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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : OTC/ Nicht-OTC-Verwirrungen



Minoo
13.08.2015, 13:14
Moin Moin,

ich hatte gerade wieder eine Kundin vor mit stehen, die mich auf eine seltsame OTC-Regelung gestoßen hat.
Und zwar ging es dabei Kadefungin. Dieses Präparat gibt es frei verkäuflich als 3er Kombi ( 3 vaginaltabletten und 20g Creme, sowie als verschreibungspflichtige 6er Kombination entsprechend mit 6 Tabletten und auch 20g creme.
Schaut man sich die Wirkstoffkonzentration des Clotrimazols an, so ist die 3 er Packung doppelt so hoch dosiert als das rezeptpflichtige Präparat. Wie kann man denn eine höhere Dosis als OTC freigeben als die verschreibungspflichtige?

Habt ihre Erklärungen dafür?

Muriel
13.08.2015, 14:45
Schlechtes Gedächtnis? ;-) http://www.medi-learn.de/foren/showthread.php?t=90025&p=1796153#post1796153

Minoo
15.08.2015, 11:08
Upps, Ja und Nein....ich erinnere mich jetzt, dass ich damals schon vor der gleichen Frage stand.
Ändert aber nichts daran, dass ich noch keine zufriedenstellende Antwort darauf gefunden habe.
Und nun hat mich konkret eine Kundin gefragt. Mich stört es dann immer sehr, wenn ich keine Antwort darauf habe.
Mir ist auch schon klar, dass ein Hersteller über die Verschreibungspflicht frei entscheiden kann. Darum gibt es z.B auch bei Pantoprazol das gleiche Medikament als OTC und nicht-OTC.
Bei Kadefungin handelt es sich aber um den selben Hersteller???

Minoo
15.08.2015, 11:09
* keine Doppel-posts, sorry*

StuartProwerFaktor
21.08.2015, 11:05
Ich würde mal sagen, dass dies - wie vieles in der Apotheke - keinen streng logischen Grund hat.

Der Rx-Status führt halt dazu, dass es überhaupt zu Lasten der GKV verschrieben werden kann (von Kindern einmal abgesehen). Dies wird vermutlich der Grund für diesen scheinbaren Widerspruch sein.

Lissminder
22.08.2015, 09:18
Das Geschäft ums Arzneimittel ist eben ein Markt wie jeder andere auch.
Somit werden auch Preise nach unterschiedlichsten Strategien gebildet. Ärgerlich ist es natürlich immer für den Originalhersteller, wenn zig Generika auf den Markt kommen. Das kann auch ein Grund sein, weshalb ein Medikament aus der Verschreibungspflicht in den OTC fällt.
Was die Preisspanne betrifft, so kommen da die verblüffendsten Unterschiede zu Stande. Ich hatte letzte Woche wieder einen Statin-Fall. Es war das Atorvastatin vom Originalhersteller ( Irgendwas mit "s"...) aufgeschrieben für 120 Eur verordnet und das gleiche vom Generika gab es für 34 Eur. Das sind so dermaßen große Unterschiede...ist doch bekloppt. War auch klar, was der privatversicherte Kunde haben wollte.

StuartProwerFaktor
22.08.2015, 11:15
Lustig wird es, wenn die PKV (hoffentlich nach Vorwarnung) ihre Versicherten um diese Differenzbeträge retaxiert und die Leute dann in der Apotheke aufschlagen und ihr Geld wieder haben wollen ;). Am besten immer den Kunden auf Generika hinweisen - dann spart man sich spätere Diskussionen.

Minoo
22.08.2015, 13:52
Lustig wird es, wenn die PKV (hoffentlich nach Vorwarnung) ihre Versicherten um diese Differenzbeträge retaxiert und die Leute dann in der Apotheke aufschlagen und ihr Geld wieder haben wollen ;).

Oh ja frag' mal. Mich hat da schon ein Kunde beinahe wegen Betrug anzeigen wollen. Der war so in Rage, aber wir konnten dann mit sehr viel Geduld und Erklärungen ihn noch beschwichtigen.
ich kann die Leute auch verstehen. Kein normaler Mensch kann sich diese Preisunterschiede sonst erklären.

Hanno04
31.08.2015, 15:16
Hi,

mal eine andere Frage: verdient der apotheker bei einem privatpatienten mehr als bei einem gesetzlich versicherten kunden?
theoretisch müsste das doch so sein, weil er dem privatversicherten alles abgeben kann und nicht die preisgünstigeren, generischen präparate vorziehen muss?

sonst könnte ich mir auch nicht erklären, dass sich die teuren Medikamente so lange auf dem markt halten. die meisten leute sind doch schließlich gesetzlich versichert.

