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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : 6-12 Monate als Assistent nach England/Irland??



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cwg18
20.01.2016, 17:37
Hallo,

gibt es hier jemanden der sich mit Ausland auskennt?

Ich würde sehr gern für ein halbes oder ganzes Jahr ins Ausland gehen und als Assistenzarzt arbeiten. Am liebsten in England oder Irland. War vielleicht jemand schonmal in einem der Länder und kann mir Tipps geben, wie und wo man ich am besten bewirbt?

Weiß jemand wie es mit der Anerkennung bei der Ärztekammer aussieht? In Irland werden ja zum Beispiel oft Senior House Officers (entspricht einem Assistenten in den ersten Jahren) für 6 Monate gesucht.

Vielen Dank schonmal!!

Knugs
21.01.2016, 17:04
Ich hab in UK studiert und fang jetzt im August an. Wie weit bist du in deiner Ausbildung? Normalerweise musst du PLAB sitzen (+IELTS) fur deine GMC registration aka approbation. Es kann sein dass du Foundation Year 2 machen musst die keiner Weiterbildungsstelle entspricht. SHO kommt nach FY1/2.
http://www.gmc-uk.org/doctors/before_you_apply/imgs.asp

Vielleicht hast du auch mitbekommen was grade in der UK los ist. Wir protestieren wegen einem sehr schlechten Vertrag den die Regierung einfuehren wird. 7-day NHS; dh. samstag und sonntag werden wie mo-fr gleich behandelt (aber ohne neues Geld). Jeder wird zwischen 10-30% weniger verdienen (weil supplementation aka banding abgeschafft wird) und alle services werden von 5 auf 7 tage ge-stretched. EWTD hospital fines werden abgeschafft damit krankenhauser nicht mehr strafe zahlen muessen wenn sie aerzte illegal ueberarbeitet. Schon seitdem ich studiere war die morale im keller. Aerzte fehlen; einer der tiefsten aerzte/patienten in EU. Funding/GDP in der EU (13/15 platz!). Man wird wie eine Maschiene behandelt. athmosphaere=depri. Betten fehlen. Uberstunden jeden Tag absolute normal. Fast alle krankenhauser im minus. Und viele haben nicht genug geld um weiterbildungskurse zu finanzieren.
Viele sind nach Australien abgehauen und ich denke dieses Jahr wird es noch mehr. Ein job wirst du auf jedenfall finden aber ob du es geniessen wirst...
ps. Ich muss foundation year 1 machen. Hab leider keine Wahl.

cwg18
23.01.2016, 06:49
Hey,

danke für deine Antwort. Ja, ich habe schon gehört, dass es nicht mehr so das Schlaraffenland sein soll. Aber ich würde halt gern nochmal für ein halbes oder ein Jahr ins Ausland. Ich bin seit Ende letzten Jahres mit dem Studium fertig und arbeite jetzt halbtags als Ärztin und schreibe nebenher meine Doktorarbeit.

Ich habe 2 Erfahrungsberichte zu Irland gefunden. Dort ist man als Deutscher wohl direkt SHO.

Wie ist das eigentlich im UK? Ist eine SHO-Stelle denn gleich eine Weiterbildungsstelle? Ich kenne das aus Holland zum Beispiel so, dass sehr viele Ärzte als Assistenten arbeiten, was aber nicht als Facharztausbildung zählt und es sehr schwer ist eine Weiterbildungsstelle zu erhalten.

Weiß jemand zufällig auch, wie die Ärztekammer das hier sieht mit der Anerkennung auf die Weiterbildungszeit?

Pflaume
23.01.2016, 15:38
Die Anforderungen für eine Anerkennung als Weiterbildungszeit in Deutschland sind wohl relativ unproblematisch. Wichtig ist, sich ggf. frühzeitig - vor Beginn der Auslands-Weiterbildung - mit einer Ärztekammer in Verbindung zu setzen und dann hinterher möglichst auch bei dieser Ärztekammer die Anerkennung des Einsatzes zu beantragen. Dann gibt es, soweit ich gehört habe, praktisch kaum Probleme und eben im allgemeinen auch recht niedrige Anforderungen, um zumindest so einen kurzen Zeitraum wie 1/2 Jahr oder 1 Jahr anerkannt zu bekommen. Blöd ist nur, wenn man einfach was macht und dann hinterher erst ankommt und es anerkannt haben will, ohne jemals mit irgendeiner Ärztekammer vorher Kontakt deswegen gehabt zu haben.

davo
23.01.2016, 20:32
http://cms.racp.edu.au/become-a-physician/overseas-trained-physicians-and-international-medical-graduates/short-term-specialist-training-in-australia wär vielleicht auch eine interessante Option...

