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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Dentaler Z.n. Bullimia nervosa



urhr
03.12.2015, 20:38
Hallo liebe Zahnmediziner,


Ich bin Humanmediziner, aber ich erlaube es mir mal, eine Frage wegen meiner eigene Zähne zu stellen. Ich bitte um einen kollegialen Gefallen:

Ich bin jetzt 31. Ich hatte ungefähr ein Jahrzehnt lang Bullimie mit teilweise 3x täglichem Erbrechen. Meine Zähne haben das vergleichsweise gut mitgemacht. Ich kenne Patientinnen, die haben nach einer milderen Form der Krankheit fast keine Zähne mehr. Ich habe Erosionen an den äußeren Zahnhälsen (nicht Innenseite wie sonst üblich!), die mehrheitlich mit Komposit oder GIC verschlossen wurden. Insgesamt sind alle 5er, 6er & 7er betroffen, sowie je ein 2er und 3er.

Inzwischen mache ich mir Gedanken, wie ich das langfristig versorge. Komposit hält bei mir nur 2-5 Jahre, danach fällt es einfach raus. Meiner Vermutung nach ist auch ein gewisser Bruxismus daran beteiligt, aber Spuren davon sieht man nich nicht und ich habe mir eine Schiene machen lassen. Jede Erneuerung einer Füllung involviert ja einen weiteren Verlust gesunder Zahnsubstanz - meine Sorge ist, dass ich irgendwann bis an die Pulpa aufgebohrt bin und dann größere Probleme anfallen.

Was kann ich tun, um das bestmögliche Outcome zu erreichen? An den 6ern und 7ern bestehe ich inzwischen auf GIC. Das hält genausolange wie Composit, hinterlässt im Versagensfall aber eine perfekte, nicht-kariöse Cavität, in die man gleich ohne weitere Präparation wieder GIC reindrücken kann. Wenn Komposit versagt, dann hinterlässt es immer Sekundärkaries in gewissem Maße.

Ich hatte mir überlegt, an den 6ern und 7ern (8er hab ich nicht mehr), die meine tiefsten Defekte haben, einfach präventiv Goldkronen draufzumachen. Eine gescheite Goldkrone sollte mich eigentlich überleben, oder höchstens noch 1x erneurt werden müssen - damit wären diese Zähne "gelöst" und hätte kein ständiges Problem mit rausfallenden Komposit- oder GIC-Füllungen. Ich hab allerdings einen 2er und einen 3er, die sehr oberflächlich mit Flow-Komposit versorgt sind. Wie kriege ich diese Zähne langfristig versorgt?

Konkret will ich Wurzelbehandlungen und Zahnverlust vermeiden. Kosten spielen keine Rolle!

Ich weiß selber, dass ich mir diese Chose selber eingebrockt habe, bitte aber um euer Verständnis und hoffe, dass sich jemand die Zeit nimmt, mich etwas zu beraten!


Danke & herzliche Grüße!

Rynca
03.12.2015, 21:08
So lange es um langlebigkeit von Zahnhalsfüllungen geht und Kosten, sowie Ästhetik keine Rolle spielt würde ich mir einen qulifizierten Kollegen suchen, der Goldhämmerfüllungen legt.
Vom Randspalt, Biokompatibilität und Langlebigkeit her bei richtiger Indikationsstellung bisher unerreicht. Leider sehr, sehr aufwendig und entsprechend teuer.

Ansonsten im Frontzahnbereich schon mal über nonprep-Veneers beispielsweise aus emax nachgedacht die die Zahnhalsfüllungen mit umschließen?
Würde sicherlich auch lange halten und hätte keinen weiteren Substanzverlust zur Folge.
Allerdings müsste man vermutlich alles Frontzähne für eine gleichmäßige Ästhetik mit einbeziehen.

urhr
04.12.2015, 18:52
Goldhämmerfüllungen waren mir auch schon sympathisch. Leider habe ich niemanden gefunden, der sowas macht. Ich lebe in München, hier scheint das niemand mehr zu können - schade eigentlich. Falls jemand einen Tip hat, wäre ich sehr dankbar.

An einem 7er ist die Füllung schon recht pulpennahe. Wäre hier eine Goldhämmerfüllung nicht kontraindiziert? Ich kann mir vorstellen, dass das dünne Dentin beim Hämmern in den Pulpenkanal einbricht und man dann einen riesen Salat hat. Auch könnte ich mir vorstellen, dass die mechanische Reizung durch Hämmern die Pulpa zur Entzündung treibt. Liege ich ungefähr richtig?

