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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Misstrauen gegenüber der Presse



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Organspende
16.11.2015, 11:30
Ich versuche hier mal ein politisch angehauchtes Thema zu eröffnen. Woher kommt dieses Misstrauen gegenüber der deutschen Presse bzw. den deutschen Medien? Ich interessiere mich für Politik, kaufe ab und an eines der einschlägigen Nachrichtenmagazine, lausche mancher politischer Sendung im TV, allerdings ist mir in den letzen Jahren keine Veränderung hin zu einem einseitigen Journalismus aufgefallen. Bei der Internet-Recherche nach alternativen Webseiten/Blogs ist mir bis jetzt keine - für mich vertrauenswürdige - Seite begegnet. Falls in der Richtung jemand eine Empfehlung hat immer her damit.

Absolute Arrhythmie
16.11.2015, 12:32
Wenn dir keine Veränderung aufgefallen ist, wie macht sich dann dein Misstrauen bemerkbar? Weil Pegida "Lügenpresse" skandiert? Das ist quasi schon immer ein Propagandabegriff der rechten Szene.

Mich persönlich stört aber in der Tat die in manchen Belangen recht einseitige Berichterstattung. Aber ich glaube fest daran, dass man in D aus den Medien alles erfahren kann, wenn man nicht nur BLÖD liest.

McDübel
16.11.2015, 13:23
Ich bediene mich immer häufiger des politischen Kabaretts. Fühle mich dadurch besser "in Kenntnis" gesetzt als nur allein durchs "Zeitunglesen"...

Organspende
16.11.2015, 14:13
Ich persönlich habe kein Misstrauen in die Presse, sondern frage mich nur woher die Skepsis kommt? Irgendwie wünsche ich mir eine Analyse unserer Medienlandschaft von einer seriösen Quelle, die das ganze möglichst objektiv betrachtet. Wer etwas in der Richtung findet darf das gerne posten. :-)

HannaLuisa
16.11.2015, 15:39
Ich verstehe das Misstrauen und würde niemals den Begriff der Lügenpresse benutzen.
Als konkretes Beispiel biete ich die Griechenland/Troika Geschichte. Dazu muss ich sagen, dass es eklatante Unterschiede zwischen tagesschau/Tagesthemen einerseits gibt, die treu und brav Fragen stellen, warum die Griechen denn so reformunwillig sind einerseits mit Politmagazinen wie Monitor/Panorama etc auf der anderen Seite.
Es wird auf Recherche Erkenntnisse mE zu wenig bis gar nicht eingegangen. Beispiel:
5 Nobelpreisträger für Wirtschaft prangern das Verhalten von der Eurogruppe und allen voran Deutschlands an.
Der IWF ändert über Nacht seine Regeln um Griechenland weiter Geld zu leihen, wider besseren Wissens.
Das wird zu wenig kommuniziert, ergo hören die Menschen davon nichts.

Anderes Beispiel die Lage im Nahen Osten.
Da wird in "Die Anstalt" extrem beeindruckend die Rolle der USA als Verursacher des IS und Co dargestellt, wenn man unsere Politiker zu dem Thema interviewt werden diese Erkenntnisse jedoch nicht bedacht.
Kritische Fragen kommen von diesen Journalisten - die Politmagazine explizit ausgenommen - nicht.
Das heißt, es wird nicht unnbedingt gelogen, aber durch das Weglassen von Aspekten ein einseitiges Bild gebracht, nämlich: Die Griechen MÜSSEN sparen und Militärinterventionen MÜSSEN sein, was beides fatal ist.

Fr.Pelz
16.11.2015, 18:46
Ich kann ja mal erzählen, was ich dazu am Samstag gelernt habe. Habe mich da mit einem (ärztlichen) Kollegen unterhalten, den ich bislang noch nicht weiter kannte. Er ist extrem misstrauisch gegenüber der Presse. Seine Begründung ist, dass vieles verschwiegen wird, weil hinter den Medienkonzernen Leute stecken, die von gewissen Zusammenhängen profitieren, aktuell zb von der Flüchtlingskrise. Er hat z.B erzählt, dass die Tagesschau sich "verraten" hätte. So wäre an einem Tag gesagt worden, dass allein im September 450 000 Asylanträge gestellt worden wären und in einer Tagesschau ein paar Tage später dann davon die Rede war, dass es bis Ende des Jahres eine halbe Million Anträge sein könnten.
Seinen weiteren verschwurbelten Verschwörungstheorien und seinem kruden "Hauptsache-wir-bewahren-unseren-Wohlstand"-Denken konnte ich dann nicht mehr folgen.

