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Lissminder
18.01.2016, 07:15
Hallo zusammen,

ich spiele schon länger mit dem Gedanken an mein PJ eine Promotion anzuschließen. Nun habe ich gestern eine sehr interessante Stellenausschreibung in der Medizin, genauer in der Physiologie, gefunden. Ich habe durch meinen Freund, der Mediziner ist, sogar Kontakte zu dem Lehrstuhl. Meine Chancen stehen daher gar nicht so schlecht.
Aber ich bin mir extrem unsicher, ob mir als Pharmazeut so eine Promotion was bringt. Im Grunde braucht man den Titel als Eintrittskarte für die Industrie, aber wird da nicht lieber nach einer typischen pharmazeutischen Promotionsarbeit geschaut???
wäre sehr dankbar für eure Einschätzungen :-)

StuartProwerFaktor
19.01.2016, 11:54
Was ist denn eine "typische pharmazeutische Doktorarbeit"?

Ich würde an deiner Stelle halt klären, welchen Titel du bekommst "Dr. rer. medic" oder "Dr. nat" ... ich glaube "Dr. med" ist gar nicht möglich, weil du ja kein Mediziner bist (bin mir da gerade aber auch nicht 100%ig sicher).

Du musst halt auch überlegen, was du mit dem Titel mal machen willst. Wenn du Forschung machen willst, dann ist eine Promotion in der Physiologie sicher nicht verkehrt, ich wage mal zu behaupten, dass im "life-science-Bereich" die meisten Fragestellungen irgendwo "physiologisch" sind.
Wenn du jetzt in die Industrie willst um Qualitätskontrolle zu machen, sind andere Promotionen sicher zielführender.

Ich wage mal zu behaupten, dass unabhängig vom oben genannten, eine Promotion in der Medizin besser ist, weil die ihren Laden meist besser im Griff haben und auch mehr Unterstützung von Seiten der Universitätsleitung erfahren.

Lissminder
19.01.2016, 15:59
Es wäre eine rer. nat Promotion. Für den dr. med muss man tatsächlich Medizin studiert haben.
Ich würde es in erster Linie für die Industrie machen. Da hast du schon recht, dass ein pharmazeutisches Thema besser wäre. hmm....
Obwohl ich auch immer wieder höre, dass selbst in der Industrie ein Dr. rer. nat keine Einstellungsgarant ist. Es kann förderlich sein, muss aber nicht. Beispielsweise würde ein interner ohne Dr. Titel vor dem neuen, promovierten bevorzugt werden.
Demnach ist es dann für mich vielleicht wieder unerheblich, in welchem Bereich die Promotion war - und guter Tip von dir, dass es für die life science-Bereich sogar interessant sein kann. Der hat ja auch einige Schnittstellen mit der Pharma

luckyluc
20.01.2016, 15:02
Servus,

interessante Idee. Ich würde das glaube ich nicht machen, weil ich doch arg bezweifele inwieweit eine fachfremde Dokorabeit dich wirklich voran bringt.
Worum soll es denn grob gehen?
Außerdem sehe ich immer mehr Pharmazeuten an ihr Studium noch eine Promotion anschließen. Ich denke wir werden uns also immer mehr mit promovierten Konkurrenten vergleichen müssen.

janis02
23.01.2016, 22:25
Aber Physiologie ist ja nicht wirklich fachfremd. Da brauchst du doch alles für Pharmakologie und das ist wiederum sehr fachspezifisch. Ich würde auch gerne irgendwie in der Pharmakologie was machen wollen. :-D

Lissminder
24.01.2016, 16:47
Worum soll es denn grob gehen?
.

um die Charakterisierung eines Enzyms. Also genauer gesagt um G-Proteine und die Regulation von Ionenkanälen. Ich finde es wirklich interessant, weil das auch für viele Arzneistoffe ein Target ist und damit nicht ganz uninteressant für die Arzneistoffentwicklung. Blöderweise hat noch nie vor mir jemand als nicht-Mediziner dort promoviert und keiner kann mir sagen, ob ich überhaupt für so lange (ca 4 Jahre) die Gelde bekomme. Ich müsste da jetzt erstmal einen Antrag stellen

janis02
24.01.2016, 22:21
Ein Prof von mir hat sich auch so auf diese biochemischen Prozesse beschränkt und sein Arbeitskreis beschäftigt sich auch damit. Also so fachfremd wäre es ja nicht. Wüsste also nicht, was dagegen spricht, in der "Medizin" zu promovieren..

StuartProwerFaktor
25.01.2016, 07:59
Wie schon oben gesagt, solltest du deine Entscheidung davon abhängig machen, wo du mal hin willst.