StuartProwerFaktor
31.08.2015, 15:48
Ja man verdient etwas mehr an Privatkunden:

Es fällt zum einen der Kassenabschlag weg (1,77€) und zu anderen kannste mehr verdienen wegen den 3% auf den AVP - aber auch nur wenn der Privatkunde auch ein teureres Arzneimittel bekommt. Ich halte den 2. Punkt aber für vernachlässigbar, da die privaten Versicherungen ihre Mitglieder (zumindest den Pöbel) anhalten preisgünstige Arzneimittel zu beziehen und auch durchaus "retaxieren", wenn diese das nicht tun sollten.

Teure Arzneimittel halten sich auch deswegen auf dem Markt, weil die Preisbindung im Krankenhaus nicht gilt. Wenn du mal im Krankenhaus die Arzneivorräte auf Station gesehen hast, dann staunste aber Bauklötze .. hier finden sich sehr viele Originale, die logischerweise weniger Kosten als die billigsten Generika.

Phosphorsalzperle
02.09.2015, 08:56
hier finden sich sehr viele Originale, die logischerweise weniger Kosten als die billigsten Generika.


Hallo,
verstehe ich nicht ganz. Ist es so, dass im Krankenhaus zwar die Originale verkauft werden, aber nicht zum eigentlich Preis, sondern deutlich günstiger und sogar noch günstiger als einige Generika?
Damit würde der Originalhersteller doch ein extrem schlechtes Geschäft machen oder lohnt es sich trotzdem über die hohe Absatzmenge, die nur im Krankenhaus erreicht wird?

Brutus
04.09.2015, 13:27
Das lohnt sich vor allem deswegen, weil die Ärzte im KH natürlich das ihnen bekannte Medikament weiterverschreiben.
Und wenn das Patient nach KH-Aufenthalt einen Entlassbrief bekommt, auf dem Novalgin rezeptiert ist, dann gibt es sicher genügend Arzthelferinnen, die dann auch das Novalgin auf das Rezept draufschreiben... ;-)

StuartProwerFaktor
05.09.2015, 10:13
Die Leute werden halt durch die teuren markensachen angefixt und der ein oder andere bezieht die Sachen nach seinem klinikaufenthalt dann ja vllt. weiter (Der Professor hat gesagt mir hilft nur nexium ...). Pharmafirmen geben nicht umsonst das meiste Geld für Marketing aus.

Brutus
06.09.2015, 20:50
Naja, bei den meisten ist es wohl egal, ob ich Nexium, Esomeprazol von CT oder Omep oder Antra gebe.
Aber es gibt halt auch die wenigen, die doch das Original "brauchen" weil sie das Generikum einfach nicht vertragen. :-nix

Muriel
07.09.2015, 13:28
Der Psyche vieler Patienten ist es absolut nicht egal. Bei Generika ist es immer "besser", etwas von unbekannteren Pharmafirmen zu verschreiben. Latanovision hilft einfach deutlich besser als Latanoprost ratiopharm ; -) Denn wenn der Doktor Hexal oder Ratiopharm verschreibt, dann will der nur sparen und gönnt dem armen Patienten kein richtiges Arzneimittel!

WackenDoc
07.09.2015, 13:34
Kenn ich noch von meinem alten Arbeitgeber- wir haben den armen Patienten ja auch nur das Billigste von Billigen gegeben.
So beschwerte sich ein höherer Dienstgrad, dass das alles nur Mist wäre. Von dem billigen Ambroxol wäre sein Husten ja gar nicht weg gegangen, aber als er das Mucosolvan von seinem Sohn genommen hatte, war der Husten innerhalb von 2 Tagen weg. Tja- wo soll man da mit der Aufklärung beginnen. Ist ja nicht so, dass ich die Wirkungsweise von Hustenlösern und den Unterschied zu Hustensoppern jedes Mal ausführlich erklärt habe, wenn ich sie rausgegeben habe.

Minoo
08.09.2015, 17:14
Ach das kenne ich auch nur zu gut.
Ich frage oft von welcher Firma sie die letzte Packung haben, damit man die alten Omis& Opis nicht noch mehr in ihrem Medikamenten-Dschungel verwirrt.
Dazu zähle ich dann meistens gleich die Rabattpartner auf.
Ich muss mir dann ständig den Satz anhören: "Sie, sie geben mir doch eh nur das billigste. Das kenne ich doch schon."
Manchmal wünsche ich mir wirklich eine Bedienungsanleitung zu einem Apothekennbesuch. Würde ich groß vorne an die Tür pinnen.