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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Arbeitsbedingungen gut?



Snowheart
18.01.2016, 23:10
Halllo an alle,

ich bin 2015 fertig geworden und will jetzt anfangen zu Arbeiten. Habe auch schon eine Zusage in einem Haus in der Inneren, ca. 60km weit weg vom Studien- bzw. Wohnort. Personalschlüssel liegt ca. bei 1-4-15. Die erste Zeit wäre ich auf Station, Dienste sind dann so nach 3 Monaten geplant. Das Patientengut ist bunt gemischt, man sieht also mehr verschiedene Sachen als in der Spezialabteilung in der Uniklinik. In den Diensten ist man dann alleine für die komplette Innere (3 Fachabteilungen) zuständig. Alle 2-3 Wochen gibt es am Wochenende auch einen Visitendienst zu machen (ist wohl auch bezahlt, Vertrag habe ich aber noch nicht vorliegen, daher weiß ich da nichts 100%iges). Rotationen sind auch vorgesehen, in die anderen Abteilungen, Sono usw. Laut Assistenten ist das Arbeitsklima gut (war auch bei der Hospitation sehr angenehm), die Oberärzte sind schnell erreichbar und kümmern sich wohl auch und auch Dienstplan und Dienste tauschen würde in den allermeisten Fällen klappen. Fortbildungstage gibts auch, Kosten für Fortbildung werden anscheinend auch zumindest teilweise übernommen. Mir scheint es schon, dass die sich da um die Assistenten bemühen. Da ich erst mal vor habe den allgemeinen Internisten zu machen kommt mir das schon entgegen. Nachteil ist eben nur, dass ich mir ein Auto besorgen müsste und eben den längeren Anfahrtsweg hab, als wie wenn ich direkt in der Stadt was finde, gibt aber anscheinend viele die auch pendeln.
Ich weiß, dass das ja jetzt keine Entscheidung für immer ist und man immer nochmal wechseln kann, aber ich habe leider noch keine Vergleichsmöglichkeiten, daher wollte ich mal ein paar Erfahrungswerte bekommen.
Hört sich das soweit ganz gut an? :-) Bin eben noch etwas unsicher und habe auch an einer Uniklinik noch ein Gespräch.
Freue mich über Antworten!

Pflaume
19.01.2016, 00:45
Bin 1,5 Jahre lang 60 km gependelt und fand das zu weit und sehr zermürbend, obwohl davon 50 km Autobahnstrecke waren. Besonders nach Nachtdienst. Außerdem ist es teuer und zeitaufwändig. Mit 120 km pro Tag beruflich plus paar private Fahrten mußt du allein schon jedes halbe Jahr zum Ölwechsel / Inspektion (15.000 km) und 5-6mal im Monat tanken und verbringst 30-40 Stunden pro Monat im Auto - nur um mal zu vergegenwärtigen, wieviel du da fährst. Andere stört das Pendeln allerdings weniger. Ich würde 60 km Fahrt nicht mehr für einen Vollzeit-Arztjob in der Inneren machen, weil das einfach on top zu der Arbeitsbelastung für mich nicht aushaltbar ist. 60 km pendeln für einen entspannteren Job wäre vielleicht ok.
Bin danach für 1 Jahr 20 km über Landstraße gependelt und fand das in Ordnung.

Zum Personalschlüssel und dem anderen Drumherum kann man nix sagen, das hängt alles von der Organisation und Gegebenheiten vor Ort ab. In Vorstellungsgesprächen und bei Hospitationen wird viel gelogen, und das meiste bekommst du erst mit, wenn du da arbeitest. Die ersten Dienste wirst du sicherlich nicht nach 3 Monaten machen, sondern je nach Situation nach 2 bis 6 Wochen, auch wenn sie 3 Monate sagen, aber das ist ja überall so und finde ich nicht grundsätzlich schlimm.

Ob Uniklinik eher was für dich ist oder eher ein kleineres Haus, kann ich nicht sagen. Aus meiner Erfahrung heraus würde ich nur sagen, daß ich nicht für einen Job mehr als 25 km pendeln würde, wenn ich auch einen Job finden würde, wo ich das nicht muß, da ich nicht glaube, daß sich das Pendeln in dem Sinne lohnt, daß sich die andere Klinik wirklich mehr um die Assistenten bemüht oder man bessere Weiterbildung bekommt o.ä. Die Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen unterscheiden sich schon, aber es sind nicht unbedingt die Kliniken, von denen man denken würde, daß sie sich mehr bemühen müßten (weil sie außerhalb einer Stadt liegen), die es auch wirklich tun.

