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bananenbrot
25.08.2015, 12:19
Hallo liebe (angehende) Pharmazeutengemeinschaft! :)
Ich studiere bald im 5. Semester Medizin und überlege eigentluch schon seit dem 1. Semester, ob ich nicht doch lieber etwas anderes studieren soll, da mir das Studium wenig bis keinen Spaß bereitet und mich auch die Aussicht auf den Arztberuf nicht motiviert. Ich studiere im Modellstudiengang und habe seit dem 3. Semester schon viele klinische Inhalte, die Faszination hat sich leider noch nicht eingestellt :( Viele sagen ja, dass es nach dem Physikum (was im Modellstudiengang nicht geschrieben wird, ich habe stattdessen nach dem 6. eine Zwischenprüfung) besser wird. Aber ich weiß nicht, ob ich mir da nicht einfach nur etwas vormache.

Die "Idee" Pharmazie zu studieren kam mir ehrlich gesagt erst vor ein paar Stunden, aber bis jetzt bin ich durch meine Recherche doch recht positiv überrascht! Mir ist klar, dass das Studium kein Spaziergang ist, aber die praktische Arbeit im Labor hat mir bis jetzt immer Spaß gemacht und auch Fächer wie Pharmakologie und Biochemie, in denen wir uns mit molekularen Mechanismen auseinandergesetzt haben, interessieren mich. Meine Chemiekenntisse sind nicht gerade berrauschend, aber ich denke, dass man mit Fleiß und naturwissenschaftlichem Verständis zu schaffen sein sollte. Oder?

Nun ja, ich würde mich über ein paar Meinungen freuen. Gibt es unter euch ein paar, die zuerst mit Medizin begonnen haben? Ich bin ja mittlerweile auch unter den Medizinern keine Anfängerin mehr und denke, dass ich sobald wie möglich handeln sollte, wenn ich wirklich das Medizinstudium nicht beenden möchte. Denn jünger wird man ja auch nicht :O

Liebe Grüße :)

EVT
25.08.2015, 12:24
Viel wichtiger als die paar Semester Studium ist das Berufsleben danach. Kannst du dir denn vorstellen, Apotheker zu sein?
Wie viel Chemie hattest du im Modellstudiengang und hat dir das Spaß gemacht?

bananenbrot
25.08.2015, 12:33
Die Chemie, die wir gemacht haben, war letztlich ein Witz. Ich habe nach der 11 Chemei abgewählt (hatte G9) und der Stoff ging weit über mein Wissen hinaus, aber mit Lernen ging es ganz gut. Ich finde es schwierig zu beurteilen, ob mir die Chemie damals Spaß gemacht hat, weil ich mich auch sehr viel mit den anderen Fächern im 1. Semester beschäftigt habe und mich insgesamt total überfordert gefühlt habe :D :/ Beim Lernen bin ich nicht sehr in die Tiefe gegangen und habe mehr auswendig gelernt als zu verstehen. Schade eigentlich. Alle Chemiepraktika (und es waren einige) fand ich spannend.
Ich denke, so richtig weiß ich noch nicht, was ein Apotheker so macht. Hier mal meine Einschätzung: Kundenberatung und "Seelsorge" (heißt man sollte wissen, welches Medikament wann eingesetzt wird, man sollte Symptome zuordnen können, Einfühlvermögen haben, den Kontakt zu Menschen mögen usw.), BWL-Kenntnisse sind wohl auch wichtig, damit man weiß, wie eine Apotheke zu führen ist, welche Medikmente man benötigt usw. dann natürlich auch Salben usw. herstellen. Liege ich da richtig? Falls das so in etwa stimmt, könnte ich mir das schon vorstellen.
Ich arbeite als Hiwi in unserer Uniklinik und sehe die Assistenzärzte schuften. Ich schrecke definitiv nicht vor Arbeit zurück und bin bereit viel Zeit zu opfern, aber ich möchte mich dabei wenigstens gut fühlen. Der Patientenkontakt ist dort wo ich arbeite ziemlich gering, meistens sitzen die Ärzte hinterm Bildschrim und befunden. Viele beklagen sich... das ist natürlich nur ein Aspekt der Medizin, aber ich weiß nicht, ob ich damit später glücklich werden kann.

