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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie schaffen es manche, so viel zu publizieren?



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ehemaliger User_13052016-1
22.08.2015, 13:33
Ich habe aufrichtiges Interesse an der Forschung und habe ziemlich viel im Studium im Labor geforscht und extrem viel Engagement eingebracht (wirklich super viel Zeit)...Nun ist es so, dass nicht besonders viel daraus gekommen ist-6 Kongressvorträge/Poster, die eigentlich auch gar nicht was besonderes sind, da meist auf nicht so großen Veranstaltungen...Eine Publikation im Journal möchte ich noch unbedingt einreichen, muss das aber erstmal mit meinem Dr. Vater klären...

Wie soll ich meinen Dr. Vater überzeugen, dass ich unbedingt meine Ergebnisse der Diss publizieren will? Die sind an sich gar nicht so schlecht...Aber durch Betreuerwechsel bzw. Doktorvater ist auch in die Rente gegangen ist alles etwas ins Stocken gekommen...

Wie schaffen es denn manche, so viele Papers im Studium rauszubringen? Wie sieht es dann als Assistenzarzt aus, hat man dann mehr Möglichkeit zu publizieren durch z.B. betreute Doktorarbeiten oder Case studies? Ich wundere mich eben, wie man überhaupt auf die nötigen Publikationen für die Habil kommt, wenn es auch so unproduktiv sein kann...Irgendwelche Tipps, wie ich mich effektiver an Publikationen beteiligen könnte? Von manchen habe ich gehört, dass zum Teil binnen wenige Monate eine Publikation rausspringt (klar nicht als Erstautor, aber immerhin)...Bin für Rat und Erfahrung dankbar...

rettesichwerkann
22.08.2015, 14:03
Einfach machen! Einfach mal anfangen zu schreiben, wenn du glaubst, dass man mit deine Ergebnissen eine kleine Story erzählen kann (muss natürlich mehr Inhalt sein als für ein "kleines" Poster, aber wenn du schon 6 Poster hattest solte das machbar sein). Kein Chef/Doktorvater wird ein geschriebenes Paper nicht in einem Journal einreichen wollen (außer er möchte eine noch größere Story mit mehr Ergebnissen haben)
Also einfach mal Paper zu deinem Thema lesen, dann siehst du was für Anforderungen im inhatlichen Umfang etwa gefordert werden und dann auch im formalem Aufbau (Introduction, Materials/Methods, Results, Discussion) an anderen Paper orientieren und einfach mal anfangen zu schreiben und wenn du einigermaßen weit bist mal deinem Betreuer etc. vorlegen und fragen ob das nicht in Journal XY eingereicht werden kann...
Also einfach machen!

ehemaliger User_13052016-1
22.08.2015, 14:19
Ist doch nicht so einfach, ich habe ja meine Diss schon geschrieben und weiß, wie das Schreiben an sich geht...Aber bei der Publikation muss man doch viele Sachen beachten-welches Journal (zwecks Layout/Anforderungen), welche Autoren, wer schreibt genau was...ich glaube nicht, dass ich einfach was schreiben kann und das zum Publizieren vorlegen kann...das muss wohl mit dem Dr. Vater besprochen werden...nur nimmt er halt alles sehr genau und ist super fleißig/ideenreich, und ich möchte auf keinen Fall mehr Laborarbeit (den Kapitel habe ich abgeschlossen, auch keine Zeit mehr)...Wie argumentiere ich dann=

ycr83
22.08.2015, 14:27
Die formellen Anforderungen (Layout, Wortzahl etc.) stehen immer auf den Websites der Journals. Ich habe es genau so gemacht, wie oben vorgeschlagen - vorher mit dem Doktorvater abgesprochen, auf welches Journal wir uns erstmal orientieren (mit Plan B und C), dann habe ich das Manuskript im Alleingang geschrieben.
Dann korrigieren lassen, das solltest du vorher auch am besten so absprechen, wobei ich unterstellen würde,dass das generelle Interesse an einer Publikation beim Chef gegeben ist (Argument ist immer "mehr Paper ist mehr gut"). Dann einreichen, das kannst du auch alleine von deinem Zimmer aus machen. Das wesentlich größere Problem ist es, eine Zusage zu bekommen *pfeif*

ehemaliger User_13052016-1
22.08.2015, 14:38
Genau, das soll ich wahrscheinlich auch so machen dann :) Was meinst du mit einer Zusage? Dass das Paper akzeptiert wird durch den peer-review Prozess?

