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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bereitschaftsdienste / Notaufnahme / maximale Anzahl



anignu
09.03.2016, 22:34
Hallo,

ums kurz zu machen: bei uns ist die personelle Situation ungefähr so top, dass wir so viele Dienste machen "dürfen", dass wir faktisch mehr Tage pro Monat in der Notaufnahme bzw. Hausdienst (Dienst ist bei uns OP-Hakenhalter + Notaufnahme + Hausdienst in einem) verbringen als in der jeweiligen Fachabteilung. Das sorgt selbstverständlich für unglaubliche Glücksgefühle, wenn man drei Wochenenden durcharbeitet und sich dann von den eigenen Kollegen anhören darf man wäre ja nie da... also z.B. von den Oberärzten die nur 1 Wochenende Dienst haben... letztlich stimmt es ja: man ist "nie" in der eigenen Fachabteilung weil man Dienst, Dienst, Dienst und noch mal Dienst macht. Aber ist das normal?

Auf jeden Fall frag ich mich grad: gibts bei Bereitschaftsdiensten eine Obergrenze? Gibts eine Pflichtuntergrenze für die eigene Fachabteilung? Hab ich überhaupt ein Recht was in meinem Fach zu lernen? Und hab ich da einen Rechtsanspruch? Muss sich die Klinik organisatorisch drum kümmern mir was beizubringen?

Bin auf Antworten gespannt.

John Silver
10.03.2016, 06:27
Selbstverständlich gibt es für Dienste eine Obergrenze, nennt sich "Arbeitszeit" :) Wieviele Dienste pro Monat zulässig sind, hängt vom Dienstsystem und von der wöchentlichen durchschnittlichen Höchstarbeitszeit ab.

WackenDoc
10.03.2016, 15:21
Wenn die Klinik die Lehre nicht mehr gewährleisten kann, kann auch ratz fatz die Weiterbildungsermächtigung futsch sein.

Wer macht eigentlich bei euch die Fachabteilung, wenn ihr ständig Dienste macht.

anignu
10.03.2016, 21:51
Station? Entweder wir wenn wir da sind, oder ein Gastarzt, oder ein Oberarzt, oder wir dann nach dem OP...

Obergrenze "Arbeitszeit": ist kein Problem. Wenn wir Dienst haben haben wir von Nachmittag bis nächsten Morgen. Dann geht man heim. In der Nacht hat man Bereitschaftsdienst, so dass das auch alles rechtens ist und hat letztlich an den beiden Tagen zusammen 16h so dass man weder plus noch minus macht aber einfach zwei Tage nicht in seiner Abteilung ist.

Überstunden müssen wir ja offiziell abfeiern. Das bekommen wir alle paar Monate schriftlich dass wir verpflichtet sind die Überstunden abzufeiern. Also macht die Klinik da auch keinen Fehler.

Weiterbildungsermächtigung ist halt schwierig. Will ich meinen Chef bei der Landesärztekammer anschwärzen dass er keine ausreichende Weiterbildung machen kann? Also dass ich bei ihm zwar lerne aber seine Weiterbildungsbefugnis anzweifle? Da schneid ich mir ja nur ins eigene Fleisch.

Mano
11.03.2016, 13:29
Welche Fachabteilung denn? Welches Weiterbildungsjahr?
Grundsätzlich lernst du ja auch in der Notaufnahme bzw. im OP etwas, was dich fachlich weiter bringt - u.U. ja sogar deutlich mehr, als wenn du auf Station bist...
Seid ihr denn unterbesetzt, d.h. habt freie Stellen die nur aktuell nicht besetzt werden können oder ist das ein geplanter Dauerzustand?

CYP21B
12.03.2016, 00:21
Sicherlich lernt man im Dienst auch etwas. Je nachdem wie das aber strukturiert kommen unterschiedliche Dinge bei rum. Bei uns ist es z.B. so dass man damit zwei reguläre OP-Tage nicht in den OP kommt da man am Dienst-Tag nicht im Regelprogramm dabei ist und im Dienstfrei dann auch nicht. Im Dienst selbst kommt man wenn man Glück hat zwar schon zu eigenen OPs, allerdings gibt es eben OPs die häufig im Dienst laufen und OPs die quasi nur im Tagesprogramm laufen.

