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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : 80% in Apotheke - Warum?



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Slumdog_Skillionaire
19.03.2016, 19:18
Hallo,

(vorab will ich mich entschuldigen, falls bereits ein Thread mit demselben Thema existiert.)

Ich werde dieses Jahr mein Abitur abschließen und interessiere mich für das Pharmazie-Studium.
Wie schon dem Titel zu entnehmen, wundert mich das Zustandekommen dieser doch relativ eindeutigen Zahl
( ca 80%). Eindeutig in dem Sinne, dass ich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nach Abschluss des Studiums in einer Offizin arbeiten würde.
Ich möchte hier keinesfalls den Apotheker-Berufs schlecht reden, ich persönlich könnte mir diesen aber nicht interessant genug vorstellen, weil er zu sehr in Richtung Betriebswirtschaft bzw. zu wenig in Richtung wissenschaftliches Arbeiten geht.
Laut einer Umfrage ( auf www.apotheke-adhoc.de) wollen noch nicht mal 50% diesen Weg einschlagen, dennoch tut es der Großteil der Studenten.
Ich habe dieselbe Frage schonmal in einem anderen Forum gestellt (Studis online), dort wurde mir gesagt, dass Industrie anstrengend und Forschung undankbar sei. Abgesehen davon würde man durch das Pharmazie-Studium so oder so zum Arbeiten in der Apotheke ausgebildet/vorbereitet.

Ich hoffe nun, in diesem Forum etwas hoffnungsvollere Antworten zu bekommen.
Werde ich nach dem Studium wohl oder übel akzeptieren müssen, in der Offizin zu arbeiten?
Wie stehen meine Chancen, doch in Richtung Industrie oder Forschung zu gehen?
Ist es nur ein naiver Traum eines Schülers, später mal an der Erforschung von neuen Heilmittel mitzuarbeiten?

Mit freundlichen Grüßen,
Slumdog_Skillionaire

janis02
19.03.2016, 21:10
Hey slumdog, das ist eine interessante Frage, die nicht nur du dir als Schüler stellst, sondern auch ich als Student im 6. Semester. Denn ganz so zufrieden wäre ich in der Offizin auch nicht. Ich denke, dass man auch wirklich gut sein muss (also am Ende gute Noten und ein paar gute Kontakte), um dann an der Uni oder in der Industrie zu bleiben. Es kann aber sein, dass es einigen in der Industrie zu stressig und anstrengend wird. Mein Prof, der vorher auch in der Industrie gearbeitet hat, sagte uns in der Chemie Vorlesung, dass er die Arbeitsbedingungen in der Industrie nicht mochte, weshalb er dann lieber etwas weniger verdient.
Ich denke aber, dass du dran bleiben solltest. Die meisten, die in der Forschung sind oder in der Industrie landen gehören dann zu "den Besten" im Jahrgang. Der gute Abschluss erhöht natürlich die Chancen, irgendwo in diesem Bereich zu arbeiten. :-)

Tamii
20.03.2016, 11:53
Manchmal ist es aber auch so, dass man sich anfangs vorstellt, in die Forschung zu gehen oder doch in nem Unternehmen zu arbeiten, aber wenn man das mal in der Praxis sieht (Praktikum in nem Pharmaunternehmen oder Hiwi in der Uni) , ist es dann doch nicht das, was man sich vorgestellt hat.

Phosphorsalzperle
04.04.2016, 15:15
Hallo,


Werde ich nach dem Studium wohl oder übel akzeptieren müssen, in der Offizin zu arbeiten?
Wie stehen meine Chancen, doch in Richtung Industrie oder Forschung zu gehen?
Ist es nur ein naiver Traum eines Schülers, später mal an der Erforschung von neuen Heilmittel mitzuarbeiten?


Hallöchen,
dein Post ist zwar schon etwas älter, aber vielleicht ist es trotzdem noch interessant ;-)

Ich war letzten auf einem Vortrag der Apothekerkammer NRW und da ging es um die berufliche Zukunft der Pharmazeuten.
Es wurde ausdrücklich gesagt, dass der Weg in die Apotheke nur noch einer von vielen ist und das zunehmend die Richtung in die Pharmaindustrie eingeschlagen wird. Aber damit sind auch noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Auch die Krankenhauspharmazie wird immer interessanter, weil allmählich Konsens darüber herrscht, dass es sinnvoll ist den Apotheker in ein interdisziplinäres Team einzubinden.
Wer es lieber offizieller mag hat gute Chancen auch bei Behörden etwa in der AM-Überwachung tätig zu werden. Natürlich ist auch die Forschung immer ein Weg. Dafür muss du natürlich vorher noch eine Promotion hinlegen.
Die Möglichkeiten neben der Apotheke bestehen definitiv. Wenn dich das Studium also immer noch interessiert, triffst du eine gute Entscheidung für eine bunte Arbeitswelt.