Evil
16.11.2015, 19:34
Eine gewisse Skepsis gegenüber dem Journalismus ist grundsätzlich angebracht, und zwar aus 2 Gründen:
1. Vereinfachung
Jeder Artikel muß Zusammenhänge und Ursachen vereinfachen, sonst kann man nur Fachartikel veröffentlichen, die außer den entsprechend in der Materie Bewanderten keiner im Detail versteht oder auch nur bereit ist zu lesen. Aus der Vereinfachung ergeben sich zwangsläufig Ungenauigkeiten und Verzerrungen, was weiter verstärkt wird, wenn aus Artikeln zitiert wird und daraus neue entstehen.
2. Tendenz
Mir ist bislang noch keine Zeitung, Zeitschrift oder Magazin begegnet, deren Autorenschaft nicht zumindest leicht tendentiös berichtet. Z.B. liegen Spiegel und Stern eher links, Focus und Blöd eher rechts. Zumindest dieses Manko kann man aber ausgleichen, wenn man entsprechend verschiedene Informationsquellen nutzt mit gegenteiligen Tendenzen.

Von grundsätzlichen Verschwörungstheorien und Täuschungsszenarien halte ich nichts. Natürlich beeinflussen diverse Lobbyisten die öffentlichentliche Berichterstattung. Da es von ersteren aber sehr viele mit gegenläufigen Interessen gibt, gleicht sich das aus ;-)

Das alles ist nicht neu, und ich wüßte auch nicht, daß sich daran etwas in der letzten Zeit geändert haben sollte.

Dr.Hackenbush
16.11.2015, 20:05
Woher kommt dieses Misstrauen gegenüber der deutschen Presse bzw. den deutschen Medien?

Das Internet entlarvt mittlerweile so schnell das sich Lüg, ähem, schwindeln nicht mehr
lohnt b.z.w. sehr heikel ist. Eines von mittlerweile zig Videos die man bei YouTube finden
kann zeigt einen angeblichen Abschuss der pöhsen pro russischen Putin Freunde der Ost-Ukraine.

Aber sie selbst was es wirklich war:


https://www.youtube.com/watch?v=2IEEMkSdF40

Fr.Pelz
17.11.2015, 12:01
Mir ist bislang noch keine Zeitung, Zeitschrift oder Magazin begegnet, deren Autorenschaft nicht zumindest leicht tendentiös berichtet. Z.B. liegen Spiegel und Stern eher links, Focus und Blöd eher rechts. Zumindest dieses Manko kann man aber ausgleichen, wenn man entsprechend verschiedene Informationsquellen nutzt mit gegenteiligen Tendenzen.

Daher mag ich die ZEIT so, deren Autoren und Gastautoren liegen nämlich nicht auf einer Linie :-)

par
17.11.2015, 12:30
Beim Spiegel gibts nochmal einen schon merklichen Unterschied zwischen Spiegel Online (linksliberal) und "Der Spiegel" (ebenfalls, aber etwas "gemäßigter"), wobei der Eindruck auch durch die Themenselektion/-schwerpunkte entstehen kann.
Inwieweit das für Zeit/Online gilt, weiss ich aus eigener Erfahrung gar nicht (lese nur die gedruckte Ausgabe, aber nicht regelmässig).
Ich lese gerade, wenn mich etwas näher interessiert mittlerweile viel kreuz-und-quer, auch englischsprachiges (nochmal interessanter Winkel) und hier gefallen mir Artikel, "Hintergründe", Kommentare je nach Thema ganz unterschiedlicher Quellen. Ist aber irgendwo dann auch eine Zeitfrage (ich finde es prinzipiell gar nicht verkehrt, auch Blöd zu lesen, weil es eben so viele Lesen/die Meinung so vieler "bildet" (:-))), aber tue es alle paar Monate mal)

*milkakuh*
17.11.2015, 12:49
Nicht wundern, ich habe den Thread nur mal direkt in die "Speakers Corner" verschoben. Hier passt er besser rein als in den "Stammtisch". :-)

Evils Beitrag kann ich übrigens nur zustimmen! :-top

Heerestorte
17.11.2015, 12:54
Das Internet entlarvt mittlerweile so schnell das sich Lüg, ähem, schwindeln nicht mehr
lohnt b.z.w. sehr heikel ist. Eines von mittlerweile zig Videos die man bei YouTube finden
kann zeigt einen angeblichen Abschuss der pöhsen pro russischen Putin Freunde der Ost-Ukraine.

Aber sie selbst was es wirklich war:


https://www.youtube.com/watch?v=2IEEMkSdF40


Hier wird vermutlich aber eine bzw. mehrere Presseagentur/en das Video verteilt haben und die o.g. Medien haben es halt verwendet ohne es weiter zu überprüfen. Da sind die Sender noch am wenigsten Schuld, denn die haben ja die Videos nicht selber gemacht sondern die angefordert bzw. die Rechte daran erworben. Die machen sich nur insofern schuldig, alsdass sie halt ihre Quellen nicht genau überprüfen und dann vermeintlich brandaktuelle Videos zeigen, obwohl diese schon alt und bekannt sind.
Beim ARD-Video steht ja sogar einfach nur "Internet-Video" da.

