PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nachteile bei Übernahme eines Kassensitzes als angestellter Arzt?



Seiten : [1] 2 3

Benny1983ac
05.02.2016, 15:28
Hallo zusammen,

hoffe es gibt hier jemanden, der mir weiterhelfen kann bzw. Licht ins Dunkel bringt.

Ich werde im Mai meinen Facharzt für Allgemeinmedizin im Bereich der KV Nordrhein machen und hatte eigentlich vor in der Praxis, in der ich jetzt noch Assistent bin, dann als angetellter Facharzt zu arbeiten.

Nun kam mein Chef auf mich zu und sagte, dass der Kollege, der einen halben Kassensitz bei uns besetzt (insgesamt hat die Praxis 2,5 Sitze) ausscheidet und ich am besten diesen halben Sitz dann als Facharzt besetze, was für unsere Praxis wirtschaftlich am besten sei (RLV).

Ich würde in diesem Fall aber ganz normal als angestellter Facharzt bezahlt werden. Nach TV Ärzte Entgeldgruppe II.

Gehe ich irgendein Risiko ein, wenn ich diesen halben Sitz übernehme oder gibt es andere Nachteile? Bezahlen müsste ich für diesen Sitz nichts, ich müsste ihn nur formal besetzen.

Danke für jegliche Hilfe!

anignu
05.02.2016, 18:23
Nein, bezahlen müsstest du vermutlich nichts. Und verdienen würde auch ein anderer... gute Lösung für den Praxisinhaber.
Nachteile: keine Ahnung. Dienstverpflichtung vielleicht? Also für KV-Dienste. Sonst ist sicherlich alles super.

WackenDoc
05.02.2016, 18:27
Solange Gehalt und Arbeit passen, ist das doch super. Evtl. kannst du noch über eine Umsatzbeteiligung bei IGEL-Leistungen und Privatpatienten verhandeln.

Benny1983ac
05.02.2016, 20:22
Danke für eure schnellen Antworten.

Ich habe nur Bedenken bzgl. des Kassensitzes. Was ist, wenn ich irgendwann woanders arbeite. Kann ich diesen dann einfach wieder abgeben und bekäme ich dann ggf. später überhaupt noch einen.
Was ist, wenn die Praxis auf einmal wirtschaflich schlecht läuft, Regress etc. Muss ich dann mithaften, obwohl eigentlich nur angestellt?

Bzg. des Gehaltes werden von der KV im Allgemeinen 35€ Stundenlohn vorgeschrieben. Auf eine 40 Std. Woche hochgerechnet entspräche das ungefähr Stufe 2 bei angestellten Fachärzten in der Klinik, bei 38,5 Std zwischen Stufe 1 und 2.

Ich hatte schon von Fällen gehört, wo Ärzte ihren Sitz einer Praxis oder MVZ zur Verfügung gestellt haben, bzw. dort pro Forma angstellt waren und ihren Sitz mit eingebracht haben und sich dies haben gut entlohnen lassen oder eine Praxis einen FA für einen vorhandenen aber nicht besetzen Sitz anstellten. Deshalb weiß ich nicht, ob die angebotene Vergütung ok ist oder ob man ggf. sogar etwas mehr verlangen dürfte wg. der Sitzübernahme zum wirtschaftlichen Benefiz der Praxis?!

EKT
05.02.2016, 20:39
Deshalb weiß ich nicht, ob die angebotene Vergütung ok ist oder ob man ggf. sogar etwas mehr verlangen dürfte wg. der Sitzübernahme zum wirtschaftlichen Benefiz der Praxis?!

Unter Oberarzt-Äquivalenzgehalt würde ich das auf keinen Fall machen!

Meintest du wirklich zur wirtschaftlichen "Wohltätigkeit" (für) der (die) Praxis(inhaber)?

Feuerblick
05.02.2016, 21:03
Du kannst einfach kündigen und gut. Du "bekommst" den Sitz ja nicht sondern wirst auf diesen Sitz angestellt. Das geht schon und war zumindest bei mir kein Problem. Ist halt alles viel Bürokratie, aber sonst...

lala
06.02.2016, 17:16
Du kannst einfach kündigen und gut. Du "bekommst" den Sitz ja nicht sondern wirst auf diesen Sitz angestellt. Das geht schon und war zumindest bei mir kein Problem. Ist halt alles viel Bürokratie, aber sonst...

So verstehe ich dich auch: der Sitz gehört der Berufsausübungsgemeinschaft und verbleibt auch da - die (als Gesellschafter) stellen dich auf den halben Sitz ein? Oder wirst du Mitgesellschafter?
D.h. der Sitz bleibt in der BAG und nicht du persönlich erhälst den hälftigen Versorgungsauftrag.
Im Zweifel alle zusammen mal bei der KV vorab beraten lassen bzgl Wirtschaftlichkeit und was für alle Beteiligten das Beste wäre!