EVT
25.08.2015, 13:15
Mach einfach mal ein Praktikum in der Apotheke.

Bist du in der Radiologie? Einfach mal einen anderen Bereich ausprobieren. ;-)

bananenbrot
25.08.2015, 13:30
Nein, auf der Inneren :D Ich fange nächste Woche meine erste Famulatur an. Mal sehen, was die bringt.

StuartProwerFaktor
27.08.2015, 09:23
Ich habe erst Pharmazie studiert und studiere aktuell Medizin. Und ich kann dir nur den guten Rat geben, studier Medizin wenigstens zu Ende, bevor du dich auf solche "Abenteuer" einlässt. Die Gefahr das du es mal bereuen wirst, ist durchaus real. Mal davon ab kannste als fertiger Mediziner ja auch Chemie oder so studieren, da ist der Aspekt der Doppelqualifikation dann auch wesentlich interessanter - denn aus eigener Erfahrung: Das was ein Pharmazeut kann, kann ein interessierter Arzt auch (zumindest das was in der realen Welt noch relevant ist).

Du bist zwar als Mediziner weniger dafür prädestiniert im Labor zu arbeiten, aber Möglichkeiten gibt es da ja trotzdem (FA für Laboratoriumsmedizin, Forschung etc).

Dir muss halt klar sein, dass wenn du als Apotheker ins Labor willst, du erstmal 4 Jahre promovieren "darfst" und das sind keine schönen Jahre. In der Zeit kannste auch als Arzt bei 3-fachem Gehalt und besseren Bedingungen arbeiten - mehr lernen tuste in der Zeit vermutlich auch.

Zur Arbeit in der Apotheke: Ich sehne schon dem Tag entgegen, wenn ich nicht mehr in die Apotheke muss. Die Arbeit ist in der Regel trivial. Du gibtst ab, was der Arzt aufgeschrieben hat und beschäftigst dich sonst mit bürokratischem Schwachsinn wie zum Beispiel zu schauen, ob der Vorname des Arztes auf dem Rezept steht oder auch die Telefonnummer - sonst gibts leider kein Geld von der Krankenkasse (höchstrichterlich abgesegnet).
Du kannst zwar Hobbypharmakologe in der Apotheke sein, nur interessiert es die wenigsten. Der Arzt verordnet das was er für richtig hält und da du keine Laborparameter oder Komorbiditäten des Patienten kennst, wirste dich da in der Regel auch nicht einmischen ...

Zur Chemie noch: Du hast als Apotheker zwar wesentlich mehr Chemie, allerdings erlangste da trotzdem kein richtiges Verständnis. Man könnte in Analogie sagen, dass Mediziner Chemie für die Grundschule lernen und Apotheker für die Mittelstufe ... das ist nichts Halbes und nichts Ganzes - hier solltest du nicht zu viel erwarten.

Hanno04
27.08.2015, 13:39
ach mist, nun wurde mein beitrag von eben nicht gespeichert. also nochmal.

ich würde mir an deiner stelle eine pro und contra liste machen und dabei nach vernunfts-argumenten und gefühls-argumenten unterscheiden.

zum Beispiel.
vernünftig wäre es das medizinstudium abzuschließen. damit hast du gute berufsaussichten und auch gute voraussetzungen deine nische in anderen bereichen zu finden.
außerdem wärst du schneller fertig als wenn du frisch mit pharamzie beginnt.

frage dich aber auch, was dein bauch sagt.
stelle dir vor du müsstest entscheiden, ob du morgen als arzt im kk oder als apotheker arbeiten würdest. ganz spontan , was würdest du machen?
argumente solcher art sind oft nicht sehr viele, aber emotional sehr stark und daher manchmal überzeugender.

hast du schonmal ein praktikum in der apotheke gemacht? wäre sicherlich gut.
eines noch: Ein pharmaziestudium macht im grunde keinen spaß, weil es knüppel hart ist.

janis02
30.08.2015, 22:41
also es ist doch gar nicht schlimm beides zu machen, im gegenteil. ist doch die perfekte kombi. im idealfall will ich auch das pharmaziestudium durchziehen und danach medi studieren. :D würde auch nicht jetzt versuchen zu wechseln, sondern erstmal zu Ende machen.

