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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Studiengang "Mathematik in Medizin und Lebenswissenschaften"



Sternenmädchen
08.01.2016, 22:06
Hallo liebe Leute :)

Ich befinde nun kurz vor dem Abitur und habe es dann doch endlich geschafft, mich etwas mehr mit diversen Studiengängen zu befassen.

Da ich nicht ganz verbissen auf das klassische Humanmedizinstudium bin, habe ich mich noch nach anderen Studiengängen umgesehen. Interessiert bin ich nämlich auch an der Mathematik. Und so bin ich auf den Studiengang "Mathematik in Medizin und Lebenswissenschaften" der Uni Lübeck gestoßen und wollte mich mal erkundigen, ob jemand den Studiengang kennt und vielleicht etwas dazu sagen kann? :) Ich glaube, die Wahrscheinlichkeit, dass jemand, der in diesem Forum unterwegs ist, das studiert, ist ziemlich gering, da der Studiengang sehr klein ist und laut der Website der Uni auch kaum woanders angeboten wird, aber vielleicht hat ja jemand trotzdem ein paar Infos.

Ehrlich gesagt hab ich ein wenig Angst vor den Berufsaussichten, ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, in was für einen Bereich man am besten einsteigt, wie so der Verdienst aussieht und ob man nicht doch mit einem klassischen Mathematikstudium oder einem Wirtschaftsmathematikstudium weiter kommt, denn solche zusammengewürfelte Studiengänge sind mir nicht ganz so geheuer, auch weil der Studiengang nicht landesweit vertreten ist ...

Ich freue mich über Infos. :)

Sternenmädchen

R4nd0m
09.01.2016, 00:22
Falls Du Dich für Mathematik entscheidest empfehle ich dringend ein reines Mathe-Studium, z.B. an der Uni Bonn. Ich weiteren Verlauf des Studiums kannst Du Dich dann auf eine bestimmte Anwendungsdomäne fokussieren. Eine solide Ausbildung in den Grundlagen kann gar nicht zu hoch bewertet werden...

Cheers'
R4nd0m

Sternenmädchen
09.01.2016, 00:54
Danke für die Antwort.

Was meinst du mit deinem letzten Satz? Bezogen jetzt auf Mathe oder auf Medizin?
Der Studiengang Mathematik wird ja nahezu an allen großen Universitäten gelehrt, da wird sich so schon etwas finden. Darüber hatte ich mich halt auch schon informiert gehabt.
Und was ist deiner Ansicht nach der Vorteil an einem reinen Mathestudium, wo man sich später spezialisiert?

R4nd0m
09.01.2016, 01:21
Im konkreten Fall auf das Mathematik-Studium.
Der Vorteil liegt darin, dass Du im Studium lernst, außerordentlich komplexe Sachverhalte zu verstehen und dieses Wissen auf praktisch beliebige Bereiche anwenden zu können.

Die Gefahr bei "X/Y-Studiengängen", insbesondere in der Mathematik (aber auch z.B. in den Ingenieurswissenschaften) ist, dass kein solides Fundament geschaffen wird.

Cheers'
R4nd0m

Migole
09.01.2016, 02:54
Also meine Erfahrung aus den Bio-/Chemiewissenschaften ist, dass links und rechts tolle neue Studiengänge aus dem Boden sprießen, die als wahnsinnig futuristisch und elilär angepriesen werden, da ja nur 15 Leute pro Jahrgang zugelassen werden und man achso tolle Lehre hätte und blabla. Im Endeffekt ist es immer der selbe Text, der nur dazu dient einen neuen Lehrstuhl erschaffen zu können bzw. die Gelder dafür bewilligt zu bekommen. Dass die Absolventen von "Neurowissenschaften" "Molekularer Medizin" oder ähnlichem nachher keiner, aber auch wirklich gar keiner auf dem freien Arbeitsmarkt benötigt, wird gekonnt ignoriert.

Also Biologe/Chemiker hat man es zwar auch nicht leicht, aber dort hat man wenigstens noch ein breites Grundlagenwissen erlernt und sich erst später spezialisiert, wodurch man sich wesentlich besser auf bestimmte Arbeitsmarktnischen einplanen kann, als sich direkt ab dem ersten Semester zu verqualifizieren.

Das selbe höre ich aus anderen Branchen mit irgendwelchen BWL/VWL/Jura oder Psychologie/Geschichte/Soziale Arbeit Hybriden, die irgendwie nichts halbes und nichts ganzes sind.

Dementsprechend wäre ich immer sehr sehr vorsichtig wenn es um neuartige Studiengänge geht, die am besten auch nur an einer oder zwei Unis angeboten werden und noch null arbeitsmarkt erprobt sind. Da stimme ich dem Vorposter zu und würde, wenn es dich denn interessiert, einfach standardmäßig Mathe studieren und mich später in eine bestimmte Richtung weiterbilden. Das variiert ja auch mit jeder Uni sehr, was es an Nebenfächern u.ä. gibt :)
Ansonsten ist es übrigens nie schlecht, sich Informatikkenntnisse anzueignen ;-)

Schubbe
09.01.2016, 13:25
Ich fühle mich an dieser Stelle immer verpflichtet darauf hinzuweisen, dass die extrem hohen Abbrecherquoten in den MINT-Fächern aufgrund der falschen Erwartungen an das Studium entstehen. Ein Mathematikstudium ist in erster Linie ein Strukturwissenschaft und im Studium selbst wird quasi nichts gerechnet.

