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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Erfahrung mit BAD Gmbh - Arbeitsmedizin?



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gxy97
05.01.2016, 16:31
Hallo zusammen!

Ich überlege, nach 3 Jahren Klinik, selbige zu verlassen und Arbeitsmediziner zu werden ;o)
Ich hab mich nun bei der BAD GmbH beworben und bald mein Vorstellungsgespräch.

Gibt es jemanden unter euch, der dort arbeitet, gearbeitet hat oder hospitiert hat? Würdet ihr es empfehlen?

DANKE!

Hepar
05.01.2016, 17:45
Habe dort mal hospitiert und fand es nicht wirklich berauschend, da viele der Versprechungen auf der Homepage nicht eingehalten wurden! Keine Erstattung der Hospitationskosten, keine Verpflegung - war mir im Prinzip egal, damit werben die aber auf ihrer Homepage! Kein Dienstwagen (obwohl auf der Homepage angegeben) -> man gurkt überall mit seinem eigenen PKW hin. Weiterbildung so lala - Chef 2-3 Tage die Woche nicht da und die restlichen Kollegen waren auch nur Halbtagskräfte, die oft nicht da waren. Wirkten zudem nicht wirklich motiviert - habe wochenlang auf einen Hospitationstermin gewartet.
Für mich war der BAD deshalb nichts.

gxy97
05.01.2016, 18:51
Habe dort mal hospitiert und fand es nicht wirklich berauschend, da viele der Versprechungen auf der Homepage nicht eingehalten wurden! Keine Erstattung der Hospitationskosten, keine Verpflegung - war mir im Prinzip egal, damit werben die aber auf ihrer Homepage! Kein Dienstwagen (obwohl auf der Homepage angegeben) -> man gurkt überall mit seinem eigenen PKW hin. Weiterbildung so lala - Chef 2-3 Tage die Woche nicht da und die restlichen Kollegen waren auch nur Halbtagskräfte, die oft nicht da waren. Wirkten zudem nicht wirklich motiviert - habe wochenlang auf einen Hospitationstermin gewartet.
Für mich war der BAD deshalb nichts.

danke dir! hört sich ja nicht so pralle an. wie lange ist das her??

Hepar
05.01.2016, 20:11
War Ende März 2015!

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06.01.2016, 16:31
Evtl. TÜV als Alternative? Die bieten auch Arbeitsmedizin an ähnlich BAD

WackenDoc
06.01.2016, 21:52
Oder schauen, ob man ne größere Firma findet, die einen für die Weiterbildung sucht.

hebdo
06.01.2016, 23:11
Der Standort hat etwa 30.000 Mitarbeiter. Ich glaube da wird einem alles in Sachen Arbeitsmedizin geboten. Nachteil eben NAchtdienste die aber Schläferdienste genannt werden:

https://basf.jobs/europe-bc/job/Ludwigshafen-Arzt-in-Weiterbildung-%28mw%29-67059/57706901/?feedId=111101

Pflaume
06.01.2016, 23:34
Weil ich selber darüber nachgedacht habe und immer noch darüber nachdenke, habe ich mich bei Arbeitsmedizinern erkundigt. Quintessenz der Gespräche ist: Wenn man Arbeitsmedizin machen will, muß man wissen, was man machen will und was man bieten kann.

Im wesentlichen gibt es wohl vier Möglichkeiten:

- Zu einem Arbeitsmediziner, der eine eigene Praxis hat, als Angestellter gehen. Interessantheit, Bezahlung etc. hängen sehr vom Praxisinhaber ab, bietet eine gewisse Konstanz. Kann man nicht viel Allgemeines dazu sagen.

- Diese kleinen Firmen wir TÜV, BAD und was da noch so regelmäßig im Deutschen / bundeslandabhängigen Ärzteblatt inseriert, zahlen wohl relativ schlecht, haben aber auch niedrige Anforderungen. Da reichen 2 Jahre Innere gemacht zu haben. Der Anspruch ist insgesamt relativ niedrig, man fährt halt in viele kleine Firmen und macht da meistens ziemlichen Kleckerleskram. Teilweise nimmt man nicht mal Blut ab und arbeitet nicht mal alleine, sondern hat noch eine zweite Kraft dabei, die für den Papierkram zuständig ist. Absolut berechenbare, teils selbst bestimmte Arbeitszeiten, allerdings an unterschiedlichen Orten, und ohne viel Spannendes. Super für Leute, die nur ein wenig arbeiten und sich eigentlich hauptsächlich um ihre Kinder kümmern wollen.