Minoo
31.08.2015, 15:26
du willst nach Pharmazie noch Medizin studieren? Stark.
wie sehen denn dabei deine Chancen auf einen Studienplatz aus. Ich habe mal gehört, dass es für Zweitstudienbewerber besonders schwierig ist einen Platz zu bekommen.
Ich war so froh als ich mein Studium endlich beendet habe und genieße die Arbeit inzwischen sehr.
Finde es aber auch toll, wenn Leute noch ein zweites Studium dran hängen. Wie finanziert man sich das dann eigentlich? Ein zweites mal Bafög gibt es leider ja nicht.

StuartProwerFaktor
31.08.2015, 15:51
Momentan kommt man eher schwierig bzw. gar nicht rein. Man hat als Pharmazeut ja keineberuflichen oder sinnvollen Gründe noch Medizin zu studieren (im Gegensatz zum Zahnarzt der MKG machen will).
Es gibt da ein Punktesystem, was man sich - bei ernsthaftem Interesse - mal durchlesen sollte.
Finanzierung ist als Pharmazeut kein Problem, da es wohl wenige Arbeitsplätze gibt, die so flexibel sind wie Apotheken. Ich arbeite Teilzeit neben dem Medizinstudium her und verdiene jetzt seit 1,5 Jahren konstant 2500 brutto im Monat (im Schnitt übers Jahr)

Minoo
01.09.2015, 17:37
Ah Okay, du studierst also schon Medizin als fertiger ApothekerIn.

Hast du also gleich im Anschluss den Medizinstudienplatz bekommen oder musstest du warten?
Da haben wir wieder die attraktive Seite am Apothekerberuf. Nebenbei 2500 brutto in Teilzeit ist ne geile Kiste.
Darf ich frage wie viele Stunden du dafür im Schnitt monatlich arbeitest?
Ich überlege nämlich auch, ob ich nach meinem 3. Examen erstmal nur eine Teilzeitstelle annehme. Ich bin sportlich nämlich sehr interessiert und würde noch gerne nebenher eine Yogaausbildung bzw. Fitnesstrainer machen.

EVT
01.09.2015, 20:48
Als Zweitstudent kann man keine Wartezeit mehr sammeln.

StuartProwerFaktor
01.09.2015, 21:01
Also ich arbeite in etwa 20 Stunden die Woche, mal mehr mal weniger. Man muss dazu sagen, dass ich deutlich über Tarif verdiene (nicht weil ich gut bin, sondern weil ich Glück hatte). In den Ferien arbeite ich ab und an noch auf selbstständiger Basis und mache Notdienstvertretungen und so Sachen, gibt dann paar Tausender extra. Mein Chef ist auch maximal flexibel was die Arbeitszeit angeht, selbst bei lastminute-Änderungswünschen - da hatte ich sehr viel Glück.

Wie EVT schon schrieb, sammelst du keine Wartezeit. Dies heißt aber nicht, dass warten nichts bringt. Es gibt Jahre, da ist der Punktewert fürs Zweitstudium eher klein, und Jahre da ist er eher hoch. Momentan ist er sehr hoch und man kommt als Pharmazeut ohne utopisch viel Glück oder harte Gründe (Wissenschaft) nicht in Medizin rein.

Ich glaube in die allermeisten anderen Studiengänge kommt man als Zweitstudent aber nach wie vor gut rein.

Wenn du das gerne so machen möchtest, dann kann ich dir das nur empfehlen. Ich habs bisher keine Sekunde bereut. Klar ist es manchmal ein bisschen stressig, bzw. du kannst nicht so schön rumchillen wie die anderen "hauptberuflichen" Studenten ... aber dennoch, gezweifelt habe ich daran nicht den Bruchteil einer Sekunde.

luckyluc
02.09.2015, 08:11
Wow, du schaffst noch 20 Stunden neben deinem Medizinstudium. Das sind ja fast drei Arbeitstage. Davon kann man als Pharmaziestudent aber nur träumen.
Ich habe auch schon öfter mit dem Gedanken an ein Zweitstudium gespielt. Vielleicht hänge ich tatsächlich noch BWL dran. Ich könnte erstmal nur einen Master machen und hätte damit nach drei Jahren zwei Abschlüsse und bestimmt gute Jobaussichten in der Tasche.
Weißt du auch schon in welche Richtung du später beruflich gehen willst?

