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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Innere Medizin - Angiologie



InfiniteChest
27.08.2015, 11:30
Hallo an alle! Bei mir hat sich im Laufe des Studiums ein großes Interesse an Gefäßmedizin entwickelt. Irgendwie ist alles, was mit Venen und Arterien zu tun hat, mein Steckenpferd geworden, keine Ahnung wieso. Da ich aber nicht Chirurg werden möchte denke ich zur Zeit über die Weiterbildung Innere Medizin mit Spezialisierung Angiologie nach. Bisher wusste ich gar nicht, dass das eine eigenständige Zusatzweiterbildung ist (ich dachte, das ist immer automatisch Kardiologie/Angiologie), aber es scheint ja tatsächlich ein eigenständiger Facharzt zu sein, genau wie Gastro oder Nephro oder eben Kardio. Nur scheint es kaum Kliniken zu geben, die eine eigenständige Innere-Angiologie haben. Meist machen das wohl die Kardiologen mit. Kann da jemand Näheres berichten? Muss ich da an einer Uniklinik bleiben? Ist es überhaupt sinnvoll und möglich, NUR Angiologie zu machen ohne sich auch auf Kardio zu spezialisieren? Und vor allem: wie sieht die spätere Arbeit aus? Vielen Dank für Input!

Harvey
27.08.2015, 12:38
Hallo, den eigenständigen Facharzt Angiologie in dieser Form gibt es noch nicht solange. Entscheidend ist aber nicht, ob die Abteilung im Krankenhaus fuer sich steht, sondern welche Weiterbildungsermächtigung der jeweilige Chef hat

anignu
28.08.2015, 20:47
wie sieht die spätere Arbeit aus?

Ist extrem unterschiedlich. Da gibts diejenigen die in der Klinik sind und den ganzen Tag nur duplexen. Dann gibts die die eigene Stationen haben und versorgen. Dann gibts die die eine Praxis machen und Leute kontrollieren / befunden und ggf. weiterleiten zur Therapie an die Gefäßchirurgen. Dann die die in Klinik interventionell arbeiten. Dann die die in einer Praxis interventionell arbeiten, dabei regelmäßig die AFC und/oder AFP stenten und die Patienten anschließend zu den Gefäßchirurgen schicken. Dann die die in der Praxis sehr sinnvoll und maßvoll arbeiten und interventionell tätig sind. Dann die die eher zu Phlebologen werden und ggf. auch Varizensanierungen vornehmen. Dann die die sich eher auf schwierige Wunden spezialisieren (Ulcus cruris, DFS, pAVK IV) usw...

Will sagen: du kannst als Angiologe eher Diagnostik machen oder eher Therapie, eher in die Praxis oder eher in die Klinik, eher Gefäße innen oder Wunden außen, eher Arterien oder eher Venen. Du kannst einfach mal alles machen was irgendwie mit Gefäßen zu tun hat.

Aber weißt du schon warum du kein Chirurg werden willst? Alles oben genannte ist als Gefäßchirurg auch möglich, zusätzlich kannst aber auch operieren und lernst die operativen Versorgungsstrategien.

Ex-PJ
28.08.2015, 20:47
Doch Angiologie gibt seit mindestens 1996!
Habe leider dort niemals eine Stelle bekommen!
Geeignete Kliniken, die zugegebenermaßen recht selten sind, gibt es in Uniklinik Essen und im Klinikum Darmstadt.

sparta144
29.01.2024, 20:25
-Um keinen neuen Thread zu eröffnen-

Angiologie als Weiterbildung fände ich interessant, ist ja ein Nischenfach, wo man in der inneren Medizin wenig Einblick bekommt.
Gibt es einen Angiologen im Forum, der zum Arbeitsalltag was erzählen möchte? Besonders würde ich mich der konservative Teil später als Facharzt im ambulanten Sektor interessieren, da ich an einer interventionellen (operativen) Tätigkeiten nicht interessiert bin, da handwerklichliches Arbeiten mir weniger Spaß macht/mir das Talent fehlt (ist meine ich nicht zwingend erfordlich oder)? :-bee

anignu
29.01.2024, 22:51
In Bayern ist der Angiologe an sich fast ausgestorben. Wenn man da alleine mal nach Weiterbildungsbefugten schaut kommt man (München mit 7 WBB ausgenommen) auf 7 Orte mit 8 Weiterbildern. Das ist einfach mal krass wenig. Und der Grund ist auch einigermaßen klar: wie in der Kardio und Gastro nehmen die Stellen mit Interventionen zu und die Gefäßinterventionen werden je nach Haus von Angiologen (in Bayern halt nimmer viel), Radiologen oder Gefäßchirurgen durchgeführt. Krasse Konkurrenz im gleichen Bereich also.

Für was braucht man dann also noch den Angiologen? Für die Niederlassung und dort in der Diagnostik extrem dringend. Hier ist massiver Bedarf, zumindest soweit ich das überblicke. Und ansonsten wären Angiologen auch für die etwas selteneren Gefäßerkrankungen wichtig die nicht unbedingt operiert/interveniert werden müssen. Alles was da so Richtung rheumatischer Formenkreis oder autoimmunologischer Formenkreis geht, da fehlen den Radiologen sowieso und den Gefäßchirurgen größtenteils auch einfach die Expertise in der Diagnostik und Behandlung.
In einem Haus in dem ich mal war hat die Angiologie eben genau diesen Bedarf gedeckt. Das war eine Innere Abteilung mit viel Duplexsonographie der Gefäße für das ganze Haus und konservativer (teils interventioneller) Behandlung all der Dinge die im erweiterten Gefäßbereich sind. Thrombosen, Arteriitis temporalis, Vaskulitiden, CVI, Erysipel, teils chronische Wunden, alles was man in die Richtung findet und nicht sofort operiereren muss.

Und konkret zur Frage, ich kenn niedergelassene Angiologen dann doch bissl... Der Arbeitsalltag in der Praxis besteht vor allem aus Duplexsonographie. Ganz ganz viel schallen.