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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Endoskopie vs. Muskelrelaxanzien



luckyblue
18.09.2003, 20:26
Sind endoskopische Untersuchungen (insbesondere Magenspiegelung) ohne Applikation von Anästhetika oder zumindestens von Muskelrelaxantien lege artis?

Carboxykinase
18.09.2003, 20:47
Kommt natürlich erstmal auf den Wunsch des Pat. an. Wünscht dieser keine Sedierung, darf man auch keine durchführen (evtl. Rachenbetäbung mit Lidocain-Spray). Muskelrelaxantien ist natürlich jetzt sehr allgemein gehalten: Magenrelaxantien wie z.B. Buscopan - warum nicht? Sonstige Relaxantien der quergestreiften Skelettmuskulatur würden aber zwangsläufig dazu führen, dass Du den Pat. intubieren müsstest (Atemmuskulatur!), was für eine Gastroskopie nicht unbedingt von Vorteil ist, oder?
Bisher habe ich aber auch nur eine einzige Pat. erlebt, die aus wirklich abstrusen Gründen keine Sedierung wünschte.

Froschkönig
19.09.2003, 00:26
Original geschrieben von luckyblue
Sind endoskopische Untersuchungen (insbesondere Magenspiegelung) ohne Applikation von Anästhetika oder zumindestens von Muskelrelaxantien lege artis?

Applikation von "Anästhetika" : Tranxillium und Co. !
Muskelrelaxantien ???? Für eine Untersuchung, wo der Patient bei bewußtsein bleiben soll ????? NeeNee !!!!
Sobald ich relaxiere, ist der Patient nicht mehr in der Lage selber zu atmen und man muß intubieren....da daß im Wachzustand eher unangenehm ist, müßte man ihn auch noch VÖLLIG abschießen...also Vollnarkose, die ja bekanntlich ihre eigenen Risiken hat....ergo : JA, es ist lege artis, dabei nicht zu relaxieren !

(Warum auch ????? Für das reinschieben eines Schlauches in irgendeinen GI-Abschnitt bringt mir die Relaxierung der Skelettmuskulatur rein gar nix !!!)


Der Frosch

luckyblue
19.09.2003, 02:13
Okay, bei den Relaxantien habe ich natürlich wieder zu kurz gedacht. Aber noch mal zur Sedierung: Wie ist da das übliche Procedere? Muss der Wunsch nach Sedierung vom Patienten erst großartig angemeldet werden - oder geht man normalerweise davon aus, dass sediert werden soll, und nimmt von einer Sedierung nur Abstand, wenn dies so vom Patienten gewünscht. Das würde ja auch eine vorherige Aufklärung voraussetzen.

Rico
19.09.2003, 02:22
Original geschrieben von luckyblue
Das würde ja auch eine vorherige Aufklärung voraussetzen. Ja, wie bei jedem medizinischen Eingriff muß sowas vorher aufgeklärt werden.
Wird es meiner Erfahrung nach auch. Die Möglichkeit zur Sedierung ist ja auch auf allen gängigen Aufklärungsbögen verzeichnet.

Froschkönig
19.09.2003, 06:08
Original geschrieben von luckyblue
Muss der Wunsch nach Sedierung vom Patienten erst großartig angemeldet werden

Ich glaube nicht, daß sich der Durchschnitts-Endoskopiker bei den Magenspiegelungen einen Dauer-würgenden Patienten antun will, insofern ist eigentlich davon auszugehen, daß da standardmäßig medikamentös eingeschritten wird.

FataMorgana
19.09.2003, 07:52
In Basel wird standardmäßig Propofol gegeben (für Gastro- und Koloskopien).

Hellequin
19.09.2003, 11:08
Hab während meiner Ausbildung, einen Monat in der endoskopischen verbracht. Sedierung war bei uns Standard
(Dormicum i.v.). Pat. sind dementsprechend auch schon auf Station aufgeklärt worden und hatten gefälligst mit venösem Zugang zuerscheinen :-)) .

Muskelrelaxantien sind auch daher relativ unsinnig, da es alles
ein wenig einfacher geht wenn der Pat. durch aktives schlucken
mithilft.

Rico
19.09.2003, 15:33
Wegen der Sedierung: Erfahrene Endoskopiker lassen die gerne mal weg, weil sie meinen, das ganze so schnell und schonend hinzukriegen, daß der Patient das auch ohne hinkriegt.
Vor allem die Niedergelassenen machen das gerne, weil sie den Patienten nach dem ambulanten Eingriff gleich nach Hause shcicken können und nicht umständlich überwachen müssen bis die Sedierung abgeklungen ist.

Dopamin
19.09.2003, 18:02
Hallo Leute,
ich hatte selbst schon Mal eine Koloskopie bei einem niedergelassenen Internisten ohne großartige Aufklärung (...ist halb so wild...blablabla...) und dann ohne Sedierung. He, ohne scheiß, das war die schmerzhafteste Erfahrung meines Lebens, ich wieß zwar gerade die Definition von "traumatischem Erlebnis" nicht, aber in die Richtung gings. Wenn ich den Arzt in einer dunklen Gasse treffe,..........(würd ich gern, bin aber viel zu friedlicher Typ).
Es ist utopisch, aber ein Arzt sollte meiner Meinung nach jede Diagnostik und Behandlung am eigenen Leib erfahren haben, die er irgendwann mal anordnet, das würde einiges verändern, glaubt mir.
Das tragischste in der Medizin finde ich, daß wir alle Möglichkeiten hätten, viele (fast alle) Schmerzen gut zu behandeln, aber in der Realität in diesem Gebiet noch auf die "Mamut-Jagd" gehen. Liegt das vieleicht daran, dass nicht die Ärtze, sondern die anderen (Patienten) die Schmerzen haben?


:-meinung , Gruß Dopamin.

hallopanther
05.03.2005, 18:15
Hallo Dopamin,

deine Erfahrung bezweifel ich nicht, denn auch vielen anderen ist es so wie dir ergangen. Trotzdem wirft dein Beitrag einige Fragen auf:

Wie alt warst du zum Zeitpunkt der Untersuchung?

Hattest du vorher Operationen im Bauchraum?

Hast du nicht verlangt, dass der Arzt die Untersuchung abbricht?
(Wenn nicht, warum nicht?

Panther


[QUOTE=Dopamin]Hallo Leute,
ich hatte selbst schon Mal eine Koloskopie bei einem niedergelassenen Internisten ohne großartige Aufklärung (...ist halb so wild...blablabla...) und dann ohne Sedierung. He, ohne scheiß, das war die schmerzhafteste Erfahrung meines Lebens, ich wieß zwar gerade die Definition von "traumatischem Erlebnis" nicht, aber in die Richtung gings.