- Öffentlicher Dienst: Diverse Städte / öffentliche Verwaltungen / öffentliche Nahverkehrsunternehmen suchen ja auch regelmäßig Arbeitsmediziner. Bezahlung meistens auch nicht toll, aber man kann davon leben (TVÖD Entgeltstufe 13). Sehr geregeltes Arbeiten in Beamten-Athmosphäre, und eigentlich gehts nur um Bildschirmarbeitsplätze und Reha-Sachen und evtl. noch die ganzen Fahrer-Untersuchungen.

- Große Industriebetriebe bieten die "spannendsten" Arbeitsplätze, verlangen aber auch am meisten. In denen ist man gleichzeitig zum Beispiel zusammen mit der Werksfeuerwehr für Notfallversorgungen zuständig, das bedeutet, man sollte entsprechende Erfahrung haben und auch bereit sein, 24h-Bereitschaften zu leisten. Die interessanten Betriebe wollen auch alle mindestens mehrere Jahre Berufserfahrung in der Inneren / Allgemeinmedizin / Chirurgie, am liebsten Facharztstatus und zusätzlich Erfahrungen in Psychosomatik und Rettungsmedizin. Manche stellen ausschließlich Fachärzte ein, die dann auch eine über die KV abrechenbare "Hausarzt-"Rolle für die Angestellten übernehmen können (soweit die Angestellten das wünschen; ist natürlich freiwillig). Außerdem ist ein Dr-Titel sehr gewünscht. Gehälter sind in diesem Bereich die besten in der Arbeitsmedizin. Außerdem ist dort das vielfältigste Spektrum bezüglich Untersuchungen und Gesundheitsgefahren, man kann da sicher am meisten lernen. Arbeitsmediziner, die in solchen Betrieben arbeiten, haben sich mir gegenüber teilweise über den "Streß" und die Arbeitszeiten beklagt, wobei ich persönlich glaube, daß der Streß dennoch sehr viel geringer als im Klinik-Alltag ist...

Hepar
07.01.2016, 08:59
BASF hatte ich mir auch mal angeschaut, allerdings an nem anderen Standort. Hätte mir sehr gefallen, habe mich aber dann doch aus privaten Gründen dagegen entschieden. Bewerbungsprozess (zumindest für Mediziner) eher ungewöhnlich, aber wohl in der Wirtschaft usus..

Pflaume
07.01.2016, 15:58
Ungewöhnlich in welcher Hinsicht? Irgendwelche Tests und so?

Hepar
07.01.2016, 20:58
Nee.. aber erst Bewerbung, dann Telefoninterview mit komischen Fragen (warum Medizin? Welches Erlebnis hat sie beeindruckt? Woran sind Sie gewachsen? -> wohl son Wirtschaftskram). Dann Vorstellung bei ner Frau aus der Personalabteilung, wieder mit ähnlich komischen Fragen. Dann Vorstellung beim Arbeitsmediziner (endlich ein normales Gespräch!). Hätte dann in nem weiteren Gespräch noch Leute aus der Geschäftsleitung sprechen sollen - ist aber dann ausgefallen, da ich aus privaten Gründen abgesagt habe.
Alles in allem eher langer Bewerbungsprozess, für den man sich ggf. in Wirtschaftsforen etwas schlau machen sollte.

hebdo
07.01.2016, 22:37
@Pflaume: Danke für die interessanten Infos. Habe schon öfter überlegt auf Arbeitsmedizin umzusatteln. Klingt alles so verlockend. Aber die Realität ist wohl anders. Reine Arbeitsmedizin kann wohl zur Sackgasse werden.

Bei der BASF bekommt man auch erst einen Vertrag mit der Leasingagentur für 3 Jahren. Andere große Konzerne haben dann bei Verträgen mit dem Kernunternehmen auch ganz andere Anforderungen (z.B. 2 Facharzttitel neben Arbeits- bzw. Betriebsmedizin).

ehemaliger User_13032016-1
08.01.2016, 08:45
Hier einmal meine Erfahrungen als Arbeitsmedizinerin. Allerdings arbeite ich im Ausland.

