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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Interne Fortbildungen ...ich habe Angst....



arztarzt
29.02.2016, 19:28
Liebe Kollegen und Kolleginnen,

ihr alle habt gewiss regelmäßige interne Fortbildungen. Bei uns ist es so organisiert, dass man 1 mal pro Jahr einen großen Vertrag machen muss.

Ich weiß nicht, ob nur ich so empfindlich bin, aber ich habe einfach wahnsinnige Angst vor meinen Kollegen, Oberärzten usw. vorzutragen...... die Themen werden von einem OA verteilt, und manchmal sind die echt schwer. Insbesondere viel Angst habe ich vor den Fragen die danach kommen werden...Wie ist es bei Euch organisiert und wie kann man diese komische Angst-Probleme umgehen?

Und der Chef hat jetzt noch eine super-Idee, jeden Tag nach der Morgenbesprechung möchtet er uns verpflichten, eine kurze , so 10-15 Minuten, Fortbildung zu machen. Wir sind insgesamt 9 Assis dort, d.h. knapp jede zweite Woche muss man sich darauf vorbereiten......ich persönlich, aufgrund der Arbeitsbelastung, finde es echt schwierig. Wie wäre eure Meinung dazu?

Danke!

PS. Lernen mag ich gerne, aber lieber zuhause mit einem Lehrbuch...))

Logo
29.02.2016, 19:47
Ich halte das für die persönliche Entwicklung für wichtig.



Aber ich habe gut reden. Ich mache das gerne und freiwillig.

bristol
29.02.2016, 19:50
Mir geht es wie Logo, aber unabhängig davon finde ich es wichtig, so früh wie möglich mit so etwas anzufangen (eigentlich schon als StudentIn), da man in so ziemlich jedem Beruf - auch als Arzt in nem kleinen peripheren Haus - immer mal wieder damit konfrontiert werden wird, Vorträge zu halten. Die Lernerfahrung aus einem Lehrbuch kann den Dialog mit Kollegen nicht ersetzen; und es spricht ja sicher auch nichts dagegen, diese Fortbildungen interaktiv zu gestalten, sodass man gar nicht so sehr auf dem Präsentierteller sitzt (Fallbeispiel, Patientenvorstellung etc)

arztarzt
29.02.2016, 19:54
na ja reden mit den Kollegen, Frühbesprechungen sind kein Problem....nur die Fortbildungen setzen mich unter stress....

bristol
29.02.2016, 19:56
Augen zu und durch ;) Wenn du jede zweite Woche nen Mini-Vortrag hälst, verlierst du sicher bald die Angst davor (und hast vielleicht sogar Spaß dran) - und ein bisschen Lampenfieber gehört dazu, das wird deinen Kollegen nciht anders gehen.

Solara
29.02.2016, 20:00
Ja, Übung macht den Meister.
Was wollt ihr denn in den 15min Fortbildungen machen, aktuelle Paper vorstellen? Das geht ja relativ schnell vorzubereiten, ich finde die langen Vorträge anstrengender vorzubereiten, PowerPoint ist nicht wirklich mein Freund :-/

arztarzt
29.02.2016, 20:07
Der Chef möchtet entweder aktuelle Papers besprechen, oder wie er das formulierte: Sie können uns gerne erzählen, was neues Sie zu den neu aufgenommenen Patienten am Vorabend nachgelesen haben..)) :D

Logo
29.02.2016, 20:11
Also quasi nen Journal Club.

bristol
29.02.2016, 20:15
Aber das ist doch super, d.h. du kannst dir praktisch ein Thema aussuchen!
Um Arbeit zu sparen und evtl. auch mehr Spaß daran zu haben, könntest du ja auch eine Art "lecture series" machen und zwei Monate lang jeweils über ein bestimmtes (am besten sehr spezifisches) Thema sprechen, sodass du dich nciht jedes Mal komplett neu einlesen musst und automatisch auf dem Gebiet Kompetenz bekommst. Außerdem könntest du Fragen, die du nicht beantworten kannst, im nächsten Vortrag aufgreifen.

Mano
29.02.2016, 20:26
Finde das klingt eigentlich nach keiner schlechten Idee. Zumindest findet dann wirklcih regelmäßig Fortbildung statt :-)
Was die Angst und die Fragen nach dem Vortrag angeht: Wie ist denn insgesamt die Stimmung bei euch? Wenn jemand dich auflaufen lassen will, dann schafft er das - egal wie gut du dich auch vorbereitest. Wenn das Klima in eurer Abteilung jedoch einigermaßen in Ordnung ist, dann werden keine zu ausgefallenen Fragen kommen bzw. einer der Oberärzte wird dir im Zweifelsfall zur Seiten springen und sich selbst einhaken.
Ansonsten überlege dir ne Strategie wie du mit Fragen, die du nicht beantworten kannst, umgehen willst.
Entweder einfach ehrlich sagen, dass man es nicht weiß.
Oder die Frage als illegitim darstellen ("Als theoretische Überlegung kommt der von Ihnen angesprochene Punkt natürlich in Frage. In der Praxis hat er jedoch keine Bedeutung").
Oder einfach drüber weg reden - wenn du das in Perfektion beherrscht, dann winken dir auch lukrative Jobs in der Politik ;-)
Oder die Frage zurück geben "Das ist ein interessanter Punkt. Wie halten Sie das denn in der Praxis?"

-Bella-
29.02.2016, 20:45
Augen zu und durch ;) Wenn du jede zweite Woche nen Mini-Vortrag hälst, verlierst du sicher bald die Angst davor (und hast vielleicht sogar Spaß dran) - und ein bisschen Lampenfieber gehört dazu, das wird deinen Kollegen nciht anders gehen.

Ist jetzt sicher nicht vergleichbar - Studentin und Arzt vor seinen Kollegen :-D - aber bei meiner PJ-Stelle für Innere hat es mich auch erst kurz abgeschreckt als ich erfuhr, dass regelmäßig kleine Vorträge gehalten werden müssen….Dann aber hab ich es auch als begrüßenswerte Herausforderung gesehen und mir gedacht, dass ich später als Ärztin ja dann und wann in die Situation kommen werde und etwas Übung vorher nicht schaden kann. Und eben, je öfters desto weniger aufgeregt ist man dann beim x-ten Mal. Also habe ich die Stelle angenommen - mal sehen ob sich meine Erwartungen bestätigen. ;-)

Attempto
01.03.2016, 16:25
Hallo arztarzt,
als ich meinen ersten Vortrag vor Kollegen gehalten habe, hatte ich ein Skript in der Hand. Ich hab es dann ganz schnell auf den Tisch gelegt, weil ich so gezittert habe und das Blatt nur so flatterte!
Aber wie Logo schon geschrieben hat gibt es wohl kaum eine Fähigkeit, die einen so weiter bringt wie gut vortragen zu können!
Mir haben drei Dinge besonders geholfen, Angst und Lampenfieber zu reduzieren:

1. Menale Einstellung
Was in der Psychotherapie Patienten hilft, kann auch uns nicht schaden: Mit „Angstkreis" und „Teufelskreis der Angst“ wird Patienten erläutert, wie Angst als quasi natürliches Phänomen entsteht und dass alle physiologischen Reaktionen (Tachykardie, Palpitation) und die Gedanken zusammengehören und mit der Zei)t nachlassen (Habituation). Es hilft, sich das immer wieder bewusst zu machen, auch wenn es banal erscheint.
Das beste gegen Angst ist Exposition: Immer und immer wieder und je öfter man es macht, desto geringe wird die Angst.

2. Gute Vorbereitung
Am wichtigsten sind die ersten 30 Sekunden des Vortrags. Wenn man gleich das Interesse der Zuhörer hat, kann es kaum noch schiefgehen. Deshalb übe ich vor allem den Beginn jedes Vortrags immer und immer wieder, bis ich ihn im Schlaf auswendig kann.
Ich vermeide auch langweilige Einleitungen und versuche, durch Fragen oder provokante Thesen das Interesse der Zuhörer zu wecken.
Wenn Referenten beginnen mit „Meine Damen und Herren, ich freue mich über die Gelegenheit, Ihnen die Studie über blablabla vorzustellen“ schalte ich schon ab.
Es ist immer gut, schon zu Beginn das Interesse der Zuhörer zu wecken, z.B. in dem man ein Problem schildert (für die Kollegen oder Patienten), welches man lösen könnte. So kann man ohne großes Drumherum einsteigen mit: „Stellen Sie sich vor, es gäbe eine Lösung für das Problem X! Im OP müssten wir uns nie wieder Sorgen machen wegen Y, denn durch Z wäre das gelöst! (Rhetorische Pause). Genau mit dieser Fragen haben sich x und y in ihrer Studie beschäftigt, die ich Ihnen heute mitgebracht habe!“ So ein Anfang garantiert, dass einem die Zuhörer an den Lippen hängen, denn es geht um etwas, was für sie als Zuhörer relevant ist!
Auch im weiteren Vortrag versuche ich mich immer auf die Bedürfnisse der Zuhörer zu konzentrieren. Denn der einzige, was Zuhörer in Vorträgen interessiert ist die Frage „und was hab ich davon?“. Alles andere langweilt sie nur.
Und dann hilft nur noch üben, üben und nochmals üben. Oft nehme ich mich selbst mit der Smartphone-Kamera auf. Sich selbst reden zu sehen ist nicht gerade angenehm, aber es hilft!
Am Anfang habe ich auch Freunde oder Familienmitglieder als Testpublikum gehabt, einfach um zu üben und Sicherheit zu gewinnen.

3. Der Angst begegnen
Es hilft, etwas früher da zu sein und Smalltalk mit den ersten Zuhörern zu betreiben, bevor es losgeht. So hat man schon einige bekannte Gesichter im Publikum, auch wenn man alle schon kennt, so wie in der Klinik.
Oft wird geraten, sich jeweils einen „Ankerpunkt“ zu suchen: Einer Kollegin oder einem Kollegen beim Reden in die Augen schauen, als rede man nur mit ihr oder ihm, statt mit einer kritischen Masse. Man darf aber nicht zu lange Blickkontakt halten, sonst schauen die Leute verschämt weg. Also immer wieder den Ankerpunkt wechseln, so fühlen sich die Leute auch direkt angesprochen.
Zu Beginn habe ich auch immer einen Kollegen gebeten, in der Diskussion die erste Frage zu stellen. Ich habe diese erste Frage mit ihm abgesprochen und: Oh Wunder! Auf die erste Frage hatte ich immer die perfekte Antwort und danach lief es immer ganz gut. Wenn die erste Frage kritisch ist, beflügelt das die Kritiker. Wenn die erste Frage wohlwollend ist, halten sie meist den Mund.

Und ganz wichtig: Jeden Erfolg feiern, und sei er noch so klein. Nicht nach dem Vortrag zur Tagesordnung übergehen, sondern am Abend feiern, dass man es wieder erfolgreich geschafft hat!
Es gibt einige richtig gute Bücher und auch Seminare zum Thema. Hilfreich fand ich auch, von den „Meistern“ zu lernen: Bei Youtube oder TED-Talk (www.ted.com) Vorträge anschauen und darauf achten, wie die guten Redner es machen.

Du siehst, ich hab irgendwann richtig Spass dran bekommen. Hoffe es geht Dir auch so!
Wünsch Dir viel Erfolg!

arbeiter79
01.03.2016, 17:34
Klar lernt man da was aber das wäre mir zu arbeitsintensiv, alle zwei Wochen Vorträge da hat man doch richtig zu tun.

klingelpütz
02.03.2016, 21:35
Alle zwei Wochen finde ich auch viel. Ansonsten habe ich bisher durch eigene Vorträge immer sehr viel gelernt uns auch die Atmosphäre nie als unangenehm empfunden.

Solara
02.03.2016, 21:41
Für ein aktuelles Paper braucht man jetzt doch keine Ewigkeit zum lesen - das soll ja keine PowerPoint Präsentation werden, sondern ein kurzes Vorstellen des Papers.

klingelpütz
02.03.2016, 21:51
Netter Nebeneffekt: man liest die Zeitschriften, die für viel Geld in der Ecke verschimmeln, auch wirklich mal :-blush

arbeiter79
04.03.2016, 05:22
15 min Vortrag können aber auch sehr lang werden..

So vorm Facharzt als Prüfungsvorbereitung fänd ich das nicht schlecht, wenns die Prüfungsthemen abdeckt, da kannst man selbst und auch die jungen Assistenten was lernen bzw wiederholen.