Ich lese gerne die süddeutsche Zeitung.

Viehdoc
17.11.2015, 12:54
Daher mag ich die ZEIT so, deren Autoren und Gastautoren liegen nämlich nicht auf einer Linie :-)

ich hielt die Zeit auch sehr lange für ein unabhängiges Medium. Aber nach der wirklich unter die Gürtellinie gehenden Berichterstattung über Landwirte und Tierärzte, die nicht einseitiger hätte sein können, hat sich das echt sowas von erledigt... wenn es da schon so deutlich angeblich nur eine Seite gibt, kann es in anderen Bereichen ja nicht viel besser sein denke ich...

par
17.11.2015, 13:02
Evils Beitrag kann ich übrigens nur zustimmen! :-topdito!

HannaLuisa
26.11.2015, 10:54
:-(
Der Qualitätsjournalismus der Welt zeichnet sich hier dadurch aus, dass man eigenen Unsinn ungerührt ignoriert.

McDübel
08.02.2017, 19:20
Was haltet Ihr eigentlich davon, dass unter immer mehr Online-Artikeln die Kommentarfunktion ausgeschaltet ist bzw. nur noch von der jeweiligen Redaktion ausgesuchte Artikel kommentiert werden dürfen?

Auf der einen Seite kann ich diesen Schritt durchaus nachvollziehen, da es sicherlich sehr zeitintensiv ist, die einzelnen Leserkommentare auf Netiquette zu überprüfen und gegebenenfalls zu zensieren, aber auf der anderen Seite hat es auch was von betreutem Denken, wenn man den Lesern praktisch vorschreibt, welche Artikel zur Diskussion stehen und welche nicht. Und kann das komplette Abstellen der Kommentarfunktion die Lösung sein? Hat für mich so ein gewisses Geschmäckle und schürt mMn eher noch das "Misstrauen der Presse" gegenüber.

Trianna
08.02.2017, 19:39
Traditionelle Zeitungen, so ganz oldschool auf Papier, kann man ja auch nicht klassisch kommentieren.

Ausser durch Leserbriefe. Bei denen auch unklar ist, was damit gemacht wird.

Tangiert mich eher weniger. Zumal Online genug Spagellonis unterwegs sind, deren schreiberische Ergüsse gerne ungelesen bleiben dürfen. Und je nach Artikel ist klar, dass davon zuviele auftauchen werden.

Kann das absolut verstehen.

Sebastian1
08.02.2017, 20:36
Problematisch ist dabei häufig auch die Rechtssprechung für die Webseitenbetreiber. Das beginnt ja schon bei Foren.
Ich persönlich lese seltenst Kommentare (gefiltert oder ungefiltert) auf solchen Seiten - kaum Informationsmehrwert, dafür häufig Polemik, Parolen und Gekeife...dafür hab ich keine Zeit und Muße ;-)

McDübel
10.02.2017, 23:45
Ich frage mich halt, inwieweit es nicht vielleicht auch einfach nur darum geht, die "Meinungshoheit" zurückgewinnen zu wollen. Nach dem (Print)Motto: Wir Sender, Du Empfänger und Schnauze. Oder ob der Anteil dieser Wahnwichtel mit Ihrer Hetze tatsächlich so extrem hoch und dementsprechend belastend für die Redaktionen ist.
Auf tagesthemen.de finde ich zB häufiger unter diversen Artikeln - "Kommentarfunktion vorübergehend geschlossen wegen Überlastung" - obwohl nicht ein einziger Kommentar dort zu finden ist, oder nur 5. o.O
Manchmal interessieren mich Lesermeinungen da durchaus.
Oder sind es vielleicht finanzielle Gründe...Moderatoren muss bzw. sollte man sich da auch leisten können. Ohne geht es natürlich nicht. Wobei man bei den Öffis (siehe tagesthemen.de) ja meinen möchte, dass die zumindest -dank der Gebühren- dazu in der Lage sein sollten. ....

Gast26092018
11.02.2017, 09:28
Ich habe jetzt nicht alle Beiträge hier gelesen, aber im Grunde gilt immer der Grundsatz: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser! Und niemals nur von einem Medium abhängen, sondern mehrere Medien nutzen und die Informationen sammeln und gegeneinander aufwiegen. Wir leben heute in eine sich stark wandelnden Welt...man kann heute innerhalb kürzester Zeit falsche Informationen unter die Menschen bringen und diese Manipulieren, ohne Verifikationsmöglichkeiten.