Tamii
10.04.2016, 22:19
Hallöchen,
dein Post ist zwar schon etwas älter, aber vielleicht ist es trotzdem noch interessant ;-)

Ich war letzten auf einem Vortrag der Apothekerkammer NRW und da ging es um die berufliche Zukunft der Pharmazeuten.
Es wurde ausdrücklich gesagt, dass der Weg in die Apotheke nur noch einer von vielen ist und das zunehmend die Richtung in die Pharmaindustrie eingeschlagen wird. Aber damit sind auch noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Auch die Krankenhauspharmazie wird immer interessanter, weil allmählich Konsens darüber herrscht, dass es sinnvoll ist den Apotheker in ein interdisziplinäres Team einzubinden.
Wer es lieber offizieller mag hat gute Chancen auch bei Behörden etwa in der AM-Überwachung tätig zu werden. Natürlich ist auch die Forschung immer ein Weg. Dafür muss du natürlich vorher noch eine Promotion hinlegen.
Die Möglichkeiten neben der Apotheke bestehen definitiv. Wenn dich das Studium also immer noch interessiert, triffst du eine gute Entscheidung für eine bunte Arbeitswelt.


ich finde auch, dass unser Studium so gestaltet ist, dass danach viele Türen offen stehen. Also erstmal anfangen und danach oder währenddessen schauen, wohin es sonst noch gehen kann außer Offizin. :) Das war auch der Grund, weshalb ich mich für Pharmazie entschieden habe.

Hanno04
11.04.2016, 15:21
ich hätte auch bock in der Pathologie zu arbeiten. habe gehört, dass dort auch manchmal Pharmazeuten gebraucht werden. ich bin wirklich genannte, ob sich die oft beschwörte Vielfalt nach dem Studium auch wirklich so gestaltet.
dauert bei mir zum glück noch ein paar Semester.

Slumdog_Skillionaire
14.04.2016, 20:15
Also das klingt auf jeden Fall schonmal nicht schlecht, dass es auch andere Möglichkeiten gibt. Problem ist nur, dass mir wohl vorerst keiner vesichern kann in welche Richtung sich der Beruf entwickeln wird. Und ich will kein Studiun beginnen wenn ich um die Zeit danach nur spekulieren kann.

StuartProwerFaktor
15.04.2016, 11:20
Ich weiß nicht, ob die 80% auf heutige Absolventen noch aktuell sind, aber ich denke ich kann dir erklären woher die Zahl kommt:

Pharmazeuten(innen) setzten sich zu ca. 70-80% aus Frauen zusammen. Mit 18 ist Familienplanung jetzt wohl noch nicht so die große Sache, dies sieht mit 25-30 aber durchaus anders aus. Fakt ist auch heute noch, dass es nur wenige Berufe gibt, die besser mit Familie zu vereinbaren sind, als der des Apothekers. Weiterhin ist Apotheke halt ein guter Kompromiss-Job, für diejenigen, die dann doch keine Lust haben sich durch die Untiefen von Industrie und Forschung zu wühlen.

Es liegt meines Erachtens aber nicht daran, dass die Leute gegen ihren Willen in der Apotheke gestrandet sind. Wer unbedingt forschen will oder unbedingt in die Industrie will (und jetzt nicht zu doof ist), der schafft das auch. Ein Überflieger (eigene Erfahrung) musst du für diesen Weg sicher nicht sein, durchschnittliche Intelligenz ist ausreichend.
Apotheken-spezifisch ist das Studium aber sicher nicht, du beschäftigst dich im Studium zu 60% mit Inhalten, die für die Apotheke keine reale Relevanz haben. Im Grunde verhält es sich mit Forschung auch so, wirklich forschungsvorbereitend ist das Studium nicht - dafür sind die Inhalte einfach zu oberflächlich und veraltet. Du wirst halt generalistisch in den Grundlagen ausgebildet und kannst dich dann hinterher entsprechend vertiefen.

