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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Warum finde ich keinen Job?



Tabboz
14.08.2015, 12:37
Hallo, ich bin Facharzt Allgemeinmediziner, aus Italien, wo ich vier Jahre gearbeitet habe. Ich habe meine Approbation und die Anerkennung der Fachbezeichnung bekommen und seit damals suche ich nach einer Stelle als Assistenzarzt in der Innere.
Es ist schon mehr als ein halbes Jahr her und jede Bewerbung die ich geschickt habe, hat keine Rückmeldung bekommen.

Ich verstehe das einfach nicht, ich kenne meine Schwäche (v.a. keine Erfahrung in Deutschland und die Sprachkentnisse), aber ich kenne Kollegen, die auch ohne vorhergehende Erfahrung/Weiterbildung in eigenen Ländern eine Stelle ganz schnell bekommen haben. Ich habe auch Bewebungen für einen Praktikum gesendet, erfolglos.

Außerdem habe ich Vermittler kontaktiert, aber ich habe den Eindruck, dass man auf denen sich nicht verlassen kann. Warum werde ich vor dem Vorstellungsgespräch ausgeschlossen? Was mache ich falsch?

Solara
14.08.2015, 12:44
Wo bewirbst du dich denn? In Diversen Praxen? In Kliniken? (Edit: hatte das mit der assistenzarztstelle in der Inneren überlesen) In attraktiven Städten oder auch in weniger beliebten Gegenden?
Hast du deine Bewerbung von einem Deutschen gegenlesen lassen?

Feuerblick
14.08.2015, 12:46
Vergiss den Vermittler und lass mal (z.B. Arbeitsamt) deine Bewerbungsunterlagen überprüfen. Vielleicht sind die nicht ausreichend oder nicht ansprechend genug.
Oder du bewirbst dich an den falschen Stellen... Bist du örtlich gebunden, bewirbst du dich in beliebten Städten (Hamburg, Berlin, München etc.) oder wärest du flexibel? Wenn letzteres der Fall ist, sollte das mit dem Job kein Problem sein - schon gar nicht in der Inneren und als FA für Allgemeinmedizin.
Muss es eine Uni-Klinik sein oder wäre fürs Erste auch ein kleines Haus in Ordnung? Auch da wäre letzteres sicherlich einfacher. Erst recht, wenn du dich "auf dem platten Land" bewirbst.
Vermutlich waren deine Unterlagen bisher nicht "gut" genug und du hast dich an den falschen Stellen beworben :-nix

Tabboz
14.08.2015, 13:02
Ja, sorry.
Ich habe mich meistens in kleinen Örten in NRW beworben. Die Bewerbungen habe ich überprüfen lassen, was die Sprache betrifft. Einige habe ich auch nach BW geschickt.

Wie können meine Unterlagen nicht ausreichend sein? Ich bewerbe mich für eine Stelle als Assistenzarzt in Weiterbildung, nicht als Facharzt. Ist ein Assistenzarzt per Definition nicht ein Berufeinsteiger ohne vorherige Erfahrung? Ich bin es nicht.

Ich danke für eure Input, ich bin echt verzweifelt und muss verstehen, was nicht mit meiner Bewerbung stimmt.

Solara
14.08.2015, 13:09
Approbation/Berufserlaubnis, Facharztzeugnis, Unizeugnis, alles dabei?

Nein ein Assistenzarzt ist eine Arzt in der Weiterbildung, der noch kein Facharzt ist, entweder ein frischgebackener Uniabsolvent oder ein Assistenzarzt der bis zu 5 Jahren Erfahrung hat.

Ruf doch dort mal an, wie es mit deiner Bewerbung ausschaut, 2-3 Wochen nachdem die dort angekommen ist.

wischmopp
14.08.2015, 13:21
Hast Du die Bewerbungen per Mail oder per Post verschickt? Initiativ oder nach Ausschreibung? Wie viele bisher?

Ich finde es auch sehr seltsam, dass Du es seit einem halben Jahr versuchst und keine Rückmeldungen kommen. Irgendwas stimmt da wirklich nicht. Ich würde auch dort anrufen und nachfragen.

Tabboz
14.08.2015, 13:37
Das finde ich auch, und deswegen frage ich mich.
Meistens per Mail, nach Ausschreibung. Ich denke ungefähr 15, da es nicht so viele Angebote im Bereich von 200Km gibt. Ich vermeide die Konfessionelle, da ich nicht gläubig bin.

throni
14.08.2015, 13:40
Bist du aktiv aus der Kirche ausgetreten? Das wird von den kirchlichen Häusern nicht gerne gesehen. Fall du nie in der Kirche warst: ruhig bewerben!

Medi_matze
14.08.2015, 14:16
Ich hätte da auch noch eine Frage in die Richtung, möchte aber keinen neuen Thread eröffnen:
Wie rar gesät sind Assistenzarztstellen in der Anästhesiologie für Berufseinsteiger? Da ich räumlich nur beschränkt flexibel bin, gehen mir langsam die ausgeschriebenen Stellen aus (Das waren sowieso nicht allzu viele :-nix ) und ich würde ganz gern wissen, wie die Chancen bei Initiativbewerbungen aussehen?

