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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Biowissenschaften - Zweitstudium oder Quereinstieg?



Haplorrhini
11.02.2016, 01:48
Guten morgen allerseits!

Unabhängig von den umfangreichen Threads zu den Themen habe ich mich entschlossen, doch mal hier meinen Fall Kund zu tun, da ich über einen Entsprechenden noch nicht gestolpert bin.

Ich beende nächstes Semester einen Bachelor in Biowissenschaften, studiere parallel Philosophie/Psychologie als BA (70% fertig). Grund für die Kombi war von Anfang an interdisziplinäres Interesse Neurowissenschaften, Philosophie des Geistes, Psychologie (hätte auch gleich in Osnabrück CogSci studieren können, war ich aber zu doof zu). Dementsprechend Veranstaltungen gewählt, 3-monatiges Forschungspraktikum (Neuropsychologie), Bachelor kommt dann in verhaltensbiologischer Grundlagenforschung für Psychotherapie.
Nun möchte ich aus dreierlei Gründen nach dem Bio-Bachelor mit Medizin weitermachen:
1. Möglichkeit zur klinisch psychiatrischen/psychotherapeutischen Forschung (nicht nur am Tiermodell)
2. Verkopplung mit der praktischen Anwendung als Arzt
3. Realisiere langsam, dass man ohne den Dr.med. in diesem Feld wohl eh (fast) immer Wissenschaftler zweiten Ranges bleiben darf, so sehr es mich auch ärgert.

Jetzt die große Frage - wie das anstellen?
Obwohl ich meine Argumentation wissenschaftlich nicht völlig Banane finde, scheint der Weg über's Zweitstudium mit wissenschaftlicher Begründung ja extrem steil. Selbst bei 7 Punkten + 3 für die Note reicht's ja noch nicht bei der aktuellen Messzahl von 12. Und Publikationen stehen dann leider Gottes doch nicht aus..
Gibt es also vielleicht aktuelle Information zu den Chancen eines Quereinstiegs ins 2.FS?
Und der Quereinstieg funktioniert doch auch nach einem abgeschlossenen Studium, oder?
Ein paar Scheine aus der Biologie und/oder der Psychologie sollte ich mir doch wohl anrechnen lassen können?
Oder doch als Zweitstudent versuchen?

Ist jetzt mal ein Schuss ins Blaue, ich bedanke mich für jeden Hinweis, jede Meinung, jeden Ratschlag.
Hoffnungs- und Hochachtungsvoll, schöne Grüße.

Migole
11.02.2016, 03:08
Wie war denn deine Abiturnote?

Da ich am Handy bin, fasse ich mich kurz.
Die Zweitstudienbewerbung wird nicht einfacher, da die Konkurrenz mit jedem Jahr zunimmt und keiner kann die Zukunft absehen. Mit nur einem Bachelor (von mir aus auch 2) sind die Chancen zwar nicht komplett aussichtslos aber wirklich wirklich schlecht. Die Leute in meinem Semester in der Quote haben alle eine (fast) beendete Promotion in einer Naturwissenschaft oder anderweitig langjährige Erfahrung im medizinischen Bereich (zB Pharmazie/Lebensmittelchemie + Promotion oder Heilpraktiker o.ä.).
Es ist dementsprechend eigentlich immer einfacher sich als Erststudienbewerber zu bewerben. Oder bei entsprechend schlechter Abinote ins Ausland zu gehen (Österreich zb).

Quereinstieg und Los geht auch mit abgeschlossenem Studium, ja. Aber lies dir doch mal im Vorklinikforum die Threads zur Bewerbung ins höhere FS durch. Natürlich kann man Glück haben, aber auch hier hat die Konkurrenz durch immer mehr Auslandsunis rasant zugenommen. Besonders ins 2. Semester können sich sehr viele aus verwandten Studiengängen bewerben. Ich kenne da einige die sich Jahrelang erfolglos beworben haben denn als Quereinsteiger steht man in der Rangliste gaaanz unten.
Und durch die Überbuchung der Unis und die geringe Abbrecherquote werden auch kaum Plätze frei.

Haplorrhini
11.02.2016, 10:58
Ja, vielen Dank für die erste Einschätzung.
Mit 1,8er Abi bleibt mir dann wohl nur die Auslandsoption. Was aber auch in Ordnung wäre. Hier fordert's entweder ne Menge Lernerei für Österreich oder ne Menge Kohle für Osteuropa, so wie sich mir die Situation auf den ersten Blick darstellt?!
Eine Frage in dem Zusammenhang, die jetzt nicht mehr viel mit dem Originalthema zu tun hat: Stimmt es, dass man im britischen, natürlich ebenfalls nicht ganz kostengünstigen, Ausbildungssystem auf einem naturwissenschaftlichen Bachelor aufbauend einen medizinischen 4-jährigen Master machen kann?

