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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Versicherungsschutz im Ehrenamt? Flüchtlingshilfe



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ASS1000
27.08.2015, 22:42
Guten Abend,

Freunde und ich haben uns gemeinsam für die ärztliche Versorgung von Flüchtlingen gemeldet. Nächste Woche gehts los, nun stellen sich mir doch noch ein paar Fragen und zwar was passiert im Falle von Fehlbehandlungen oder wenn wir uns selber verletzen oder infizieren, wer übernimmt die dafür anfallenden Kosten? Übernimmt in dem Fall unsere eigene Berufshaftpflicht, Rechtsschutz bzw. Krankenkasse die weiteren Kosten für uns (Krankengeld, Diagnostikkosten)? Ich frage mich deshalb, da ich damals schon in der Famulatur Kontakt zu einem Patienten mit offener Tbc hatte und es dann zu erheblichen Steitigkeiten zwischen der Klinik in der ich die Famulatur abgeleistet hatte und meiner Uni-Klinik gab, wer für die Übernahmekosten des Quantiferontests und der Röntgenuntersuchung beim Betriebsarzt aufkommt (hatte am Ende dann die Uni übernommen, war dennoch ein hoher Aufwand und Stress, den ich ungern nochmal haben möchte).
Hat jmd. diesbzgl. Informationen?

P.S. Von unseren Arbeitgebern haben wir schon das Einverständnis eingeholt neben unserer regulären Arbeit dort helfen zu dürfen, aber gehe davon aus nicht über ihn abgesichert zu sein.

Dr. Jekyll
28.08.2015, 10:00
Ich habe ehrenamtlich auf eigene Faust geholfen. Du stehst nicht mal auf dünnem Eis.
Mehr als Untersuchen und zu überzeugen ins Krankenhaus zu gehen, solltest du nicht machen.
Falls du irgendeinen Träger hast (Versicherung), sieht die Sache eventuell anders aus.

Zumal die Naivität der Helfer grenzenlos dumm ist. "Kannst du mal das spritzen", oder "der braucht irgendein Medikament mit "A", mal gucken was wir so finden". Hauptsache "helfen", damit der fairgetradete Bio-Latte Macchiato auch morgen
noch selbstgerecht die Kehle runterlaufen kann.

Man bringt die Menschen in Gefahr und deine Approbation bist du ganz schnell los und das zu Recht.
Den Eigenschutz kannst du ja selbst abwägen. Solltest du dich irgendwie anstecken, ist das dein privates Risiko.

WackenDoc
28.08.2015, 10:11
Evtl nur ein kleines Porblem- zeigt aber,dass es wohl doch ordentlich an der Koordination hapert.
Sollte eigentlich nicht das Problem sein, dass die Kommune oder die HiOrg Freiwillige über ihre Unfallversicherung absichert.
Funktioniert bei so ziemlich jeder Großveranstaltung, an der ich bisher ehrenamtlich mitgeholfen habe. Entweder über eine Helfervereinbarung oder eine pro-Forma-Mitgliedschaft für den Zeitraum der Veranstaltung.

Ggf. kann man den eigenen Arbeitgeber fragen, ob er die Tätigkeit offiziell unterstütz und es dann über seine BG läuft.

ASS1000
28.08.2015, 15:02
Hallo zusammen,

Danke für die bisherigen Antworten, ein wirklicher Träger steht nicht dahinter, es wurde lediglich ein Aufruf von den Kommunen gestartet dass sich doch bitte freiwillig Ärzte melden sollen und haben dann per Einsatzplan erfahren wann wir wo hinkommen sollen. Kann mir schon gut vorstellen dass dann auch kleinere Interventionen wie z.B. Impfungen etc. stattfinden sollen. Aber wirkliche Informationen haben wir keine erhalten, bin daher sehr gespannt was uns Montag erwartet. Dennoch so wirklich sicher abgesichert fühle ich mich nicht.
Mein Arbeitgeber hat zwar nichts dagegen wenn wir dort aushelfen, meinte aber mit erhobenen Finger "dass sie mir aber nicht krank werden, wenn Sie hier ausfallen....das können wir uns gerade nicht erlauben"
Habe heute schon den ganzen Tag die Dame versucht zu erreichen über die wir uns gemeldet haben, aber geht natürlich niemand ans Telefon bzgl. ProForma Versicherung etc.
Wäre es denn arg teuer sich selbst für eine gewisse Zeit abzusichern? Was für eine brauche ich da genau, Unfallversicherung?

