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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Regionalanästhesie für Hüftgedöns?



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Moorhühnchen
28.12.2015, 18:47
Ich bin mal wieder neugierig, wie es anderswo so gemacht wird... :-)

Da ich aus einem Haus komme, wo jede "Hüfte" einfach eine Vollnarkose bekam, bin ich nie in den Genuß gekommen mir genauere Gedanken zu machen, welche Regionale am geeignetsten wäre.
Mein jetziger Chef ist Fan von "3-in-1-Bock" (den ich ja nur als Femoralisblock für Knie-OPs kennengelernt habe) plus Spinalanästhesie.
Auf dem Repetitorium letztes Jahr habe ich von einer Kollegin gehört, in deren Haus regelmäßig Fascia-lata-Blöcke gestochen werden - mit sehr guter Wirksamkeit.

Ich selbst stehe dem Femoralisblock für eine "Hüfte" (Schenkelhals, Duokopf, Gammanagel, was auch immer...) ja irgendwie kritisch gegenüber. Einfach aus dem Grund, daß wir die Blockade am alten Haus eben nur für Knie-OPs angewendet haben und mir die Wirksamkeit an der Hüfte anatomisch nicht so wirklich klar werden will. Vielleicht bin ich da durch das "Wir machen eh immer Vollnarkose" falsch geprägt.

Am Wochenende habe ich versucht, mich etwas darüber schlau zu machen. Einige google-Treffer über Vergleichsstudien in Bücherausschnitten habe ich gefunden, die ich als "pro Femoralisblockade" interpretiert habe.... aber wie sieht es mit Euren Erfahrungswerten aus?

Welche Technik wird angewendet (Femoralis? Fascia lata? andere?) und kann ich mir diese ohne große Anleitung selbst beibringen? Vielleicht mag jemand berichten?

Jule-Aline
28.12.2015, 19:36
Ich bin zwar in der UCH,aber die Pat erhalten dort entweder eine Spinale oder ITN.

tragezwerg
28.12.2015, 19:46
Also, ich kenne zwei Varianten...
Haus 1: Spinale für alle Hüften. Vollnarkose nur bei KI bzw. vehementem Patientenwunsch, und für Umstellungsosteotomien (dann mit PDK)
Haus 2: Eher Vollnarkose, weil die Orthos da Spinale blöd finden...aber ne Begründung gibt's dafür nicht wirklich.

Femoraliskatheter kenn ich auch nur für Kniegedöns. Macht ja für Hüftkrams innervationsbedingt weniger Sinn (zumindest für die Schnittführungen, die ich bei Prothesen-OPs usw. kenne).

teletubs
28.12.2015, 20:21
In meiner kurzen Anästhesie-Zeit haben wir auch eher ITN gemacht. Bei alten und pulmonal sehr labilen Patienten tendenziell Spinale. Aber eher weniger. Femoraliskatheter wurde eben auch eher bei Knieeingriffen gemacht. Und irgendwo hatte ich schon mal geschrieben, dass wir wirklich einen Guru der Regionalanästhesien gehabt haben. Und der hat auch nie anderes gemacht...

Meuli
28.12.2015, 20:23
Bei uns wird die HTEP in Seitenlage operiert, daher ITN mit Femoralis-Single Shot. Gammanagel kriegt das gleiche.
Für Knie-TEP gibbet ne ITN mit Femoralis- und Ischiadicus-Katheter.

Brutus
28.12.2015, 20:29
ITN oder Spinale ist ja im Grunde genommen egal.
Wir haben meist eine ITN mit 3in1 Block gemacht. Meiner Meinung nach profitieren die Patienten da schon von. Gerade postoperativ im AWR hatten die Patienten schon deutlich weniger Schmerzen.
Wenn Du eh eine SPA machst, würde ich mir den 3in1 sparen. Wofür? Da Du ja eher einen Singleblock und keinen Katheter machst, lohnt sich die "Wirkverlängerung", zumal sie ja inkomplett ist, nicht wirklich.
Wie gesagt: ITN mit 3in1 macht Sinn, SPA in Kombination eher nicht...