Knugs
24.01.2016, 21:31
Hey,

danke für deine Antwort. Ja, ich habe schon gehört, dass es nicht mehr so das Schlaraffenland sein soll. Aber ich würde halt gern nochmal für ein halbes oder ein Jahr ins Ausland. Ich bin seit Ende letzten Jahres mit dem Studium fertig und arbeite jetzt halbtags als Ärztin und schreibe nebenher meine Doktorarbeit.

Ich habe 2 Erfahrungsberichte zu Irland gefunden. Dort ist man als Deutscher wohl direkt SHO.

Wie ist das eigentlich im UK? Ist eine SHO-Stelle denn gleich eine Weiterbildungsstelle? Ich kenne das aus Holland zum Beispiel so, dass sehr viele Ärzte als Assistenten arbeiten, was aber nicht als Facharztausbildung zählt und es sehr schwer ist eine Weiterbildungsstelle zu erhalten.

Weiß jemand zufällig auch, wie die Ärztekammer das hier sieht mit der Anerkennung auf die Weiterbildungszeit?

SHO ist nicht gleich eine Weiterbildungsstelle. Nord Ireland gehoert zum UK system von der republik hab ich leider keine Ahnung. Wenn du so ein schoenes auslands jahr machen moechtest dann ab nach Australien. HSBC expat ranking ca no1 und das Leben als Arzt soll auch schoener sein. Vor allem wenn es darum geht neue Leute kennen zu lernen.

Melby
28.01.2016, 18:13
Ich habe in England studiert, bin jetzt hier SHO, und bin auch im Begriff, nach Australien zu wechseln! Wie schon oben erwaehnt, stehen die Dinge nicht gut hier. Ich habe nie in Deutschland gearbeitet und kann daher die jeweiligen Taetigkeiten auch nicht vergleichen, aber ich will schon darauf hinweisen, dass man je nach Fach (was ist Deins?) in UK als SHO recht unabhaengig arbeiten muss. Da kann es schon sein, dass die Notaufnahme nachts nur von SHOs besetzt ist - mit einem Jahr Erfahrung ausserhalb von England stelle ich mir das schwierig vor, aber vielleicht hattest Du ja bisher eine tolle Ausbildung und kennst Dich gut aus! Also vielleicht lieber auf F1 oder F2 Stellen bewerben? Wobei F2 auch als "SHO" gilt, aber dann weiss eben jeder, dass Du erst junger SHO bist, nicht sowas wie core trainee. Selbst ST3 in der Paediatrie ist noch SHO, und die habens chon 5 Jahre Erfahrung.
SHOs sind NICHT automatisch Weiterbildungsstellen. Fuer die Facharztweiterbildungen muss man sich bewerben. Du waerst dann ein "trust SHO" (also kein training SHO). Im day-to-day Geschehen duerfte das aber keinen Unterschied machen, in Bezug auf die eigentliche Arbeit. Also Du in den Faellen, die ich kenne, koennen trust SHOs auch zum teaching (aber ich weiss nicht, wie es mit study leave, study leave budget etc. ist).
Wie gesagt, ich finde, Erfahrung im Ausland ist sicher immer nuetzlich...aber ich kann im Moment UK als Ziel nicht weiterempfehlen.

Melby
28.01.2016, 18:15
PS Jobs werden auf nhsjobs ausgeschrieben

cwg18
29.01.2016, 13:25
Vielen Dank für eure Antworten. Ich habe gerade erst mit arbeiten angefangen und mache zur Zeit eine 50% Stelle wegen meiner Doktorarbeit. Würde meine Weiterbildung gern in Innere oder Allgemeinmedizin machen.

Also so wie ihr das in UK beschreibt, ist es ja ungefähr fast wie in Deutschland. Die meisten von meinen Bekannten arbeiten auch so ca 60 Stunden pro Woche, Überstunden natürlich unbezahlt und der Dienst auch nicht so toll vergütet, weil die meisten Kliniken den Tag nach dem Dienst (also wenn man nach 24 Stunden nach Hause geht um zu schlafen) vom Gehalt abziehen.