Und ich bin immer noch erstaunt, wie viele Paper manche publizieren im Studium...oder sind das einfach Mitautorenschaften "aus Gnade"...

ycr83
22.08.2015, 14:48
Genau, die erste Hürde ist, überhaupt ins Peer Review zu kommen (vieles wird auch vom Editor, der das Manuskript erst überfliegt, sofort abgelehnt), die zweite ist es, positive Reviews zu bekommen (d.h. in der Regel minor revisions). Und so viele, die ein Paper in alleiniger Erstautorenschaft (!) publiziert haben, kenne ich gar nicht - bei den meisten sind es Zweit- oder n-Autorenschaften, weil sie halt an einem Projekt mitgearbeitet haben, das eben in eine Publikation einfließt.

ehemaliger User_13052016-1
22.08.2015, 15:11
Ist es dann leichter als Assistenzarzt zu publizieren? Alleinige Erstautorenschaft ist klar schwer, das sehe ich ein...

rettesichwerkann
22.08.2015, 15:45
was heißt hier immer leichter oder nicht leichter? Es spielt überhaupt keine Rolle ob die Arzt bist oder nur Student, einzig die Qualität deiner Arbeit und Ergebnisse machen eine Publikation leichter oder schwerer zu publizieren! Wenn du gute Arbeit gemacht hast wirst du das immer irgendwo pulizieren können und wenn du Mist machst dann wird es immer schwer, egal ob die jetzt Assistenzarzt bist oder nicht.... nur soviel: eine gute Arbeit benötgt Zeit und als Assistenzarzt neben der Arbeit auf Station noch "nebenher" forschen ist die Schwierigkeit... und wenn du einen relevanten Anteil an der Arbeit hattest wirst du natürlich sicherlich auch eine geteilte Erstautorenschaft bekommen, wenn nicht dann nicht (egal ob du Arzt bist oder nicht)

ehemaliger User_13052016-1
22.08.2015, 18:06
genau das glaube ich nicht, ist doch oft so, dass der nächststehende in der Herarchie in den Genuss kommt, die Paper zusammenzuschreiben, während Studenten eher für die Laborarbeit zuständig sind und für ihre Diss natürlich...

Trenn
22.08.2015, 18:46
Wenn Betreuer und Doktorvater weg sind, ist es eigentlich für dich von Vorteil, weil sich niemand mit dem Thema und den Daten so gut auskennst wie du. Der Ideengeber des Forschungsprojektes hat das Anrecht auf die Erstautorenschaft, in den meisten Fällen wäre das der Doktorvater (wenn er nicht die Letztautorenschaft haben will) bzw. der Betreuer. Da der alte Doktorvater aber in Rente ist, und der Betreuer durch die Abgabe deiner Arbeit signalisiert, dass er am Projekt nicht weiter interessiert ist, müsstest du ein Anrecht auf die Verwurstung der Daten haben.

Frag einfach deinen neuen Doktorvater, ob du die Daten publizieren darfst. Wenn er ja sagt, dann fang an was zu schreiben. Wenn dein Paper Gestalt angenommen hat, kannst du immer noch mit deinem Doktorvater Rücksprache halten, wie niedrig- oder hochrangig es publiziert werden kann. Spätestens nach der ersten Einreichung wirst du merken, was deine Forschung wert war. (wenn's niederschmetternde reviews von 'nem schlechten Journal gibt, kann man seine Zeit auch besser einsetzen)

Koautorerschaften sind übrigens kaum was wert. Durch einen studentischen Nebenjob kann man bei entsprechender Mitarbeit mit relativ geringem Zeitaufwand einige abgreifen. Nur für eine Koautorenschaft würde ich kein Paper schreiben (außer es wäre das NEJM angepeilt oder die Publikation eine hinreichende Bedingung zur Promotion).

Mano
22.08.2015, 20:46
Ich kenne niemanden, der als Student mehr als ein Paper (als Erstautor) veröffentlicht hat - und selbst das hat nur eine Minderheit. Wenn du erstmal promoviert bist, in deiner Klinik einen entsprechenden Stand erarbeitet hast, ihr ein publikationsfreudiges Arbeitsumfeld habt und du deine eigene Arbeitsgruppe mit Doktoranden usw. betreust, dann wird das auch mit der größeren Anzahl an Publikationen (für zB eine Habilitation) einfacher.
Abgesehen davon gibt es an Unis genügend habilitierte, die zwar ein seitenlanges Publikationsverzeichnis haben, das aber bei näherer Hinsicht vor allem viele Mitautorschaften, Case reports und wissenschaftlich fragwürdige Studien enthält. Gefälligkeits-Mitautorschaften würde ich natürlich niemandem unterstellen. Es ist also bei vielen mehr Schein als Sein.
Anders herum gibt es extrem gute und erfolgreiche Wissenschaftler die nur alle paar Jahre mal ein - dann aber extrem gutes - Paper veröffentlichen. Aber gerade in der Medizin ist die Habilitation für die meisten ja doch eher Mittel zum Zweck...