Moorhühnchen
28.12.2015, 21:11
Bei uns wird die HTEP in Seitenlage operiert, daher ITN mit Femoralis-Single Shot. Gammanagel kriegt das gleiche.
Für Knie-TEP gibbet ne ITN mit Femoralis- und Ischiadicus-Katheter.Ja, so war's an meinem alten Haus auch: HTEP in Seitlage, deswegen ITN. Aber eben ohne Femoralis und es war wie gesagt ein Haus, wo sonst sehr viel Regionalanästhesie gemacht wurde.
KTEP entweder SPA oder ITN und FemKath und Ischiadikus.
An meinem jetzigen Haus wird alles *hüftige* in Rückenlage und/oder Extensionstisch gelagert, da geht dann auch Spinale.


ITN oder Spinale ist ja im Grunde genommen egal.
Wir haben meist eine ITN mit 3in1 Block gemacht. Meiner Meinung nach profitieren die Patienten da schon von. Gerade postoperativ im AWR hatten die Patienten schon deutlich weniger Schmerzen.
Wenn Du eh eine SPA machst, würde ich mir den 3in1 sparen. Wofür? Da Du ja eher einen Singleblock und keinen Katheter machst, lohnt sich die "Wirkverlängerung", zumal sie ja inkomplett ist, nicht wirklich.
Wie gesagt: ITN mit 3in1 macht Sinn, SPA in Kombination eher nicht...Genau DAS ist ja mein Knackpunkt.
Cheffe und einige anderen Kollegen stechen den 3-in-1 in der Schleuse im Patientenbett, Sinn und Zweck ist die angeblich schmerzfreie Umlagerung auf den OP-Tisch. Ich habe mir das heute beim Chef mal angeschaut: ohne Überwachung (kein Monitoring, obwohl ein Monitor vorhanden wäre) mit Sono. Ob ein Zugang lag, darauf hab ich gar nicht geachtet... hab ihn nur hinterher fragen hören, ob das Labor schon fertig sei.... der PJ'lerin habe ich anschließend empfohlen, das entsprechende Kapitel mal im Striebel nachzulesen. ;-) *hüstel*

Ich habe letzte Woche schon rumdiskutiert, da meine Kollegen es nur auf diese Art "in der Schleuse" kennen, soll ich das auch so machen. Persönlich ist mir das nix. WENN ich eine Regionale mache, will ich Monitoring angeschlossen haben und ein Beatmungsgerät sowie Intubationsbesteck griffbereit haben. So habe ich es bisher immer gemacht.

In diesem Fall ging es um eine alte Dame für nen Gammanagel, ich war eigentlich in der Prämed eingeteilt und mein Kollege hatte mich gefragt, ob ich den Femoralis steche, während er die Kypho im Saal ausleitet.
Ich habe meinem Kollegen erklärt, daß ich generell nicht in der Schleuse stechen werde, habe die Patientin einschleusen lassen und den Femoralis in der Einleitung gestochen. Alles andere ist mir einfach nix. Mein Kollege fand mein Vorgehen doof und ich habe mir überlegt, wofür ich den Femoralis dann überhaupt noch steche.....

Für das Stechen des Blocks im Aufwachraum könnte ich mich noch erwärmen lassen, wenn genügend Vorlauf ist. Aber ehrlichgesagt könnte ich mir den Aufwand bei geplanter Spinaler doch gleich sparen und mit einem Hauch Dipi einschleusen.

Argumente meiner Kollegen sind aber die schmerzarme Umlagerung (wobei ich mir kaum vorstellen kann, daß der Block schon beim Umlagern wirkt, wenn in der Schleuse gestochen wird...) und das schmerzfreie Aufsetzen zum Stechen der SPA.

