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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hilfe beim Vorstellungsgespräch



nouri14
17.11.2015, 18:02
Hallo,

ich habe in kürze ein Vorstellungsgespräch und bin aber in der gleichen Fachrichtung schon Angestellt.

Was soll ich jetzt machen wenn man mich nach meine jetzigen Arbeitgeber fragt ?

Mein jetziger Arbeitgeber weiss allerdings nicht das ich mich wo anders beworben habe.

hat jemand Erfahrung oder infos in einer Neurostelle bei Lüdenscheid(Arbeitsklima! ...gute Ausbildung! ...etc ?

Danke schon mal !

Attempto
17.11.2015, 20:43
Hallo Nouri14,
Du wirst im Vorstellungsgespräch in jedem Fall nach Deinen jetzigen Arbeitsplatz gefragt werden und solltest wohl eine schlüssige Antwort darauf haben, warum du die Klinik wechseln möchtest.
Neben persönlichen Gründen (bei mir geben Kollegen oft an wegen der Liebe oder zurück in die Nähe der Familie) solltest Du argumentieren mit den Angeboten der neuen Klinik die Dich reizen und dich entsprechend über die Angebote der Klinik vorab informiert haben.
Auch wenn Du dazu eingeladen wirst, solltest Du kein schlechtes Wort über den jetzigen Arbeitsplatz, die Klinik oder den Chef verlieren. Ich stelle niemals jemanden ein, der schlecht über seinen letzten Arbeitsplatz spricht. Der spricht auch über uns schlecht, wenn er sich wieder woanders bewirbt und ist nicht loyal. Das kann ich nicht brauchen. Mache allenfalls vage Angaben und betone, was Du Dir am neuen Arbeitsplatz wünschen würdest. Dann kann jeder selbst rückschließend, was Du am alten Arbeitsplatz vermisst hast, ohne dass Du schlecht über die Klinik redest.

Im gleichen Fachgebiet die Klinik zu wechseln ist nicht ungewöhnlich und legitim. Den jetzigen Arbeitgeber darüber nicht zu informieren ist auch legitim. Oft schreiben die Kollegen schon ins Bewerbungsschreiben rein, dass sie um Diskretion bitten. Wenn ich beim letzten Arbeitgeber nachfragen möchte, bitte ich den Bewerber meist um Erlaubnis oder frage, ob der jetzige Arbeitgeber schon informiert ist.

Christoph_A
18.11.2015, 09:52
@ Attempto: Interessant, Du stellst also niemanden ein, der schlecht über seinen (noch) Arbeitgeber spricht, was imho bedeutet, daß Du ungefähr 60% aller Ärzte in Deutschland nicht einstellen darfst. Die Unzufriedenheit mit dem aktuellen Arbeitsplatz/Arbeitgeber ist doch oftmals der Hauptgrund für einen Wechsel im Assistenzarztbereich, die Bezahlung ist ja, dank Tarifsystem, annähernd überall gleich, kann also kein Anreiz sein und die anderen Gründe (näher an daheim, bessere Ausbildung, etc.) machen max 50% aller Jobwechsel aus.
Irgendwie is das mit der Loyalität ja süß, man soll also loyal zu seinem Arbeitgeber stehen, auch wenn der ein Maximum an Illoyalität einem selbst gegenüber an den Tag legt? Am besten noch in altem preußischem Kadavergehorsam alles schlucken und lächeln, aber bloß keine Misstände anprangern, damit sich das auch ja nicht herumspricht.
Lieber also jemand einstellen, der einem ins Gesicht lügt, weshalb er wechseln will, der passt sicher besser ins System als ein Mensch, der sagt, was einem nicht passt und damit evtl unbequem werden könnte. Sehr gute Einstellung, Deine Verwaltung wird Dich dafür lieben, genau solche Chefärzte braucht Deutschland lt McKinsey oder Bane.