Meine aktuelle Klinik ist (auch wenn ich nicht zufrieden bin) von den Arbeitsbedingungen und der Weiterbildung her etc. sicher keinen Deut schlechter als meine vorherige Klinik (eher besser). Da geh ich jeden Tag zu Fuß hin, 15 Minuten Fußweg statt vorher 40 Minuten Fahrt plus den Fußweg zum Auto. Viel billiger, viel entspannter, nicht parken, nicht eiskratzen, morgens für den Weg zur Arbeit keine Sicherheitsreserven mehr einplanen, weil ich keinen Baustellen und keinem Stau mehr begegne, nicht auf das Auto zwingend angewiesen, so daß ich UNBEDINGT zu einem bestimmten Termin in die Werkstatt muß oder Winterreifen aufziehen muß, kein erhöhtes Unfallrisiko nach Nachtdienst mehr, und VOR ALLEM bin ich jeden Tag eine halbe Stunde früher zuhause. Ich bin so viel entspannter allein schon dadurch, daß ich nicht mehr pendeln muß...

Feuerblick
19.01.2016, 04:40
Ähm... wieso musst du 5-6mal tanken bei 120 km/Tag? Ich tanke zweimal im Monat (Kleinwagen) und habe einmal im Jahr Inspektion/Ölwechsel...
Ansonsten: Pendeln nach Nachtdienst ist doof, aber ansonsten halb so wild. Ich würde primär nach den Arbeitsbedingungen schauen und dann nach der Entfernung zum Arbeitsort.

Snowheart
19.01.2016, 08:04
Danke schonmal für die Antworten! ;-) Ja wahrscheinlich ist man eh erst schlauer wenn man irgendwo angefangen hat. Klar ist das Pendeln anstrengend, von der Fahrtdauer brauche ich zb in die Uniklinik genauso lange und sitze da halt eine Dreiviertel Stunde in der Ubahn. Ist halt kostengünstiger. Ich überlege halt nur, ob man höhere Fahrtkosten in Kauf nimmt und die Weiterbildung passt, oder ob es sowieso fast überall gleich "gute" oder "schlechte" Bedingungen gibt. :-)

Pflaume
19.01.2016, 14:57
Ähm... wieso musst du 5-6mal tanken bei 120 km/Tag? Ich tanke zweimal im Monat (Kleinwagen) und habe einmal im Jahr Inspektion/Ölwechsel...
Bei mir sind 120 km/Tag bei 5-6 Arbeitstagen pro Woche (in der Realität durchschnittlich wohl eher 6) plus noch ein paar private Fahrten mindestens 800 Kilometer pro Woche. 600-700 km reicht mir eine Tankfüllung auf der Autobahn, und dadurch mußte ich in meiner Pendelzeit auf jeden Fall mind. 5mal im Monat an die Tankstelle. Bei realistisch gerechnet 240 Arbeitstagen im Jahr sind allein durch die Arbeit um die 29.000 Kilometer zusammengekommen, mit privaten Fahrten zusammen waren es über 35.000. Mein Auto muß alle 15.000 km zur Inspektion / Ölwechsel, 20.000 ist sicherlich die Regel, auch wenn es inzwischen Autos + Öle mit noch längeren Intervallen gibt.

Entscheidend fand ich allerdings nicht den finanziellen Aspekt des Pendelns, sondern den Zeitaufwand bzw. die Tatsache, daß ich das Fahren oft sehr anstrengend und einen zusätzlichen Stressor zum Arbeitsalltag fand, auch wenn ich mich jetzt darüber freue, daß ich ohne Pendeln locker jeden Monat 200 Euro mehr auf die Seite legen kann.

Feuerblick
19.01.2016, 15:59
Ah, die privaten Fahrten und sechs Arbeitstage hattest du verschwiegen. ;-) Ich bin eine zeitlang fünf Tage die Woche 60 km einfache Fahrt gependelt und habe maximal dreimal im Monat tanken müssen (dann wegen privater Fahrten). Daher wunderte ich mich.

Paracelsus
24.01.2016, 13:55
Hallo Snowheart !
Erstmal Glückwunsch zum erfolgreichen Abschluss des Studiums ! Zu Deinem Stellenangebot würde ich auch sagen, dass
dieses auf Dauer zu weit ist, um täglich zu pendeln. Gerade, wenn man nach einer anstrengenden Nachtschicht nach Hause
fährt, sind 60 km einfach zu lang ! Mein Maximum waren 38 km, die ich über 1 Jahr fast täglich gependelt bin. Und das war bei winterlichen Straßenverhältnissen und im "Z.n. Nachtdienst" wirklich grenzwertig ! Vor allem muss ich meinem Vorredner Pflaume rechtgeben: Du wirst erst merken, wie der Laden tickt, wenn Du drinnen arbeitest ! Frage doch mal, ob es für die Probezeit ein Personalwohnheim gibt, in dem Du übergangsweise Quartier beziehen kannst. Dann kannst Du erstmal alles testen, bevor Du Dich auf weitere Investionenen (Auto, Umzug etc.) einlässt.

Der Personalschlüssel sieht für mich nach einer üblichen Besetzung aus. Allerdings muss man die Bedingungen vor Ort kennen, um hier eine genauere Beurteilung zu ermöglichen.

Gruß und viel Erfolg !
Paracelsus