Du siehst, ich kann mich noch nicht wirklich dafür erwärmen und wollte einfach wissen, ob andere hier vielleicht doch "super Erfahrungen" damit gemacht haben. Die Situation wird bei uns in Zukunft häufiger eintreffen, da wir einen neuen OA in der UCh haben und dementsprechend mehr solcher OPs gemacht werden.

Bei meiner Suche am Wochenende wurde in einigen Büchern empfohlen schon in der NFA einen Fascia-lata-Block zu stechen, das würde meiner Meinung nach mehr Sinn machen - ist bei uns aber organisatorisch sehr schlecht durchzuführen.

Schwierig ist für mich in erster Linie, daß Chef und Kollegen halt leider eher wenig Ahnung von Regionalanästhesie haben und ich da ziemlich in Leere diskutiere. :-?

Brutus
28.12.2015, 21:48
Genau DAS ist ja mein Knackpunkt.
Cheffe und einige anderen Kollegen stechen den 3-in-1 in der Schleuse im Patientenbett, Sinn und Zweck ist die angeblich schmerzfreie Umlagerung auf den OP-Tisch. Ich habe mir das heute beim Chef mal angeschaut: ohne Überwachung (kein Monitoring, obwohl ein Monitor vorhanden wäre) mit Sono.
Dann solltest Du der Pflege mal ein Buch mit den Mindestvoraussetzungen des Anäthesiearbeitsplatzes vorschlagen. ;-)


Ich habe letzte Woche schon rumdiskutiert, da meine Kollegen es nur auf diese Art "in der Schleuse" kennen, soll ich das auch so machen. Persönlich ist mir das nix. WENN ich eine Regionale mache, will ich Monitoring angeschlossen haben und ein Beatmungsgerät sowie Intubationsbesteck griffbereit haben. So habe ich es bisher immer gemacht.
Richtig so! Und auch wenn die Komplikationsrate gerade aufgrund der sonogesteuerten Punktionen sehr niedrig ist... der Teufel ist ja ein Eichhörnchen und die Pferde kotzen immer noch vor der Apotheke...


In diesem Fall ging es um eine alte Dame für nen Gammanagel, ich war eigentlich in der Prämed eingeteilt und mein Kollege hatte mich gefragt, ob ich den Femoralis steche, während er die Kypho im Saal ausleitet.
Ich habe meinem Kollegen erklärt, daß ich generell nicht in der Schleuse stechen werde, habe die Patientin einschleusen lassen und den Femoralis in der Einleitung gestochen. Alles andere ist mir einfach nix. Mein Kollege fand mein Vorgehen doof und ich habe mir überlegt, wofür ich den Femoralis dann überhaupt noch steche.....
Frag doch den Kollegen mal, wie lange nochmal die Anschlagzeit beim Femoralisblock ist? ;-)
Bis der wirkt, hast Du den Patienten umgelagert, eingeschleust, intubiert und Schnitt war auch schon. :-nix
Der 3in1 Block ist bei uns immer in der Einleitung gestochen worden. Die Patienten dann ganz normal eingeleitet und der Benefit war dann am Ende der OP / AWR zu sehen: Extubation z.T. vor Ende der OP, sprich die haben distal noch genäht und die Patienten hatten keine Schmerzen, OP mit deutlich niedrigen Sevo MAC, im AWR friedliche Patienten ohne starke Schmerzen im OP-Gebiet... :-)


Für das Stechen des Blocks im Aufwachraum könnte ich mich noch erwärmen lassen, wenn genügend Vorlauf ist. Aber ehrlichgesagt könnte ich mir den Aufwand bei geplanter Spinaler doch gleich sparen und mit einem Hauch Dipi einschleusen.
Oder Fenta, oder Ketanest, oder oder oder oder...


