibst PsychKG. Wenn man sich einmal damit beschäftigt hat ist es zwar immer noch viel Aufwand und Papierkram, aber zumindest nichts was einem Angst machen sollte.

Frau_Doktor
05.08.2015, 16:11
susi, bist du in göttingen?