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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Was würdet Ihr machen...kündigen oder weiter durchziehen....?



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arztarzt
20.11.2015, 21:11
Hallo...

Ich möchte Euch um Rat bitten..... was würdet ihr machen in solcher Situation....

Ich war mehrere Monaten ohne Arbeit in Baden-Württemberg..... endlich aber habe ich in der Neuro eine Stelle gefunden, vorher nur ein halbes Jahr in der Neuroreha gearbeitet. Da ich doch Neurologe werden möchte, habe ich mich gezielt um eine Stelle an einem Akut KH beworben, damit man viel sehen und lernen könnte.

Das Vorstellungsgespräch war ok, was mich damals aber stutzig machte, ist dass die Assis irgendwie sehr müde und erschöpft wirkte.... aber ok, ich wollte schon wieder einfach arbeiten.

In ein paar Tagen habe ich den Vertrag bekommen....mit einem Surprise.:: Als Zusatzvereinbarung sollte ich den Zettel unterschrieben mit der Formulierung dass ich freiwillig darauf verzichte Überstünden bezahlt zu haben und dass diese auch nicht als Freizetausgleich genommen werden könnten....... hm.....da ich echt arbeiten wollte, und keine andere Stelle hatte, habe ich alles so wie es war unterschrieben und zurück gesandt.


Der erster Arbeitstag war einfach die Hölle...der zweite auch.....zwar versuchte eine Kollegin mir beizubringen was man auf der Rettungsstelle macht, wie der Aufnahmeablauf funktioniert, alle diese mögliche Computer Programme (Anmeldung, Aufnahme, Labor etc....ist doch kompliziert) , und letzendlich sollte ich schon selber 2 Patienten mit V.a. Schlaganfall selbsttätig aufnehmen....ohne OÄ-Kontrolle!! ob ich dass überhaupt richtig mache, etc, mit allen diesen scores, hunderten Formularen das hat echt seeeehr lang gedauert........Ich machte mir die Hoffnung dass man mir zumindest 1 mal zeigt wie man das alles richtig Macht, weil in der Reha ist es ganz anders....

Also 2 Tage war ich fast allein......und dann sagt der Chef ok, Sie haben schon was gesehen, ab morgen machen Sie Rettungsstelle allein....!!!! Das ist einfach Schock pur......ich kenne mich mit dem Ablauf noch nicht gut, ich kenne die Krankheitsbilder auch nicht, weil in der Reha war das ehere sehr eintönig...MS oder PNP.....und ich glaub ich schaffe das nicht.....die anderen Asssis meinten einige von den fingen um 8 morgens und gingen nach hause so gegen 21-22 Uhr...... Wir hatten auch die neu Eingestellte Leute die nach einigen Tagen kündigte und nie mehr gekommen waren...))

Dann zufälligerweise habe ich mir den Dienstplan angeschaut....mein erster dienst ist 2 Wochen nach meinem Einstieg schon eingeplant.... und weiter so bis Ende des Monats, davon 2 auf Stroke Unit......ich kenne den Ablauf und diese hunderte Kleinlichkeiten die man bei Stroke Patienten wissen muss gar nicht....bin mir gar nicht sicher dass ich das schaffe... An den anderen Kliniken wo ich auch zum Vorstellungsgespräch war, sagte mir die Ärzte selber, dass dienstreif man erst in 3-4- Monaten wird .....nicht frühe....hier schon in 2 Wochen soll ich Dienste leisten. Ich habe mal versucht was dagegen zu sagen, aber die Antwort war - na ja wir sind schlecht besetzt und Arbeit muss gemacht werden...ja , ok hab nix dagegen, ich will lernen und habe keine Angst vor der Arbeite, aber man braucht doch eine Gewisse Zeit um sich vernünftig einzuarbeiten.....


Und der Gedanke den Vertrag zu kündigen bohrt mein Gehirn noch öfter und öfter.....

Würdet ihr das machen oder doch weiter die Zähne zusammen beißen und durchziehen?