Ich werde mir das mal genau überlegen und mich bewerben. Mal schauen wo.

Knugs
29.01.2016, 16:52
Vielen Dank für eure Antworten. Ich habe gerade erst mit arbeiten angefangen und mache zur Zeit eine 50% Stelle wegen meiner Doktorarbeit. Würde meine Weiterbildung gern in Innere oder Allgemeinmedizin machen.

Also so wie ihr das in UK beschreibt, ist es ja ungefähr fast wie in Deutschland. Die meisten von meinen Bekannten arbeiten auch so ca 60 Stunden pro Woche, Überstunden natürlich unbezahlt und der Dienst auch nicht so toll vergütet, weil die meisten Kliniken den Tag nach dem Dienst (also wenn man nach 24 Stunden nach Hause geht um zu schlafen) vom Gehalt abziehen.

Ich werde mir das mal genau überlegen und mich bewerben. Mal schauen wo.

Das Gras ist immer gruener auf der anderen Seite. Wenn sich der Staat hier durchsetzt dann ist Deutschland verglichen mit der UK ein Traumland.

Melby
03.02.2016, 22:14
Das Gras ist immer gruener auf der anderen Seite. Wenn sich der Staat hier durchsetzt dann ist Deutschland verglichen mit der UK ein Traumland.

Couldn't agree more :-)

Ich glaube eh mittlerweile, dass die deutschen Aerzte besser ausgebildet sind, vor allem praktisch, 1. durch mehr Erfahrung (wir in UK verbringen einen riesigen Teil des Tages damit, uns mit der Buerokratie rumzuschlagen, anstatt Medizin zu machen), und 2. dadurch, dass man in Deutschland einfach mehr praktisch macht (in UK hat kein innerer Mediziner je ein Ultraschallgeraet in der Hand gehalten).

Es stimmt, das Gras ist immer gruener auf der anderen Seite. Aber in UK ist es im Moment verwelkt, ohne wenn und aber! Ich sage das schweren Herzens, denn ich war frueher ein gluehender Verfechter des NHS...

Knugs
04.02.2016, 00:02
Couldn't agree more :-)

Ich glaube eh mittlerweile, dass die deutschen Aerzte besser ausgebildet sind, vor allem praktisch, 1. durch mehr Erfahrung (wir in UK verbringen einen riesigen Teil des Tages damit, uns mit der Buerokratie rumzuschlagen, anstatt Medizin zu machen), und 2. dadurch, dass man in Deutschland einfach mehr praktisch macht (in UK hat kein innerer Mediziner je ein Ultraschallgeraet in der Hand gehalten).

Es stimmt, das Gras ist immer gruener auf der anderen Seite. Aber in UK ist es im Moment verwelkt, ohne wenn und aber! Ich sage das schweren Herzens, denn ich war frueher ein gluehender Verfechter des NHS...

Heute habe ich mitbekommen dass Jeremy Hunt nicht weiter vehandeln moechte.
Ich hab leider keinen Ausweg und werde wohl FY1 machen muessen (Scotland ist platz 1 auf meinem FPAS). So wie das mit den EU Richtlinien aussieht, wird mein Studium nicht anerkannt. Fuer die Anerkennung benoetige ich das certificate of experience und das wird ja erst nach FY1 vergeben.
Im Bundesstaat Saarland gelten diese Gesetze aber nicht und man kann direkt die Approbation nach dem Studium erhalten?! Das habe ich erstmal nicht geglaubt und hatte sofort die Aerztekammer angeschrieben die mir das dann bestaetigt konnte. Und seitdem die Approbation Deutschland weit gilt (richtig?), heisst das man koennte ueberall in Deutschland arbeiten. Ich hatte auch versucht mein FY1 als FY1 abroad zu organisieren. Leider haben die das System in der UK so kompliziert gemacht dass das wirklich kein Sinn macht.
1) Deadline 15.02 (vor job allocation)
2) immediate withdrawal from FPAS
3) FY1 abroad criteria of 2x6 months placement and completion of e-portfolio. Das muss ich vor job beginn mit einer Unterschrift des Chefarztes beweisen. (Ich vollende das Studium erst im Juni...)
4) Wenn die Kriterien nicht erfuellt sind dann bekommt man kein certificate of experience. Man kann auch nicht zurueck nach England und FY1 machen weil man dann PLAB sitzen muss. UK graduates duerfen aber PLAB nicht sitzen d.h man kann nicht mehr zurueck...kein certificate of experience.. keine Medizinische Ausbildung die in der EU anerkannt wird. Wahnsinn.