Argumente meiner Kollegen sind aber die schmerzarme Umlagerung (wobei ich mir kaum vorstellen kann, daß der Block schon beim Umlagern wirkt, wenn in der Schleuse gestochen wird...) und das schmerzfreie Aufsetzen zum Stechen der SPA.
Wie oben gesagt: wie lange ist nochmal die Anschlagzeit des 3in1 Blocks? ;-)


Du siehst, ich kann mich noch nicht wirklich dafür erwärmen und wollte einfach wissen, ob andere hier vielleicht doch "super Erfahrungen" damit gemacht haben. Die Situation wird bei uns in Zukunft häufiger eintreffen, da wir einen neuen OA in der UCh haben und dementsprechend mehr solcher OPs gemacht werden.
Also, da ich ja anfangs recht skeptisch war, habe ich im Dienst meistens nur eine ITN gemacht und in der Regelarbeitszeit auf Wunsch / Ansage CA mit Block. Und ich habe es am Ende eigentlich immer gemacht. ;-)


Schwierig ist für mich in erster Linie, daß Chef und Kollegen halt leider eher wenig Ahnung von Regionalanästhesie haben und ich da ziemlich in Leere diskutiere. :-?
Wie gesagt: wie lange dauert es nochmal, bis der Block sitzt und wirkt? ;-)
Der Femoralis ist ja doch ein ordentliches Gerät und bis da der Wirkstoff wirklich am Zielort angekommen ist... :D

Moorhühnchen
28.12.2015, 22:14
Dann solltest Du der Pflege mal ein Buch mit den Mindestvoraussetzungen des Anäthesiearbeitsplatzes vorschlagen. ;-)Die Pflege ist da nicht das "Problem", das ist eher mein Chef, der das so "erwartet" weil "das haben wir schon immer so gemacht"...


Frag doch den Kollegen mal, wie lange nochmal die Anschlagzeit beim Femoralisblock ist? ;-)
Bis der wirkt, hast Du den Patienten umgelagert, eingeschleust, intubiert und Schnitt war auch schon. :-nix
Der 3in1 Block ist bei uns immer in der Einleitung gestochen worden. Die Patienten dann ganz normal eingeleitet und der Benefit war dann am Ende der OP / AWR zu sehen: Extubation z.T. vor Ende der OP, sprich die haben distal noch genäht und die Patienten hatten keine Schmerzen, OP mit deutlich niedrigen Sevo MAC, im AWR friedliche Patienten ohne starke Schmerzen im OP-Gebiet... :-)Welche Medis nehmt ihr für den Femoralis? Bei meinem alten AG war der "Standard" 20ml Scandi 1% (für den schnellen Anschlag) und 20ml Naropin 0,75% (für die lange Wirkung). Hat eigentlich so ganz gut geklappt. Zum Thema Anschlagszeit: deswegen wäre ich ja für die Anlage prä-op im AWR vorm Einschleusen.... was noch mit Cheffe zu diskutieren wäre (die AWR-Kapazität ist ja am Morgen auch eher begrenzt).



Also, da ich ja anfangs recht skeptisch war, habe ich im Dienst meistens nur eine ITN gemacht und in der Regelarbeitszeit auf Wunsch / Ansage CA mit Block. Und ich habe es am Ende eigentlich immer gemacht. ;-)Das ist für mich ne brauchbare Aussage. Ich bin gerne bereit, das Verfahren auszuprobieren und mich ggf. überzeugen zu lassen. :-)
Mein Chef läßt mir das weitgehend freie Hand und wenn ich mir den Fascia-lata-Block beibringen will und er sich bewährt, darf ich machen, was ich will - deswegen frag ich so doof! ;-)

andréw
29.12.2015, 07:16
Bei unserem alten Chef gab es meist auch ne "normale" ITN, unser neuer ist eine RA-Freak, sonogesteuert und incl. Monitoring. Gestochen wird im AWR. Für die Hüften gibt es mittlerweile zum Umlagern nen Fascia lata -Block und dann ne SpA, zum Teil auch einseitig. Und ansonsten ist geblieben wie gehabt.