Sackgasse ist es meiner Meinung nach nicht, da gerade in diesem Bereich ein grosser Mangel ansteht. Eine Sackgasse dürfte es nur werden, wenn du später zurück in den kurativen Sektor gehen möchtest. Der MDK, das Gesundheitsamt, die Forschung, auch eine Selbständigkeit… stehen dir aber immer noch offen. Ausserdem ist es ein Job, den Mediziner im Allgemeinen nicht ausüben wollen. Gerade deswegen, weil man bereit sein muss, sich aus dem kurativen Sektor zu entfernen. Dementsprechend gibt es einen grossen Mangel, der noch stärker werden wird.

Medizinisch wird man einiges verlernen (das muss man ehrlich zugeben). Aber es ist nicht so, dass ein Arbeitsmediziner nichts wissen muss. Gerade was Gesetzgebung, Aufbau des Sozialsystems… Toxikologie, Ergonomie etc. angeht, muss man einiges dazulernen. Die Weiterbildungen sind schon innerhalb Deutschlands manchmal anders. Schau dir Rheinland-Pfalz an. Dort braucht man nur zwei Jahre in der UPV zu arbeiten. Innerhalb der verschiedenen EU-Länder ist es noch viel extremer. Sie hier: http://www.uems-occupationalmedicine.org/node/4

Im deutschsprachigen Raum scheint es sehr üblich zu sein, dass man oft einen klinischen Facharzt voraussetzt. Habe einmal vor zwei Jahren eine Stelle bei Audi oder BMW (weiss nicht mehr genau) gesehen, wo man einen klinischen Facharzt (Allgemeinmedizin oder Innere) und eine Habilitation gefragt hat. Das ist in anderen Ländern wiederum anders. Meine derzeitige Chefin war früher bei BASF in Antwerpen tätig, hatte zuvor aber keine klinische Erfahrung (ob es gut ist, lasse ich offen). In Antwerpen haben sie laut ihr dafür eigene Notfallsanitäter in Dienst. Ein früherer Chef in Holland meinte wiederum einmal, dass man nur das kann, was man täglich tut. Wenn er regelmässige Notfälle hätte, müsste er sich fragen, wie gut seine Prävention ist.

Lohnmässig zahlen die überregionalen Dienste (BAD….) sicher am wenigsten. Allerdings stellt sich mir die Frage, ob der Stundenlohn so viel schlechter als im Krankenhaus ist. Wäre einmal interessant zu wissen. Und die Routine/Langeweile bekommt man meines Ansehens nach sowieso überall einmal.

Bezüglich dieses Bewerbungsgespräches. Das ist bei den grossen Firmen ganz normal. Vergiss auch nicht, dass dies sozusagen die begehrtesten Jobs sind. Es bewerben sich also viele (die haben keinen Mangel). Die tun das auch bei Reinigungskräften, Techniker, Forscher...

Zusammengefasst:

Vorteile:

- Keine Nachtdienste oder Wochenenden
- Viel Zeit für die Familie
- Kann gut planen
- Man hat mehr Freizeit
- Man kann auch vier Tage in der Woche arbeiten etc. (das mache ich zum Bsp.)
- Jobsicherheit

Nachteile:

- Schlechten Ansehen bei Patienten/Arbeitnehmer (wollen einem auch nicht haben) UND
Ärzten
- Man kann leider doch wenig bewirken (Gesetzgebung, für viele Betriebe auch nur eine
Last => folgen einem nicht)
- Man hat weniger am Konto (ob es per Stundenlohn wirklich so ist?)
- Man verlernt viel kuratives Wissen (aber passiert dies nicht bei allen Fachärzten => ein
Psychiater, Neurologe... kann auch nicht gut nähen....)

Lest dazu einmal diesen Artikel. Viell. gibt er ja einen Einblick:

https://www.thieme.de/viamedici/arzt-im-beruf-weiterbildungs-coach-fachaerzte-1571/a/arbeitsmedizin-betriebsmedzin-4448.htm

Hana83
29.01.2016, 21:02
Hallo zusammen , wie ist eigentlich so der Verdienst als Assist. Arzt in Arbeitsmedizin? Hat jemand Gehaltvorschläge schon bekommen.

ehemaliger User_13032016-1
02.02.2016, 08:27
http://www.karriere.at/jobs/4465790
http://www.arbeitsmedizin-hall.at/arbeitsmedizinerin/
http://www.asz.at/Jobs

In Österreich sind sie gesetzlich verpflichtet, um die Löhne anzugeben (trotzdem tun es Viele nicht). Vermute aber, dass man in Deutschland mehr bekommt. In Österreich dauert die arbeitsmed. Ausbildung nämlich nur 3 Monate (nach Abschluss einer Weiterbildung; dies könnte aber auch Pathologie, Anatomie etc. sein) und es gibt keine 100 Fachärzte.