Du kennst das ja mit FY1. Service job und so gut wie keine anerkanne Weiterbildung. :-heul

Melby
04.02.2016, 07:28
Ich hatte auch versucht mein FY1 als FY1 abroad zu organisieren. Leider haben die das System in der UK so kompliziert gemacht dass das wirklich kein Sinn macht.

Du kennst das ja mit FY1. Service job und so gut wie keine anerkanne Weiterbildung. :-heul

Ich hatte das damals auch in Erwaegung gezogen (FY1 abroad). Unmoeglich...Wenn ich vergleiche, was jemand, der 3-4 Jahre gearbeitet hat, in UK kann, und was derjenige in Deutschland kann, dann faellt der Vergleich nicht gerade positiv fuer uns Englaender aus...Ich denke, fuer jemand, der Facharzt ist, kann es durchaus noch attraktiv sein, als consultant nach England zu kommen, oder 1 Jahr fellowship an irgendeinem gut ausgewaehlten Krankenhaus zu machen. Aber fuer alles darunter bin ich zu dem Schluss gekommen, dass man fast ueberall anders eine bessere (und besser bezahlte!) Ausbildung bekommt. Gerade in chirurgischen Faechern: in Deutschland operieren, und operieren, und operieren die Assistenzaerzte. In UK sieht man ja jahrelang keinen OP von innen!

Knugs
04.02.2016, 12:17
Ich hatte das damals auch in Erwaegung gezogen (FY1 abroad). Unmoeglich...Wenn ich vergleiche, was jemand, der 3-4 Jahre gearbeitet hat, in UK kann, und was derjenige in Deutschland kann, dann faellt der Vergleich nicht gerade positiv fuer uns Englaender aus...Ich denke, fuer jemand, der Facharzt ist, kann es durchaus noch attraktiv sein, als consultant nach England zu kommen, oder 1 Jahr fellowship an irgendeinem gut ausgewaehlten Krankenhaus zu machen. Aber fuer alles darunter bin ich zu dem Schluss gekommen, dass man fast ueberall anders eine bessere (und besser bezahlte!) Ausbildung bekommt. Gerade in chirurgischen Faechern: in Deutschland operieren, und operieren, und operieren die Assistenzaerzte. In UK sieht man ja jahrelang keinen OP von innen!

Hab erst jetzt deinen Beitrag gelesen. Dir eine schoenen Aufsatz grade geschrieben:-stud

BadGateway502
04.02.2016, 13:03
Überall ist der Himmel "blau". Ich habe die Option nach England/UK noch nicht aufgegeben. Zumal ich vor Ort einige sehr gute Bekannte habe die zwar über die Arbeitsbelastung klagen, jedoch im großen und ganzen zufrieden sind und es nicht bereuen.

Es werden trotzdem noch Ärzte gesucht, das ist drüben wie hier genauso.


Gerade in chirurgischen Faechern: in Deutschland operieren, und operieren, und operieren die Assistenzaerzte. In UK sieht man ja jahrelang keinen OP von innen!

Leider nicht immer so. Es gibt durchaus Kliniken und Abteilungen wo das so ist, jedoch nicht überall.

Gallilei
04.02.2016, 21:24
7-day NHS; dh. samstag und sonntag werden wie mo-fr gleich behandelt (aber ohne neues Geld). Jeder wird zwischen 10-30% weniger verdienen (weil supplementation aka banding abgeschafft wird) und alle services werden von 5 auf 7 tage ge-stretched. EWTD hospital fines werden abgeschafft damit krankenhauser nicht mehr strafe zahlen muessen wenn sie aerzte illegal ueberarbeitet. Kannst du das bitte etwas erläutern? Samstag und Sonntag findet völlig normales Programm mit Sprechstunden, OP etc statt? Warum wird es diese Gehaltseinbußen geben (ich verstehe dieses banding nicht). Und an Arbeitszeitgesetze hat man sich wegen Strafen bisher gehalten und diese fallen nun weg? Klingt ja spannend...

