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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bestrahlung gegen Infektion?



Dr Feelgood
11.11.2015, 10:56
Ich habe dazu leider keine vernünftigen Informationen gefunden deshalb wollte ich folgende Überlegung mal hier in die Runde werfen:
Bakterien reagieren ja bereits auf UV-Strahlung sehr stark bzw. werden dadurch zerstört. Daher gehe ich mal davon aus, dass auch Röntgenstrahlung eine mindestens genauso hohe Wirkung haben dürfte. Wäre es dann nicht möglich, beispielsweise bei einer schweren Pneumonie (mit Antibiotikaresistenz) die Lunge zu bestrahlen um das schlimmste zu verhindern? Klar ist eine Bestrahlung auch nicht ohne Gefahren aber, da Bakterien bereits bei relativ schwach energetischer Strahlung zugrunde gehen, würde man den Körper damit allenfalls gar nicht zu sehr belasten.
Wie gesagt: es ist nur eine Überlegung. Kennt sich hier jemand aus, der nen groben Denkfehler meinerseits erkennen kann?

Fr.Pelz
11.11.2015, 11:31
(...)da Bakterien bereits bei relativ schwach energetischer Strahlung zugrunde gehen (...)

Ich bin weder Radiologe noch Mikrobiologe, aber ich glaube hier ist der Denkfehler - wenn es wirklich nur wenig Strahlung bedürfte, müsste ich zb bei jedem Abdomen-CT die Darmflora völlig zerstören. Dem ist aber nicht so.

par
11.11.2015, 12:32
Ich rate auch mal ein wenig: die Bakterien befinden sich ja nicht alle in der selben Phase des Zellzyklus, mit grösster Empfindlichkeit gegenüber, dann meinetwegen auch "relativ schwach energetischer Strahlung". Dies würde erklären, warum ein Abdomen-CT nicht reicht, um die Darmflora vollständig zu zerstören (gutes Analogon btw!). Man müsste rezidivierend bestrahlen und dabei Gesamtdosis etc berücksichtigen.

ninakatharina
11.11.2015, 12:57
Selbst wenn eine gewisse Strahlendosis zur Elimination von Bakterien führen würde, darf man nicht vergessen, welch schwerwiegende UEW eine Radiatio hat, im Bereich des Thorax sei hier die Pneumonitis und Ösophagitis zu nennen, beides nicht selten und mit einer deutlich erhöhten Morbidität verbunden, zudem führt auch eine Radiatio zu einer nicht unerheblichen Immunsuppression, einer der Gründe, dass (je nach Biologie der Neoplasie) Radiatio und Zytostatische Therapie nur in Einzelfällen/ mit Dosisreduktion zeitgleich durchgeführt werden. Zur Behandlung der schweren (karnifizierenden) Pneumonie stehen uns neben der Therapie mit einem/mehreren möglichst gut pulmonal wirksamen Antibiotikum (+ggf. Antimykotikum) supportiv (deshalb aber nicht weniger wichtig) Mucolytika, Atemtherapie+Inhalationen, ggf Steroide, ggf Bronchodilatatoren und schlimmstenfalls eine operative Infektsanierung zur Verfügung.

ninakatharina
11.11.2015, 13:39
*ergänzend* Medikamente (und Lebensmittel) können bestrahlt werden, um Bakterien zu eliminieren, hier: http://cdn.intechopen.com/pdfs-wm/32842.pdf ist von bis zu 0,6 kGy die Rede. Das Auftreten einer radiogenen Pneumonitis korreliert mit der Dosis, hier zBsp sah man bei einer Kummulativdosis von 50 Gy (=,05 kGy) bei 73 % der aufgrund eines Lungen -Ca bestrahlten Patienten eine Pneumonitis unterschiedlicher Schweregrade. Vielleicht wäre es eine Alternative für tiefsitzende infektionen wie zBsp. Osteomyelitiden?

Dr Feelgood
11.11.2015, 14:16
Es scheinen also doch deutlich höhere Strahlendosen nötig zu sein, als ich angenommen habe.
Besten Dank jedenfalls für die Antworten, insbesondere an ninakatharina.