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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Internist plus Spezialisierung oder direkt Spezialisierung?



Cicero
22.03.2016, 19:48
Hallo,
nach längerem stillen mitlesen, möchte ich die Forumsgemeinde um auch einmal um Rat fragen:

Gerade habe ich mein 4. Weiterbildungsjahr in der Inneren angefangen. Begonnen habe ich damals in der Kardiologie, habe jetzt aber gemerkt, dass mir die Gastroenterologie deutlich mehr Spaß macht. Das Ziel ist also klar: Der Facharzt für Gastroenterologie. Niederlassung ist eher nicht das, was ich anstrebe, ich könnte mir vorstellen, im Anschluss noch die spezielle Intensivmedizin zu machen.
Die Frage ist jetzt: Direkt die Weiterbildung zum Gastroenterlogen (6 Jahre) oder erst den Internisten und dann den Gastroenterologen (5+3 Jahre). Die meisten meiner Kollegen haben erst den normalen Internisten gemacht. Auf der einen Seite steht ein deutlicher Zeitvorteil, auf der anderen eine (vermeintlich) breitere Ausbildung, was spannend sein könnte, wenn man sich an kleineren und mittleren Kliniken auf eine Oberarztstelle bewirbt. Wenn das mit dem Internisten vorher überhaupt Sinn machen soll, müsste ich allerdings nochmal in die Kardiologie rotieren (sonst wäre das ja wirklich Zeitverschwendung, andere Fachrichtungen gibt es bei uns nicht, die Gastroenterologen machen den allgemeininternistischen und onkologischen Teil mit). Richtig Lust hätte ich darauf ja nicht, allerdings wären meine Echofähigkeiten sicherlich ausbaufähig.

Würde mich freuen, von euch ein paar Argumente für die ein oder andere Position zu bekommen, bevor ich mit meinem Chef die weiteren Details kläre.

Vielen Dank schonmal

anignu
22.03.2016, 22:45
Könntest du denn nicht auch ohne Rotation den Internisten und dann den Gastroenterologen machen? Dann müsstest du nicht wechseln, wärst ein Jahr früher Facharzt (-> mehr Kohle), hättest für Oberarztstellen mehr Möglichkeiten etc.

Einziger Nachteil: bis zum Erhalt der Spezialisierung dauert es zwei Jahre mehr. Lernen würdest dann nicht mehr als wenn du gleich die Spezialisierung machst, aber Kohle und Titel sind besser.

Cicero
23.03.2016, 06:12
Ja, klar, das ginge auch. Aber bringt es was? Ok, etwas mehr Geld (wieviel ist das denn wirklich? Assistenzarzt im 6. Jahr vs. Facharzt im 1.? Danach sind die Stufen ja weiter) Muss jetzt auch sagen, dass das Geld nicht ganz so entscheidend ist, ich komme gut über die Runden mit meinem Gehalt.
Die Frage wäre für mich eher, was mich persönlich weiter bringt. Gastroenterologisch vermutlich sogar eher der direkte weg, weil ich nach dem Facharzt auch ambulante Patienten (die z.B. zur Endosono kommen) behandeln dürfte, was sonst nicht geht. Wenn die postulierte "breitere Ausbildung" wirklich das Argument wäre, müsste ich schon wechseln, sonst wäre das ja Etikettenschwindel. ;-)

Harvey
23.03.2016, 10:23
Mit dem Allgemeininternisten hätte man die Möglichkeit doch noch eine andere Spezialisierung zu machen, wenn der Gastroenterologe irgendwann doch nicht mehr interessant ist. Wichtiger ist aber mit dem Allgemeininternisten kann man sich auch leichter u.a. auch hausärztlich niederlassen - vielleicht je nach Lebensplanung wird das mal interessant...

tiw28
23.03.2016, 13:47
Mit dem Allgemeininternisten hätte man die Möglichkeit doch noch eine andere Spezialisierung zu machen, wenn der Gastroenterologe irgendwann doch nicht mehr interessant ist. Wichtiger ist aber mit dem Allgemeininternisten kann man sich auch leichter u.a. auch hausärztlich niederlassen - vielleicht je nach Lebensplanung wird das mal interessant...

Beinhaltet der "Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie" nicht definitionsgemäß auch den AllgemeinenInternisten?!?