Vlt . klingt das alles pessimistisch und drammatisch , aber man kann nicht so ins kalte Wasser geschmiessen werden.....so macjt die Arbeit keine Freude und man lernt nix....(ausser wie am schnellesten die Aufnahmen zu tun, weil noch ander Pat. im Wartezuimmer sitzen)-

Relaxometrie
20.11.2015, 21:20
Wir hatten auch die neu Eingestellte Leute die nach einigen Tagen kündigte und nie mehr gekommen waren...
Genau DAS empfehle ich in einer solchen Situation, wie Du sie gerade erlebst, zu tun!!!

jijichu
20.11.2015, 21:20
Ich würde - um Dich selbst abzusichern - den Oberärzten und dem Chefarzt schriftlich mitteilen, dass Du Dich aufgrund mangelnder Einarbeitung und mangelnder Erfahrung aktuell nicht in der Lage siehst, nach 2 Wochen Dienste zu machen. Es geht um Deinen Kopf am Ende.

Es muss jeder persönlich entscheiden, ob man das mitmachen möchte, ich würde es nicht tun. Kündigen und eine neue Stelle suchen (wenns nicht direkt mit Neuro klappt, vielleicht erst mal Psychiatrie für 1 Jahr? Brauchst Du ja sowieso für den FA Neurologie...). Ob es überall so ist in der Neuro kann ich nicht beurteilen, hier im Haus fängt kein Berufsanfänger nach 2 Wochen mit Diensten an. Vielleicht können unsere Neuros im Forum dazu noch etwas sagen.

WackenDoc
20.11.2015, 22:01
Als erstes die Vereinbarung widerrufen, dass du unbezahlte Überstunden machen sollst.
Und als zweites wie schon geschrieben wurde, deinen Vorgesetzten schriftlich mitteilen, dass du fachlich nciht der Lage bist, diese Art von Diensten zu machen (am besten den Eingang quittieren lassen).
Mit dem Personalrat sprechen- der sollte wissen, was abgeht.
Und am besten noch der Ärztekammer melden, was zu Zustände an dieser Klinik herrschen.

dmtec
21.11.2015, 11:28
Das is doch quatsch, wenn das schon so anfängt. Sofort kündigen.

Anne1970
21.11.2015, 11:36
Wenn du das durchziehen würdest und etwas passierte, wäre das dann ein "Übernahmeverschulden". Gefährlich!

Jan B.
21.11.2015, 13:05
Auf jeden Fall sofort schriftlich kündigen und nicht mehr hingehen. Allein die Verzichtserklärung ist ja eine bodenlose Frechheit. Wer so etwas länger mitmacht schadet nicht nur sich selbst, sondern gefährdet Patienten und trägt eine nicht geringe Mitschuld an solchen Zuständen. Falls du nicht übertreibst, ist das von den Arbeitszeiten ja wie in einer Nähfabrik in Bangladesh. Fast ein Fall für Amnesty International.

Der Vorschlag mit der Psychiatrie ist doch gut. Da sind die Arbeitsbedingungen meistens etwas besser und du kannst dich in dem Jahr ganz in Ruhe nach einer vernünftigen Neurostelle umschauen oder dich gänzlich umorientieren. Einfach breit bewerben und dann wird schon schnell etwas Besseres dabei sein.

arztarzt
21.11.2015, 16:07
Vielen Dank für die Antworten und Empfehlungen......die Situation ist wirklich schwer und ich bin sehr unsicher...
Soll ich in diesem Fall fristlos kündigen? Es steht aber im Vertrag, dass ich einen Grund dafür angeben muss, ohne geht's nicht.....ich weiss nicht wie man den am besten/diplomatisch formulieren könnte...
Soll man die Kündigung direkt an den Chef oder an die Verwaltung zusenden?

WackenDoc
21.11.2015, 16:12
Wieso willst du bei solchen Arbeitsbedingungen irgendwas diplomatisch formulieren?
Und was soll sowas von wegen nur mit Begründung? Was ist das für ein Arbeitgeber.

Wenn die ne Begründung wollen (die nicht erforderlich ist), dann schreib rein- Hiermit kündige ich aufgrund von desolaten Arbeitsbedinungen fristlos zum... (Urlaubstage und vielleicht 1-2 Tage für die Abwicklung von papierkram mit einrechnen)

arztarzt
21.11.2015, 16:21
Es gibt nicht so viele Krankenhäuser mit der neurologischen Abteilungen in der Gegend und natürlich alle Chefärzte kennen einander ...ich befürchte jetzt ein bisschen es wird nicht so leicht dort eine neue Stelle zu finden......daher dachte ich ich muss versuchen die Begründung nicht so gnadenlos reinschreiben..... obwohl ich glaube das ist alles quatsch.....interessiert keinen sowieso...