WackenDoc
28.08.2015, 15:56
Ich würde da die Gemeinde in die Pflicht nehmen. Die soll euch unfall- und haftpflichtversichern.

ASS1000
28.08.2015, 16:12
Ach mist da geht heut natürlich auch niemand mehr ran, ich werds mal Montag früh bei denen versuchen. Aber danke für den Tipp :)

FirebirdUSA
29.08.2015, 05:55
Ich würde in dem Fall auch auf eine Versicherung durch die Kommune bestehen (die wollen ja, dass ihr das macht). Bzgl. Haftpflicht kannst du bei deiner Haftpflicht anfragen (wenn du eine Berufshaftpflicht hast) ob diese das mit abdeckt, Unfallversichrung brauchst du dann aber immer noch.

arbeiter79
31.08.2015, 16:35
warum braucht es da ärzte?
die flüchtlinge schlagen doch grade in scharen in der rts auf bei uns. hin mit dem rtw, zurück mit dem taxi, besser geh es doch schon gar nicht mehr.

Mano
31.08.2015, 16:57
Wenn ihr dabei einem Aufruf der Kommune folgt, solltet ihr auch über die abgesichert sein. Im Zweifelsfall könnte ich mir sogar vorstellen, dass ihr euch auch ohne expliziten Nachweis gemäß Treu und Glauben darauf berufen könntet. Verlassen würde ich mich darauf aber natürlich nicht ;-)
Ansonsten mal mit eurer Haftpflichtversicherung sprechen: Als Facharzt sollte es überhaupt kein Problem sein, als Assistenzarzt ist es aber grundsätzlich auch möglich. Lasst euch das aber möglichst explizit bestätigen was und in welchem Umfang ihr ausüben wollt und wie weit ihr dafür versichert seid (Eingetragen im Versicherungsschein!). Habe bei mir im Vertrag einen entsprechenden Passus für die ehrenamtliche Absicherung von Sanitätsdiensten - denke dass das entsprechend auch bei euch möglich sein sollte.
Für eigene Schäden müsste eine freiwillige Absicherung über die Berufsgenossenschaft oder Gemeine Unfallversicherung (die versichern freiwillige Feuerwehren u.ä.) möglich sein. Letzteres wäre dann auch kostenfrei. Würde da einfach mal nachfragen.

Evil
31.08.2015, 16:58
Das habe ich nicht ganz verstanden, was genau ist jetzt Deine Aussage, arbeiter?

Lava
31.08.2015, 17:17
Ich bin mir eigentlich relativ sicher, dass ehrenamtliche Tätigkeiten BGlich versichert sind. Also für solche Fälle wir Kontakt mit Tbc und so.

Feuerblick
31.08.2015, 17:23
Naja, aber auch nur über die Organisation, für die man ehrenamtlich tätig ist... Und genau da scheint es ja zu hängen.

Lava
31.08.2015, 17:29
Auch ehrenamtlich Tätige sind gesetzlich unfallversichert. Ob als Elternbeirat in der Schule, als Schöffe im Gericht, ob als Wahlhelfer oder kommunaler Mandatsträger: Viele Bürgerinnen und Bürger engagieren sich ehrenamtlich. Weil sie im Interesse der Allgemeinheit tätig werden, genießen sie wie Arbeitnehmer den Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung. Voraussetzung für den Versicherungsschutz ist, dass die ehrenamtliche Tätigkeit im Auftrag der Schule, einer Körperschaft oder einer Anstalt des öffentlichen Rechts erfolgt, unentgeltlich ist, und nicht im Rahmen eines Beschäftigungsverhältnisses ausgeübt wird.