FirebirdUSA
22.08.2015, 21:18
Der Ideengeber des Forschungsprojektes hat das Anrecht auf die Erstautorenschaft
Blödsinn, Erstautor sollte derjenige sein der die meiste wissenschaftliche Arbeit rein gesteckt hat (also nicht nur gemessen) und dann eigentlich auch das Paper zum größten Teil geschrieben hat. Das es häufig anders gehandhabt wird ist ein anderes Blatt. Letztautor (senior author) sollte derjenige der die Studie maßgeblich betreut hat, hier findet sich häufig der Chef der eigentlich gar nichts gemacht hat was aber wissenschaftlich eigentlich auch nicht richtig ist und gegen die gängigen Autorenrichtlinien verstößt.
Wenn tatsächlich der Betreuer die Idee hatte, viel Arbeit selbst rein gesteckt und am Ende das Paper selbst geschrieben hat sollt er natürlich Erstautor sein. Wenn der Doktorand das Paper aber selbst schreibt ist er auch klar eigentlich Erstautor (ggf. Betreuer "Corresponding Author").

Nessiemoo
23.08.2015, 16:31
Je nach Fach brauchen halt die Journals ein unerhebliches Menge an Daten und erfahrener Prof kann das dann auch abschätzen. ich habe mich auch erst gewundert,wieso ich kein eigenes Paper haben "darf", es wurde dann begründet, dass es nicht ausreicht.

Da Grundlagenforchung - meine Dr Arbeit wurde jetzt zusammen mit Arbeiten von drei anderen in einem Artikel zusammengefasst und es wird immer noch abgelehnt mit "Nicht genügend Stoff für einen Paper in unserem Journal, nicht genügend Erkenntisgewinn."

Entsprechend kenn ich wirklich wenige Doktoranten, die als Erstautor ein Paper bekommen haben, und damit war meistens mind 1 Jahr Vollzeittätigkeit verbunden (und natürlich auch ne Menge Glück).

ehemaliger User_13052016-1
23.08.2015, 17:41
Ja, das ist wohl nicht so einfach...ich werde das am besten mit meinem Doktorvater klären, hoffentlich reicht es dann für eine Veröffentlichung...

arbeiter79
23.08.2015, 21:12
Wieviel kann man denn eigentlich dazu verdienen durch die Publikationen, oder Dient das eher dazu später irgendwo einen gut bezahlten Posten zu bekommen?

FirebirdUSA
23.08.2015, 22:04
Verdienen? Sei froh wenn du nicht zahlen musst! Color charges, open access fee etc. sind häufig üblich und werden manchmal nicht vom Arbeitgeber getragen. "Sie wollen doch habilitieren, oder?"

ehemaliger User_13052016-1
23.08.2015, 22:10
Ich glaube, es ist nur möglich was zu verdienen, wenn man ein Buch oder so veröffentlicht...Wissenschaftliche Papers dienen eher dem Erkenntnissgewinn der Wissenschaft, der eigenen Karriere und deinem Institut/deiner AG...Da muss man meist Veröffentlichungsgebühren usw. zahlen, die werden aber so weit ich weiß fast immer von den Geldern der AG getragen :P

craxn
25.08.2015, 09:05
also ich habe während des studiums mehrere erstautorenschaften gesammelt. das wichtigste dafür ist, dass du jemanden hast der dich fordert und fördert. du brauchst einen fairen doktorvater, welcher dir dinge beibringt und dich unterstützt. dann ist das ganze gar nicht schwer. die grundlage ist natürlich, dass du verlässlich und fleißig bist. soviel zeit für wissenschaftliches arbeiten wie während des studiums wirst du als arzt nie wieder haben (außer im forschungsfrei)

ehemaliger User_13052016-1
25.08.2015, 09:41
Na gut, dann war das wohl bei mir nie der Fall...selbst um Kongresse zu besuchen, musste ich selbst die Initiative ergreifen...

Ist wohl dann echt Glückssache und vor allem arbeitsgruppenabhängig, denn wie du genau gefördert wirst siehst du erst im Prozess der Diss...

craxn
25.08.2015, 14:28
sowas kann man aber auch schon herausfinden bevor man mit der diss beginnt. einfach mal das gespräch mit derzeitigen/ehemaligen doktoranden suchen. man kann auch vor projektbeginn einmal nachfragen ob eine publikation das ziel ist oder nicht.