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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Was macht eigentlich ein.... die Berufsfelderkundung



WackenDoc
18.11.2015, 11:47
Ich hab mir gedacht, ich mache mal einen eigenen Thread für die mehr oder weniger exotischen Möglichkeiten unserer Zunft auf.

Also was macht man in dem Bereich, was sind die Voraussetzungen, was sind die Besonderheiten etc.

WackenDoc
18.11.2015, 12:37
Ich fange mal an mit "Sanitätsoffizier bei der Bundeswehr"

Es gibt mehrere Möglichkeiten, als Arzt bei der Bundeswehr zu arbeiten:
- als SanOA mit Studium über den Bund
- als Seiteneinsteiger mit Approbation
- als ziviler angestellter Arzt
- als Vertragsarzt auf Honorarbasis

Der gängige Weg ist als SanOA: Informationen gibt es auf www.bundeswehr-karriere.de Dort sind Ansprechpartner, Stellenprofile, alles über das Gehalt, Bewerbungsverfahren etc. zu finden.

Vorteile: Gehalt bereits während des Studiums, sicherer Job für 17 Jahre, gute Sozialleistungen. Möglichkeit zusätzlicher Lehrgänge auch schon während des Studiums, Englischlehrgang nach dem Studium.
Nachteile: Verpflichtung für 17 Jahre incl. 3 Jahren Weiterbildungszeit, keine freie Wahl der Fachrichtung, Verpflichtung das Studium möglichst in der Mindeststudienzeit abzuschließen, Einschränkungen bezüglich Auslandssemestern, Versetzungen, Auslandseinsätze.

Arbeitsbedingungen sind wie im Zivilen auch in den BWKs und den jeweiligen Abteilungen unterschiedlich, prinzipiell aber gut, auch was Ausstattung und Budget angeht.
Es gibt die Besonderheit, dass SanOffze eine gewisse Zeit als Truppenarzt verbringen- manche sehen das als Vorteil, andere als Nachteil.
Es gibt die Möglichkeit, den Facharzt abzuschließen.

Verdienst: Der Verdienst ist recht starr geregelt, da vergleichbar mit öffentlichem Dienst. Genauere Inormationen gibt es auf o.g. Homepage. Es ist aber zu beachten, dass mehr Netto vom Brutto bleibt, da man sich u.a. Beiträge zur Krankenversicherung spart. Für Ärzte mit Notarztschein und Fachärzte gibt es noch eine Zulage von derzeit 600€. Fortbildungen werden nach Ermessen der Vorgesetzten bezahlt incl. Unterkunft und Fahrtkosten.

Besonderheiten für Kliniker: Es gibt Möglichkeiten, die Truppenarztzeit zu umgehen- das wechselt aber immer wieder. Im Einsatz kann man sowohl rein fachlich in einer Art Krankenhaus ,aber auch als BAT-Arzt (vergleichbar NAW) eingesetzt werden.
Aufstiegsmöglichkeiten bestehen an sich so wie im Zivilen auch.
Arbeitszeiten sind vergleichbar mit zivilen Häusern, incl. Diensten nachts und an Wochenenden.

Besonderheiten für Allgemeinmediziner: Das Patientengut unterscheidet sich erheblich von dem einer zivilen Praxis, dafür bieten sich aber gute Möglichkeiten in der psychosozialen Versorgung von Patienten. Es gibt kein Budget, was man beachten muss, nur ein paar Vorschriften, die einen Rahmen vorgeben. An sich kann man seine Patienten so behandeln wie man es für richtig hält. Auslandseinsätze kann man sowohl als Truppenarzt, als auch als BAT-Arzt absolvieren. Während früher die Truppenärzte eher den BAT besetzt haben und die Kliniker die Feldlazarette, hat sich das seit Einführung des BAT-Pools etwas gewandelt.
Dienste sind im Routinebetrieb selten geworden, Überstunden kommen vor, halten sich aber meist im Rahmen.
Übungsplatzaufenthalte können dazu kommen.

Als Aufstiegsmöglichkeiten bietet sich vor allem die Leitung eines Sanitätszentrums als auch als Sachbearbeiter in den Kommandobehörden an.

Als Exoten gibt es noch Verwendungen u.a. als KpChef in den Lazarettregimentern oder auch SanOffz bei den Luftlandern, in Lehrverwendungen. Diese Verwendungen stehen sowohl Klinikern als auch Allgemeinmedizinern offen.

Zu beachen ist, dass man immer Soldat ist und jedes Jahr Schießen und Marschieren geht und Sporttests absolviert. In den Einsätzen, aber auch begrenzt im Inland kann es immer passieren, dass man allgemeinmilitärische Aufgaben übernehmen muss.

Vielleicht findet noch jemand meine Erfahrungsberichte zu den Auslandseinsätzen und kann die hier verlinken.

Seiteneinsteiger:
Seiteneinsteiger können sich direkt beim Bundesamt für Personalmanagement in Köln bewerben. Die Verpflichtungszeiten sind flexibel- Minimum ist 1 Jahr, üblich sind 2-4 Jahre (Verlängerungen sind aber Möglich, ebenso wie die Übernahme zum Berufssoldaten). Üblicherweise wird man für eine feste Stelle eingestellt, Versetzungen sind bei kurzen Verplichtungszeiten eher selten.
Zum Beginn der Karriere gibt es einen allgemeinmilitärischen Lehrgang in dem man alles wichtige beigebracht bekommt. Im Gegensatz zu SanOAs steigt man mindestens als Stabsarzt ein und damit auch direkt Offizier.
Ansonsten unterscheidet sich ein Seiteneinsteiger im Status und Werdegang nicht von ehemaligen SanOAs.

Zivil angestellter Arzt: Diese sind eher seltener und vor allem in den BWKs zu finden. Die Bedingungen sind vergleichbar mit denen von angestellten Ärzten in normalen Krankenhäusern.

In den SanZentren nutzt man bei Personalmangel eher Vertragsärzte. Diese werden auf Honorarbasis eingestellt, die Einplanung erfolgt monatsweise. Der Facharztstatus ist nicht erforderlich und als Vertragsarzt hat man oft etwas mehr Narrenfreiheit. Von bundeswehrspezifischem Papierkram wird man so gut es geht verschont und man ist in der Regel für die normale Patientenbehandlung incl. Notfällen zuständig.

Ich hoffe, dass ich nichts wichtiges vergessen habe. Kann sein dass der Text etwas durcheinander geraten ist.
Zu dem was ein Truppenarzt den ganzen TAg macht, schreibe ich noch einen gesonderten Beitrag


Famulaturen und PJ in Bundeswehreinrichtungen sind auch für Zivilisten möglich.