Minoo
02.09.2015, 08:31
extra. Mein Chef ist auch maximal flexibel was die Arbeitszeit angeht, selbst bei lastminute-Änderungswünschen - da hatte ich sehr viel Glück.


So einen Chef brauche ich auch. Meiner ist maximal unflexibel, würgt einem kurzfristig noch Samstage rein, möchte die Urlaubsplanung am liebsten 3 Jahre vorher erfahren und kurzfristig geht einfach grundsätzlich nichts.
Das bringt auch mächtig viel Unzufriedenheit bei uns rein.


Wenn du das gerne so machen möchtest, dann kann ich dir das nur empfehlen. Ich habs bisher keine Sekunde bereut. Klar ist es manchmal ein bisschen stressig, bzw. du kannst nicht so schön rumchillen wie die anderen "hauptberuflichen" Studenten ... aber dennoch, gezweifelt habe ich daran nicht den Bruchteil einer Sekunde.

Danke, dass du das mal so sagst. Die meisten Freunde und Bekannten schauen mich immer total entgeistert an, wenn ich ihnen das erzähle und raten mir mich erstmal voll auf den Jab zu konzentrieren. " Als Berufsanfänger MUSST du eine volle Stelle machen, wie sieht das sonst aus"...so ein Blödsinn denke ich mir oft.
Ich hätte tatsächlich auch Lust nach meinem 2. Examen für 3-6 Monate ins Ausland zu gehen und beispielsweise in der Entwicklungshilfe zu arbeiten. leider muss man dafür wohl immer ca 3 Jahre Berufserfahrung haben.

StuartProwerFaktor
02.09.2015, 16:57
@ lucky: Probieren würde ich das an deiner Stelle mal, wenn du das wirklich willst. Zu verlieren haste ja nichts, außer bisschen Geld. BWL ist auf jeden Fall eine gute Kombi, wenn du zB bei der Krankenkasse arbeiten willst - die sehen sowas sehr gerne.
Ich will ganz normal als Arzt arbeiten, vermutlich dauerhaft im Krankenhaus.

@ minoo: Ja soweit ich weiß ist das bei Entwicklungshilfe so. Die wollen da nur Leute die wirklich sattelfest sind (nicht nur was das pharmazeutische angeht).

luckyluc
03.09.2015, 10:27
Genau, verlieren kann ich nichts. Ich bin auch voraussichtlich erst 24, wenn ich mein Pharmaziestudium abschließe. Da fühle ich mich auch noch nicht zu alt, um nochmal Ersti zu sein.
Ein Freund von mir hat den gleichen Weg eingeschlagen und studiert jetzt noch BWL.
Er freut sich immer wahnsinnig über die viele Freizeit und "harten" LernTAGE. Genau 5 Tage hat er für seine ersten Prüfungen gelernt und immer geile Noten bekommen.
Die Reihenfolge erste Pharmazie und dann BWL ist auf jeden Fall die richtige.
Dennoch würde ich versuchen nebenher noch in der Apotheke zu arbeiten.

janis02
03.09.2015, 20:07
Momentan ist er sehr hoch und man kommt als Pharmazeut ohne utopisch viel Glück oder harte Gründe (Wissenschaft) nicht in Medizin rein.

Ich glaube in die allermeisten anderen Studiengänge kommt man als Zweitstudent aber nach wie vor gut rein.



Weil ich davon keinen Plan habe, frage ich mal ganz doof: Wieso? Ich würde das nämlich auch voll gerne machen. :-) Ist auch noch drei Jahre hin und vielleicht ändert sich das bis dahin ja. :-love

StuartProwerFaktor
05.09.2015, 10:20
Der Grund dürfte einfach eine höhere Nachfrage sein - vor allem von Biologen. Das nach wie vor 3% der Studienplätze für Zweitstudenten reserviert sind, hat sich meines Wissens nach nicht geändert.

MineBiene
05.09.2015, 18:21
Ihr seid alle so hoch motiviert. Echt toll! Aber ich will endlich mein Geld verdienen, auch wenn so ein Zweitstudium attraktiv wäre..