PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zusatzbezeichnung Notfallmedizin



Seiten : [1] 2 3

CYP21B
06.10.2015, 19:45
Ich bin aktuell kurz vor Vollendigung des zweiten Jahres in einem chirurgischen Fach. Intensivrotation habe ich bereits absolviert und bin jetzt gerade in der Notaufnahmerotation.

Mein Plan wäre jetzt innerhalb des ca. nächsten Jahres die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin zu erlangen.

Ich würde mich hier über Erfahrungen freuen wie ihr das vom zeitlichen Ablauf her gemacht habt (erst Kurs, erst Einsätze, teils-teils) Empfehlungen wo man für den Kurs gut hingehen kann und welche man vll besser meiden soll. Und was es ggf. zur Vorbereitung an Büchern gibt. In Bayern ist es wohl so, dass man 25 Einsätze "angerechnet" bekommen kann für innerklinische Notfälle, die hätte ich zwar, das macht aber vermutlich nur bedingt Sinn mit dem Minimum an Einsätzenb den Schein zu erlangen?

Würde mich sehr freuen hier Meinungen und Erfahrungsberichte zu lesen. Danke schonmal :)

anignu
06.10.2015, 20:22
Kurse für die Zusatzbezeichnung gibt es zu hauf... in Bayern gibts die von der BLÄK und einen in München bzw. Oberschleißheim, ansonsten sind Inseln im Norden auch beliebt. Einfach mal unter http://www.notarztkurs.com/kalender/notarztkurse nachschauen welche es gibt und welche Orte einem zusagen.

Ich hab erst den Kurs gemacht und bin dann 50 Einsätze mitgefahren. Wirkliche 50, ohne Anrechnung von irgendwelchem anderen Zeugs. Mir hat das gut getan. Ein bissl mehr klinische Erfahrung schadet auch nicht. Man muss sich immer klar machen: da draußen ist man 1. alleine (klar, Hilfe vom RA aber für Entscheidungen steht man selbst grad) und hat 2. weniger diagnostische Möglichkeiten. Da tut Erfahrung schon gut.

Logo
06.10.2015, 20:54
... Erst den Kurs gemacht und bin dann 50 Einsätze mitgefahren. Wirkliche 50, ohne Anrechnung von irgendwelchem anderen Zeugs. Mir hat das gut getan. Ein bissl mehr klinische Erfahrung schadet auch nicht. Man muss sich immer klar machen: da draußen ist man 1. alleine (klar, Hilfe vom RA aber für Entscheidungen steht man selbst grad) und hat 2. weniger diagnostische Möglichkeiten. Da tut Erfahrung schon gut.

Das dachte ich auch gerade.
Es sind idR. meist keine CHG-Notfälle.
Ansonsten: Nur zu! Insgesamt gibt es ja eher zuwenig Leute die das machen wollen... :-top
Hausinternen Rea-Funk tragen/bedienen ist sicher nicht verkehrt, um ein bißchen reinzukommen.

anignu
06.10.2015, 21:33
Es sind idR. meist keine CHG-Notfälle.
Doch doch... bei meinen 50 war auch ein chirurgischer dabei. Gut, letztlich ist der Fußgänger bei Ankunft gestanden und es ging ihm gut. Aber PKW gegen Fußgänger kann auch mal schlimmer ausgehen. Daher haben wir ihn ins Krankenhaus gebracht damit die ihn mal in 2 Ebenen röntgen.
Und die Schenkelhälse, hinzugerufen zur Analgesie zählen quasi auch chirurgisch. Sinds gleich noch mehr.

Wie gesagt: mir hat es gut getan. Vor allem auch weil die Notärzte mit denen ich mitgefahren bin alle unterschiedlich an die Sache rangegangen sind. Auch davon lernt man viel.
Die meisten Einsätze waren: bewusstlose Person (2x Reanimation, 2x bereits tot), Atemnot, hypertensive Krise, Apoplex, Analgesie und Intoxikation. Dann noch eine Plazentalösung bei der auch der erfahrene Notarzt geschwitzt hat, ein paar Kinder etc. komplett bunte Mischung und auch gut so.

Eigentlich muss man ja sagen: verrückt, dass man nach 2 Jahren schon allein auf die Menschheit mit einem Zertifikat "ich bin Notarzt" losgelassen wird. In der Chirurgie braucht es mindestens 6 eher 8 Jahre bis man seinen Schein hat...

