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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Angststörung



Herr Professor
11.08.2015, 21:29
Der Titel sagt es schon:
Es geht um Angststörungen und hierzu genau, wie den SSRI bei einer solchen wirken. Ausgehend von der Hypothese, dass eine Angststörung auf einem Serotoninüberschuss beruht, müsste das SSRI diese Störung eigentlich verschlimmern....

EKT
12.08.2015, 16:42
Woher du diese "Hypothese" hast, weiß ich nicht.
Jedoch sind mittlerweile sämtliche Transmitterüberschuß- bzw. -mangeltheorien in Bezug auf psychische Störungen obsolet, da man anerkennt, daß das Gehirn neben dem Kosmos das komplexeste System ist, das im Universum existiert.
Somit kann man sich vorstellen, daß Behandlungsüberlegungen nicht primitiv-mechanistisch funktionieren - zumal der pharmakologische Ansatz ja auch nur einer von mehreren ist.

Lissminder
12.08.2015, 17:44
Mir ist die Hypothese, dass ein Serotoninüberschuss besteht auch neu. Vielleicht ist die Überlegung ähnlich wie bei den Betablockern. Erstmal Serotonin anheben, um dann die Ausschüttung wieder zu normalisieren.
Ich weiß auch nicht, ob man da mit so einem schwarz-weiß-Denken " Angst= Serotoninüberschuss" und keine Angst= normaler Serotoninspiegel" herangehen darf.
Gerade die Neurotransmitter rufen doch viele Wirkungen im Körper hervor.

Phosphorsalzperle
12.08.2015, 21:04
Guten Abend zusammen!

Ist eine Angststörung nicht nur ein Symptom und keine Krankheit? Die Ursache kann daher vielerlei Gründe haben. Es sind doch auch häufig depressive Menschen ängstlich.
Mich würde mal interessieren, wann genau der Serotoninspiegel dieser Patienten hoch ist: Nur in einer akuten Angstattacke oder generell. Vielleicht ist er nur akut hoch, weil der sich der Körper so in volle Alarmbereitschaft bringt und danach geht er vlt wieder runter....meine Hypothese ;)

Minoo
13.08.2015, 13:19
Nach meinem Wissenstand behandelt man eine Angststörung in der Regel mit einer Verhaltenstherapie.
Ich würde als Patient nicht gleich Antidepressiva nehmen wollen. Vorher würde ich auf Sachen wie Lasea zurück greifen und mir dann einen guten Therapeuten suchen.
Also vielleicht ist das Problem auch mit einer Überweisung an den Psychologen gelöst ;-)

Wie misst man eigetnlich den Serotoninspiegel genau. Ist das eine einfache Bestimmung im Blut?

EKT
13.08.2015, 16:22
Nach meinem Wissenstand behandelt man eine Angststörung in der Regel mit einer Verhaltenstherapie.

Was ist das für ein "Wissenstand"?
Selbstverständlich werden Angststörungen jeglicher Ätiologie auch mit Antidepressiva behandelt.



Also vielleicht ist das Problem auch mit einer Überweisung an den Psychologen gelöst

Mit Sicherheit nicht. Wenn Behandlung mit psychologischen Mitteln, dann Überweisung an einen Psychotherapeuten.


Wie misst man eigetnlich den Serotoninspiegel genau. Ist das eine einfache Bestimmung im Blut?

Wozu willst du den Serotoninspiegel messen? Das hat in der Psychiatrie keine Bedeutung, siehe Ausführungen oben.

el suenio
13.08.2015, 19:10
Wie misst man eigetnlich den Serotoninspiegel genau. Ist das eine einfache Bestimmung im Blut?
Man kann den Serotoninspiegel im Blut messen, das hat jedoch keine Aussagekraft zur Konzentration von Serotonin im Gehirn, da die Blut-Hirn-Schranke dem im Wege steht. Was also peripher an Serotonin vorhanden ist, korreliert nicht mit dem, was zentral da ist.
Mit einer PET kann man die Bindungsstellen der Transmitter näher lokalisieren und damit eine Aussage über die Verteilung im Gehirn treffen. Das wird aber nur zu Forschung genutzt und ist wohl die einzige Möglichkeit, es überhaupt beim Lebenden zu messen. Ansonsten ist eine Bestimmung nur nach dem Tod möglich. Also, das ist das, was mir bekannt ist, wahrscheinlich gibt es da noch ganz andere Studien.

Herr Professor
14.08.2015, 11:12
Also viele Dank für die Antworten.
Mir ist schon klar, dass das alles relativ komplex ist, da diese Hypothese jedoch die allgemeine Erklärung für die Wirkung von Buspiron ist -hier sei angemert, dass die Mittel zur Therapie der Angststörung per Definition Tranquilantien/ Angstlöser und keine Antidepressiva sind- wird im Kern schon was dran sein.

EKT
14.08.2015, 12:53
Keine Ahnung, wieso du jetzt von SSRI auf Buspiron kommst. Auch letzteres ist postsynaptisch sehr wohl serotonerg wirksam, allerdings kein anxiolytisches first-line-Medikament.

Herr Professor
14.08.2015, 14:54
Keine Ahnung, wieso du jetzt von SSRI auf Buspiron kommst. Auch letzteres ist postsynaptisch sehr wohl serotonerg wirksam
Hier kommt es auf die Betrachtung an: es ist ein Partialagonist-> dämpft also bei serotonergem Feuer (postsynaptisch) die Wirkung ab, da ein Partialagonist per Definition nie die volle intrinsiche Aktivität erreicht;
bei geringem serotonergem Feuer wird es Partialagonist am Autorezeptor mit seiner agonistische Wirkung überwiegen (da kein Serotonin verdrängt wird) und damit die Inhibition der Freisetzung fördern....


allerdings kein anxiolytisches first-line-Medikament
Hat auch niemand behauptet. Ist aber sehr wohl in der Leitlinie aufgeführt und somit Grund genug, sich mit dem Wirkungsmechanismus zu beschäftigen. Das ist im übrigen der Grund wie ich von SSRI auf Buspiron komme...

Minoo
15.08.2015, 11:16
es ist ein Partialagonist-> dämpft also bei serotonergem Feuer (postsynaptisch) die Wirkung ab, da ein Partialagonist per Definition nie die volle intrinsiche Aktivität erreicht;



Nice, jetzt habe ich auch noch wieder einiges dazu gelernt.
Der Punkt mit dem Partialagonist ist für mich die einzige logische Erklärung. Man gibt also einen Wirkstoff, der ausgleichend wirkt.
Trotzdem würde mich mal interessieren, ob der hohe Serotoninspiegel die Usache oder nur ein Symptom der Angststörung ist.

EKT
16.08.2015, 21:28
Trotzdem würde mich mal interessieren, ob der hohe Serotoninspiegel die Usache oder nur ein Symptom der Angststörung ist.

weder...noch...

Phosphorsalzperle
20.08.2015, 13:39
aha... und totzdem gibt man SSRI's ?

Nurbanu
20.08.2015, 19:11
Probieren geht über studieren.
Wie EKT bereits angemerkt hat, ist das Gehirn äußerst komplex.
Und SSRIs wirken auch bei Angststörungen und werden in diesem Bereich eingesetzt. Ist die Angststörung mit einer Depression vergesellschaftet reicht manchmal/oft (EKT?) nur ein SSRI bzw. allgemein serotonerg wirksame Antidepressiva (z.B. SSNRI).