Solara
14.08.2015, 14:41
Probieren! Da wo du hinwillst, einfach initiativ bewerben bzw vorher mal erkundigen, ob Chancen bestehen. Und im Umkreis suchen, nicht nur in Grosstädten - Hauptsache du hast mal angefangen, nach 6-12 Monaten bewirbst du dich dann weiter.

Laelya
14.08.2015, 17:28
ich würde immer initiativ Bewerbungen machen. hab dadurch auch meine stelle bekommen. ich glaube viele Kliniken schreiben einfach gar nicht mehr aus.

Feuerblick
14.08.2015, 17:31
Da oft gar keine Stellen öffentlich ausgeschrieben werden: Initiativ bewerben!! Hast doch nix zu verlieren... :-nix

par
14.08.2015, 17:49
Was mir noch eingefallen ist: hast du gute Arbeitszeugnisse? (Cave: länderspezifische Zeugnissprache - vorsichtig übersetzten); kannst du gute (!) Referenzen (Auflistung zB im CV) einholen?

Everyman
14.08.2015, 18:30
Wenn du die kirchlichen Häuser weglässt, verringerst du die Anzahl der in Frage kommenden Häuser doch enorm.
Kann es sein, dass kirchliches Haus in Italien und hier nicht zu vergleichen sind? Die kirchlichen Häuser in D sind zwar in einigen Punkten etwas speziell, aber ich bezweifle, dass die Mehrzahl der Mitarbeiter dort besonders gläubig ist. Also vielleicht überlegst du dir diese Häuser bei den Initiativbewerbungen doch zu berücksichtigen. Viel Erfolg!

Tabboz
15.08.2015, 09:27
Hallo und danke euch allen.
@Everyman: ehrlich gesagt, in Italien ist nicht erlaubt, die Konfession eines Eingestellter zu betrachten. Der Lebenslauf ist auch ohne Foto, um Diskriminierung zu vermeiden. Mein erster Job in Italien war in einer kirchlichen Reha-Klinik. Es interessiert niemand deine Konfession. Ich meinte früher, dass ich nicht einmal gesauft wurde.

@Par: ich habe keine Arbeitszeugnisse oder Referenzen. Sowas gibt's nicht in Italien. Und wenn ich auch Referenzen hätte, wenige italienischen Kollegen sprechen English, keine Deutsch. Ich könnte vielleicht die Telefonnumer in den Lebenslauf einsetzen.

Ich habe gestern über eure Fragen viel nachgedacht, und möchte zusammenfassen:
1) Unterlagen für die Bewerbung: Anschreiben, Lebenslauf, Approbation, Fachurkunde, Abschlusszeugnis. Was ist übrig?
2) Initiativ oder nach Anzeige?
3) Papier oder E-Mail? Und falls Papier, muss man eine besondere Mappe benutzen?
4) Wie kann man das Anschreiben für Orte weit entfernt anpassen?
5) Foto auf dem Deckblatt oder in Lebenslauf?
6) Wenn ich mich in einem kirlichen Krankenhaus bewerbe, lasse ich die Konfession weg, stimmt?

Feuerblick
15.08.2015, 09:35
Man kann auch italienische Referenzen ins Deutsche übersetzen lassen. Wäre vermutlich sinnvoll! Die Telefonnummer von Chefärzten, die kein Englisch sprechen, hilft da eher nix. :-nix
Foto gehört dazu... ob du es auf den Lebenslauf oder auf ein Deckblatt klebst, ist egal.
Ob E-Mail oder Papier musst du halt bei der jeweiligen Klinik erfragen. Die einen stehen auf Papier, die anderen nehmen auch E-Mails. Und natürlich immer auch initiativ bewerben! Vorher E-Mail an den Chefarzt mit der Frage, ob eventuell eine Stelle frei ist. Die meisten antworten schnell und sehr nett.
Mappe ist im Prinzip auch egal... einen Schnellhefter, für den man die Blätter lochen muss, würde ich nicht nehmen, aber ansonsten... einfache Klemm-Mappe aus Plastik, echte und aufwändige Bewerbungsmappe aus Pappe...habe ich beides benutzt und die Jobs bekommen...
Was meinst du mit "Wie kann man das Anschreiben für Orte weiter entfernt anpassen?"? Das Anschreiben musst du auf die jeweilige Klinik und auf die Stelle anpassen. Mit dem Ort hat das erst einmal nichts zu tun.
Wenn du keine Konfession hast, weil du nicht getauft wurdest, brauchst du auch nichts weglassen. Kirchliche Häuser mögen nur keine Leute anstellen, die aus der Kirche ausgetreten sind. Wenn du irgendeine Religion aufweisen kannst oder nie getauft wurdest, dann ist das kein Problem.

par
15.08.2015, 09:51
Im schriftlichen Unterscheidet man: Arbeitszeugnis, Referenzschreiben, Empfehlungsschreiben.