Über Nonprep-Veneers lese ich zum ersten mal, werde mich mal informieren. Danke für den Tip! Warum würde ein Veneer über einer Füllung die Langlebigkeit erhöhen? Ich denke mal, das ist doch alles Kompositgeklebe, also inhärent nicht bakteriendicht und damit anfällig für Sekundärkaries, oder bin ich hier falsch informiert?

Was ist allgemein von meiner Idee zu halten, aus Gründen der Haltbarkeit an den hinteren Zähnen einfach eine Goldkrone zu machen, obwohl sie vom Ausmaß des Defekts absolut noch nicht indiziert wäre? Oder denke ich hier zu einfach?


Ich danke euch sehr für eure Hilfe, ich weiß das sehr zu schätzen. :-top:-top

Rynca
04.12.2015, 22:09
Mal so nebenbei, hattest du die Frage nicht schonmal vor 4 Jahren gestellt? http://www.medi-learn.de/foren/archive/index.php/t-62357.html
Das ganze kommt mir nämlich irgendwie bekannt vor.

Soweit ich es verstanden habe geht es ja um Zahnhalsfüllungen. Die Schwachstelle ist hier wie bei allen anderen Füllungen meist der Rand (Randspalt & Sekundärkaries).
Gleichzeitig liegt die Füllung aber auch unter ungünstigen Spannungsbedingungen, keilförmige Defekte am Zahnhalt treten ja genauso z.B. beim Knirschen und Pressen auf, und gleichzeitig fehlt auf Grund der Lage auch die möglichkeit eines guten Klebeverbundes zum Zahnschmelz da der untere Teil der Füllung häufig bis in den Zementbereich hineinreicht.

Die Idee wäre also den Defekt nach wie vor mit beispielsweise einem Composite, oder GIZ auf zu füllen, dann aber mit einer haudünnen Keramikschale, eben dem Veneer zu überkuppeln, welchses durch die große Klebefläche am Schmelz einen besseren Haftverbund aufweist und damit auch die Füllung fixiert.
Wie alle Restaurationen wird auch das eine beschränkte, aber wahrscheinlich deutlich längere Haltbarkeit aufweisen.

Zu deinen Fragen:
Bei einer Goldhämmerfüllung wird nicht zwangsweise und vor allem nicht wild drauf los gehämmert, es ist mehr ein vorsichtiges kondensieren (anpressen & verdichten) ähnlich bei Amalgam. Eine Goldhämmerfüllung muss nicht die gesamte Kavität auffüllen, es ist auch möglich eine größere Kavität erst mit einer Unterfüllung zu verkleinern und nur eine entsürechense Deckschicht ein zu bringen.
Infos & Fallfotos finden sich z.B. bei der AAGFO (http://www.aagfo.org/) .
In München kann ich leider keinen Kollegen empfehlen. Die die ich kenne sind eher im Norden Deutschlands.

Das Problem sind wie richtig erkannt die Klebefugen, aber nicht das diese nicht grundsätzlich nicht Bakteriendich sind, sondern dass diese sich eben unter Spannung lösen und undicht werden. z.B. eben am Zahnhals

Goldkronen/Teilkornen halten deutlich länger aber auch deren Haltbarkeit bei guter Pflege liegt im Mittel irgendwo zwischen 15-30Jahre. Da das ganze von den Präparationstiefen deutlich invasiver wäre und wenn die Lage der Defekte so wie beschrieben ist, wäre das ganze aber eher kontraindiziert.

baugruen
08.12.2015, 11:29
Die Idee wäre also den Defekt nach wie vor mit beispielsweise einem Composite, oder GIZ auf zu füllen, dann aber mit einer haudünnen Keramikschale, eben dem Veneer zu überkuppeln, welchses durch die große Klebefläche am Schmelz einen besseren Haftverbund aufweist und damit auch die Füllung fixiert.
Wie alle Restaurationen wird auch das eine beschränkte, aber wahrscheinlich deutlich längere Haltbarkeit aufweisen.

wenn es mich selbst betreffen würde, würde ich diese methode wahrscheinlich auch wählen für die frontzähne.

das mit der goldkrone sehe ich so wie rynca. die indikation ist natürlich heikel. aus ästhetischen gründen wäre vielleicht auch eine keramikkrone eine option...
das mit den rausfallenden giz/kompositfüllungen ist sehr ärgerlich, finde ich. wie lange trägst du denn schon deine schiene? sind seitdem wieder füllungen verloren gegangen?