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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nochmal Niederlassung Allgemeinmedizin



JOGI24
20.01.2016, 17:27
Hallo,

wollte nochmal das Thema Niederlassung Allgemeinmedizin anschneiden. Ich bin gerade angestellt in einem Ärtzezentrum, die Bedingungen sind als Facharzt dort eigentlich okay, aber ich denke schon drüber nach, eine eigene Praxis zu haben, am liebsten übernehmen oder einsteigen. Wollte mal nach Euren Erfahrungen hören, wieviel man so für einen KV Sitz Allgemeinmedizin ausgeben muss ? Welche Investitionen sind im Schnitt erforderlich usw. ? Wir haben vor einem Jahr ein Haus gekauft, Familie gegründet und möchte eigentlich keine hohen Risiken eingehen. Worauf sollte man bei der Niederlassung achten? Was haltet Ihr von diesen ganzen Existenzgründungsberatungen etc?

P.S. Niederlassen würde ich mich gerne im weitern ländlicheren Umland von Frankfurt am Main

Lg Jogi

Peter_1
21.01.2016, 14:36
Moin Jogi,

mach es und habe keine Angst was zu investieren. Preise sind sicher sehr unterschiedlich, kommt darauf an wo, welche Scheinzahl, welcher Gewinn, welchen Investitionsstau usw.. Wichtig ist eine wirtschaftlich gesunde Praxis zu kaufen, dazu müssen mind. die letzten 3 Jahre Einnahmen/Überschussrechnungen vom Abgeber vorgelegt werden.Diese am besten zusammen mit einem guten Steuerberater besprechen. Besser etwas mehr Geld ausgeben für eine Praxis in die nicht erheblich viel investiert werden muss und die gesund ist, als in eine vermeintlich billige Alternative wo dies nicht gegeben ist. Auf notwendige Investitionen achten (gibt es ein QM, ist die Praxis digitalisiert usw., wie sind die Räumlichkeiten), ebenso Personalkosten im Auge haben. Sollte das im Rahmen sein, die Einnahme/Überschussrechnung stimmen und der Standort gut sein: schlag zu.
Ich habe 100.000 Euro investiert (70.000 für die Praxis, 30.000 neu investiert für diverse Modernisierungen, kein Cent Eigenkapital), geht sicher auch günstiger, mittlerweile. Habe den Kredit nach 5 Jahren ab bezahlt, habe Familie mit Kindern, baue gerade Haus und fahre in den Urlaub. Es geht, nur Mut!

JOGI24
22.01.2016, 10:39
Hallo Peter,

ich danke Dir für Deine motivierende Informationen. Hast Du eine Einzelarztpraxis oder bist Du in einer Kooperation?

Grüsse Jogi

Peter_1
23.01.2016, 15:32
Hallo Peter,

ich danke Dir für Deine motivierende Informationen. Hast Du eine Einzelarztpraxis oder bist Du in einer Kooperation?

Grüsse Jogi

Einzelpraxis mittelgroße Stadt, 1200-1300 "Scheine" (gestartet mit ca. 800-900), wenig PKV-anteil, keine IGeL bis auf Reiseberatung und trotzdem genug zum Leben. Existenzgründungsberatung habe ich übrigens nicht gemacht, kann daher dazu nichts sagen.

Grüße,

Peter

WackenDoc
23.01.2016, 16:01
Wie viele Patienten habt ihr so pro Tag? Also sowohl echte Arzt-Patienten-Kontakte als auch andere?

annekii
23.01.2016, 20:56
Ich denke, wir sind als Kinder-Hausärzte vergleichbar?! Wir haben aber weniger Scheine als Peter_1, um die 900-1100 je nach Quartal. An halben Tagen sind das aktuell 40 Patienten am Tag, an ganzen 60-80. Das sind akute und Vorsorgen/Impfungen usw.

Wir waren auf Existenzgründerveranstaltungen von der KV und haben uns dort, bei der KV, bei Kollegen und bei der Bank beraten lassen und haben dann unser eigenes Ding draus gedreht. Wir haben 2 0,5-Kassensitze und arbeiten als BAG.

Mein Vater ist hausärztlicher Internist auf dem Land, kurz vor der Rente. Eigentlich sagte er, dass man dort auf dem Land, wo lauter Sitze frei stehen, kein Geld mehr bei der Abgabe bekommt. Er ist aber in einer richtig gut gehenden Gemeinschaftspraxis (Allgemeinmedizin und hausärztliche Internisten). Diese führt er gewissermaßen als ältester und erfahrenster, da er nicht nur am längsten niedergelassen, sondern auch im Gegensatz zu den anderen vorher auch viele Jahre Oberarzt war, Notarzt gefahren ist, leitender NA war und immer noch parallel Dienste in einem Krankenhaus mit kompletter Ausstattung und Traumazentrum macht. Er hat die Praxis ausgestattet und den Stamm erarbeitet. Und für seinen Anteil hat er nun doch recht viel Geld bekommen. Ich denke, der Nachfolger setzt sich ins gemachte Nest, muss dieses aber auch ausfüllen.

Wir haben die Praxis von einem Vorgänger übernommen, der gar nichts mehr neues hatte. Es gab einen einzelnen PC mit Bildschirm und ein Hörtest-Gerät, sonst alles nur Akten und Handarbeit. Aber er hatte einen ordentlichen Patientenstamm mit guten konstanten Zahlen (BWAs der Steuerberater geben lassen!). So haben wir kräftig investiert (komplette digital, Sonogerät, EKG, neuste Sehtests für Kinder, usw. usw.) und werden es auch für einen Umzug nochmals tun.

WackenDoc
23.01.2016, 21:39
Also 60-80 für einen Arzt oder für mehrere?