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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Orthopädie/UCH <->Notarzt; Umweg über Anästhesie?



stephanxy
12.08.2015, 18:17
Hallo,

seit Ende meines PJ beschäftige ich mich mit der Frage, wo ich anfangen soll zu arbeiten. Ich habe mein Wahlfach in der Orthopädie gemacht und habe mich dort immer sehr wohl gefühlt und es hat mit Spaß gemacht. Allerdings will ich auf jeden Fall neben dem Job Notarzt fahren und vlt sogar iwann auf nen Helikopter kommen. Ich weiß, dass im Prinzip jeder Arzt Notarzt werden kann, allerdings finde ich es wichtig, dass man als Notarzt das anästhesiologische Hanwerkszeug beherrscht, da zu gehört z.B. Intubation, Narkosführung, usw. usw.... ich weiß, dass man das als Orthopäde/Unfallchirurg nur sehr eingeschränkt lernen kann.
Nun zu meinen Überlegungen: Meint ihr, es macht Sinn, dass ich zunächst 1-2 Jahren in der Anästhesie arbeite und dann in die Orthopädie/UCH wechsel? Habt ihr Erfahrungen/Tipps?

Vielen Dank im Voraus!

Stephan

Harvey
12.08.2015, 18:26
Fuer den unfallchirurgen brauchst du ein halbes Jahr Intensiv - etwas davon lernst du auch dort. Intubation lernt man besonders natuerlich im OP teils sind auch dort Hospitationen möglich. Besonders wenn in deiner Klinik auch die Unfallchirurgen regelmässig das NEF besetzen. Wenn man aber nicht kontinuerlich das Intubieren beibehält/trainiert sollte man sich selbst mit Vorerfahrung dann in der Notfallsituation ueberlegen eher den Larynxtubus zu verwenden. Jede Erfahrung in einem anderen fach ist aber natuerlich generell zu empfehlen wenn man die zeit hat.

Borderline
13.08.2015, 08:08
Neben den "anaesthesie" Techniken sollte man aber zumindest auch noch internistisch- neurologisches wissen aufweisen können. Zumindest ein Basisniveau. Das heißt man sollte schon mal ein EKG lesen können oder auch schon mal feuchte von trockenen RGs unterscheiden können, oder auch mal was bei Rhythmusstörungen unternehmen können. Und dann ist da ja auch noch die paediatrie....

LasseReinböng
14.08.2015, 19:28
Zwei Jahre Anästhesie zu machen nur für den Schein ist völlig übertrieben. Natürlich sollte man die Intubation (und auch die Maskenbeatmung !!) zuvor nicht nur an der Puppe durchgeführt haben - dafür empfiehlt sich aber eher eine Hospitation in der Anästhesie, jedoch nicht gleich ein halber Anästhesie-Facharzt.

Und internistisch-intensivmedizinisches Grundwissen ist mindestens genauso wichtig.

WackenDoc
15.08.2015, 08:37
Wie ihr wisst, bin ich ja Allgemeinmediziner und fahre jetzt Vollzeit Notarzt. Ich hatte nur ein halbes Jahr Anästhesie mit Notaufnahme, Intubationspraktikum und NEF-Schülerschichten. Zusätzlich versuche ich 1-2 Wochen im Jahr im Rahmen von hospitationen Intubieren zu üben (klappt so leidlich).
Intensivzeit habe ich also nicht.

Bisher hat es gereicht und meine Teams scheinen ganz zufrieden mit mir zu sein. Ich stelle halt die Indikation zur Narkoseeinleitung und Intubation sehr viel enger als anästhesiologische Kollegen.
Aber das Ziel ist ja nicht, nen Patienten mit Schnorchel abzugeben, sondern einen Patienten mit ausreichender Ventilation und Oxygenierung mit Kreislauf laut Leitlinien zu übergeben.
Der LT ist eine sehr große Hilfe gerade für Kollegen, die nicht regelmäßig Intubieren. Und die Koniotomie hast notfalls auch.