Muriel
06.02.2016, 19:58
Die BAG, muss genügend Fachärzte (entweder als Teilhaber oder Angestellte) haben, um alle Sitze, die ihr "gehören", besetzen zu können. Für jeden Sitz muss auch explizit ein FA benannt werden und bei evtl Wechsel durch zB Kündigung nachbenannt werden. Ich bin angestellte FÄ mit Sitz in einer BAG, bekomme immer Infokrams von der KV, aber mit Abrechnung und allem drum und dran habe ich nix am Hut.

Benny1983ac
09.02.2016, 06:53
Danke für eure zahlreichen Antworten.
Ja der Sitz gehört der BAG und verbleibt nicht bei mir, sondern ich werde nur als Facharzt auf diesen Sitz angestellt.
Ist bis dato auch so mt einem anderen Kollegen, der aber aus Altersgründen aufhört.
Und wenn wir diesen halben Sitz gegenüber der KV nicht besetzen, dann reduziert sich unser Regelleistungsvolumen/Punktwert oder so und unsere Praxis würde weniger verdienen. Was demnach der Fall wäre, wenn ich nur angstellt wäre z.B. als Job sharer ohne KV Sitz.

Mir geht es insgesamt darum, dass mir durch diesen halben KV-Sitz keine Nachteile entstehen. Also kann ich wenn ich diesen wieder abgebe überhaupt nochmal einen Sitz später übernehmen? Muss ich irgendwelche Abgaben bezahlen?

Und wie verhält es sich gehaltstechnisch?
Ich denke Oberarztäquivalent wäre doch etwas hochgegriffen. Andere Ärzte hier im Umkreis kämpfen z.B. mit 400-500 Scheinen im Quartal ums "Überleben" und wären über ein einfaches FA Gehalt wahrscheinlich glücklich. Unsere Praxis ist größer aber OA Gehalt was sich in Sphären um 8000€ brutto bewegt zu verlagen fände ich übertrieben.
35€ die Stunde wird von der KV vorgeschlagen als Empfehlung für einen angstellten Facharzt. Da wäre man um 6000 brutto. Da ich frischer FA wäre könnte ich mich damit anfreunden, jedoch wenn ich mehr Erfahrung hätte würde ich auch mehr verlangen, so wie es etwa im Tarifvertrag vereinbart ist.
Oder kann ich für den halben Sitz, den ich besetze, mehr verlangen?

Christoph_A
09.02.2016, 08:04
6000 Ocken für nen Facharztsitz, Junge, wach auf, für das Geld steht man in ner Niederlassung nicht mal auf. Wie bereits vorher thematisiert, unter OA Gehalt braucht man gar nicht anfangen und selbst das ist eher niedrig. Klar 8ist Allgemeinmedizin nicht mit nem Schwerpunkt FA gleichzusetzen, aber den Billig Jakob braucht man auch nicht spielen. Schau Dir mal die Abrechnungszahlen Deines Chefs an, dann wirste sehen, wie Du abgespeist wirst....

Peter_1
09.02.2016, 08:46
Doppelt

Peter_1
09.02.2016, 08:49
Dass es Kollegen gibt, die so vor sich hin krebsen sollte doch nicht das Argument sein. Entscheidend ist der Ertrag Deines Chefs. OA gehalt sollte da schon Verhandlungsbasis für einen FA sein. Sitze kannst Du danach trotzdem übernehemn, der Sitz gehört Dir ja nicht, Du bist ja nur darauf angestellt. Selbst wenn Dir der Sitz gehören würde könntest Du ihn auch wieder abgeben.

Benny1983ac
09.02.2016, 09:23
So habe ich bis jetzt gar nicht gedacht.

Bis dato habe ich als Weiterbildungsassistent 4800€ brutto bekommen.
Da empfand ich den Sprung auf 6000€ schon sehr gut, zumal angestellte Fachärzte im Krankenhaus dieses Gehalt erst nach 3 Jahren Facharztzugehörigkeit erhalten.

Unterschrieben habe ich noch nichts. Gegenüber der KV bin ich auch nur mit einer halben Stelle angestellt, weil nur ein halber Sitz. Intern werde ich dann einen anderen Vertrag für eine ganze Stelle bekommen. Also sollte ich höhere Forderungen stellen? Da ich nur keine Ahnung hatte was angstellte FA in der Niederlassung erhalten bin ich mir sehr unsicher.
Meine Angst ist, dass mein Chef dann sagt "ok, zu teuer, dann suche ich mir einen anderen".

anignu
09.02.2016, 13:42
Meine Angst ist, dass mein Chef dann sagt "ok, zu teuer, dann suche ich mir einen anderen".
Genau. Oder er sagt: "ok, zu billig, den kann man mit noch mehr Sachen verarschen."