Hanno04
15.04.2016, 11:21
dass mir wohl vorerst keiner vesichern kann in welche Richtung sich der Beruf entwickeln wird. Und ich will kein Studiun beginnen wenn ich um die Zeit danach nur spekulieren kann.

besteht das Problem denn nicht bei jeder ausbildung/ jedem Sstudium? ist es daher nicht erstmal der richtige weg, das zu machen, wo man jetzt gerade lust nach verspührt? meiner Meinung nach sollte man sich nicht zu sehr von den Unsicherheiten der Zukunft plagen lassen und sich den kopf zerbrechen, das hilft dir doch im grunde für deine jetzigen Entscheidungen gar nicht weiter

Slumdog_Skillionaire
15.04.2016, 12:18
besteht das Problem denn nicht bei jeder ausbildung/ jedem Sstudium? ist es daher nicht erstmal der richtige weg, das zu machen, wo man jetzt gerade lust nach verspührt? meiner Meinung nach sollte man sich nicht zu sehr von den Unsicherheiten der Zukunft plagen lassen und sich den kopf zerbrechen, das hilft dir doch im grunde für deine jetzigen Entscheidungen gar nicht weiter

Ich glaube Medizinstudenten z.b. brauchen sich über ihr Berufsleben weniger Gedanken zu machen.
Aber natürlich sollte ich mich wie du sagst eher danach richten, was mich wirklich interessiert. Ich will nur mit größter Sorgfalt überlegen welches Studium am geeignetsten wäre, das Berufsleben macht immerhin einen weitaus größeren Lebensabschnitt aus als das Studieren.

Minoo
15.04.2016, 12:31
Moinsen,

die Chancen als Apothekerin in der Industrie zu arbeiten stehen wirklich gut. Man muss da aber auch nach Bereichen unterscheiden. Positionen im Development/Research sind relativ beliebt und nicht ganz einfach zu bekommen. Hingegen sind die klassischen Stellen wie in der Qualitätskontrolle oder der Validierung mit viel Erfolg zu finden.
Eine Promotion ist kein muss, um einen Jo zu finden, aber eine wichtige Voraussetzung, um in der Industrie Karriere zu machen.
Wenn du dir also die Arbeit in der Pharmaindustrie vorstellen kannst, dann führt dich ein Pharmaziestudium wohl deutlich eher an Ziel als ein Medizinstudium. Soll es unbedingt in Richtung Forschung gehen, musst du in der Pharmazie auf jeden Fall noch eine Promotion nachschieben. Die dauert einfach mal 4 Jahre und nicht wie in der Medizin 1.

StuartProwerFaktor
15.04.2016, 13:26
Ich rate ja immer eher fürs Medizinstudium, da (je nach Fachwahl) eine gute Mischung aus Lebens- und Arbeitsqualität besteht.

Den Horrorgeschichten von früher solltest du hier keine Aufmerksamkeit schenken, die Zeiten von 36h-Diensten sind weitestgehend vorbei, und wenn man fachlich flexibel ist, dann kann man meist schon pünktlich Feierabend machen bei gutem Gehalt.

Ich denke das "Schwert der Automatisierung" schwebt über der Pharmazie einfach wesentlich stärker als über der Medizin. Viele pharmazeutische Prozesse sind prinzipiell jetzt schon oder in naher Zukunft komplett oder teilautomatisierbar (Stichworte: 3D-Druck von Medikamenten, neulich erste FDA-Zulassung; in-Prozess-Qualitätskontrolle, Lagerautomaten, Versandhandel, für etwaige Dienstleistung hoch entwickelte und interaktive Software ...). Dies geht in der Medizin beispielsweise nicht so leicht, weil man das Gesamtpaket Mensch mit allen seinen Qualitäten (Tastsinn, Geruch, Sehen, Hören, Kommunikation, Erfahrung, Sensomotorik ...) momentan nicht künstlich nachbilden kann - Aspekte ja, aber nicht das Paket.

Aber: Da momentan eine massive Verrentungswelle stattfindet, bin ich sehr zuversichtlich, dass du mit einem gescheiten Studium (was Pharmazie ja ist) auch definitiv etwas bekommst.

MineBiene
17.04.2016, 16:03
Soll es unbedingt in Richtung Forschung gehen, musst du in der Pharmazie auf jeden Fall noch eine Promotion nachschieben. Die dauert einfach mal 4 Jahre und nicht wie in der Medizin 1.

Stimmt, man braucht wesentlich länger für die Promotion. Aber natürlich kommt es auch auf das Fach an, in welchem du promovierst. Ich habe mal mit meinem Pharmakologie Professor gesprochen, ob man bei ihm denn als Pharmazeut promovieren könne usw., da sagte er auch, dass es natürlich möglich sei, aber 2,5 Jahre sollte man da schon einplanen. In der Chemie brauchst du aber schon wesentlich länger, unsere Assistenten, die schon im ersten Semester da waren, sind jetzt auch noch dabei (und ich bin jetzt im letzten Semester).

Phosphorsalzperle
19.04.2016, 14:00
Ich denke das "Schwert der Automatisierung" schwebt über der Pharmazie einfach wesentlich stärker als über der Medizin. Viele pharmazeutische Prozesse sind prinzipiell jetzt schon oder in naher Zukunft komplett oder teilautomatisierbar (Stichworte: 3D-Druck von Medikamenten, neulich erste FDA-Zulassung; in-Prozess-Qualitätskontrolle, Lagerautomaten, Versandhandel, für etwaige Dienstleistung hoch entwickelte und interaktive Software ...)..