anignu
12.03.2016, 12:52
Ich bin weder in der Viszeral- noch Unfallchirurgie. In der Notaufnahme am Wochenende und Nachts bin ich mit meinen knapp fünf Jahren Erfahrung "der Große". Wir sind zwei Chirurgen, einer ohne Common Trunc und ich, und ich soll quasi dem anderen was beibringen... Und wenn es was zu operieren gibt, dann kommt der Hintergrund rein und geht mit "dem Kleinen" in den OP. Ich muss draußen bleiben, denn irgendwer muss ja im Notfall den Schockraum annehmen und die Notaufnahme besetzen. Und der der draußen bleiben darf freut sich dann dass er gleichzeitig für die chirurgischen Stationen im Haus, das Reatelefon, die Notaufnahme und die komplett bescheuerten chirurgischen Konsile der Internisten zuständig ist. Die internistischen Oberärzte verlangen von ihren Assistenten quasi immer chirurgische Konsile wenns nur annähernd in eine chirurgische Richtung gehen könnte. Zum Glück hab ich mich mit den meisten Assistenten auf einen sehr kurzen Dienstweg und reduzierte Dokumentation geeinigt so dass sie ihre Pflicht erfüllt haben und ich wenig Arbeit hab. Aber Spaß machts trotzdem nicht.

Von wem lern ich denn was? Von mir. Wenn ich selbst nachlesen würde. Oder vom Anschiss am nächsten Morgen in der unfallchirurgischen Frühbesprechung, wenn ich mal wieder irgendwas nicht gemacht hab was die sich unbedingt eingebildet haben. Fehlendes Röntgenbild bei D13 obwohl nullkommanull Frakturverdacht besteht. Und klar: ich kann auch nachts den unfallchirurgischen Hintergrund anrufen. Mach ich auch manchmal. Wenn er zum Operieren reinkommen soll. Die "Kleinen" die noch als Chirurgen im Haus sind haben einfach mal null Ahnung. Wie auch. Meist frisch von der Uni.

Mei, was heißt geplanter Dauerzustand: wir wissen ja nicht mal wieviele Stellen wir so haben. Und dann gibts irgendwann mal wieder einen zusätzlichen Oberarzt und damit einen Assistenzarzt weniger und zwei sind aktuell eher dauerkrank und eine ist schwanger und drei haben grad gekündigt und die Stellen werden schon nachbesetzt aber 2 erst im Juni und für die dritte gibts noch nicht mal eine Bewerbung etc... Außerdem sind wir laut Vorstand eh zu viele Ärzte und die Zahlen sind so schlecht, aber das Haus gleichzeitig überbelegt so dass in 4-Bettzimmer noch ein 5. Bett eingeschoben werden muss... Traurig das alles.

BadGateway502
14.03.2016, 12:48
Schwierig, aber für mich klingt das Ganze nach einem Dauerzustand. Meiner Erfahrung nach lernt man während den Diensten eher praktische Dinge, sozusagen "nice to know". Zudem ist es immer wieder eine Frage des Zufalls welche Eingriffe im Dienst man durchführen kann. Lässt sich halt nicht vorhersagen welche Notfälle so auftauchen werden. Meistens sind die OA (Operateure) selbst müde und haben da kein bock nachts oder morgens im Dienst noch ein "bedside-teaching" zu veranstalten. Man kennt es ja selbst und da ist die Aufnahmekapazität, geschweige denn die notwendige Konzentration nach einem anstrengenden Tag nur noch auf das NOTwendigste reduziert.
Strukturiertes lernen beinhaltet ein Stück weit vorausschauend denken und planen, so dass Assistenten für die diversen Operationen vernünftig vorbereitet werden . Was ist für die Ausbildung bei Operation X oder Y wichtig ? Welche Lektüre sollte man vorher zum Lesen auswählen? Nochmal Anatomie und OP-Techniken vorher durchlesen...Knoten und Nahttechniken üben, usw...
V.a. bei den elektiven Eingriffen kann man viel mitnehmen und lernen, hier muss der zuständige CA oder OA sich drum kümmern, dass die OP-Einteilung fair aufgeteilt wird. Auf die elektiven OPs kann man sich sehr gut vorbereiten und zudem kann man diese besser steuern .

Aber ohne Steuermann kann man sich alles gesagte sparen - das wird einfach nix!

Ich habe solche und solche Chefärzte erlebt. Mal richtig gut organisiert (Rotationspläne für Stationen, Ambulanzen, Intensivstation und Operationen durchgeplant bis ins letzte Detail) . Mal richtig schlecht bzw. gar nicht organisiert.

In deinem konkreten Fall vermute ich ein (nicht mehr zu entwirrendes) Geflecht von Problemen die du als Assistenzarzt nicht lösen kannst. Nebenbei gesagt sollte es auch nicht deine Aufgabe sein. Schließlich gibt es dafür ja die OÄ und CÄ.
Ich an deiner Stelle würde die Klinik verlassen.