Wenn du in die Qualitätskontrolle willst, dann würde eine Promotion in der Techno oder "harten" Chemie (Synthese etc) vermutlich mehr Sinn machen.
Wenn du aber Forschen willst oder irgendwie was im life-science-Bereich machen willst (nur nebenher gesagt: eine Promotion in der Physiologie disqualifiziert dich ja nicht für die genannten Aufgaben, sondern ist nur nicht optimal), dann macht eine Promotion in der Physiologie sicher Sinn. Letztlich ist so gut wie alles betreffend des Körpers, der Wirkung von Arzneimitteln oder auch bezüglich Krankheiten irgendwo "Physiologie". Die Grenzen zur Biochemie sind fließend und meines Erachtens nach nicht weiter relevant für die Entscheidungsfindung.
Als jemand der Pharmazie studiert hat und Medizin studiert, und somit auch Doktoranden aus beiden Lagern kennt, kann ich dir nur sagen, lass dich nicht von diesem "Blödsinn" (von wegen Medizin ist nicht naturwissenschaftlich) der hier und da öfter mal durchklingt leiten. Medizin ist genau so naturwissenschaftlich im Rahmen einer Doktorarbeit wie alle anderen Fächer auch - nur die Fakultät ist halt für sich, was imo eine Stärke ist.

Und mal ganz davon ab: Es ist eh wesentlich wichtiger (natürlich wieder je nach dem was du mit dem Dr. machen willst), bei wem du promoviert hast. Es gibt Arbeitskreise, die halt eine gute Reputation haben und gescheite Kontakte in die Wirtschaft und wo man auch was lernt. Dann gibt es Arbeitskreise, die einfach gesagt, einfach scheiße sind - sprich wo der Chef seine Verbeamtung aussitzt. Diesem Punkt würde ich an deiner Stelle 90% meiner Aufmerksamkeit widmen (wie ich dir aus eigener "leidvoller" Erfahrung nur sehr an Herz legen kann).

Minoo
25.01.2016, 14:14
ich will dazu auch nochmal kurz meinen Senf dazu geben.
Ich glaube das aller wichtigste ist bei einer Promotion, dass man beweist wissenschaftlich arbeiten zu können. Ob du dann am Ende zwei, drei oder fünf Paper veröffentlich hast, interessiert doch auch nur am Rande.
Da hat meine Vorposterin schon Recht, dass eher noch das Ansehen deines Profs guten oder schlechten Einfluss haben kann.
Wenn es dir also zusagt und du auch vorhast später in der Industrie Fuß zu fassen, rate ich dir die Promotion anzugehen.

janis02
30.01.2016, 10:51
Natürlich macht es sich aber auch gut, zu promovieren, wenn man nicht unbedingt in die Industrie geht. Klar, dort ist es irgendwie sowas wie ne Eintrittskarte, aber ich kann mir auch vorstellen, zu promovieren und am Ende nicht in der Industrie zu arbeiten. Mich interessiert das wissenschaftliche Arbeiten wirklich sehr und manche Forschungsgebiete und Themen sind doch wirklich schon evtl. etwas weltbewegendes :-D

Morphium
30.01.2016, 23:34
Ich denke die anderen haben Recht. Promotion ist die eine Sache aber bei welchem Prof man promoviert, ist wohl viel wichtiger. Daher würde ich auch immer nach Prof entscheiden und nicht unbedingt nach dem Thema. Wenn dieser gute Connections hat, kann man das ja auch gut nutzen. :-)

janis02
31.01.2016, 17:30
Grundsätzlich hast du Recht, aber trotzdem würde ich auch noch auf das Thema/Themengebiet schauen. Was bringt mir ne Doktorarbeit, wenn ich nicht wirklich dahinter stehe? Das ist doch Bullshit.

Morphium
31.01.2016, 20:31
Verstehe deinen Einwand. Würde das Thema natürlich auch nicht blind auswählen, aber eigentlich ist man am Anfang doch sowieso planlos und weiß nicht, in welche Richtung sich das während der Forschung bewegen könnte. Das Interesse entwickelt sich dann mit der Zeit, denke ich.

Lissminder
01.02.2016, 19:53
Grundsätzlich hast du Recht, aber trotzdem würde ich auch noch auf das Thema/Themengebiet schauen. Was bringt mir ne Doktorarbeit, wenn ich nicht wirklich dahinter stehe? Das ist doch Bullshit.

Da hast du vollkommen Recht. Ich kenne inzwischen einige Pharmazeuten, die promovieren und die sind alle ziemlich am jammern, obwohl ihnen das Thema (eigentlich) gewählt. Beziehungsweise sprechen sie alle vom Fluch& Segen zugleich. Was alle genießen ist die Freiheit sich seine Arbeit völlig frei einzuteilen, aber leider liegt das Pensum auch bei minimal 9 Stunden pro Tag. Egal wie gut die Einteilung ist. Promotion ist einfach ein Zeitfresser und daher muss man sich sehr gut überlegen, ob die eigen Motivation dafür genügt.

