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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Knochenphysik



Challenger
13.09.2003, 19:38
Ich bin's mal wieder.... :-))

Könnte mir bitte jemand den fett gedruckten Satz erklären?


Die Röhrenknochen besitzen eine hohe Biegungsfestigkeit. Die optimale Funktionsanpassung spiegelt sich in der Rohrform und Leichtbauweise wider. Zugspannungen an konvexer Seite führen zu Knochenanbau, Druckspannungen an konkaver Seite zu Knochenabbauvorgängen.

Drücke ich auf die konkave Seite eines Knochens, baut er ab? Ziehe ich an der konvexen Seite, baut er an???

Welche Logik steckt dahinter? :-notify


Ach ja, noch eins:

Was versteht man unter "Zuggurtung"?


Zuggurtung:In der Biostatik des menschlichen Körpers spielen vor allem Elemente der Zuggurtung eine Rolle. Dabei werden druck- und biegunsstabile Knochen durch dehnungsstabile Sehnen und Muskeln gehalten.
Ein Beispiel ist am Oberschenkel verwirklicht: Der Tractus iliotibialis stabilisiert ohne Energieverbrauch mit der verstellbaren Unterstützung der Abduktoren der Hüfte den Einbeinstand bzw. beim Gang das Standbein als Zugelement. Druckelement ist das Femur.

Soll das einfach heißen, dass Sehnen und Muskeln die Knochen noch eimal schön fest zusammenschnüren??? Das ist nämlich die einzige Aussage, die ich dem Zitat entnehmen kann, und die ist mir zu banal. :-???

Was ist die Physik dahinter?

Faust601
13.09.2003, 20:31
Den ersten Satz würde ich folgendermaßen verstehen:
Mal angenommen, du hältst einen Röhrenknochen an beiden Enden und verbiegst ihn. Dadurch kriegt er im Bereich der Diaphyse logischerweise eine konvexe Seite, an der die Knochenwand auseinander gezogen wird, und eine konkave Seite, an der die Knochenwand zusammengestaucht wird. (An der Diaphyse selbst musst du hierfür nicht drücken oder ziehen, diese Kräfte entstehen allein durch deine Verbiegung.)

Diese Kräfte wirken dann jedenfalls als Reiz für die beschriebenen Umbauprozesse. (OK, zugegebenermaßen wird das nicht gehen, wenn du den Knochen in den Händen hältst, denn dann dürfte er ziemlich tot sein. :-)) )

Letztlich wird dies wohl dazu führen, dass der Knochen dauerhaft verbogen bleibt, aber offenbar steht das dann im Zusammenhang mit der beschriebenen "Funktionsanpassung".

P.S.: Dass druckbelasteter Knochen resorbiert und zugbelasteter Knochen angebaut wird, ist übrigens auch der Wirkmechanismus hinter Zahnspangen, Knochen ist also wirklich sehr anpassungsfähig.

Faust601
13.09.2003, 21:01
So, die Zuggurtung hab ich mir nun auch noch mal überlegt. Was mich an deinem Satz etwas irritiert hat, ist, dass von der Stabilisierung des Einbeinstandes gesprochen wurde. Meines Wissens spricht man von Zuggurtung aber nicht in diesem allgemeineren Sinn, sondern nur in Bezug auf die Biegebelastung von Knochen:

Wenn du auf einem Bein stehst, liegt dein Körperschwerpunkt medial vom Standbein, d.h., dein Femur wird einseitig belastet. Dies würde letztlich wie oben beschrieben dazu führen, dass er sich verbiegen würde.

Als "Gegengewicht" ist nun aber auf der lateralen Seite des Oberschenkels der Tractus iliotibialis angebracht, der ja aus straffen Kollagenfaserbündeln besteht und damit praktisch nicht dehnbar ist. Damit wirkt er nun der Verbiegung genau entgegen (und stabilisiert letztlich natürlich auch den Einbeinstand).

Froschkönig
14.09.2003, 22:21
"Zuggurtung" ist eine ganz einfach Sache, wenn man sie sich aus Unfallchirurgischer Sicht betrachtet. Dabei wird bei der Reposition eines Knochens eine Zerklage (oder eben "Zuggurtung") mit eingebaut, die den frisch fixierten Knochen auf einer bestimmten Spannung hält, um ein Zusammenwachsen in der ursprünglichen Position zu gewährleisten. Eben daß gibt es auch bei heilen Knochen, bei denen wie oben bereits erwähnt durch bestimmte Sehnen, Bänder und umliegende Muskeln eine Spannung aufgebaut wird, die den Knochen in seiner Haltefunktion unterstützt.

Challenger
15.09.2003, 16:07
Vielen Dank euch für die Hilfe. :-blush :-love :-top