Sternchenhase
11.02.2016, 11:39
Also ich hatte im Abi 1,8 und habs über den TMS geschafft ;-).

davo
11.02.2016, 12:08
Österreich wäre sicher die einfachste und günstigste Variante. Ansonsten natürlich auch noch TMS- und HAM-Nat-Unis vor Abschluss deines Erststudiums.

Dass es in Großbritannien viele Unis gibt, die den Medizin-Bachelor (!) auch als vier- bis fünfjähriges "graduate entry" Studium für Leute mit Erststudium anbieten, ist richtig. Allerdings würde ich persönlich das nicht machen. Und zwar nicht wegen der £9,000 Studiengebühren pro Jahr, sondern weil man dafür sehr gute Noten im Erststudium braucht, weil man dafür sehr gute Ergebnisse auf einen der in Großbritannien üblichen standardisierten Tests braucht, weil man nach dem Studium nicht vollapprobiert ist sondern noch zwei Jahre schlecht bezahltes foundation programme machen muss, weil die Mieten in Großbritannien sehr hoch sind, und man im Wohnheim auch außerhalb Londons mit 400-750 Euro rechnen muss, usw. Da ist Osteuropa dann wieder billig im Vergleich. Auch wenn man, wenn man in Großbritannien ein vierjähriges graduate entry Studium macht, durch den früheren Arbeitsbeginn wohl ein höheres Lebenseinkommen hätte. Aber man muss glaube ich gar nicht in die Ferne schweifen, denn wer es schafft, in Großbritannien einen graduate entry Platz zu bekommen, der schafft auch auf den MedAT-H oder den TMS oder den HAM-Nat ein sehr gutes Ergebnis ;-)

Migole
11.02.2016, 13:56
Mit Naturwissenschaften im bisherigen Studium würde ich mich definitiv im Ws für eine HamNat Uni bewerben (vielleicht eher Magdeburg als Hamburg). Mit ein bisschen Wiederholung des Themenkatalogs über Physikumaufgaben sollte da auf jeden Fall eine Chance sein ;-)
Die Anmeldung für den Tms ist jetzt leider schon vorbei. Den würde ich an deiner Stelle aber auch noch machen bevor du dein Erststudium beendest. Bei entsprechend schlechtem Ergebnis kannst du immernoch nach Österreich gehen.

Wenn für dich Österreich eine gleichwertige Option zu Deutschland ist, kannst du natürlich auch dieses Jahr schon den MedAt machen.

Ob du einen Bio und co. Bachelor abgeschlossen hast oder nicht, danach kräht nachher kein Hahn mehr :-P
(Ich habe selber noch im 6. Semester gewechselt um noch einen Platz zu bekommen)

ehem-user-11022019-1151
11.02.2016, 14:15
Und wenn du fragen zu einer Ost uni hast, hier gibt es genug Leute, die dir fragen beantworten können :)

Haplorrhini
11.02.2016, 15:27
HamNat Unis hören sich gut an. Charité scheint ja auch nur ab 1,6 einzuladen aber Hamburg&Magdeburg werde ich wohl versuchen. Schlägt bei mir wirklich zur Zeit alles furchtbar hin und her - schwer einzuschätzen WIE unabdingbar das med Staatsexamen nun tatsächlich wäre, um in die klinische Forschung zu kommen. Über einen Master in kognitiven Neurowissenschaften (z.B.Maastricht) gäbe es wohl auch die Möglichkeit.
Irgendwie rüber ins klinische, das muss doch zu schaffen sein :D
Vielen Dank euch allen für die hilfreichen Antworten!

Migole
12.02.2016, 01:04
HamNat Unis hören sich gut an. Charité scheint ja auch nur ab 1,6 einzuladen aber Hamburg&Magdeburg werde ich wohl versuchen. Schlägt bei mir wirklich zur Zeit alles furchtbar hin und her - schwer einzuschätzen WIE unabdingbar das med Staatsexamen nun tatsächlich wäre, um in die klinische Forschung zu kommen. Über einen Master in kognitiven Neurowissenschaften (z.B.Maastricht) gäbe es wohl auch die Möglichkeit.
Irgendwie rüber ins klinische, das muss doch zu schaffen sein :D
Vielen Dank euch allen für die hilfreichen Antworten!

Klinische Forschung ohne Approbation ist eine ganz ganz heikle Kiste. Allgemein ist der Grundlagen Forschungszweig eine heikle Kiste, erst recht mit Neurowissenschaften. Ich weiß ja nicht wie gut du dich mit dem Arbeitsmarkt und so schönen Dingen wie dem HRG auskennst, aber wenn du einen sicheren Job willst und auch nur die minimale Chance jemals einen Patienten zu Gesicht zu bekommen, studiere Medizin :D