WackenDoc
21.11.2015, 16:23
Kapierst du es nicht? Dein Arbeitgeber ist ein übler Ausbeuterbetrieb, der sowohl Patienten als auch die Kollegen gefährdet. Und deinem Chef ist es entweder egal, dass du gehst oder er würde dich so oder so bei anderen Chefs anschwärzen.

Allerdings wird sich auch unter den anderen Chefs rumgesprochen haben, was für ein mieses Haus das ist und sind froh, wenn sie den ein oder anderen guten Kollegen abbekommen.

arztarzt
21.11.2015, 16:29
Glaube ich auch so..... das ist einfach was neues für mich, ich konnte mir nie vorstellen das es heutzutage auch gibt...natürlich lebe ich auf diesen Planet und klar, habe ich schon was von den anderen Kollegen etliche gescshichte gehört, nun das ist ein wirklich schwerer Fall meines erachtens...))

Ich glaube ich kündige, ein Paar Kollegen haben mir das auch privat empfohlen...)

Feuerblick
21.11.2015, 16:54
Wie lange arbeitest du schon dort? Klingt für mich, als wärst du noch in der Probezeit....

arztarzt
21.11.2015, 16:56
Habe ich doch geschrieben....erst seit 3 Tagen!!

WackenDoc
21.11.2015, 17:02
Die Probezeit ist übrigens eine zweiseitige Sache.

arztarzt
21.11.2015, 17:04
Wie meinst Du das, warum?

WackenDoc
21.11.2015, 17:10
Genauso wie der Arbeitgeber dir in der Probezeit recht einfach kündigen kann, weil es nicht passt, kanst du das von deiner Seite auch.

arztarzt
21.11.2015, 17:11
Ah so, ja klar, so ist das.

Brutus
21.11.2015, 17:24
In ein paar Tagen habe ich den Vertrag bekommen....mit einem Surprise.:: Als Zusatzvereinbarung sollte ich den Zettel unterschrieben mit der Formulierung dass ich freiwillig darauf verzichte Überstünden bezahlt zu haben und dass diese auch nicht als Freizetausgleich genommen werden könnten....... hm.....da ich echt arbeiten wollte, und keine andere Stelle hatte, habe ich alles so wie es war unterschrieben und zurück gesandt.
Wie war das mit der Sklaverei? Die ist m.E. seit ein paar Jahren abgeschafft. Wenn der AG keine Überstunden bezahlen will, und auch nicht in Freizeit ausgleichen will, dann werden einfach keine Überstunden gemacht! Punkt! Und wenn um 16 Uhr noch 10 Patienten in der Ambulanz warten, dann ist das so. Muss dann eben der Dienst machen. :-nix
BTW: Eine solche Formulierung ist ganz sicher rechtswidrig! Und sittenwidrig. Zumindest ist das nicht wirksam, und der AG würde vorm AG ganz sicher den Kürzeren ziehen...


Der erster Arbeitstag war einfach die Hölle...der zweite auch.....zwar versuchte eine Kollegin mir beizubringen was man auf der Rettungsstelle macht, wie der Aufnahmeablauf funktioniert, alle diese mögliche Computer Programme (Anmeldung, Aufnahme, Labor etc....ist doch kompliziert) , und letzendlich sollte ich schon selber 2 Patienten mit V.a. Schlaganfall selbsttätig aufnehmen....ohne OÄ-Kontrolle!! ob ich dass überhaupt richtig mache, etc, mit allen diesen scores, hunderten Formularen das hat echt seeeehr lang gedauert........Ich machte mir die Hoffnung dass man mir zumindest 1 mal zeigt wie man das alles richtig Macht, weil in der Reha ist es ganz anders....
Gan zwichtig => die Überforderung auf jeden Fall auch in einer Überlastungsanzeige zum Ausdruck bringen. Wenn die an Verwaltungsspitze, Personalbüro, Chef und ÄD geht, dann sollte ja zumindest was passieren.


Also 2 Tage war ich fast allein......und dann sagt der Chef ok, Sie haben schon was gesehen, ab morgen machen Sie Rettungsstelle allein....!!!! Das ist einfach Schock pur......ich kenne mich mit dem Ablauf noch nicht gut, ich kenne die Krankheitsbilder auch nicht, weil in der Reha war das ehere sehr eintönig...MS oder PNP.....und ich glaub ich schaffe das nicht.....die anderen Asssis meinten einige von den fingen um 8 morgens und gingen nach hause so gegen 21-22 Uhr...... Wir hatten auch die neu Eingestellte Leute die nach einigen Tagen kündigte und nie mehr gekommen waren...))
Überlastungsanzeige. Und dem Chef ganz klar sagen, dass Du nicht bereit bist, ein Übernahmeverschulden zu riskieren. Und ich kann die Kollegen gut verstehen, die kündigen und nicht wiederkommen.