Logo
06.10.2015, 21:51
Doch doch... bei meinen 50 war auch ein chirurgischer dabei. ...

Hehe :-D

Sebastian1
07.10.2015, 13:35
Kann ich auch nur unterstreichen. Übrigens mal erkundigen, ob die BLÄK Fahrten vor dem Kurs anerkennt, die ÄK Nordrhein tut das IIRC erst danach.
Auch nach 50 (oder auch 500) Fahrten wird's immer wieder Fälle geben, die einen ins Schwitzen bringen, aber das Meiste wird dann doch eher Routine. Aber bis dahin hilft Erfahrung sammeln ohne Ende. (Und wirklich präklinisch, innerklinische Notfälle sind aus diversen Gründen einfach was komplett anderes).

Logo
07.10.2015, 13:57
Jo. Klinik /= Präklinik. 😀.
Ich persönlich empfände einfach das Wasser draußen als sehr sehr tief, wenn man nichtmal rglm. routiniert innerklinische Notfälle abarbeitet weil den ReaFunk die Anä oder Internisten oft besetzen. Gewisse Algorithmen gleichen sich ja dann doch. Daher der Tipp innerklinisch zu beginnen.
Sonst ist deinem Kommentar (natürlich) nichts hinzuzufügen...

WackenDoc
07.10.2015, 14:08
Ansonsten kann ich noch empfehlen, die üblichen Buchstabenkurse zu machen.
Aber eher die Reihenfolge- NA-Kurs-Einsätze und dann gegen Ende der Einsätze und evtl. vor der Prüfung den ACLS, ggf. zusätzlich den PHTLS.
Lernen ist an sich ganz einfach: Inhalt eines beliebigen Kitteltaschenbuches (obacht- aktuelle Leitlinien sollten drin sind- also Auflage von nach 2010) reicht völlig. Zusätzlich noch die Reanimationsleitlinien(ERC-Leitlinien von 2010 gibt es kostenlos im Netz- da sind auch alle relevanten Rhythmussstörungen mit drin, ebenso Apoplex und Herzinfarkt). Die aktuellen kommen in einer Woche raus, sollen aber wohl erst Anfang nächsten Jahres implementiert werden.
Und die S3-Linie Polytrauma schadet auch nichts.
Eine schöne Zusammenfassung der wichtigsten Algorithmen und der wichtigsten Medis gibt es von der AGNN kostenfrei im Netz. Die Mitgliedschaft lohnt sich- für 40€ gibt es das Abo für "Der Notarzt" und einige Kurse vergünstigt.

Die Lehrbücher sind meist veraltet und es ist viel Blabla drin, was man eigentlich nicht braucht.

Ich würde auch schauen, dass du wirklich die 50 Einsätze mit nem NEF fährst. In einigen Bundesländern braucht man auch weniger, wenn man mit einem Weiterbildungsermächtigten fährt.
Aber ich finde wichtiger, dass man die Erfahrung sammelt, etwas lernt kritische Patienten von unkritischen zu unterscheiden, sich in den Fahrzeugen zurecht findet, die Zusammenarbeit mit dem NEF-Fahrer und den RTW-Besatzungen usw.

par
07.10.2015, 14:21
Danke, Wacken, für den hilfreichen Überblick! (Betrifft mich aktuell nicht, aber interesant) :-)

WackenDoc
07.10.2015, 15:40
Achso- die Literaturempfehlungen sind etwas durcheinander geraten:
Also Reanimationsleitlinien, S3-Leitlinie Polytrauma- die wirklich gut lernen
Das Kitteltaschenbuch für die Medikamente und alles was in den beiden genannten Leitlinien nicht drin steht.
Und das von der AGNN als Übersicht für das Wichtigste.

pottmed
07.10.2015, 16:16
AGNN Mitgliedschaft kann ich auch nur empfehlen, für Studenten ist die sogar für 20 Euro /Jahr zu haben.

PHTLS-/ITLS-Kurs sollte man machen, gerade weil auch ein großer Teil des Assistenzpersonals danach arbeitet. Dem Rest der hier schon stand ist eigentlich nichts hinzuzufügen, Erfahrung ist durch nichts zu, durch wirklich gar nichts(!!), zu ersetzen.