Moorhühnchen
29.12.2015, 10:48
Für die Hüften gibt es mittlerweile zum Umlagern nen Fascia lata -Block und dann ne SpA, zum Teil auch einseitig.Ok, scheint ja gut zu funktionieren. Wie lange vorher wird der Block gestochen?
Wo muß ich hinkommen um's zu lernen? ;-)

andréw
29.12.2015, 11:39
Naja, je nachdem, was und wieviel Du spritzt, Prilocain plus Ropivacain. Damit wirkt der in ca. 10min.
Naja, von mir lernen kannst es nicht, da ich derzeit zu 95% auf ICU bin, Bhv..

Moorhühnchen
30.12.2015, 11:11
Schade! ;-)
Gibt es vielleicht noch Kliniken im Rhein-Main-Gebiet, die für sowas einen Fascia-lata-Block stechen?

Jukka666
30.12.2015, 11:56
Also wenn ich meinen Bescheidenen Senf dazugeben darf:

ich bin - hüstel - recht gut in RA, nächstes Jahr strebe ich das europäische Diplom an, bin Mitglied im AK Regionalanästhesie der DGAI und steche in meiner Abteilung eigentlich alles, was "sitzen muss".

wir machen für elektive primäre HTEPs nur eine Spinale, bevorzugt Halbseitenspinale (20 Min. auf die zu operierende Seite legen). Auf Patientenwunsch ITN, ggf. mit FEM-Katheter.
Man muss unterscheiden zwischen schmerzhaften Frakturen und elektiven Prothesen.
einen 3-in-1- Block gibt es defacto nicht. da der obturatorius entgegen der damaligen Vorstellung (Winnie et al) mit der konventionellen Fem-Technik nie erwischt wird.
Die Innervation des Kniegelenks ist sehr komplex, auch für KTEPs reicht ein FEM oft nicht aus (auch nicht für die ventralen Anteile), eine Kombi mit Ischiadicus ist da fast schon Pflicht. Manche Kliniken machen für das Knie nur noch ACB (Adductor Kanal Blöcke), in der Vorstellung, die Motorik zu erhalten, wenn man nur den Saphenus blockiert...oder Plexus lumbalis-katheter...anderes Thema.

Die Hüftinnervation ist ebenso nicht einfach! Auf welcher Höhe gibt der Femoralis Äste zum Hüftkopf ab? Wo sind die Schmerzen genau? Wo/was innerviert der Cutaneus femoris lateralis? Je nach Literatur wird mal der eine Nerv, dann der andere über- oder unterschätzt. Von Begriffen wie FFFT (fat filled flat tunnel) mag ich gar nicht anfangen... :-)..

Was sicher Sinn macht, ist bei Frakturen im Bereich des proximalen Femurs/Schenkelhals eine Regionale zu stechen (bei schmerzen, schneller Mobilisierbarkeit oder bettlägerigen Patienten, komplexeren OPs), ein Femblock bietet sich der Einfachheit halber an.
Ich finde es unsinnig, das beim Umlagern zu machen, da nie und nimmer, selbst mit Prilocain oder Mepivacain eine so rasche Schmerzfreiheit eintritt. Ich mache alle RA mit Sono und wenn man nicht gerade TypIII oder Typ IV-Blöcke anstrebt (praktisch intraneural ), braucht das ne Weile, mind. 10 Minuten.

In einer anderen Klinik machen wir für alle Hüft-TEPs Single Shot Faszia Iliaca Blöcke (FIB), mit einer stumpfen Nadel nach dem Schema "Doppelklick", 20ml Ropivacain 0,5%. Halte ich auch für nicht ganz anatomisch logisch. Ist eigentlich nichts anderes als ein blinder FEM.
Primäre HTEPs brauchen eigentlich keine großartige RA, tut meist nicht dramatisch weg.

Auf dem letzten Arbeitskreis kam raus, dass es bei HTEPs keine große gute Evidenz für FEM-Blockaden gibt, wenn Vollnarkose dann etwas besser mit RA. Spinale scheint am besten zu sein. Insg. wenig Relevanz für Outcome bei Frakturen..
Die Blockade des Cutaneus femoris lateralis scheint höchstens für eine Dynamische Hüftschraube zu reichen, sonst gibt es eben zu viele beteiligte Nerven (Muskelnerven am Periost etc.).

Ein Referent bezeichnete den Femoralisblock bei Hüft-Eingriffen schlicht als "Unsinn"... ;-)

Also ich persönlich würde ausser s.c.-Ringblöcken wie dem Fußblock (den ich auch fast nur per Sono mache momentan) keine RA zwischen Tür und Angel machen (Hygiene auch ein Thema), Sono dazunehmen und das ordentlich machen.
In der Schleuse bringt das meines Erachtens wenig.
Für HTEP eher SS/FIB und SPA.
Für Frakturen kann man einen FEM-Kath. schon machen (wenn es nicht das OP-Gebiet stört).

Moorhühnchen
30.12.2015, 14:23
Jukka, vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar, der meine Denkweise ja schon ein wenig unterstützt! :-)
Ich überlege fast, ob ich diesen Kommentar als Mail verfremdet/anonymisiert an meinen Chef weiterleiten kann, denn ehrlichgesagt will ich mich da nicht so unter Druck setzen lassen (à la: "Frau Huhn, Sie können doch die Regionalen so gut! Machen Sie doch mal schnell bei Frau Müller in der Schleuse einen Femoralisblock zum Umlagern").

Bisher bin ich da ja innerhalb des letzten Jahres - seit ich dort angefangen habe - immer gut drumherum gekommen, die meisten meiner Kollegen haben es mittlerweile mitbekommen, daß ich es grundsätzlich nicht in der Schleuse machen will. Aber ich glaube mein Chef hat das noch nicht ganz kapiert.

Wären jetzt ausschließlich Kommentare hier gekommen, "Ja, wir machen das in unserer Klinik häufig (Femoralis/Fascia lata) und es funktioniert größtenteils sehr gut", dann könnte ich mir sicher eine Strategie überlegen. Aber es scheint ja sehr komplex zu sein und offensichtlich wäre die Variante einen der Blöcke zumindest im AWR (in unserer Klinik) zu stechen eine Alternative, die man überdenken sollte.

Daß die Kombi "Block in der Schleuse stechen" und dann in der Einleitung ne SPA zu machen irgendwie Käse ist, war mir theoretisch vorher klar. Aber schön, daß es mehr oder weniger konsequent bestätigt wird. :-))

Nur: wie sag ich's meinem Chef, der so überzeugt von dieser (seiner) Methode ist und sich sicher nicht so leicht davon abbringen läßt??? :-nix

Moorhühnchen
30.12.2015, 14:36
Ok, muß doch nochmal gerade nachfragen @ Jukka: persönlich bist Du eher noch pro Femoralis als pro Fascia lata? Aber eigentlich reicht auch eine Spinale? Kann man das so zusammenfassen?

Jukka666
30.12.2015, 16:05
@Moorhühnchen:

Also ich bin ja ein RA-Fan, trotzdem mag ich nicht RA machen "nur weil man es kann"..es sollte für den Patienten schon ein Benefit haben.
Die Datenlage für RA ist ja generell schon extrem dünn, zumindest wissenschaftlich.
Für RA bei Hüft-Eingriffen sogar noch dünner. Eine Outcomeverbesserung ist kaum erkennbar.
Für alte, hochbetagte Patienten mag wie gesagt die Spinale gut sein. Die würde ich - wenn möglich - bei Hüfteingriffen, die planbar sind und chirurgisch vertretbar sind (also keine stundenlangen Unfall-Kunstwerke) vorziehen.
Bei der primären HTEP-Implantation würde ich selbst keine RA zusätzlich haben wollen. Denn der LA-Effekt des Femoralisblocks ist bereits fast weg, wenn die SPA aufhört..also sinnfrei...
Bleibt die "Katheterwirkung"...und eine Femoralisblockade mit den damit verbundenen Nachteilen wie motorische Einschränkung (selbst wenn nach 24 h diese wieder verschwunden ist) halte ich für übertrieben.
Für komplexe, schmerzhafte Hüft- oder Femurfrakturen, gebrechliche Großmütter, die kaum systemische Analgesie vertragen oder bei jeder Mobilisation Schmerzen haben, kann man ruhigen Gewissens einen Femoralis-Katheter einlegen (diesen dann im besten Fall sonographisch auch kontrolliert legen! Nützt nix, wenn man den nur mit Nervenstimulator legt, und der Katheter ist irgendwo...zeigt sich übrigens gut an Leichen, wenn man Katheter in die Lacuna musculorum legt, sind diese bei über 4-5 cm Hautniveau nicht mehr am Nerven...). Den Katheter sollte man aber auch bestücken.

Der FIB ist eine superschnelle, einfache Variante eines FEMs...nix anderes. Ohne Stimulator, ohne Sono, mit stumpfer Nadel. Die Vorstellung ist, dass man diesen Raum in der Leiste mit LA ausfüllt und das dann irgendwas blockiert...ist halt nicht wirklich elegant und niveauvoll...ob der cutaneus femoris lateralis dabei erwischt wird, ist eher fraglich bis unwahrscheinlich (weiter lateral). Diesen kann man auch sonographisch blockieren. Aber auch dieser macht manchmal nur einige wenige Hautareale und trägt nicht immer wesentlich zur Analgesie bei.
Aber kann man in Kombi mit einer Vollnarkose schon machen, wenn man möchte. Zumindest bei der primären elektiven HTEP. Da würde ich mich wohl fühlen. Wenn man ihn nicht macht, aber auch.

Zusammenfassend:
- Bei elektiven (einfachen) Hüft-Operationen ohne wesentliche Schmerzen keine periphere RA, nur SPA oder AA.
- Bei postoperativ zu erwartenden starken Schmerzen Fem-Kath, ggf. selektive Blockade des NCFlat.

Untere Extremität ist halt insgesamt komplexer und unbefriedigender als die obere... :-)

Eilika
30.12.2015, 20:13
Bei uns laufen die meisten Hüften in SPA (Traumatologisch fast alle, Prothesen so 50:50). Dazu gibt es für die Frakturen präoperativ auch meiste einen Fascia iliaca compartment Block. Der wird normalerweise auf der Notfallstation gestochen und zwar nach Möglichkeit schon vor dem Röntgen. Zum Teil noch auf der Trage vom Rettungsdienst. Vergibt man sich ja nix mit und helfen tut es erstaunlich gut. Die haben dann meist schon beim Umlagern zum Röntgen nicht mehr so fies weh und kommen dann 2-3 Stunden später oft fast schmerzfrei im OP an...

MissGarfield83
31.12.2015, 10:09
Also ich habs ja jetzt in verschiedene Häusern gesehen -

1)eine große orthopädische Uniklinik : bei Hüften gabs einen Psoas-Kompartment Block als SS + ITN/Lama ( je nachdem wer operiert hat )
2) kleinerer, etwas ländliche Klinik : bei Hüft TEP NFK/NFB SS, bei Frakturen gerne auch mal NFB SS im AWR für die Umlagerung.
3) großer, städtischer Maximalversorger : SPA bei den meisten Hüft TEPs, ggf. auch bei Wechseln, nicht bei dementen Pats. Für Frakturen zur Umlagerung halt systemische Analgesie in Form von Fentanyl oder Ketanest, NFK ggf später im AWR. Hier mögen die chirurgen keinen prä-op gelegten NFK mit der Begründung der Hygiene im OP Gebiet.

Grombühlerin
31.12.2015, 10:41
[QUOTE=tragezwerg;1899538]Also, ich kenne zwei Varianten...
Haus 1: Spinale für alle Hüften. Vollnarkose nur bei KI bzw. vehementem Patientenwunsch
Haus 2: Nur Vollnarkose.QUOTE]

Habe mal das Zitat leicht modifiziert. So kenne ich es auch. Andere Regionalanästhesien für die Hüfte habe ich in mittlerweile 3 Kliniken noch nie gesehen.