Versichert sind seit dem 1. Januar 2005 außerdem Personen, die sich in Vereinen oder Verbänden im Auftrag oder mit Einwilligung von Kommunen ehrenamtlich engagieren, unabhängig davon, ob dies direkt für die Kommune geschieht oder mittelbar als Vereinsmitglied. Dies ist vor dem Hintergrund bedeutsam, dass viele Kommunen verstärkt auf Bürgerbeteiligung zur Sicherung ihrer kommunalen Infrastruktur setzen. (http://www.dguv.de/de/Pr%C3%A4vention/Themen-A-Z/Ehrenamtliche/index.jsp)

Feuerblick
31.08.2015, 17:32
Joa... und daher müsste Auftrag oder Einwilligung zumindest der Kommune vorliegen. Hatte ich auch so in Erinnerung.

geisterhome
31.08.2015, 18:59
Flüchtlingen helfen finde ich super!:-dafür

Aber warum muss das Ganze eheramtlich und unentgeltlich sein, die Flüchtlinge bekommen doch Geld, also eine kleinen Obolus könnten sie auch leisten, denke da so an 5 (meinetwegen für Kinder oder fürs in KH schicken) bis 10 Euro pro Konsultation wenn man bisschen mehr macht.

jijichu
31.08.2015, 19:18
Flüchtlingen helfen finde ich super!:-dafür

Aber warum muss das Ganze eheramtlich und unentgeltlich sein, die Flüchtlinge bekommen doch Geld, also eine kleinen Obolus könnten sie auch leisten, denke da so an 5 (meinetwegen für Kinder oder fürs in KH schicken) bis 10 Euro pro Konsultation wenn man bisschen mehr macht.

Ich will nicht darauf schwören, aber ich glaube sie bekommen ein Tagesgeld von €4,50 und einen Obolus davon zu entrichten halte ich für nicht realistisch.

Und wieso nicht ehrenamtlich und unentgeltlich? Verbucht man sich auf dem Karma Konto, ich finde es nur menschlich. Gott (oder wer auch immer) bewahre, dass wir einmal durch so etwas durch müssen.

THawk
31.08.2015, 20:06
Flüchtlingen helfen finde ich super!:-dafür

Aber warum muss das Ganze eheramtlich und unentgeltlich sein, die Flüchtlinge bekommen doch Geld, also eine kleinen Obolus könnten sie auch leisten, denke da so an 5 (meinetwegen für Kinder oder fürs in KH schicken) bis 10 Euro pro Konsultation wenn man bisschen mehr macht.

Sehr sinnvoll :-dagegen :-X

Es ist doch so: Eigentlich sind die Kommunen für die medizinische Versorgung der Flüchtlinge zuständig. Augenscheinlich funktioniert das zur Zeit nicht und ich finde es klasse, dass z.B. meine Kollegen rasch einen ehrenamtlichen Kinderarzt-Dienst im überfüllten Zeltlager aufgebaut haben. Ist für mich ein Zeichen, dass Teile unserer Gesellschaft funktionieren.
Nun kommst du und möchtest wirklich von denen 5 bis 10 Euro pro Konsultation verlangen? 10 Euro Praxisgebühr pro Quartal waren für die deutschen Arztbesucher der Untergang des Abendlandes. Kinder, von denen du gerne 5 Euro für deine Dienste hättest, zahlen in jeder deutschen Praxis / Krankenhaus gar nichts.

Sorry, diese Idee kann ich nicht nachvollziehen.

geisterhome
01.09.2015, 16:01
Sehr sinnvoll :-dagegen :-X

Es ist doch so: Eigentlich sind die Kommunen für die medizinische Versorgung der Flüchtlinge zuständig. Augenscheinlich funktioniert das zur Zeit nicht und ich finde es klasse, dass z.B. meine Kollegen rasch einen ehrenamtlichen Kinderarzt-Dienst im überfüllten Zeltlager aufgebaut haben. Ist für mich ein Zeichen, dass Teile unserer Gesellschaft funktionieren.
Nun kommst du und möchtest wirklich von denen 5 bis 10 Euro pro Konsultation verlangen? 10 Euro Praxisgebühr pro Quartal waren für die deutschen Arztbesucher der Untergang des Abendlandes. Kinder, von denen du gerne 5 Euro für deine Dienste hättest, zahlen in jeder deutschen Praxis / Krankenhaus gar nichts.