90% der Einsätze sind internistisch- neurologischer Standardkram (Herzinfarkte, Blutdruckentgleisungen, COPD, Asthma, Schlaganfall, Krampfanfälle), ein paar einfache traumatologische (Analgesie bei Frakturen), ein paar Kinder (da ein Großteil Fieberkrampf) und die, wo man mal so richtig in die Trickkiste greifen muss, sind selten.

stephanxy
18.08.2015, 16:08
Vielen Dank schonmal für eure Nachrichten und eure Tipps! Ich war in der Unfallchirurgie echt gut eingearbeitet und hätte dort glaube ich gute Karten, einen Job zu bekommen...in der Anästhesie habe ich nur eine Famulatur vor 3 Jahren gemacht, das wars, d.h. ich kenne die Abläufe nicht wirklich und bräuchte einiges mehr an Aufwand, bis ich eingearbeitet bin.
Was denkt ihr denn, was man bei der Bewerbung sagen sollte, angenommen ich würde mich in der Anästhesie bewerben und hätte vor, nur 1 Jahr zu bleiben. Ehrlichkeit bringt in dem Fall vermutlich nicht viel, denn welcher Chef gibt einem einen Job, wenn man sagt, dass man eh nur 1 Jahr bleiben möchte?! :/ Alles nicht easy ;)

WackenDoc
19.08.2015, 07:31
Der Vorteil wenn du ehrlich bist ist, dass man dich so einsetzen kann ,dass du am meisten davon hast.
Du brauchst ja als angehender Notarzt nicht die differenzierten High-Gucchi-Narkosen oder regionale Verfahren, sondern vor allem Maske-Beutelbeatmung und Intubationen und die Intensiverfahrung. Mit etwas Glück findest du einen Chef, der z.B. eine Schwangerschaftsvertretung sucht und froh ist, dass jemand vor allem die "langweiligen" Standardnarkosen und Intensiv machen will.
Alternative wäre noch Innere mit entsprechender Intensivzeit und Intubationspraktikum bei den Anästhesisten.

WackenDoc
19.08.2015, 07:32
Der Vorteil wenn du ehrlich bist ist, dass man dich so einsetzen kann ,dass du am meisten davon hast.
Du brauchst ja als angehender Notarzt nicht die differenzierten High-Gucchi-Narkosen oder regionale Verfahren, sondern vor allem Maske-Beutelbeatmung und Intubationen und die Intensiverfahrung. Mit etwas Glück findest du einen Chef, der z.B. eine Schwangerschaftsvertretung sucht und froh ist, dass jemand vor allem die "langweiligen" Standardnarkosen und Intensiv machen will.
Alternative wäre noch Innere mit entsprechender Intensivzeit und Intubationspraktikum bei den Anästhesisten.

Mano
19.08.2015, 16:42
Ein Jahr Innere bringt dir fachlich sicherlich auch viel außerhalb der Notfallmedizin und würde ich (als angehender Anästhesist) dir jeder Zeit empfehlen. Notwendig ist es aber sich nicht. Mit dem obligaten halben Jahr Intensivmedizin aus deiner Facharztausbildung (sofern du dann tatsächlich vollzeit auf einer echten ITS eingeteilt bist), gelegentlichen Anästhesie-Hospitationen und genügend Eigenengagement solltest du sicher einen passablen Notarzt abgegeben.
Wenn du perfekte Notfallmedizin machen willst, solltest du hingegen auch ein Jahr Kinder-ITS, ein paar Monate Neurologie und einen längeren Aufenthalt in der Kardiologie einplanenn ;-)

WackenDoc
19.08.2015, 17:53
Und Gyn sowie Psychiatrie nicht zu vergessen.

febee
17.10.2017, 17:28
Ich weiss super alter thread warum jetzt wirder frisch ein Frage usw. Aber ich hab nichts gefunden, das annäherungsweise für meine Frage zutrifft.
Also wie ist es denn geregelt, wenn man z.B. den NA schein machen möchte und dafür ITN-Erfahrung+Zahlen sammeln möchte. Muss man dann eine haftpflicht/brufspflichtvers. Vorweisen? Oder ist sowas im Rahmen einer Hospitation von der jeweiligen Klinik abgedeckt? Und was wenn man als Klinikarzt einer anderen Klinik arbeitet und extern bei Päd-Narkosen bspw. Oder THG OP dabei sein möchte?

WackenDoc
17.10.2017, 17:58
Kommt drauf an. Für wen sollst du den Schein machen. Rein für dich selber oder für deinen Arbeitgeber?
Viele Ärzte haben eine Art Restrisikoversicherung, die sowas durchaus abdeckt.

febee
18.10.2017, 21:07
Danke für Deine Antwort. Ich mach's ja in erster Linie für mich selber. Wurde also nicht dazu "gezwungen"..Aber wenn der Gedanke nicht so abwägig ist, hab ich vielleicht ja ne Chance!