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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : (Vielleicht) ein Beitrag zur Ermutigung - So war es bei mir



Paracelsus
30.01.2016, 19:10
Hallo zusammen !

Wenn ich das alles so mit den Wartesemestern lese und auch in den Medien mitbekomme, dass die
Studienplätze immer noch hauptsächlich nach der Güte der Abiturnote vergeben werden, dann macht
mich das traurig und auch irgendwie wütend.

Es gibt nämlich kein Kriterium, welches ungeeigneter wäre als die Punktzahl im Abitur.
Ich habe es selbst erlebt: Studierende mit Einser-Abitur sind auf der Strecke geblieben, weil sie irgendwie
nicht den Zugang zum Fach Medizin finden konnten oder weil sie letztlich gar nicht wirklich Mediziner
werden wollten (Zitat: "Och nee, ich habe es mir anders überlegt ! Ich mache jetzt doch BWL, da komme ich mit weniger Aufwand zu einem Abschluss, mit dem ich auch gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt habe !"). Dagegen sind mir auch wieder andere begegnet, die mit einer Abiturnote von 3,5 richtig gute Ärzte geworden sind.

Auch ich hätte mit meinem Abitur von 2,6 sicherlich nicht so ohne weiteres Medizin studieren können, hatte aber das Glück, für ein Auswahlgespräch ausgelost worden zu sein. Über dieses Auswahlgespräch habe ich damals meinen Platz erhalten und konnte unter Umgehung jeder Wartezeit sofort mein Studium aufnehmen, das ich dann auch fast in der Regelzeit abgeschlossen habe (habe nur ein zusätzliches Semester für die Doktorarbeit benötigt).

Vielleicht ärgert es nun manche, wenn sie lesen, dass ich echt großes Glück hatte, mit einem vergleichsweise "schlechten" Abitur dennoch sofort studieren konnte und das auch noch am Heimat-Ort ! Verstehen könnte ich es, aber ich schreibe dieses nicht, um solche Gefühle zu wecken, sondern vielmehr, um ein wenig Mut zu machen !

Gebt nicht auf, wenn der Arztberuf wirklich das ist, was Ihr wollt !

Es gibt, wie Ihr an meinem Beispiel seht, durchaus auch manchmal unerwartete Wege, auf denen man zu seinem Ziel gelangen kann. Heute arbeite ich als Arzt und kann mir wirklich keinen interessanteren und schöneren Beruf vorstellen !

Und noch etwas: Die Menschheit braucht ärztlichen Nachwuchs, auch wenn das Auswahlverfahren etwas anderes suggerieren mag ! Klar, es gibt mehr Bewerber als Studienplätze, aber wie schon erwähnt, führen nicht alle das Medizinstudium auch zuende. Und von denen, die es abschließen, gehen wiederum nicht wenige ins Ausland oder arbeiten außerhalb der Patientenversorgung.

Von daher könnt Ihr davon ausgehen, dass Ihr gebraucht werdet und zwar auch langfristig !

Lasst also den Kopf nicht hängen und erkundigt Euch neben dem Nachrückerverfahren an Eurer Uni auch nach Auswahlgesprächen ! Es könnte sich lohnen.

Viel Glück !

Paracelsus

Sternchenhase
30.01.2016, 19:21
Ich hatte auch kein Traumabi, aber das geht mir langsam echt auf den Keks.

Auch Leute mit 1,0 können gute und sym (und -em)pathische Ärzte werden! Und auch Leute mit wesentlich schlechterem Abi können ihr Studium verhauen und die unsympathischsten Menschen der Welt sein!
Bei diesen Formulierungen denkt man wirklich, eine gute Abinote ist ein Garant für eine schlechte Persönlichkeit -.-.

Entscheidend ist die Motivation, nicht die Abinote.

Solara
30.01.2016, 19:31
Aufgeben solltet ihr tatsächlich nicht.

Aber solange kein besseres Kriterium zur Zulassung vorhanden ist, ist das Abitur noch das fairste von allen.

Nur ein Test, bei dem die Leistung eines Tages berücksichtigt wird und nicht die Leistungen der letzten 2 Jahre erscheint mir nicht fairer. Ebensowenig Auswahlgespräche - da spielen Vit B und Sympathie eine Rolle, Objektivität ist schwer und introvertierte Typen sind benachteiligt.
Bleibt neben der Abiturnote noch die Wartezeit - dann muss man eben diesen Weg gehen, die Zeit gut nutzen und sich schon mal ein alternatives Standbein aufbauen, falls es mit dem Studium irgendwann dann doch nicht mehr klappt oder zuviele Klausuren nicht bestanden werden.
Oder das Ausland.

Es brechen sowohl Einserabiturienten als auch schlechtere ab. Und es werden sowohl die einen als auch die anderen hervorragende Mediziner.

Wäre ich aktuell Schüler, würde ich alles daran setzen, einen möglichst guten Schnitt hinzulegen und mich nicht von anderen irritieren lassen. Reicht es trotz allem Fleiß nicht, dann Plan B und C entwickeln, wie es weiter gehen soll.

Derdo
30.01.2016, 22:05
Ich hatte auch kein Traumabi, aber das geht mir langsam echt auf den Keks.

Auch Leute mit 1,0 können gute und sym (und -em)pathische Ärzte werden! Und auch Leute mit wesentlich schlechterem Abi können ihr Studium verhauen und die unsympathischsten Menschen der Welt sein!
Bei diesen Formulierungen denkt man wirklich, eine gute Abinote ist ein Garant für eine schlechte Persönlichkeit -.-.

Entscheidend ist die Motivation, nicht die Abinote.

Ich weiß nicht was du in den Beitrag des Threaderstellers hineininterpretierst, allerdings kann ich gar nichts rauslesen, was dein Beitrag stützen kann? Er möchte doch lediglich sagen, dass es auch mit schlechtem Schnitt möglich ist durch zukommen. Gleichermaßen kritisiert er eben diese Aufnahmekriterien, da ein 1er Abi nichtsaussagend ist, ob man ein guter Arzt sein kann oder nicht. Aber er erwähnt doch nicht, dass ein Schüler mit einem 1er Abi nicht auch ein guter Arzt sein kann. Nicht mehr und nicht weniger.

Ansonsten kann ich mich wirklich auf den Beitrag von Solara berufen. Du sprichst viel Wahres.
Es gibt nunmal keine andere Möglichkeit, wie man das Medizinstudium verteilen kann. Die Plätze sind nunmal begrenzt und irgendwie muss man entscheiden. Alle zusätzliche Möglichkeiten sind zwar schön und gut, allerdings ohne Berücksichtigung der Abitur Note, noch viel ungerechter.

Giftmischer
12.03.2016, 11:54
Es gibt nämlich kein Kriterium, welches ungeeigneter wäre als die Punktzahl im Abitur.
Würde ich so nicht sagen. Die Abinote spiegelt u.a. wieder, wie ernsthaft und konsequent jemand zu Schulzeiten ans Thema Lernen rangegangen ist. Da würden mir spontan ungeeignetere Kriterien einfallen um Kandidaten auszuwählen, die einen der begehrtesten und kostspieligsten Studiengänge überhaupt belegen möchten.

Leistung (Abinote) und/oder Ausdauer und langanhaltenden Wunsch (Wartezeit). Finde ich sooo verkehrt jetzt nicht.

Ich fände an der Situation eher kritikwürdig wie ungleich und teilweise ungerecht die Abinote entsteht, aber das ist ein anderes Thema.