Natürlich ist jede Fertigungsbranche mehr von der Automatisierung betroffen als es die Medizin sei wird. Bin mir sicher, dass sich da noch sehr viele Prozesse verbessern, also automatisieren lasse. Das bedeutet aber für einen Apotheker, der Industrie arbeitet nicht unbedingt weniger Arbeit. Der Apotheker steht ohnehin nicht am Fertigungsplatz. Der ist mehr für das "reine "denken" und beurteilen erforderlich. Stichwort GMP, Qualitätskontrolle, Freigabe, Audits zur Herstellerarlaubnis....das wird auch alles noch bei automatisierten Prozessen gefordert sein.

janis02
23.04.2016, 23:29
Stimmt, man braucht wesentlich länger für die Promotion. Aber natürlich kommt es auch auf das Fach an, in welchem du promovierst. Ich habe mal mit meinem Pharmakologie Professor gesprochen, ob man bei ihm denn als Pharmazeut promovieren könne usw., da sagte er auch, dass es natürlich möglich sei, aber 2,5 Jahre sollte man da schon einplanen. In der Chemie brauchst du aber schon wesentlich länger, unsere Assistenten, die schon im ersten Semester da waren, sind jetzt auch noch dabei (und ich bin jetzt im letzten Semester).

Aber dann ist die Doktorarbeit ja auch was wert und ist nicht mit ner popligen Seminararbeit zu vergleichen :-))

Phosphorsalzperle
27.04.2016, 10:07
Ich glaube auch nicht, dass man in der Pharmakologie in 2,5 Jahren mit der Promotion durch ist. Wahrscheinlich wird deine Stelle nur nicht länger finanziert.

sonst glaube ich, dass es nicht so entscheidend ist in welchen Fach man promoviert. Im Grunde soll man damit ja nur zeigen, das ,man wissenschaftlich arbeiten kann. Das Thema ist letztendlich eh so ein Detailwissen, das höchstens noch deinen Prof interessiert aber auf dem Arbeitsmarkt nicht wirklich von Interesse sein wird.

janis02
01.05.2016, 09:46
Ich glaube auch nicht, dass man in der Pharmakologie in 2,5 Jahren mit der Promotion durch ist. Wahrscheinlich wird deine Stelle nur nicht länger finanziert.

sonst glaube ich, dass es nicht so entscheidend ist in welchen Fach man promoviert. Im Grunde soll man damit ja nur zeigen, das ,man wissenschaftlich arbeiten kann. Das Thema ist letztendlich eh so ein Detailwissen, das höchstens noch deinen Prof interessiert aber auf dem Arbeitsmarkt nicht wirklich von Interesse sein wird.

Meint ihr es reicht auch so ein Master nach dem Studium bzw. im Rahmen des PJs, um eine Stelle in der Industrie zu bekommen? Damit hat man ja auch unter Umständen gezeigt, dass man wissenschaftlich arbeiten kann. :-D

Morphium
01.05.2016, 20:28
Das stelle ich mir nicht so einfach vor, weil man da ja nur ein halbes Jahr in der "Forschung" tätig ist. Das Thema ist eigentlich egal, wie hier schon erwähnt worden ist, Hauptsache sie wissen, dass du ja i.d.R. mehrere Jahre an deiner Arbeit rumgedoktort hast. ;-)

janis02
01.05.2016, 21:15
Das stelle ich mir nicht so einfach vor, weil man da ja nur ein halbes Jahr in der "Forschung" tätig ist. Das Thema ist eigentlich egal, wie hier schon erwähnt worden ist, Hauptsache sie wissen, dass du ja i.d.R. mehrere Jahre an deiner Arbeit rumgedoktort hast. ;-)

hatte ich mir eigentlich auch gedacht, aber man könnte es trotzdem probieren. :-D :-angel

Phosphorsalzperle
04.05.2016, 07:13
Meint ihr es reicht auch so ein Master nach dem Studium bzw. im Rahmen des PJs, um eine Stelle in der Industrie zu bekommen? Damit hat man ja auch unter Umständen gezeigt, dass man wissenschaftlich arbeiten kann. :-D

Ja das reicht auf jeden Fall. Ich habe sogar schon oft von Leuten gehört, die ohne sowas in der Industrie angefangen haben.
Die Promotion ist halt wichtig, um in der Industrie auch aufsteigen zu können. Sonst bleibt man vielleicht ewig auf einer mittleren Position und kann nicht in die höheren Etagen rutschen.
Andererseits steigt man als ApothekerIm automatisch in die höheren Ebenen in der Industrie ein.