Im Sinne der eigentlichen Fragestellung halte ich daher ein Studium der Wirtschaftsmathematik für am sinnvollsten, da es deutlich flexibler ist und auf dem Arbeitsmarkt beste Aussichten auf berufliche Entwicklung bietet. Gleichzeitig sollte es die selben Schlüsselqualifikationen vermitteln.

Sternenmädchen
09.01.2016, 14:00
Eben weil der Studiengang auch noch sehr jung ist, gibt es leider kaum Erfahrungsberichte von Absolventen...

Schubbe, mir ist durchaus bewusst, dass die Mathematik an der Uni komplett anders ist als in der Schule und wenig/kaum mit Rechnen zu tun hat.

*milkakuh*
10.01.2016, 09:45
Gibt es denn inhaltlich einen Unterschied zur (Mathematischen) Biometrie? Wäre dann ja vielleicht auch noch eine Alternative für dich, falls du diesen Studiengang noch nicht bedacht hast.

par
10.01.2016, 13:55
Du solltest für dich erstmal grob wissen (damit du vorwärts machen kannst), ob du Klinik willst:

1. Du willst auf klinische Arbeit nicht verzichten:
Wenn du das nicht sicher ausschliessen kannst, studiere Medizin. Geht es dann darum, etwas mehr Theorie reinzubringen musst du überlegen, wo du anknüpfen willst, was dir "reicht": Für Studien etc. ist zB Biostatistik sinnvoll, hier "genügt" aber ein spezielles Bsc-/Masterstudium, ein Mathestudium bis zB Bsc brauchst du dafür nicht. Möchtest du zB an der Entwicklung von Prothesen arbeiten, wird dich ein Mathematik-studium gut trainieren, du wirst aber auch viel abstrakt-theoretisches lernen, was du nicht "brauchst". Also schwankst du nun zwischen Math.Bsc oder eben eines der spezialisierten Fächer. Grundsätzlich kommen spezialisierte Fächer für dieses Anwendungsgebiet noch immer gut in Frage, du solltest dir aber gerade die Uni und den Inhalt der Vorlesungen genau anschauen. Auch seit wann es den Studiengang gibt. Die beruflichen Aussichten interessieren dich als Mediziner hier nicht, aber ein neuer Studiengang kann sehr chaotisch sein. Wichtig ist für dich die "Qualität" der Ausbildung.
Bei spezialisierten Programmen gibt es Unis, da musst du einige Kurse mit den Mathematikern mitmachen, v.a. Lineare Algebra, Analysis etc... das ist anstrengend, aber bietet dir eine solide Grundlage; andere Unis bieten Mathematik für xy an... da kann der Inhalt sehr variieren.
Willst du zB in der Bildbearbeitung ansetzen, also noch theoretischer (wobei das oben genannte auch sehr theoretisch werden kann), wird Training in analytischem Denken immer wichtiger, noch immer wirst du die ganzen Beweise etc. später nicht brauchen, der Lerneffekt kann aber immer nützlicher werden.

2. Du willst gar nicht in die Klinik, es geht dir nur um eine Anwendung mit klinischem Bezug.
Wenn du das sicher sagen kannst, dann würde ich ein reines Mathematikstudium zumindest bis zum Bsc. machen und dann entweder einen spezialisierten Master oder eben Mathematik bis Msc und einen spezialisierten PhD. Etc. Auf jeden Fall würde ich eine solide Grundlage schaffen, die dir eine Flexibilität einräumt, weil das auch deine berufliche Zukunft tragen wird.

Sternenmädchen
11.01.2016, 21:27
Vielen lieben Dank für die Antworten!

Biometrie hatte ich mir noch nicht angeschaut, werd ich mal gucken. ;) Ich muss sagen, dass ich mehr oder minder nur bei den Unis in 200km Umkreis geschaut hab, werd mich da auf jeden Fall noch genauer mit beschäftigen.

Par, genau das ist es, ehrlich gesagt bin ich nicht unbedingt scharf drauf, in der Klinik zu arbeiten. Mir graut es vor dem Schichtdienst, ich hätte super gerne einen Job mit festen Arbeitszeiten (Überstunden sind mir (noch) recht gleichgültig, find ich nicht unbedingt schlimm). Schließlich kann man ja leider nicht sagen, dass man nach 6 Jahren Assistenzarztzeit direkt eine eigene Praxis aufmacht.^^
Ich finde Medizin an sich super interessant und hab auch den Ehrgeiz, es zu studieren, aber es gibt halt ebenso noch andere Studiengänge, die mich interessieren. Ich denke, viele kennen das, aber ich hab verfammt Angst, mich für das Falsche zu entscheiden (klar, abbrechen geht immer und es gibt meistens eine Lösung, aber dennoch). Ich glaub, ich würde ein Leben lang studieren, wenn ich könnte und ohne Geld im Leben auskommt.^^ Eben aus diesem Grund bin ich auf die Kombi gestoßen.

Ich werde mich auf jeden Fall weiter damit auseinandersetzen, aber es ist gut zu hören, dass meine Bedenken, dass eine Kombilösung nichts halbes und nichts Ganzes ist, nicht von irgendwo kommt. :)

EVT
11.01.2016, 23:03
genau das ist es, ehrlich gesagt bin ich nicht unbedingt scharf drauf, in der Klinik zu arbeiten. Mir graut es vor dem Schichtdienst, ich hätte super gerne einen Job mit festen Arbeitszeiten (Überstunden sind mir (noch) recht gleichgültig, find ich nicht unbedingt schlimm). Schließlich kann man ja leider nicht sagen, dass man nach 6 Jahren Assistenzarztzeit direkt eine eigene Praxis aufmacht.^^

Wenn du Facharzt bist, kannst du natürlich sofort eine Praxis aufmachen, wenn du willst. Ob du es dir zutraust ist eine andere Sache. Aber du kannst dich auch in einem MVZ etc. anstellen lassen.
Du könntest theoretisch auch direkt nach dem Studium eine Privatpraxis aufmachen. Aber ob da so viele Patienten kommen würden... ;-)

Du musst auch als Arzt nicht für immer im Krankenhaus arbeiten.

Wenn du Patienten behandeln willst, musst du Medizin studieren.

davo
11.01.2016, 23:08
Es gibt ja außerdem auch mehrere Fächer ohne Nachtarbeit, oder mit nur wenig Nachtarbeit.

Sternenmädchen
13.01.2016, 23:03
Danke! :)

Bei mir ist es mittlerweile so, dass ich gar nicht mehr das große Interesse hab, Ärztin zu werden. Da gab es deutlich andere Zeiten, wo es für mich nichts anderes gab. Aber gerade ab der Oberstufe haben sich meine Präferenzen geändert.
Ich weiß, dass man sich im Studium noch oft umentscheidet, in welche Fachrichtung man gehen möchte, aber bei mir ist es nach jetzigem Stand die Pädiatrie und da dort die Stellensituation nun auch nicht die einfachste ist, wenn man nicht gerade am Rande vom Land arbeiten möchte, trau ich mich da auch nicht richtig ran (es gibt immer eine Möglichkeit, ich weiß, aber trotzdem).

Zudem ist es so, dass mein Abischnitt ohne TMS auf jeden Fall nicht ausreicht (eventuell grad noch so für den HamNat in Magdeburg).

Was ich damit jetzt sagen möchte ist, dass ich mich wohl für ein (Wirtschafts-)Mathestudium entscheiden werde, alternativ find ich Wirtschaftswissenschaften auch sehr interessant.
Ich habe natürlich auch noch erfahrene Leute in meinem Umfeld wegen des Studiums 'Mathematik in Medizin und Lebenswissenschaften' gefragt, was sie davon halten, da war das Meinungsbild durchweg positiv und ich wurde noch verstärkt dazu, genau das zu studieren, jetzt steh ich natürlich zwischen den Stühlen ...

roxolana
13.01.2016, 23:28
Naja, andere Leute fragen macht meist nicht so viel Sinn, denn die wissen ja nicht, was das beste FÜR DICH ist. Ich hab in der Schule auch mit Medizin geliebäugelt und hab mich dann aus rein rationalen Gründen für eine Naturwissenschaft entschieden. Die war schon vom 1. Semester an ätzend, aber die "erfahrenen Leute im meinem Umfeld" (die meisten davon ebenfalls MINTler) sagten, dass man nur das Grundstudium durchhalten muss, dann wird alles besser. Naja, im 5. Semester hab ich dann gemerkt dass es nicht besser wird und hab dann gerade so noch den Absprung zur Medizin geschafft, bevor mir der steigende NC den Wechsel verbaut hätte. Moral von der Geschicht -> hör auf andere Leute nicht! Wenn dein Herz für Medizin schlägt, dann mach Medizin. Und wenn du die Abiprüfungen noch nicht hast, dann kannst du deinen Schnitt ja noch verbessern, wenn du dich jetzt noch ordentlich ins Zeug legst, oder?

Sternenmädchen
17.01.2016, 22:10
Upps, ich hatte noch gar nicht geantwortet. ��

Natürlich wissen die anderen nicht, was das beste für mich ist, aber man unterhält sich da ja schon mal drüber.

Ich hoffe sehr, dass ich mit dem Abiprüfungen noch etwas reißen kann, unabhängig von Medizin oder nicht, aber ein 1,- Abi sieht schon ein bisschen schöner aus als ein 2,-, auch wenn dieses nicht schlecht ist. :)
Leider wurde mir nun gesagt, dass ich ein Fach gar nicht ins Abizeugnis werten lassen darf, wär ja nicht schlecht, wenn ich da nur 10 Punkte hätte, blöderweise sind es immer 15 Punkte gewesen ...