Hana83
03.02.2016, 20:51
Ich bin auch am überlegen, weil ich im Moment Mutti bin zumindest bis meine Tochter in die Schule kommt. Ist es schwer wenn man in der Arbeitsmedizin war dann später wieder in die Klinik zurück zu kehren? weil man ja aus der kurativen Medizin raus ist. Bis jetzt habe ich 3 Jahre Innere gemacht. Ich möchte aber raus aus der Klinik. Über ein paar tipps wäre ich dankbar.

Neuronesse
29.02.2016, 12:17
Hallo!

Ich stehe vor einer ähnlichen Entscheidung. Hast Du mittlerweile irgendwo in der Arbeitsmedizin hospitiert? Was sind Deine Eindrücke? Was mich auch interessieren würde - vielleicht weiß das hier jemand - kann man die geforderte Funktion (Belastungs-EKGs etc. pp.) während seiner Weiterbildungszeit in der Arbeitsmedizin machen oder sollte man die schon aus der Inneren "mitbringen"? Danke an alle für Eure Antworten.

Pflaume
29.02.2016, 15:35
Ich bin auch am überlegen, weil ich im Moment Mutti bin zumindest bis meine Tochter in die Schule kommt. Ist es schwer wenn man in der Arbeitsmedizin war dann später wieder in die Klinik zurück zu kehren? weil man ja aus der kurativen Medizin raus ist. Bis jetzt habe ich 3 Jahre Innere gemacht. Ich möchte aber raus aus der Klinik. Über ein paar tipps wäre ich dankbar.

Ist doch gar nicht so selten, daß Frauen in der "Kinderaufziehpause" ein paar Jahre Arbeitsmedizin machen und dann nochmal in die Innere oder in eine allgemeinmedizinische Praxis gehen. Paar Jahre Arbeitsmedizin machen ist doch immer noch besser als paar Jahre nix zu machen und dann in die Klinik zurückzuwollen. Wobei mein Arbeitgeber vor kurzem in der Inneren sogar eine eingestellt hat, die vor Jahren das Studium abgeschlossen und seitdem wegen Kindern noch nie gearbeitet hatte. Ich glaube rauskicken werden einen 4 Jahre Teilzeit Arbeitsmedizin während der Kinderphase aus dem Bewerbungsprozess nur an Stellen, die man auch anders nur schwer bekommen hätte.

Pflaume
29.02.2016, 15:39
kann man die geforderte Funktion (Belastungs-EKGs etc. pp.) während seiner Weiterbildungszeit in der Arbeitsmedizin machen oder sollte man die schon aus der Inneren "mitbringen"? Danke an alle für Eure Antworten.
Finde ich eine seltsame Frage, da die geforderten Zahlen so niedrig sind, daß man die eh irgendwie zusammenbekommt, notfalls durch ein- bis zweiwöchige Hospitation in einer kardiologischen Akut- oder Rehaklinik, wenn man in der gesamten Weiterbildungszeit wirklich ausgeprägtestes Vermeidungsverhalten gezeigt hat und es geschafft hat, nix davon zu machen. Mehr als 50 Ergos und Spirometrien und "Untersuchung des Hör- und Sehvermögens mittels einfacher apparativer Techniken" stehen in den Logbüchern, die ich gesehen habe, an apparativer Diagnostik gar nicht drin.

ehemaliger User_13032016-1
29.02.2016, 17:27
In vielen anderen EU-Staaten ist das Belastungs-EKG selbst nicht Teil der Weiterbildung. Ich hatte dies damals nicht gelernt (WB in Holland und Belgien => dauert dort vier Jahre). Diese werden bei den arbeitsmed. Diensten in Deutschland aber vermutlich selbst absolviert. Denn in der Rheinland-Pfalz kann man die zwei klinischen Jahre in der UPV absolvieren. Also auch beim Dermatologen oder HNO-Arzt. Wie sollten sie denn dort die Ergometrien erlernen (besonders wichtig: Es sind gesunde Probanten :-) )? Man arbeitet ja in der Prävention.

http://www.laek-rlp.de/downloads/wbo.ge04.pdf