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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : L-Thyroxin bei Hyperthyreose?



DocEmmetBrown
13.03.2016, 14:53
In meinem klinischen Alltag komme ich gar nicht so häufig mit Schilddrüsenerkrankungen in Kontakt. Letztens fiel mir mal ein Befund eines Nuklearmediziner mit SD-Sprechstunde in die Hände, der bei einer Thyroidpathie mit hypERthyreoten Stoffwechsellage trotzdem L-Thyroxin gab, mit der Erklärung, dass dadurch eine Euthyreose erreicht würde. Kann mir nochmal kurz jemand den pathophysiologischen Hintergrund dieser Maßnahme und Indikationen erklären?

Stephan0815
13.03.2016, 15:34
Das L-Thyroxin soll durch die negative Rückkopplung die Ausschüttung von TSH in der Hypophyse verringern. Dadurch wird die Schilddrüse weniger stark stimuliert und schüttet weniger T3/T4 aus.

Evil
13.03.2016, 15:43
L-Thyroxin-Gabe zusätzlich zu einer manifesten Hyperthyreose? Kann ich mir nicht vorstellen.
Wenn der Rückkopplungsmechanismus funktionieren würde, wäre es ja höchstens eine latente Hyperthyreose.

Sicher, daß der Patient nicht gleichzeitig noch ein Thyreostatikum (z.B. Thiamazol) bekommen hat? Es gibt Fälle, wo die Einstellung so schwierig ist, daß eine kombinierte Gabe erforderlich ist.
Oder bei Z. n. Schilddrüsen-Ca strebt man eine latente Hyperthyreose an, um Rezidive zu vermeiden, dann ist aber von der Schilddrüse selber kein Gewebe mehr übrig.

Moorhühnchen
13.03.2016, 16:57
Ich hatte neulich auch einen Patienten zur Thyreoidektomie bei M. Basedow in der Prämed mit Thiamazol und L-Thyroxin. Pat. sprach nur russisch und ich hab erstmal blöd geguckt, weil mir die Kombi natürlich so gar nicht geläufig war und ich es nach 7 Jahren auch zum ersten Mal so gesehen habe... :-)

DocEmmetBrown
13.03.2016, 18:56
Was ist der Hintergrund der Kombination? Ausgleich einer zu starken Carbimazol-Wirkung?

WhiteMountains
13.03.2016, 19:14
so wurde es mir zumindest erklärt, dass es sein könnte, dass iwann noch lt dazu gegeben werden müsste um eine unterfunktion zu vermeiden.
carbimazol/thiamazol/ptu soll ja ein jahr genommen werden.
allerdings schein ich nicht zu den kandidaten zu gehören - ich komm mit ach und krach in die normwerte. oder fast zumindest.

Evil
13.03.2016, 19:19
Was ist der Hintergrund der Kombination? Ausgleich einer zu starken Carbimazol-Wirkung?
So in etwa. Ein Problem bei Carbimazol/Thiamazol ist u.a. die lange Wirkdauer, da machen sich Dosisänderungen teilweise erst nach Wochen bemerkbar.

CYP21B
19.03.2016, 09:43
In meiner Endokrinofamulatur gabs das auch, die Erklärung weiß ich aber nicht mehr, ist leider schon 6 Jahre her.

bipolarbär
19.03.2016, 12:39
Falls Struma das Ausgangsproblem war: Thyreostatika wirken über TSH-Erhöhung zusätzlich strumigen, LT4 hemmt dann diese Gegenregulation und damit weiteres Schilddrüsenwachstum. Und wie schon geschrieben, die Gabe verhindert bei schwieriger Dosisfindung die Hypothyreose.