Dann zufälligerweise habe ich mir den Dienstplan angeschaut....mein erster dienst ist 2 Wochen nach meinem Einstieg schon eingeplant.... und weiter so bis Ende des Monats, davon 2 auf Stroke Unit......ich kenne den Ablauf und diese hunderte Kleinlichkeiten die man bei Stroke Patienten wissen muss gar nicht....bin mir gar nicht sicher dass ich das schaffe... An den anderen Kliniken wo ich auch zum Vorstellungsgespräch war, sagte mir die Ärzte selber, dass dienstreif man erst in 3-4- Monaten wird .....nicht frühe....hier schon in 2 Wochen soll ich Dienste leisten. Ich habe mal versucht was dagegen zu sagen, aber die Antwort war - na ja wir sind schlecht besetzt und Arbeit muss gemacht werden...ja , ok hab nix dagegen, ich will lernen und habe keine Angst vor der Arbeite, aber man braucht doch eine Gewisse Zeit um sich vernünftig einzuarbeiten.....
Und wieder: Überlastungsanzeige, Dienstplaner drauf ansprechen, dass Du nicht dienstfähig bist und auf eine vernünftige Einarbeitung drängen.


Und der Gedanke den Vertrag zu kündigen bohrt mein Gehirn noch öfter und öfter.....
Würdet ihr das machen oder doch weiter die Zähne zusammen beißen und durchziehen?
Vlt . klingt das alles pessimistisch und drammatisch , aber man kann nicht so ins kalte Wasser geschmiessen werden.....so macjt die Arbeit keine Freude und man lernt nix....(ausser wie am schnellesten die Aufnahmen zu tun, weil noch ander Pat. im Wartezuimmer sitzen)-
So wie Du es beschreibst: Kündigung!
Und nicht vergessen: in der Probezeit sind das 2 Wochen... Und man braucht auch keinen Grund anzugeben. Einfach: Ich kündige das Arbeitverhältnis fristgerecht mit 2 Wochen zum XX.XX.2015.
Das Arbeitszeugnis nicht vergessen und gut ist...


Vielen Dank für die Antworten und Empfehlungen......die Situation ist wirklich schwer und ich bin sehr unsicher...
Soll ich in diesem Fall fristlos kündigen? Es steht aber im Vertrag, dass ich einen Grund dafür angeben muss, ohne geht's nicht.....ich weiss nicht wie man den am besten/diplomatisch formulieren könnte...
Soll man die Kündigung direkt an den Chef oder an die Verwaltung zusenden?
Fristlos ist doch gar nicht nötig! Wie schon gesagt: 2 Wochen in der Probezeit. Also Kündigung persönlich in der Personalabteilung abgeben. Wenn Du fair bist, sagst Du vorher dem Chef Bescheid, geht aber auch ohne... Ganz wichtig: 2 Kündigungen mitnehmen. EIne gibst Du ab, die andere lässt Du Dir mit Posteingangsstempel und Datum bestätigen und nimmst sie für die eigenen Unterlagen mit!

John Silver
21.11.2015, 17:28
Man kann in der Probezeit auch als Arbeitnehmer kündigen, ohne Gründe angeben zu müssen.

Ich würde in einer solchen Klinik gar nicht erst anfangen. Wenn man mir einen Wisch zur Unterschrift vorlegt, in welchem steht, dass Überstunden weder vergütet noch abgefeiert werden, gebe ich diesen zurück, drehe mich um und gehe. So eine Frechheit lasse ich mir nicht bieten. (Abgesehen davon, ist eine solche Nebenanrede mit Sicherheit ungültig, weil sie gegen das Arbeitszeitschutzgesetz verstößt. Ich empfehle die Lektüre des Gesetzestextes. Selbst wenn Überstunden im laufenden Betrieb weder ausgezahlt noch abgefeiert werden, kann man spätestens nach Einreichung der Kündigung die Überstunden einfach abfeiern - ich will mal sehen, wie der Arbeitgeber dagegen vorgehen will).