PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Narkoseart im folgenden Fall?



ehem-user-04-04-2022-1208
08.01.2016, 14:13
Eine kleine Frage - auf die ich keine Antwort im Netz gefunden habe:

"Bei einer schwangeren Patientin in der 37.SSW soll eine geplante Sectio-Entbindung erfolgen. Die Patienten gibt eine Faktor-V-Leiden Mutation (OHNE therapeutische Antikoagulation) an. Welche Narkoseart wählen sie in diesem Fall am ehesten?"
A) Spinalanästhesie
B) PDA
C) Maskennarkose
D) Ketamin-Mononarkose mit LAMA
E) ITN

Komisch gestellte Frage oder? In dem Fall was die Schwangere gern möchte oder? Also eine ITN oder Spinale?

Danke :)

kartoffelbrei
08.01.2016, 15:58
Schwangere haben ein massiv erhöhtes Aspirationsrisiko. Außerdem sind Vollnarkosen bei Sectios immer Mist, weil du erst Opiate geben darfst, wenn das Kind abgenabelt ist (wir leiten deshalb mit Ketamin ein) und du die Gasnarkose super flach fahren musst, weil die Narkosegase sonst eine Uterusatonie auslösen können. Ohne zwingenden Grund würde ich bei einer Sectio nie eine Vollnarkose machen, sondern immer die Spinale vorziehen!

Sebastian1
08.01.2016, 16:00
Ich denke, man zielt hier auf eine mögliche Kontraindikation zur Anlage einer SpA/PDA ab. Eine FVL ist ja eine Thrombophilie (gefährlicher wäre im Hinblick auf eine Regionalanästhesie ja eine Gerinnungsstörung mit Blutungskomponente). Es spricht daher nichts gegen eine SpA (sie hat keine Antikoagulation).
Am ehesten (was ja wieder die typische IMPP-Formulierung ist) findet also eine SpA Anwendung, der Frageinhalt zeigt keine KI für eine ITN, prinzipiell auch möglich, aber nicht "am ehesten". Eine PDA ist nicht notwendig, Maskennarkose und Lama verbieten sich im dritten Trimenon.

ehem-user-04-04-2022-1208
08.01.2016, 16:09
Ich danke euch :)!

ehem-user-04-04-2022-1208
11.01.2016, 15:40
Hallo liebe Mitmenschen, ich bin da in der nächsten Klausur gleich nochmal über so eine komische Frage gestolpert, auf die mir mein ehemaliger Famulatur-Oberarzt leider keine Antwort geben konnte (bzw. er tendiert zu B). Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen!

"Die Höhe der Ausbreitung einer Spinalanästhesie ist bei der Applikation eines isobaren Lokalanästhetikums von folgenden Faktoren abhängig: Welche Aussage ist FALSCH?"
A) Körperlänge
B) Körpergewicht
C) Der Höhe des spinalen Punktionsortes
D) Dem applizierten Volumen und Gesamtmenge des LA
E) Dem Vorliegen einer Schwangerschaft

Vielen Dank - und euch noch eine schöne Woche :)

Gesocks
11.01.2016, 18:45
Es gibt da aus den 80igern eine Publikation nach Greene, die auch im Striebel zitiert wird; der nach spielt von den genannten nur das Körpergewicht keine Rolle.
Der Striebel äußert sich außerdem irgendwie missverständlich zum Volumen; das sei auch kein Einflussfaktor (habe ich nicht begriffen und daher überhaupt nur mal das Greene-Paper nachgelesen, m.E. müsste das Volumen aufgrund Verdrängung auf jeden Fall relevant sein) - Aussage D wäre dann ebenfalls falsch - lt. Greene eher "Dosis ist wichtiger als Volumen". Ich weiß aber nicht, wer da die neueren oder besseren Quellen hatte...
Ich kann zuhause bei bedarf nochmal nachschauen.

ehem-user-04-04-2022-1208
11.01.2016, 19:22
Hey!

danke für deine Antwort, du scheinst mit B richtig zu liegen, ich habe gerade was auf Google gefunden:

https://books.google.de/books?id=IwYnBAAAQBAJ&pg=PA231&lpg=PA231&dq=spinalan%C3%A4sthesie+ausbreitung+von+punktions ort+abh%C3%A4ngig&source=bl&ots=3Wc0n5z2Ve&sig=rfgbkpTS11Czx-TEqUFYU9URaUc&hl=de&sa=X&ei=84OjVbXyGqH_ygP94K6QCw&ved=0CEkQ6AEwBg#v=onepage&q=spinalan%C3%A4sthesie%20ausbreitung%20von%20punk tionsort%20abh%C3%A4ngig&f=false

Moorhühnchen
11.01.2016, 23:37
Hier stand mal was.... für sinnvolle Antworten war's zu spät. ;-)

Miss
12.01.2016, 09:13
Das ist allerdings auch nicht ganz richtig, daß das Körpergewicht gar keinen Einfluß auf die Ausbreitung hat. Bei adipösen Patienten geht man schon davon aus, daß dadurch der intrathekale Raum verkleinert wird. Aus der Praxis kann ich das bestätigen. Ich muß mal gucken, ob ich da Literatur zu finde.

Moorhühnchen
12.01.2016, 09:33
Das wollte ich heute Nacht auch schreiben... aber irgendwie war mir dann keine gescheite Begründung für meine präferierte Falschantwort "Höhe des Punktionsortes" eingefallen. Finde die Frage unglücklich formuliert.

Gesocks
12.01.2016, 18:40
Praktisch habe ich selbstverständlich keinen Plan :-))
Der Vollständigkeit halber: Gewicht ist laut (30 Jahre alten) Greene-Review kein Einflussfaktor, Fettleibigkeit womöglich schon, sei aber nicht ausreichend untersucht.

Das Greene-Review ist dieses hier:
Greene NM. Distribution of local anesthetic solutions within the subarachnoid space. Anesth Analg. 1985 Jul;64(7):715-30. (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/3893222)

Den entsprechende Striebel-Absatz gibt's online:
https://books.google.de/books?id=jI1eAwAAQBAJ&lpg=PA447&dq=litz%20koch%202007&hl=de&pg=PA446#v=onepage&q=litz%20koch%202007&f=false

papiertiger
12.01.2016, 18:52
Morgan and Mikhail's Clinical Anesthesiology plädiert auch für das Gewicht, alle Antwortmöglichkeiten außer eben diesem werden in der entsprechenden Tabelle direkt als Einfluss genannt. Habe aber auch schon anderes bzgl. Gewicht, Verkleinerung des intrathekalen Raums durch Fett in der Gegend etc. gehört.. so eindeutig ist es sicher nicht, aber in dem Fall wohl am ehesten das Gesuchte.

FirebirdUSA
12.01.2016, 20:17
Nun ist aber nicht jeder schwere Mensch gleich fettleibig und vice versa. Insofern passt das doch schon.