Knugs
05.02.2016, 11:58
Kannst du das bitte etwas erläutern? Samstag und Sonntag findet völlig normales Programm mit Sprechstunden, OP etc statt? Warum wird es diese Gehaltseinbußen geben (ich verstehe dieses banding nicht). Und an Arbeitszeitgesetze hat man sich wegen Strafen bisher gehalten und diese fallen nun weg? Klingt ja spannend...

Richtig. Normales Programm am Samstag und am Sonntag. In einigen Krankenhauser ist das schon der Fall. Erstmal etwas background-info damit das auch Sinn macht. Das conservative government hat in ihrem manifesto ein 7-day NHS( Gesundheitssystem) versprochen. Leider wird es dafuer aber kein neues Geld geben. Alles soll "cost-neutral" sein und der Staat schiebt grade ein heftiges Austerity-Programm durch. Das Austerity Programm laueft schon seit 6 jahren. Die NHS wird gezwungen viel Geld zu sparen. Bis 2020 soll es nochmal 22miliarden£ savings in der NHS sein.

7day NHS wird mit einer Studie von Gesundheitsminister Jeremy Hunt (der meisstgehasste Mann in der medizinischen welt) begruendet. Angeblich sol die "mortality" viel hoeher am wochenende sein. Leider stimmt das nicht. Die Studie wurde falsch intepretiert. Das wochenende wurde zb fr-mo definiert, alte Daten wurden benutzt. Einfach nur krass was da fuer Luegen raus kommen.

Die BMA (maarburger bund equivalent nur einfach scheisse) hatte bist jetzt mit dem Staat verhandelt. Leider konnten sie sich nicht einigen und jetzt sind alle Verhandlungen eingebrochen. Der 2te Protest ist jetzt am Mittwoch. (keine Assistenzaerzte im Krankenhaus).

Zum neuen Vertrag:
Samstag und Sonntag soll genauso wie Montag sein d.h alle OPs/sprechstunden usw. Leider gibt es hier auch schon Aerzte-mangel und viele wundern sich wie das schon vom Personal her funktionieren soll. Jeder wird anscheinend mehr am Wochenede arbeiten muessen. Um es cost-neutral zu machen wurden Tages/Nacht Schichten (wir nennen es social hours) umdefiniert. Social soll jetzt von 7am-10pm sein. Und auch Samstag soll jetzt als "social hours" gesehen werden. D.h Samstag ist vom Gehalt nicht anders als Donnerstag.
Banding ist die Supplementation zum Gehalt. Ich bin mir nicht sicher aber bis 40% (1/3 unsocial hours) soll es gehen. Das wird abgeschafft und ein sehr kompliziertes system eingefuehrt. Luegenpresse beispiel: Jeremy hat uns versprochen dass wir keine Gehaltseinbussen bekommen. Er hat sogar gesagt dass ich 11% mehr Geld bekomme! Wie soll das dann cost-neutral sein? Jemand hat den online-calculator auseinander genommen und gefunden dass das velorene Geld durch den neuen Vetrag mit einem sogenannten "pay protection" ausgeglichen wird. Pay protection wird es aber nur fuer 3 jahre geben und nur fuer diejenigen die schon arbeiten. Also alle die forschen, anfangen oder nicht im Vertrag waren= pech gehabt. Nach diesen 3 jahren wird es 10-30% Gehaltseinbussen geben fuer alle auch wenn ich davor 11% erhoehung hatte.

Das war noch nicht alles. ES WIRD NOCH BESSER.
Gehalt nach Verantwortung anstaat Erfahrung. Du bist im 5wbj und aenderst auf ein neues Fach. Du faengst wieder von 0 an :).
Es gibt noch mehr aber ich fuehle mich gestresst wenn ich darueber nachdenken muss.
Zum EWTD. Es war so das wen ein Krankenhaus Aerzte illegal ueberarbeitet hatte, sie strafen zahlen mussten. Das soll abgeschafft werden....


Ein sehr gutes video das einiges erklaert!
https://www.youtube.com/watch?v=T9891vEmUzw
https://www.youtube.com/watch?v=oaN10SdmKpM
https://www.youtube.com/watch?v=U5-FqHwsXUA

Melby
05.02.2016, 13:00
Überall ist der Himmel "blau". Ich habe die Option nach England/UK noch nicht aufgegeben. Zumal ich vor Ort einige sehr gute Bekannte habe die zwar über die Arbeitsbelastung klagen, jedoch im großen und ganzen zufrieden sind und es nicht bereuen.