Das ist doch immer das Gleiche: zu teuer ist nix, zu billig auch nicht.

Benny1983ac
09.02.2016, 13:48
Habe auch manchmal das Gefühl, dass ich zu gutmütig bin.
Schade, dass es keinen Tarifvertrag für angestellte Fachärzte der Allgemeinmediziner gibt.
Da könnte man sich irgendwie dran richten.
So wie ich den Beiträgen entnehmen kann und auch in anderern threads gelesen habe ist als angstellter FA ein Oberarztgehalt äquivalent.
Dieses ist übrigens auch in der Praxiswertermittlung veranlagt worden.

Christoph_A
10.02.2016, 10:13
Tarifverträge sind ja schön und gut, aber irgendwann sollte man, mit genügend Erfahrung und Expertise im Kreuz, schon selbst einen angemessen dotierten Vertrag aushandeln könne, insgesamt ist ein Tarif immer eine Gleichmacherei, das ist manchmal gut, um nicht ins Lohndumping zu geraten, manchmal schlecht, wenn man einer höheren Leistungsklasse als der Durchschnitt angehört.
In der Klinik ist ja auch nicht immer alles gleich, manche OA oder sogar FA (wie ich zu der Zeit z.B.), haben ja auch ein AT Gehalt, das teils deutlich über Tarif liegt, deshalb ist auch hier nicht alles gleich. Und Deine Zulagen als FA/OA handelst ja in den Nebenabsprachen auch selber aus.
Nimm als Verhandlungsbasis mal OA Gehalt plus 10000 Euro, dann werdet Ihr Euch schon in einer, für beide Seiten vertretbaren, Mitte treffen.
Und genieß die Niederlassung, ich habe der Klinik bis heute keinen einzigen Tag hinterhergetrauert und das geht, glaube ich, den Meisten so.

DrSkywalker
10.02.2016, 12:16
Tarifverträge sind ja schön und gut, aber irgendwann sollte man, mit genügend Erfahrung und Expertise im Kreuz, schon selbst einen angemessen dotierten Vertrag aushandeln könne, insgesamt ist ein Tarif immer eine Gleichmacherei, das ist manchmal gut, um nicht ins Lohndumping zu geraten, manchmal schlecht, wenn man einer höheren Leistungsklasse als der Durchschnitt angehört.
In der Klinik ist ja auch nicht immer alles gleich, manche OA oder sogar FA (wie ich zu der Zeit z.B.), haben ja auch ein AT Gehalt, das teils deutlich über Tarif liegt, deshalb ist auch hier nicht alles gleich. Und Deine Zulagen als FA/OA handelst ja in den Nebenabsprachen auch selber aus.
Nimm als Verhandlungsbasis mal OA Gehalt plus 10000 Euro, dann werdet Ihr Euch schon in einer, für beide Seiten vertretbaren, Mitte treffen.
Und genieß die Niederlassung, ich habe der Klinik bis heute keinen einzigen Tag hinterhergetrauert und das geht, glaube ich, den Meisten so.

Gleich kommt jemand und fragt: "10.000 Euro pro monat mehr???" :-blush

Ansonsten hast du recht. Am besten doch gleich den KV Sitz voll übernehmen, soweit möglich

Gallilei
10.02.2016, 12:36
Ja, ich zB frage. Sorry, aber das ist doch echt Quatsch. Ich würde als Chef demjenigen nen Vogel und die Tür zeigen.

Christoph_A
10.02.2016, 12:42
Wer hat da jetzt genau monatlich gemeint@Gallilei, die Zahl bezog sich aufs Jahresgehalt, so komplex is das jetzt nicht zu verstehen, oder?
Und was Quatsch ist, oder was nicht, das laß bitte die betreffenden Kollegen selbst entscheiden, mir hat etwas verhandeln jedenfalls nicht geschadet und nen Vogel oder die tür hat mir bisher auch keiner gezeigt, aber o.k, wenn Du meinst.....:-kotz

Gallilei
10.02.2016, 12:48
Sorry ja. Hatte beim Überfliegen tatsächlich das monatlich falsch verstanden, ist ja gut... Jahresgehalt wäre sicherlich angemessen. Ich habe gerade einen solchen Idioten im erweiterten Bekanntenkreis, der wirklich nix auf die Kette bringt, langsam und schlecht arbeitet und dabei tatsächlich meint (explizit so gesagt), für weniger als 15000 im Monat sähe er es nicht mehr ein aufzustehen, daher ging mir da eben die Hutschnur hoch.:peace: