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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Work-Life-Balance Anästhesie oder andere Fachgebiete?



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Gildrion
02.03.2016, 11:05
Guten Tag zusammen,

wie der Titel schon sagt, würde mich interessieren, wie es insbesondere bei Anästhesisten um die Work-Life-Balance bestellt ist, da mich diese Fachrichtung sehr interessieren würde. Ich bin selbst noch im Studium, aber mir kommen dennoch erste Zweifel, ob ich dem späteren Arbeitsalltag gewachsen bin. Eine Fachrichtung mit einer durchschnittlichen 60h-Woche würde für mich ausfallen. Man will arbeiten, um zu leben und nicht umgekehrt (auch als Idealist, der seinen Beruf gerne macht, hat man ja noch eine Frau/Mann/Kinder zuhause, die man sehen möchte).
Man hört und liest ja doch eine Menge, allerdings wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Ich weiß, dass es auch einige Threads hierzu gibt, auch auf Anästhesie gemünzt, allerdings sind diese etliche Jahre alt. Will man den Medienberichten glauben schenken, ist die Situation ja schon seit über einem Jahrzehnt "im Wandel". Die einzige Verbesserung, die ich dabei allerdings entdecken kann, sind Kitas an Krankenhäusern. Gibt es noch weitere Lichtblicke, die die Arbeitsbedingungen für Ärzte in Zukunft verbessern sollen?

Was mir zunächst nicht so recht in den Kopf will: will man dem Klischee glauben, haben Anästhesisten ja eine geringe Arbeitsbelastung. Allerdings sind damit ja "nur" die regelmäßigen Arbeitszeiten gemeint. Wie genau gestaltet sich die Arbeitswoche denn tatsächlich, wenn man die Dienste noch mit einberechnet und gibt es hierfür irgendwelchen Ausgleich?

Z.B. habe ich schon gelesen, dass jemand eine ~40h/Woche hat und darüber hinaus noch 6-8 Dienste im Monat. Demnach kommt er ja dann auch auf eine deutlich höhere Stundenzahl pro Woche. Oder werden die Dienste mit der regulären Arbeitszeit verrechnet, sodass man dann meinetwegen einen 24h Dienst hat, demnach aber eben auch nur noch 2-3 zusätzliche Tage in der Woche arbeiten kommen muss? Oder kommen die Dienste einfach on top, sodass ich letztlich auch als Anästhesist mit einer angeblich guten Work-Life-Balance wieder auf meine 60h/Woche komme?

Ich mache mir derzeit wirklich viele Gedanken darüber, da ich bereits ein abgeschlossenes Studium habe und Medizin als 2. Studium begonnen habe und mir natürlich gerade bei Durststrecken im Studium immer mal wieder die Frage stelle, ob es den Aufwand wert ist.

Viele Grüße,

Gildrion

Kaas
02.03.2016, 11:30
Kleiner Tipp aus eigener Erfahrung: wenn es im Beruf UND im Privatleben scheiße läuft, ist die work-life-Balance auch wieder ausgeglichen!

Anne1970
02.03.2016, 11:35
Was hältst du von der Idee, 24 h am Tag zu leben? Arbeiten ist auch leben. Work-life-Balance ist ein Wort, das mir nicht so gefällt.
Natürlich ist nicht immer Sonnenschein. Natürlich gibts es mal Durststrecken, in denen in einer Abteilung mehr Arbeit anfällt ( Schwangerschaften, Krankheit, Personalwechsel, viele Anfänger), aber das ist vorübergehend und eine Besserung der Situation ist absehbar. Und klar lassen wir bei einem Notfall nicht pünktlich den "Hammer fallen".
Doch wenn ich an der Arbeit das Gefühl habe nicht mehr zu "leben", sollte ich was an der Situation ändern.
Am besten schon von Beginn an die Arbeitsstelle nicht nur nach dem Fach sondern nach den Arbeitsbedingungen (elektronische Zeiterfassung? Tarifvertrag? Personalschlüssel? Stimmung?) des jeweiligen Trägers, des Hauses, der Abteilung wählen.
Es gibt so einen Werbespruch, der mir ganz gut gefällt ( ich sag nicht wofür ;-) : If work is a pleasure, life is a joy.
Wünsche gute Entscheidungen.
Nebenbei: 60 -Stunden Wochen entsprechen nicht dem Arbeitszeitgesetz (weder D, noch Europa)
siehe auch
http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/arbzg/gesamt.pdf

Thunderstorm
02.03.2016, 12:56
Naja, bei meiner letzten Hospitation hieß es, neben dem normalen Dienst (Mo.-Fr. / 8-17 h / 45 Std.-Woche - mindestens...) kommt noch pro Woche 1 Dienst á 12 Std. am WE dazu - macht dann eine 57 Std. Woche. Und wenn ich meine Freunde an den Unikliniken anschaue, dann ist das noch wenig. Arbeitszeitgesetz hin oder her - es wird sowieso nicht eingehalten bzw. man benennt den Dienst dann halt in "Bereitschaftsdienst" oder "Rufbereitschaft" um und am Ende hat man dann plötzlich auch noch Minusstunden :-kotz
Und zumindest die meisten meiner Freunde sehen das ganz pragmatisch und wundern sich über so Querdenker wie mich, die diesen Wahnsinn eben nicht kommentarlos mitmachen wollen :-keks
Von daher kann ich den Gedankengang von "Gildrion" sehr gut nachvollziehen!
Man sollte sich seine Stelle daher wirklich sehr sorgfältig aussuchen!
Und jetzt zur eigentlichen Fragestellung: in meinem Anästhesie PJ Haus gab es kaum Überstunden und auch die Dienste haben sich sehr in Grenzen gehalten (1/Monat) - aber da war der Stellenschlüssel auch voll ausgeschöpft. Meine Freunde an der Uniklinik kommen in der Regel um kurz vor sieben und gehen meist auch erst Abends um sieben oder später und haben 12- u. 24 Std. - und davon mehrere pro Monat. Dass sie das nicht gerade gesünder macht, haben sie zwar inzwischen auch begriffen, aber da man gewisse Teilbereiche (wie z.B. Anästhesie in der Herz- u. Neurochirurgie, HNO, Auge) etc. anscheinend nur im Uniklinikum machen kann, bleiben sie und halten das Hamsterrad schön am laufen.

Lizard
02.03.2016, 15:16
Ich arbeite an einer Uniklinik in der Anästhesie (2.Jahr) und habe per Vertrag eine 42hWoche. In Wirklichkeit sind es etwa 46h.
Überstunden sind selten und man wird wenigstens immer gefragt ob man denn länger bleiben kann wenn mal ein Saal länger läuft als geplant.

Dienstmässig überschaubar : Zwei 12h Dienste am Wochenende/Monat und noch etwa 2 Dienste pro Monat unter Woche von 11:30 bis 07:30 Uhr.
Mir macht die Arbeit Spaß, meine Kollegen sind super, aber ich gehe auch gerne nach Hause :-D
Eine geringe Arbeitsbelastung haben wir hier sicherlich nicht, auch in den Diensten wird häufig "non-stop" gearbeitet.
Mir ist aber bewusst, dass ich vergleichsweise pünktlich nach Hause gehe und bin froh nach dem OP nicht noch ne StationAmbulanz bespaßen zu müssen.
Also Augen auf bei der Berufswahl.:-peng

Mano
02.03.2016, 17:07
Denke nicht, dass man das vom Fach abhängig machen kann, sonder glaube, dass die jeweilige Abteilung einen deutlich größeren Einfluss hat. Kenne Anästhesisten, die jenseits irgendwelcher Arbeitszeitgesetze jeden dritten Tag Dienst haben und sonst auch grundsätzlich nicht pünktlich die Klinik verlassen. Und andersherum Chirurgen und Internisten die eine eher moderate Dienstbelastung haben und ansonsten pünktlich um 16 Uhr das Haus verlassen.
Gibt zwar sicher ein paar generelle Häufungen (mehr Überstunden in Innere/ Chirurgie), mehr Dienste in kleinen Fächern, mehr Arbeit an Unikliniken - aber davon gibt es inzwischen auch genügend Ausnahmen, sofern man nicht örtlich gebunden ist.

Gildrion
02.03.2016, 20:58
Erst einmal vielen Dank für die Rückmeldungen! Das klingt ja so, dass hier die Tendenz selbst bei der Anästhesie doch eher Richtung 60h/Woche (mit Diensten) geht.


Doch wenn ich an der Arbeit das Gefühl habe nicht mehr zu "leben", sollte ich was an der Situation ändern.

Ich denke, dass man hier einfach am kürzeren Hebel sitzt, sonst sähen die Arbeitsbedingungen in Deutschland ja besser aus. Gerade als Berufseinsteiger und selbst nach der Facharztprüfung bezweifel ich, dass man da viel Spielraum hat oder gibt einem der Ärztemangel in der Realität tatsächlich eine Verhandlungsgrundlage? Könnte mir vorstellen, dass dort lediglich auf dem Papier Besserung gelobt wird, aber in der Praxis dann dennoch wieder die 60h/Woche bei herum kommt, oder?

Ich meine, würde mich der Berufszweig nicht wirklich sehr interessieren, hätte ich das Studium sicherlich nicht noch einmal begonnen, aber es ist nun mal mein Traumjob. Dass das Berufsleben (wie es schon im Namen steckt) Teil des Lebens ist, ist mir auch klar und die Kritik am Begriff "Work-Life-Balance" ist in der Hinsicht schon nachvollziehbar. Man hat ja auch schon vor dem Studium mitbekommen, dass Ärzte hier in D viel arbeiten müssen, aber ich kann oder will (?) nicht verstehen, dass es üblich ist, im Schnitt auf die 60h zu kommen. Ich habe selbst noch keine Kinder, sehe aber bei meinen Geschwistern selbst bei einer 50 Stunden-Woche, wie das manchmal an der Familie und den Nerven zerrt.

Gibt es denn Fachrichtungen (und ich meine jetzt nicht Forschung oder Labor etc.) bei denen man (inkl. Dienste) davon ausgehen kann, dass ich (abgesehen von Spitzenzeiten) unterhalb einer Arbeitsbelastung von 50h/Woche im Schnitt bleibe?

Sicher, der Einwand, dass dies vom Krankenhaus und der Abteilung abhängig ist, ist sehr gerechtfertigt, aber eventuell gibt es ja dennoch Fachrichtungen, die tendenziell zu meiner Vorstellung passen?

klingelpütz
02.03.2016, 21:27
Die Anästhesie ist wohl häufig wirklich relativ gut machbar im Sinne angemessener Arbeitszeiten und -belastung. Aber generell kann eine solche Aussage nie getätigt werden, da tatsächlich die abteilungsspezifischen Umstände letztendlich entscheidend sind.
Und noch eine Überlegung zur Wochenarbeitszeit: Die reine Stundenzahl ist nur bedingt aussagekräftig. Ich arbeite im klassischen 24h-Modell, von diesen Diensten habe ich meist so fünf im Monat und ich mache sie gerne, da ich danach einen kompletten Tag frei habe, den ich auch nach anstrengendem Dienst super nutzen kann. Ich weiß ja, das ich mich abends ins Bett legen und schlafen kann. Wenn ich bald für sechs Monate auf Intensiv rotiere, dann werde ich dort tatsächlich dank Schichtdienst nur 40h/ Woche arbeiten. Aber ich werde bis zu zehn Nachtdienste in mehrtägigen Blöcken haben, die mir mein Leben komplett zerschießen werden. Ein "freier" Tag nach einem solchen Nachtdienst muss zwingend schlafend verbracht werden, da abends direkt der nächste ansteht. Dazu wird der Tag-Nacht-Rhythmus alle paar Tage komplett umgekrempelt. Nee, dann lieber opt-out und 50h+ als das :-meinung

CYP21B
02.03.2016, 23:07
Kann die Aussage von Klingelpütz bestätigen. Finde einen Arbeitsmodus mit normaler Tagesarbeitszeit plus 24h Dienste wesentlich angenehmer und vor allem sozialverträglicher als ein wie auch immer geartetes Schichtsystem. Bei mir ist es im Moment in der Notaufnahme auch so dass ich Überstunden z.B. durch Wochenendarbeit ausgleichsfrei bekomme und werktags ein Früh-/Spätdienstsystem besteht. Gefühlt habe ich aber nicht mehr Zeit als beim normalen Arbeiten plus ca. x24h Dienste da für mich Tage an denen ich nicht Frühdienst habe so zerschossen sind das ich nicht viel von habe. Und das sind leider wesentlich mehr als 5 Diensttage. Wirklich viel mehr mit den überstundenfrei Tagen anfangen als an den dienstfrei Tagen kann man auch nicht da die meist ziemlich willkürlich gelegt werden und auch bei Personalknappheit auch schnell kurzfristig wieder gecancelt sind. Vom finanziellen mal ganz zu schweigen!

aton_01
03.03.2016, 08:18
Es kommt sicher auf das Haus, Abteilung und Fach an. Ich habe den Facharzt für Anästhesie gemacht und habe da schon Erfahrungen bei 5 Arbeitgebern machen dürfen. In der Anästhesie kommt man halbwegs pünktlich nach Hause. Die Dienste sind meiner Meinung nach sehr belastend. Denn wird ein Anästhesist in der Nacht angerufen, ist die Arbeit in er Regel nicht schnell erledigt (z.B. Ja ich komme vorbei und schreibe Herrn xxy etwas zum Schlafen auf). Das schnellste was geht ist PDK legen ca.45min. Aufgrund der Personalsituatiion ist der Bereitschaftsdienst in der Regel für alle OP-Säle und Kreissaal zuständig. In kleinen Häusern zusätzlich noch die Intensivstation. Mit anderen Worten. Irgendjemand ruft immer an. Man sollte mit Bereitschaftsdiensten von 4-5 im Monat rechnen. Bei Personalmangel eher mit 6-8. Dazu kommen noch ggf. andere Denste wie ein verlängerter Frühdienst bzw. Spätdienst, bei dem man einfach länger bleibt, um Kollegen pünktlich nach Hause schicken zu können. So werden die Tage, bei denen man pünktlich um 16:00Uhr Feierabend hätte so ziemlich ausgedünnt. Mein Tip: Lerne etwas bei dem du dich später niederlassen kannst. Das kann ggf. ein Rettungsanker sein.

SuperSonic
03.03.2016, 08:49
Ich denke, dass man hier einfach am kürzeren Hebel sitzt, sonst sähen die Arbeitsbedingungen in Deutschland ja besser aus. Gerade als Berufseinsteiger und selbst nach der Facharztprüfung bezweifel ich, dass man da viel Spielraum hat oder gibt einem der Ärztemangel in der Realität tatsächlich eine Verhandlungsgrundlage? Könnte mir vorstellen, dass dort lediglich auf dem Papier Besserung gelobt wird, aber in der Praxis dann dennoch wieder die 60h/Woche bei herum kommt, oder?
Wir "Querdenker" sitzen nur deshalb am kürzeren Hebel, weil die meisten Kollegen drauf getrimmt sind, immer schön zu huschen und zu allem "ja" zu sagen.

Besserung wird nicht mal auf Papier, sondern allenfalls mündlich vom Chefarzt gelobt. Die Verwaltung schert sich keinen Deut, wenn sich die Mitarbeiter kaputtarbeiten.

Und was haben wir unterm Strich davon? Einen kaum zu durchbrechenden Teufelskreis: schlechte Arbeitsbedingungen mit geringer Aussicht auf Besserung --> Auswanderung --> verstärkter Ärztemangel --> ausländische Kollegen, die niemals aufmucken würden --> Verschlechterung der Arbeitsbedingungen --> Auswanderung --> ....

CYP21B
03.03.2016, 09:20
Es scheint ja politisch gewollt zu sein dass es so läuft wie im Teufelskreis beschrieben. Es gäbe ja dir Möglichkeit das zu ändern.

Mit dem Hebel ist aber auch so eine Sache. Wenn man zu offensiv Querdenker ist kann es, leider immernoch, sein dass man in der Ausbildung ausgebremst wird. Und wenn man als angehender Chirurg nicht mehr in den Op kommt oder nur Haken hält bleibt einem nur ein Stellenwechsel. Allzuoft kann man das wiederum nicht machen. Wird in der Inneren mit den Funktionen sicher nicht anders sein.
Damit kommt der Wahl der ersten Stelle eine immense Bedeutung zu da man damit wichtige Weichen stellt wenn man da nach Möglichkeit gute Bedingungen erwischt.

tragezwerg
03.03.2016, 09:31
Das mit der Work-Life-Balance ist tatsächlich sehr von der einzelnen Abteilung abhängig...für Anästhesie gilt das ebenso wie für andere Fächer. Mein Eindruck ist allerdings, dass altertümliche Praktiken wie das Nicht-Aufschreiben von Überstunden in der Anästhesie seltener sind als z.B. in chirurgischen Fächern.
Ich habe an einem kleineren Haus und an einem Maximalversorger in der Anästhesie gearbeitet. Am kleinen Haus fielen im normalen Tagesgeschäft selten Überstunden an, dafür waren 5-7 24h-Dienste im Monat normal (nach denen musste man aber selten Schlaf nachholen und konnte den freien Tag danach gut nutzen). Der Arbeitsalltag war allerdings sehr stark getaktet und der Zeitdruck (Zeit ist Geld) enorm.
Am Maximalversorger gibt's Schichtdienst im OP sowie geplante Überstunden (dadurch fairere Verteilung der Überstunden auf alle Schultern), die größtenteils in Freizeitausgleich münden. Im OP ist es eher entspannt, da weniger Kostendruck und daher wenig Taktung. Auf lange Sicht finde ich den ständigen Wechsel von gefühlt tausend teils abartigen Schichtsystemen aber sehr belastend.

Das ist aber alles auch Geschmackssache. Wenn ich meine Arbeitsbelastung mit z.B. den Chirurgen am Maximalversorger vergleiche, geht es mir sehr gut. Und in meiner Abteilung wird das Arbeitszeitgesetz größtenteils eingehalten.
Bin insgesamt zufrieden.

ehemaliger User_13032016-1
03.03.2016, 12:07
Ich kann alleine sagen, dass es im Ausland anders zugeht. In Holland kann man zum Bsp. ohne Probleme vier Tage in der Woche arbeiten. Das tun die Meisten und ist überhaupt kein Problem. In Deutschland wohl undenkbar. Glaube nicht, dass sich dies in Deutschland je durchsetzen wird.

tragezwerg
03.03.2016, 12:11
Ich kann alleine sagen, dass es im Ausland anders zugeht. In Holland kann man zum Bsp. ohne Probleme vier Tage in der Woche arbeiten. Das tun die Meisten und ist überhaupt kein Problem. In Deutschland wohl undenkbar. Glaube nicht, dass sich dies in Deutschland je durchsetzen wird.

Meine Facharzt-Kollegen arbeiten eigentlich alle nur 80%. Ist auch kein Problem. Das setzt sich denke ich tatsächlich langsam durch!

LasseReinböng
03.03.2016, 12:35
Anästhesie bietet tendenziell ganz gute Chancen für gute Arbeitsbedingungen im Krankenhaus. Im OP hatte ich so gut wie nie Überstunden, ca. 4 Dienste unter der Woche und einen langen ( 24h) Dienst am WE im Monat. Die Dienste waren immer busy, trotzdem konnte man den nächsten Tag noch irgendwie nutzen. Wenn ich das mit den Arbeitsbedingungen der chirurgischen oder internistischen Kollegen im Haus vergleiche, absolut paradiesisch.
Im OP herrscht zwar auch Zeitdruck und es wird viel genörgelt unter den Kollegen, aber mit der Arbeitsbelastung wie z.B. in der Inneren ist es m.E. überhaupt nicht vergleichbar. Selbst an großen Unikliniken sehen die Bedingungen in der Anästhesie noch ganz gut aus.
Allerdings sollte man sich darüber im Klaren sein, daß die Dienstbelastung mit zunehmender Erfahrung in der Anästhesie häufig steigt...

Intensiv hingegen ist eine ganz andere Welt, durch das Schichtsystem mit regelmäßigen Überstunden und geplanten Extraschichten on top wegen Personalmangel macht man außer Arbeiten und Schlafen bei uns nichts anderes. Sozialleben = 0, der ständige Wechsel der Schichten macht mit der Zeit dtl. zu schaffen.

Gildrion
03.03.2016, 15:53
zwischendurch schonmal vielen Dank für die ganzen Meldungen! 24h Dienste fände ich prinzipiell auch gar nicht so verkehrt im Vergleich zu wechselnden Tages/Nachtschichten. Selbst wenn man dadurch auf mehr Stunden kommt, ist es auf Dauer vermutlich erträglicher. Ich hab nur schon (so blöd das vielleicht klingt) im Pflegepraktikum gemerkt, wie bescheiden es ist, 12 Tage am Stück arbeiten zu gehen. Meine 2 Tage Erholungszeit brauche ich einfach. Ein hohes Arbeitsaufkommen kann immer mal vorkommen. Hatte selbst in der Forschung damals teilweise 13 Stunden Tage.

Da finde ich das System in ehm Schweden (?) ganz gut, wo man alle 9 Wochen 1 Woche frei bekommt, sodass man im Jahresdurchschnitt auf 44h/Woche kommt.

Über Holland hatte ich tatsächlich schon nachgedacht, weil ich direkt an der Grenze wohne und mein vorheriges Studium in Holland abgeschlossen hatte. Wie sehen die Arbeitsbedingungen dort denn aus (abgesehen von der 4-Tage-Woche)?

Es wurde auch noch die 80%-Stelle angesprochen: Wie realistisch ist es denn, als Assistenzarzt/respektive später auf Teilzeit angestellt zu werden?

Viele von euch denken vermutlich, dass ich mir nicht so viele Gedanken machen soll, aber mich beschäftigt das derzeit sehr :-)

EKT
03.03.2016, 18:08
Es wurde auch noch die 80%-Stelle angesprochen: Wie realistisch ist es denn, später auf Teilzeit angestellt zu werden?

Sehr realistisch. Wenn man`s geschickt anstellt, sogar für 100% des Gehalts.

klingelpütz
03.03.2016, 19:26
Viele von euch denken vermutlich, dass ich mir nicht so viele Gedanken machen soll, aber mich beschäftigt das derzeit sehr :-)

Doch, warum nicht? Es ist sicherlich nicht doof, sich Gedanken darüber zu machen, wie man sich seine Berufstätigkeit vorstellt, und wenn es "nur" der zeitliche Aspekt ist. Vieles muss man auf sich zukommen lassen, aber es nützt keinem was, erst nach zehn "wenn ich das nur vorher gewusst hätte" zu bemerken.

ehemaliger User_13032016-1
04.03.2016, 09:06
Über Holland hatte ich tatsächlich schon nachgedacht, weil ich direkt an der Grenze wohne und mein vorheriges Studium in Holland abgeschlossen hatte. Wie sehen die Arbeitsbedingungen dort denn aus (abgesehen von der 4-Tage-Woche)?


An sich ist es kein Problem, um in Holland vier Tage in der Woche zu arbeiten. Auch in Flandern, wo ich meine FA-Ausbildung absolviert habe, ging dies. Die Weiterbildung hat sich selbst nicht verländert. Allerdings habe ich mich seit Jahren vom klinischen Sektor entfernt. Es kann in einem KRankenhaus also anders sein. Frag einmal bei Kaas (zweite post) nach. Er arbeitet anscheinen in Maastricht. Dann sollte er mehr zur Anerkennung wissen. Anders einmal auf der KNMG - Homepage nachsehen.

Was ich an Holland sehr schätze, ist, dass die Hierarchien viel flacher sind. Man muss die Chefitäten nicht anbeten. Und sie helfen einem auch. In Deutschland habe ich sogar einmal zu hören bekommen, dass ich meine Kunstfehler alleine machen sollte. Solch eine Aussage wäre meiner Ansicht nach in Holland unmöglich.