par
18.11.2015, 11:53
@ Attempto: Interessant, Du stellst also niemanden ein, der schlecht über seinen (noch) Arbeitgeber spricht, was imho bedeutet, daß Du ungefähr 60% aller Ärzte in Deutschland nicht einstellen darfst. Die Unzufriedenheit mit dem aktuellen Arbeitsplatz/Arbeitgeber ist doch oftmals der Hauptgrund für einen Wechsel im Assistenzarztbereich, die Bezahlung ist ja, dank Tarifsystem, annähernd überall gleich, kann also kein Anreiz sein und die anderen Gründe (näher an daheim, bessere Ausbildung, etc.) machen max 50% aller Jobwechsel aus.
Irgendwie is das mit der Loyalität ja süß, man soll also loyal zu seinem Arbeitgeber stehen, auch wenn der ein Maximum an Illoyalität einem selbst gegenüber an den Tag legt? Am besten noch in altem preußischem Kadavergehorsam alles schlucken und lächeln, aber bloß keine Misstände anprangern, damit sich das auch ja nicht herumspricht.
Lieber also jemand einstellen, der einem ins Gesicht lügt, weshalb er wechseln will, der passt sicher besser ins System als ein Mensch, der sagt, was einem nicht passt und damit evtl unbequem werden könnte. Sehr gute Einstellung, Deine Verwaltung wird Dich dafür lieben, genau solche Chefärzte braucht Deutschland lt McKinsey oder Bane.Danke!

Die wenigsten Mitarbeiter/Menschen suchen ja streit; die meisten AÄ wollen eigentlich "nur" eine gute Weiterbildung. Man kann bei den meisten Mitarbeitern davon ausgehen, dass diese zwischen mit diesem Beruf nunmal einhergehenden überdurchschnittlichen Belastungen und einer einfach auf intendierte Ausbeutung angelegten Struktur unterscheiden können. Ich wüsste nicht, ob ich es mit meinem Selbstverständnis vereinbaren könnte, im letzten Fall zu lügen (war zum Glück nicht in dieser Situation).

Edit:
@Threadersteller: was ist denn der Grund für deine Umbewerbung (wenn du das hier schreiben kannst)?
Ich würde es davon abhängig machen, wie ehrlich zu wirst.
Du musst dich ja nicht hinstellen und über die alte Klinik herziehen (die sollte ohnehin so wenig Platz wie möglich im Gespräch einnehmen; schliesslich geht es nicht mehr um die) und ein wenig macht auch der Ton die Musik.

Ich hatte eine Situation, auf die mein CA sehr angenehm reagiert hat: ich hatte mich nicht an meinem PJ-Haus beworben (aus Gründen, die wohl auch bis zu meinem CA vorgedrungen waren) und als er mich fragte, obs mir dort denn nicht gefallen hat, habe ich eben versucht, das Positive zu erwähnen (das wiederum abstufbar ist - so ein wenig, wie in Arbeitszeugnissen auch ;-) ) und gemeint, dass mich das PJ in meiner Wahl der Fachrichtung bestärkt hat. Er meinte nur augenzwinkernd, "das ist Politik". Ich glaube, bei ihm hätte ich noch deutlicher werden können.

Schlechter Umgang muss sich definitiv rumsprechen, ich bin mir aber nicht sicher, ob ein Bewerbungsgespräch der richtige Ort dafür ist. Da ist das Opfer im Einzelfall (leider; wobei eben auch mittlerweile nicht mehr überall) doch zu gross.

Vielleicht kannst du so etwas auch bringen.

SuperSonic
18.11.2015, 12:34
Auch wenn Du dazu eingeladen wirst, solltest Du kein schlechtes Wort über den jetzigen Arbeitsplatz, die Klinik oder den Chef verlieren. Ich stelle niemals jemanden ein, der schlecht über seinen letzten Arbeitsplatz spricht. Der spricht auch über uns schlecht, wenn er sich wieder woanders bewirbt und ist nicht loyal. Das kann ich nicht brauchen.
Und wie wäre es damit, dich mit aller Kraft dafür einzusetzen, dass es keinen Grund gibt, schlecht über deine Klinik zu sprechen...?

Nurbanu
18.11.2015, 12:48
Hallo Nouri14,
Du wirst im Vorstellungsgespräch in jedem Fall nach Deinen jetzigen Arbeitsplatz gefragt werden und solltest wohl eine schlüssige Antwort darauf haben, warum du die Klinik wechseln möchtest.

Das spielt in einem Vorstellungsgespräch nur eine kleine Rolle. Gewichtiger ist: warum sollen wir der neue AG sein? Und da es wohl gute Gründe gibt, wird man problemlos die Wahrheit sagen können. Der potenzielle AG ist nicht die Stasi! Man muss sich nicht rechtfertigen.

Es ist zwar üblich Bewerber, die üble Nachrede betreiben abzulehnen, aber du wirkst auf mich wie jemand, der das große Zepter in die Hand gedrückt bekommen hat und nicht damit umzugehen weiß und stattdessen den Leuten zeigen möchte, wer das Sagen hat. Schlechter Personaler. Aber vermutlich würde dich eh keine HR Abteilung einstellen. Was bin ich froh um CÄ mit Softskills. Von Personalführung scheinst du keinen blassen Dunst zu haben.

Attempto
18.11.2015, 14:06
Du musst dich ja nicht hinstellen und über die alte Klinik herziehen (die sollte ohnehin so wenig Platz wie möglich im Gespräch einnehmen; schliesslich geht es nicht mehr um die) und ein wenig macht auch der Ton die Musik.

Par ist es gelungen, das auf den Punkt zu bringen, was ich eigentlich sagen wollte. Ich bedauere sehr, dass es offenbar anders rübergekommen ist, das war nicht meine Absicht.

Sebastian1
18.11.2015, 23:29
Ich kann letztlich nur dazu raten, authentisch zu sein. Damit bin ich bisher gut gefahren. Man sollte sich natürlich vorher mit dem potentiellen neuen Arbeitgeber beschäftigt haben (Zugehörigkeit zu Verbund, Bettenzahl, Abteilungen, Schwerpunkte etc), um nicht völlig generisch rüberzukommen und auch etwas inhaltliches sagen zu können, warum man denn nun an DAS Haus möchte. Aber gerade in der WB-Zeit sind Wechsel ja nun alles andere als selten; Stellenangebote gibt es zuhauf. Daher würde ich mir über eine solide "Grundvorstellung" hinaus wenig Gedanken machen.

Bzgl alter Arbeitsplatz: Man darf durchaus sagen, wenn es da total schief läuft, finde ich. Ich würde auch keinen AG loben oder auch nur schonen, wenn ich da verar$cht würde. Andererseits würde ich das auch nicht en detail in ein Vorstellungsgespräch tragen...

Christoph_A
19.11.2015, 10:00
Es ist alles so rübergekommen, wie es intendiert war. O-Ton: "Ich stelle niemanden ein, der schlecht über seine alte Arbeitsstelle spricht"-was ist daran nicht oder falsch zu verstehen?
Wer nur Jasager und Popokriecher will, wird schnell feststellen, daß man damit keinen Blumentopf gewinnt. Aber wenigstens die DRG stimmt! Und immer schön den Kotau vor der Verwaltungsdirektion (wahlweise mit Topqualifikation als ehemaliger Postbeamter, Touristikfachfrau oder Sozialpädagogin, alles reale Beispiele aus dem Münchner Raum) üben. Die Nase muß immer den Boden berühren, das ist elementar!

par
19.11.2015, 12:14
Ich würde auch keinen AG loben oder auch nur schonen, wenn ich da verar$cht würde. Andererseits würde ich das auch nicht en detail in ein Vorstellungsgespräch tragen...Man kann schon so loben, dass es im Grunde nur peinlich für den Arbeitgeber wird: genauso, wie ein pünktlich zur Arbeit erscheinender Arzt, eine ziemliche Beleidigung durch die Blume ist. Das Gute am geschickten "Loben" ist, dass es weniger Flächen zum Nachbohren bietet, um eben es eben, wie du gesagt hast, nicht en detail vertiefen zu müssen. Jede direkte Kritik erlaubt ein Nachfragen, wie es denn genau/warum gemeint sei etc (kommt natürlich schon darauf an, gilt nicht für jeden Sachverhalt, aber gerade das Menschliche ist "subjektiv" und nicht beweisbar).

Edit: und mal ehrlich: irgendwas positives fällt einem immer ein und wenns die WC-Einrichtung ist ;-)

Nurbanu
19.11.2015, 13:42
Mein AG überwies mein Gehalt äußerst pünktlich und ohne zu Murren. Außerdem hatten wir einen Wasserspender, der mit Leitungswasser gespeist wurde. :-))

Attempto
19.11.2015, 16:54
Hallo Christoph_A,
mein Beitrag war wirklich in einer Art formuliert, die so aufgefasst werden kann, wie er bei Dir offenbar angekommen ist. Das es bei Dir Unmut erzeugt kann ich gut nachvollziehen und Deine Schelte auch.
Weniger gut nachvollziehen kann ich, warum Du mir keine Gelegenheit geben möchtest, das Gesagte zu revidieren sondern darauf beharrst, dass Du mich besser verstehst als ich mich selbst. Du kannst zu Recht erwarten, dass ich meine Worte hier sorgfältig wähle und das ist mir in dem ersten Beitrag nicht gut gelungen, sorry.
Wäre es wirklich so meine Meinung, wie Du es aufgefasst hast, hätte ich nicht den Versuch unternommen es zu revidieren, sondern würde weitermachen, glaub mir!

Ich wollte auf den Unterschied zwischen destruktiver und konstruktiver Kritik hinaus: Wenn mir jemand erklärt, er hatte sich an seinem letzten Arbeitsplatz dieses und jenes erwartet und es wurde nicht erfüllt, ist das für mich konstruktive Kritik und die ist mir hochwillkommen. Wenn jemand von sich spricht und die eigenen Erwartungen formuliert, dann macht er mit seiner Suche nach einer neuen Stelle deutlich, dass er die Verantwortung dafür übernimmt sich eine Klinik zu suchen, die seine Erwartungen erfüllt.
Wenn jemand sagt die Klinik war schlecht und keiner bemüht und alles war furchtbar und der Chef eine Katastrophe usw., dann macht mich das vorsichtig oder regt zu Nachfragen an, die vielleicht nicht hilfreich sind. Destruktive Kritik macht nur schlechte Stimmung, verändert aber nichts.
Das ist meine Meinung, so richtig rübergebracht hab ich sie oben nicht und vielleicht stimmst Du auch dieser Aussage nicht zu, das respektiere ich.

Aber ich bitte Dich, meine Meinung auch zu respektieren und ich freue mich auf den Dialog, in dem ich gerne auch Deine Meinung hören möchte und mich ggf. auch gerne von Dir und deiner Meinung überzeugen fasse und meine Meinung ändere. Aber dazu gehört, die Meinung Andersdenkender grundsätzlich mal zu respektieren und ihr argumentativ zu begegnen, statt durch Angriffe.
Natürlich steht es Dir frei, wie Du auf meine Äußerungen reagierst, es ist meinerseits als Bitte gemeint!

flopipop
19.11.2015, 20:00
Ich finde es grundsätzlich nicht verkehrt, loyale Mitarbeiter einstellen zu wollen. Ein Team voller "unbequemer" Querulanten ist für den Betriebsfrieden sicher auch nicht die beste Lösung. Denke, es ist legitim, einen konstruktiven Grund für den Weggang zu nennen, wenn man danach gefragt wird - aber ohne nachzutreten, selbst wenn man sich nicht im Guten getrennt hat.

Attempto
19.11.2015, 20:26
Ich finde es grundsätzlich nicht verkehrt, loyale Mitarbeiter einstellen zu wollen. Ein Team voller "unbequemer" Querulanten ist für den Betriebsfrieden sicher auch nicht die beste Lösung. Denke, es ist legitim, einen konstruktiven Grund für den Weggang zu nennen, wenn man danach gefragt wird - aber ohne nachzutreten, selbst wenn man sich nicht im Guten getrennt hat.

Du sprichst mir aus der Seele! Genauso empfinde ich es auch.

Christoph_A
20.11.2015, 08:25
Ich habe mit keinem Wort gesagt, daß ich Deine Meinung nicht respektiere, ist ja keine so seltene in deutschen Chefetagen @ Attempto, aber in der Sache sind wir nach wie vor weit voneinander entfernt.
Desweiteren bin ich so ziemlich der letzte, der sich einer Diskussion verweigert, keine Sorge. Was mich allerdings grade ziemlich nervt, ist dieser oberlehrerhafte, leicht von oben herab kommende Ton, was ich zu tun und wie ich zu diskutieren habe, das steht Dir einem Kollegen auf Augenhöhe gegenüber meiner Meinung nach nicht zu und erzeugt bei mir Rückschlüsse auf Dein Verhalten Untergebenen gegenüber, die nicht sehr positiver Natur sind.
Ansonsten gibt's hier eigentlich diskussionstechnisch nicht viel Neues mehr hinzuzufügen, ich fand und finde durchaus den einen oder anderen Nichtkonformisten gut für den Erfolg eines Teams und sehe auch begründete Kritik gegenüber seinem (Ex)Arbeitgeber nicht als Zeichen von Illoyalität, sondern als richtiges und wünschenswertes Korrektiv, auch wenn das anderen nicht passt.
Quem jucat!