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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : monomorphe ventrikuläre Tachykardie bei verlängerter QTc-Zeit - Therapie ?



LasseReinböng
20.10.2015, 18:23
Ich hatte neulich einen Patienten auf der ITS mit Z.n. Rea bei Kammerflimmern. Wie sich später nach Coro herausstellte, hatte der Patient eine 3-Gefäß-KHK und ist letztlich gestentet worden. Zudem befand sich der Patient beim Ereignis gerade in der Aufsättigungsphase mit Amiodaron bei zuvor festgestellter TAA/VHF. Die Aufsättigung mit Amiodaron fand ambulant statt - durch den Hausarzt initiiert, EKG-Kontrollen fanden dabei nicht statt, es lag eine verlängerte QTc-Zeit vor, die wohlmöglich das Kammerflimmern noch begünstigt hat.

Auf Station hatte der Patient dann eine Episode mit einer noch stabilen monomorphen VT und hat von Kollegen daraufhin Amiodaron bekommen, letztlich erfolgreich, obwohl die QTc-Zeit da noch verlängert war.

Meine Frage nun - Amiodaron seinerseits verlängert ja die QTc-Zeit - würdet ihr es also im Akutfall auch bei Patienten geben, die schon eine verlängerte QTc-Zeit haben ? Welche Alternativen gäbe es ? Ajmalin ? Oder lieber gleich elektrokardiovertieren ? Magnesium käme ja eher bei Torsaden in Betracht, die bei einer verlängerten QTc-Zeit ja auftreten können, in diesem Fall aber nicht vorlagen.


Habe mir zu dem Thema mal das reingezogen ( sehr interessante Videos übrigenbs für Ärzte aus dem Bereich Innere/Intensiv/Anästhesie !) https://www.youtube.com/watch?v=M0VG7f3GZEY da wird Procainamid ( Klasse Ia) in solchen Situationen empfohlen, was es in D aber nicht gibt...

Christoph_A
21.10.2015, 09:37
Procainamid ist aus der kardiologischen Steinzeit, das mal vorweg.
Sehe in der von Dir geschilderten Situation das Kammerflimmern am ehesten im Akutgeschehen bei 3- Gef KHK und wohl subtotalem Gefäßverschluß begründet, imho also erwartbar und nix, was einem jetzt die Schuhe auszieht, ebenso, daß kurz nach Intervention Repurfusionsarrhythmien auftreten.
Wie lange war die QTc denn gewesen? Wie gut war die linksventrikuläre Auswurfleistung?
Amiodaron hätt ich, bei stabilem Patienten auch verwendet, Ajmalin so kurz nach Akutereignis ist m.Mn. nach obsolet, da selber proarrhythmogen. Bltzdingsen immer dann, wenn der Patient instabil wird.
Würde jetzt auf 6 Gramm Amiodaron LANGSAM aufsättigen, dann Rhythmuskontrolle durch Langzeit EKG.
4 Wochen nach Akutereignis dann Evaluation der linksventrikulären Pumpfunktion und 24h Langzeit EKG und danach entscheiden, ob ich den Patienten mit nem ICD versorgen würde.

ehem-user-02-08-2021-1033
17.11.2015, 17:55
Meine Frage nun - Amiodaron seinerseits verlängert ja die QTc-Zeit - würdet ihr es also im Akutfall auch bei Patienten geben, die schon eine verlängerte QTc-Zeit haben ? Welche Alternativen gäbe es ? Ajmalin ? Oder lieber gleich elektrokardiovertieren ? Magnesium käme ja eher bei Torsaden in Betracht, die bei einer verlängerten QTc-Zeit ja auftreten können, in diesem Fall aber nicht vorlagen.


Mir wurde einmal im Rahmen einer intensivmedizinischen Fortbildung von einem Fall "therapierefraktären" Kammerflimmerns berichtet: Der Patient hatte bereits eine "ordentlich" lange QT-Zeit und bekam auch Amiodaron. Schlussendlich kam es zu einer Reanimationssituation und man gab noch "on top" Amiodaron.

Schlussendlich sei diese Sache wohl einem Kardiologen aufgefallen und man hat den Patienten dann mit Lidocain i.v. behandelt. (statt der in den ERC-Leitlinien empfohlenen Gabe von Amiodaron)

Bille11
17.11.2015, 19:24
Ich hab unlängst Flecainamid in so einer Situation bestaunt.. :-)