Miss
07.10.2015, 16:58
Doch doch... bei meinen 50 war auch ein chirurgischer dabei. Gut, letztlich ist der Fußgänger bei Ankunft gestanden und es ging ihm gut. Aber PKW gegen Fußgänger kann auch mal schlimmer ausgehen. Daher haben wir ihn ins Krankenhaus gebracht damit die ihn mal in 2 Ebenen röntgen.
Und die Schenkelhälse, hinzugerufen zur Analgesie zählen quasi auch chirurgisch. Sinds gleich noch mehr.

Wie gesagt: mir hat es gut getan. Vor allem auch weil die Notärzte mit denen ich mitgefahren bin alle unterschiedlich an die Sache rangegangen sind. Auch davon lernt man viel.
Die meisten Einsätze waren: bewusstlose Person (2x Reanimation, 2x bereits tot), Atemnot, hypertensive Krise, Apoplex, Analgesie und Intoxikation. Dann noch eine Plazentalösung bei der auch der erfahrene Notarzt geschwitzt hat, ein paar Kinder etc. komplett bunte Mischung und auch gut so.

Eigentlich muss man ja sagen: verrückt, dass man nach 2 Jahren schon allein auf die Menschheit mit einem Zertifikat "ich bin Notarzt" losgelassen wird. In der Chirurgie braucht es mindestens 6 eher 8 Jahre bis man seinen Schein hat...
Wie in fast allen anderen Fächern auch.
Tja, am Anfang ist man halt ein ziemlich unerfahrener Notarzt, aber arbeitet zumindest schon mal 2 Jahre in der Klinik (die meisten fangen ja eher später an mit Fahren).
Aber eigentlich reicht in vielen Fällen auch, daß man die Patienten einigermaßen heil ins KH bekommt, dann kann man da weitersehen...mit mehr Diagnostik, Händen, Erfahrung.
Manchmal ist es natürlich auch gut, wenn man die Lage vor Ort verbessern kann -aber geht auch nicht immer :-nix

Und Plazentalösung: wer würde da nicht ins Schwitzen kommen, es ist ja nicht so, daß da Erfahrung irgendwas helfen würde :-oopss

anignu
07.10.2015, 18:17
Und Plazentalösung: wer würde da nicht ins Schwitzen kommen, es ist ja nicht so, daß da Erfahrung irgendwas helfen würde :-oopss
Ihm half die organisatorische Erfahrung: war wie immer am unpassendsten Ort...

CYP21B
07.10.2015, 18:27
Vielen Dank schonmal für die bisherige Beiträge.

Mir ist klar, dass ich da ich von der chirurgischen Seite her komme Defizite im internistischen Bereich haben werde. Deswegen dachte ich eben auch an nen Buch, dass man das das Studiumswissen entspreched wieder auffrische könnte bevor ich überhaupt so richtig an Kurs oder Einsatzsammeln denke. Prinzipiell könnte ich aktuell auch schauen, dass ich in der Notaufnahme internistische Dienste mit Facharztbackup mache. Damit könnte ich zumindest besser einschätzen was dann so ankommt.

Gibts noch "Geheimtipps" bezüglich Kurs? Mir käme es da weniger auf einen tollen Ort als auf einen guten Kurs an. Oder nehmen die sich von der Durchführung her so wenig?

Logo
07.10.2015, 18:39
Bei zwei Kollegen im quasi Head2Head Vergleich (gleichzeitig weg gewesen) wurde der Arnsberger Kurs etwas vor dem Inselkurs gewertet... Sicher auch ne Typfrage

hebdo
07.10.2015, 19:12
Ich kann aus aktuellem Anlass den Kurs NAW-Berlin uneingeschränkt empfehlen. Im Studium hatten wir eine Woche das Team aus Arnsberg und die waren auch extrem gut.

hebdo
07.10.2015, 19:16
Ach ja: Bei den meisten LÄK muss der Notarztkurs vor den Fahrten absolviert sein!

Meuli
07.10.2015, 19:16
Arnsberg :-top:-love

Moorhühnchen
07.10.2015, 20:14
War auch in Arnsberg und fand den Kurs super! :-)

arbeiter79
12.10.2015, 19:56
Gibt es bei den Kursen jetzt eigentlich eine Prüfung am Ende? Ich hab überhaupt keine Lust als Notarzt Dienste zu machen, soll aber vom Haus trotzdem dazu verpflichtet werden, deshalb suche ich nach einem Ausweg und Durchfallen könnte neben Krankenscheinen, Opt-out Kündigung, hinauszögern etc. ein möglicher sein.