Sorry, diese Idee kann ich nicht nachvollziehen.

Alles Lebensnotwendige (Kleidung, Essen Unterkunft) bekommen Flüchtlinge gestellt, dazu ein Taschengeld von 143 Euro. Deshalb denke ich ist es keine schlechte Investition einen kleinen Teil für die eigene Gesundheit auszugeben, da die Grundversorgung unabhängig von dem Taschengeld gesichert ist.

Reflex
01.09.2015, 19:00
Alles Lebensnotwendige (Kleidung, Essen Unterkunft) bekommen Flüchtlinge gestellt, dazu ein Taschengeld von 143 Euro. Deshalb denke ich ist es keine schlechte Investition einen kleinen Teil für die eigene Gesundheit auszugeben, da die Grundversorgung unabhängig von dem Taschengeld gesichert ist.

Und was ist, wenn ein Flüchtling mehr als eine Behandlung braucht? Ggf. sogar mehrfach pro Woche? Den Flüchtlingen an ihr persönliches Geld zu wollen, finde ich ziemlich daneben. Als Priviligierter der Gesellschaft kann man auch mal den Schwachen einer Gesellschaft etwas geben ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Sowas nennt sich soziale Verantwortung. Insbesondere weil die Außenpolitik der westlichen Länder unter anderem einen Beitrag an den aktuellen Krisenherden trägt und auch unseren Wohlstand mit beeinflusst hat.

ASS1000
01.09.2015, 19:25
Hallo zusammen,
wollte mich mal wieder melden, vielen Dank für eure Tipps, habe mich bei der Kommune erkundigt und mir den Versicherungsschutz schriftlich bestätigen lassen, wobei die Sachbearbeiter selber erst gar nicht sicher waren ob wir über sie versichert sind und zig Rücksprachen halten mussten. Kannn mir auch gut vorstellen dass die einen unversichert da herumlaufen hätten lassen, wobei man hier niemanden einen Vorwurf machen kann, es läuft dort wirklich alles drunter und drüber. Daher kann ich nur jedem den Tipp weiterreichen sich vorher zu erkundigen und sich schrifltich bestätigen zu lassen dass ihr auch wirklich abgesichert seid!!!
Und zur weiter entbrannten Diskussion: Ich muss gestehen dass ich mich u.a. deswegen beteilige da ich Präventionsschutz wichtig finde, wenn am Ende hier die Infektionskrankheiten wüten und auch kleine Säuglinge mit Polio oder Masern infiziert sind, wird es für alle am Ende nur teurer. Groß behandelt wird kaum, ist auch meist gar nicht notwendig, sondern eher untersucht und Standarddiagnostik und Therapie betrieben.
Nichtsdestotrotz muss ich gestehen dass die Berge an Menschen die hier sind bzw. täglich ankommen kaum mit der Anzahl an Leuten die aktuell zur Verfügung stehen zu bewältigen sind, das Chaos ist nach meinen Empfindungen nach jetzt schon komplett da, alles ist durcheinander, nichts verläuft geordnet, Leute drängeln sich vor und wenn mir gesagt wird es sollen noch mehr kommen....na dann hallelujah.
Die Situation und Emotionen waren gestern auch bei allen sehr angespannt, Ihre Erwartungen waren halt komplett andere und es ist sehr interessant was sie einen erzählen, wenn man mit ihnen spricht (oder halbwegs sprechen kann), denn die meisten sind enttäuscht von dem was sie hier vorfinden (vielen wurde eine eigene Unterkunft und teilweise sogar ausreichend Arbeit versprochen), ihre Ilusionen fangen an zu zerbrechen u.a.resultiert das manchmal in Wut über die Situation. Kennt ja jeder von sich selber der sauer darüber ist wenn etwas ganz anders läuft als man es sich vorgestellt hat und man auch noch soviel drum gekämpft hat.