Ich wuerde nur genau schauen, auf was fuer einem Level und unter was fuer Umstaenden die Leute arbeiten, die Du kennst. Deutsche Aerzte in fortgeschrittener WB/Fachaerzte, die rueberkommen fuer ein fellowship/einen locum consultant post, haben keinen Grund, sich zu beschweren, denn die Probleme, die den junior doctors das Leben schwer machen, beruehren sie nicht: sie arbeiten an einem KH das sie sich ausgesucht haben, werden nicht alle paar Monate woanders hingeschickt, ihr Gehalt ist auf dem Level akzeptabel, sie koennen schon was d.h. sind nicht abhaengig davon, "Training" zu bekommen etc. Ich kenne sehr viele Leute, die fuer so Jobs ruebergekommen sind und eine schoene Zeit in England hatten...Das Problem besteht fuer die, die wirklich dort ihre Facharztausbildung von der Pike auf machen wollen. Aber es geht nichts ueber eigene Erfahrung...schau es Dir an :-) Wenn Du nur kurz bleiben willst, beruehrt Dich diese ganze Politik ja auch nicht so sehr!

Hier sind FY2 jobs: https://www.jobs.nhs.uk/xi/search_vacancy/e137f1a8e086b8f03bad725a48071bcf/
Hier SHO jobs: https://www.jobs.nhs.uk/xi/search_vacancy/213f8bb388980ba4632b08145ada3a2a/

Gallilei
10.02.2016, 12:43
Vielen Dank Knugs, für die ausführliche Antwort. Das klingt in der Tat alles andere als rosig. Ich hatte GB immer als recht positiv abgespeichert. Wie empfindest Du denn das Rotationsprinzip? Man hat doch, wenn ich das richtig im Kopf habe, recht streng festgelegte Weiterbildungsrotationen und auch Prüfungen, oder? Es klingt auf dem Papier sehr strukturiert und förderlich und wie sieht es in der Praxis aus?

Melby
10.02.2016, 17:13
Das Rotieren hat Vor- und Nachteile...Ich bin in 3 Jahren sechsmal umgezogen! Und dauernd muss man sich an neue Systeme, neue Leute gewoehnen. Man kann sehr schlecht planen - man bekommt seinen timetable ja immer erst kurz vor Beginn der Rotation, es ist schwierig im Voraus Urlaub zu buchen etc. - man kann sich nicht sicher sein, selbst zu seiner eigenen Hochzeit frei zu bekommen...! Der Wechsel geht nahtlos. Dienstag abends (erster Dienstag im August/Februar) arbeitest Du noch an einem Krankenhaus, Mittwoch morgen am naechsten. Es kann auch schonmal sein, dass man 1 Monat vor Rotationsbeginn erfaehrt, dass man jetzt doch ein anderes Fach macht oder an einem anderen Krankenhaus ist.
Ein Vorteil ist dagegen, dass man sich immer wieder neu beweisen muss, also nicht einfach auf seinen Lorbeeren ausruhen kann. Man lernt verschiedene Arten und Weisens des Arbeitens kennen. Und wenn man mal nervige Mitarbeiter hat oder es einem irgendwo nicht so gefaellt, weiss man, dass es bald vorbei ist! Man baut sich natuerlich auch ein grosses Netz von Kollegen auf, auf die man spaeter zurueckgreifen kann. Man hat kein Problem mit Referenzen etc., kennt ja viele Leute.
Ich persoenlich bin das Umherziehen leid, und wuerde viel drum geben, ein festes zu Hause zu haben...!
Es ist natuerlich alles sehr stark strukturiert, aber meiner Meinung nach ZU strukturiert. Jeder durchlaeuft komplett dasselbe Programm, man hat wenig Wahlmoeglichkeiten, wenig Einfluss auf Ort und/oder Faecher. Ziel ist natuerlich, eine grosse Masse einheitlich kompetenter Aerzte fuer das Gesundheitssystem heranzubilden. Das Schlagwort ist "kompetent". Nicht, zum Beispiel "exzellent"!