Minoo
02.02.2016, 15:49
Ach Lissminder soooooo schlimm ist das aber auch nicht. Ich bin überzeugt, dass da auch nicht alles so heiß gegessen wird wie es gekocht wird. Wenn ich mal unsere Assistenten beobachtet habe sind die alle erst um 9 Uhr gekommen, haben 2 1/2 Stunden Mittagspause gemacht und waren, wenn man ins Büro kam auch nur am schnacken.
Also, was ich sagen will: Natürlich ist es Arbeit, aber das hat man in einem normalen Job auch.
Ich glaube die Zeit ist ziemlich chillig!

Minoo
02.02.2016, 15:50
Ach Lissminder soooooo schlimm ist das aber auch nicht. Ich bin überzeugt, dass da auch nicht alles so heiß gegessen wird wie es gekocht wird. Wenn ich mal unsere Assistenten beobachtet habe sind die alle erst um 9 Uhr gekommen, haben 2 1/2 Stunden Mittagspause gemacht und waren, wenn man ins Büro kam auch nur am schnacken.
Also, was ich sagen will: Natürlich ist es Arbeit, aber das hat man in einem normalen Job auch.
Ich glaube die Zeit ist ziemlich chillig!

janis02
07.02.2016, 10:44
Da hast du vollkommen Recht. Ich kenne inzwischen einige Pharmazeuten, die promovieren und die sind alle ziemlich am jammern, obwohl ihnen das Thema (eigentlich) gewählt. Beziehungsweise sprechen sie alle vom Fluch& Segen zugleich. Was alle genießen ist die Freiheit sich seine Arbeit völlig frei einzuteilen, aber leider liegt das Pensum auch bei minimal 9 Stunden pro Tag. Egal wie gut die Einteilung ist. Promotion ist einfach ein Zeitfresser und daher muss man sich sehr gut überlegen, ob die eigen Motivation dafür genügt.

Der Doktorand, bei dem ich kurz Hiwi gemacht habe, meinte auch, dass er bis nach 18 Uhr noch in der Uni ist und sich immer ranhalten muss. Zusätzlich auseistest zu sein, ist wohl manchmal auch stress, vor allem, wenn man das Praktikum leitet und dann auch für jede Frage der Studenten ne schnelle Antwort/Lösung finden muss. Stelle es mir eher stressig als spaßig vor, aber Lust drauf hätte ich auch :-)

StuartProwerFaktor
07.02.2016, 10:59
Ich kenne auch einige Doktoranden bzw. war auch mal selber einer:

Es ist wie immer im Leben, alle Leute jammern auch die Sekretärin die von 9-14 Uhr arbeitet und praktisch keine relevante Verantwortung hat. Man muss hier immer versuchen "Geschwafel" von tatsächlicher Belastung zu trennen.
Und wie immer im Leben meint jeder, dass das was er tut besonders wichtig und anstrengend ist ...

Die meisten Doktoranden die ich kenne, arbeiten 20-50 Stunden/Woche. In den schlimmsten Fällen ist eher fehlende Wertschätzung oder schlechte Organisation der Promotion das Hauptproblem, aber eigentlich nie "Überarbeitung". Man genießt als Doktorand ja schon relativ viel Freiheit (z.B. fehlende Arbeitszeiterfassung, die meisten Chefs kontrollieren einen ja jetzt nicht unbedingt auf Schritt und Tritt usw.). Das Hauptproblem stellt meines Erachtens nach das geringe Gehalt dar. Während andere Studierte schon mit Minimum 2000€ Netto nach Hause gehen sitzt man als Doktorand halt mit 1100€ Netto (TVL-13 1/2 1. Jahr) dar ... kann man keine großen Sprünge machen.
Außerdem ist es halt auch wie immer im Leben, dass die meisten Leute sich einfach schlecht einteilen oder falsche Prioritäten setzen und somit für einen nicht unerheblichen Teil ihrer Arbeitsbelastung ganz allein verantwortlich sind.

MineBiene
07.02.2016, 19:14
true Story, würde dir zustimmen Stuart. Also ich bin zwar keine Doktorandin, aber das was du schreibst, kann man ja auch auf Klausuren oder Prüfungen beziehen. Alles sind gerade nur am Meckern, weil man sich eben die Zeit gut eingeteilt usw. Und alles ist hier auch Jammern auf hohem Niveau - ist doch schon gut, dass wir all diese Möglichkeiten haben, oder ?

Morphium
07.02.2016, 21:56
Außerdem sucht es sich jeder selbst aus :-meinung