Ein Arbeitszeugnis muss vorsichtig übersetzt werden, weil es eben die Zeugnissprache enthält und wenn man zB ein deutsches "sehr gut" 1:1 ins englische übersetzt und einem Amerikaner (nur als Bsp. ich weiss, dass die europäische Arbeitszeugnisse wenig interessiert) vorliegt, fliegt man rauss. Im Arbeitszeugnis steht auch drin, was du in der Rotation gemacht hast. Es wird deine Arbeit beurteilt.

Ein Referenzschreiben ist etwas freier und ein "zwischending" (gerne korrigieren) zwischen Arbeitszeugnis und Empfehlungsschreiben (statt Referenzschreiben würde ich eher eine telefonische Referenz angeben; klar nur in E/D (wusste nicht, dass hierzu nicht ausreichend Englisch gesprochen wird).
Nur der Vollständigkeit halber: eine Referenz anzugeben signalisiert vertrauen (ist erstmal sehr positiv), weil der am Telefon sehr genaue/ehrliche Angaben machen kann (ein Arbeitszeugnis muss wohlwollend formuliert sein) - umso wichtiger ist es, dass man in der Wahl absolut sicher ist, sonst kann eben diese Freiheit auch nach hinten losgehen.
Wenn du jmd. findest, der mit dir sehr zufrieden gewesen ist und auf Englisch eine Referenz abgeben kann, dann lohnt sich das (am besten 2) - wenn nur 1, dann nicht separat auflisten, sondern unter der jeweiligen Arbeitsstelle im CV.
EDIT: vllt. kann hier jmd. kommentieren: vllt. kann man eine telefonische Referenz unter der Angabe (Sprache: Italienisch) ins CV aufnehmen? (gibt ja auch CA, die italienisch sprechen; aber sicher nicht ohne Vorwarnung, dass kein D/E gesprochen wird)

Ein Empfehlungsschreiben kannst du vllt. doch organisieren (ins Englische, Deutsche)? Der Vorteil ist, es ist an keine Sprachcodes gebunden und jmd. kann frei über dich schwärmen und v.a. über deine persönlichen Fähigkeiten aussagen. :-)

EDIT:
Hast du deine Unterlagen nur hinsichtlich der Sprache korrigieren lassen, oder auch die Formalität prüfen lassen (deine Fragen klingen nicht danach)?
Dein CV muss klar und einfach gegliedert sein; das wesentliche auf den ersten Blick erfassbar sein und in der Regel max. 2 Seiten umfassen.
Dein Anschreiben sollte klar gegliedert sein, in Abschnitte gefasst (Lesbarkeit), inhaltlich Interesse an dir wecken, aber kurz halten (bitte max. 1 Seite inkl. Adresszeite etc)

Zu deinen Fragen:
1) Nicht zuviele Anhänge/Unterlagen zur Arbeit: je nach Länge des Beschäftigungsverhältnisses, 5 (eher) - max.(!) 10 Jahre zurückreichend.
3+5) Wenn E-Mail: max. 10Mb.; kein Deckblatt, sondern Foto oben rechts auf CV.
Wenn Papier: Bewerbungsmappe (was hast du denn genommen?!?) und etwas hochwertigeres, weisses, mattes Papier (so 100g/m2; nicht mehr!)
Du kannst auch im Internet recherchieren - die Regeln gelten eigenlich für alle klassischen Berufsfelder.

arbeiter79
15.08.2015, 10:49
Wie ist das eigentlich bei uns, ist es wirklich rechtens das man wegen seiner Konfession nicht Angestellt wird? Finde ich ziemlich krass.

Hier mal was dazu:

http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/serviceline/beruf_bildung/recht_im_beruf/article113358153/Job-Absage-wegen-Religion-kann-Diskriminierung-sein.html

Ich als bekennender Atheist und Gegner jeglicher Kirchenähnlicher Vereinigungen würde die liebend gerne mit Klagen überziehen, ganz ehrlich..

DeKl
15.08.2015, 21:58
Bin aktiv ausgetreten mit meiner ersten Gehaltsabrechnung in meinem vorigen Beruf und habe das immer offen kommuniziert. War nirgends ein Problem bisher. Ich denke, daß viele Häuser sich das auch nicht aussuchen können und daher dabei nicht mehr so "kleinlich" (konsequent?) sein können.

Reflex
16.08.2015, 06:56
Eine schriftliche tadelose Bewerbung ist in Deutschland sehr wichtig, egal in welcher Berufsgruppe. Gerade wenn man schon Arbeitserfahrung hat, sind das Beifügen von Arbeitszeugnissen essentiel, sonst macht das den Chef oder Personaler stutzig und kann suggerieren, dass man was zu verbergen hat. Ich würde meinen ehemaligen Arbeitgeber darum bitten mir eine auszustellen. Gleiches gilt für Fotos. Eine schriftliche Bewerbung sollte immer Foto, Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse lückenlos vorweisen und vor allem in deutsch aufbereitet sein. Und zusätzlich sollte man immer vorher in Erfahrung bringen welche Form der Bewerbung gewünscht wird: schriftlich oder per email. Ich gehe davon aus, dass du eklatante Fehler gemacht hast. Ich empfehle dir ein Bewerbungstraining nach deutschen Konventionen zu machen.