Ines-Lucia
23.03.2016, 14:11
Mit dem Allgemeininternisten hätte man die Möglichkeit doch noch eine andere Spezialisierung zu machen, wenn der Gastroenterologe irgendwann doch nicht mehr interessant ist. Wichtiger ist aber mit dem Allgemeininternisten kann man sich auch leichter u.a. auch hausärztlich niederlassen - vielleicht je nach Lebensplanung wird das mal interessant...

Also ich kenne sowohl einen hausärztlich tätigen Kardiologen als auch einen hausärztlich tätigen Pulmologen.

Harvey
23.03.2016, 16:33
Also ich kenne sowohl einen hausärztlich tätigen Kardiologen als auch einen hausärztlich tätigen Pulmologen.

Und die haben Allgemeininternisten plus Spezialisierung oder den direkten 6-Jahres-Spezialisten gemacht?

Ines-Lucia
23.03.2016, 17:24
Ok hast Recht, Hausarzt geht nur mit Facharzt für Innere Medizin.

"Hausarzt zu werden, setzt den Facharzt für Innere Medizin voraus und steht für Schwerpunktfachärzte
nach 6 Jahren nicht offen." (Flyer von BDI 2014)

Dann müssen die beiden Ärzte wohl zusätzlich den Allgemeininternisten haben oder es gab mal andere Regelungen.

tiw28
23.03.2016, 17:37
Ok hast Recht, Hausarzt geht nur mit Facharzt für Innere Medizin.

"Hausarzt zu werden, setzt den Facharzt für Innere Medizin voraus und steht für Schwerpunktfachärzte
nach 6 Jahren nicht offen." (Flyer von BDI 2014)

Dann müssen die beiden Ärzte wohl zusätzlich den Allgemeininternisten haben oder es gab mal andere Regelungen.

Bin nicht sicher ob das tatsächlich noch aktuell ist... Glaube eher nicht.

Cicero
23.03.2016, 19:45
Mit dem Allgemeininternisten hätte man die Möglichkeit doch noch eine andere Spezialisierung zu machen, wenn der Gastroenterologe irgendwann doch nicht mehr interessant ist.

Naja, das geht ja in jedem Fall, weil der Common Trunk einem ja erhalten bleibt (man kann also immer in 3 Jahren z.B. zum Kardiologen oder Pneumologen etc.). Eventuell geht es mit dem "normalen" Internisten 1 Jahr schneller oder so, weil man dann noch irgendwo ein Jahr aus dem Internisten anrechnen kann (dann müsste ich aber definitiv nochmal wegrotieren, wenn das das Argument sein soll).
Die Sache mit der Niederlassung als Hausarzt: Das geht tatsächlich nur mit dem normalen Internisten. Allerdings ist das (derzeit?) eher garnicht das, was ich will. Könnte natürlich noch werden. Allerdings kann man im Zweifel immernoch z.B. den Allgemeinmediziner nachziehen. Die alten (Fach-)Internisten, die man so kennt, haben noch erst den Internisten und dann z.B. den Kardiologen gemacht weil man das bis 2005 (glaube ich) nicht anders konnte.
Ganz schön kompliziert.

Aber zurück zur Ausgangsfrage: Gibt es Argumente für das eine oder andere, wenn man nicht in die Niederlassung will?

ehemaliger User_25062016-1
23.03.2016, 20:04
Ich denke die meisten guten Argumente wurden schon genannt.. Was noch wichtig sein könnte; Falls du ins Ausland gehen möchtest, könnte es von Vorteil sein zuerst den FA für Innere dann die Weiterbildung zum Gastroenterologen zu machen. Soweit ich weiss, wird in manchen Ländern innerhalb und ausserhalb der EU der kürzere FA nicht anerkannt!? Es kann aber sein, dass ich mich irre.

Anonyomus34dx
28.03.2016, 10:55
Ich habe mich auch lange mit diesem Thema beschäftigt. Wichtig dabei ist, dass man für sich selbst klärt, was man später machen möchte. Große Klinik, kleine Klinik oder Niederlassung als Hausarzt oder Gastroenterologe.

In meinen Augen macht der allgemeine Internist in 5 Jahren vorneweg nur Sinn, wenn man sich die Option offen halten möchte, sich als Hausarzt niederzulassen. Oder wenn man später in Betracht zieht, in einer kleineren Klinik zu arbeiten. Denn dort muss man während der Dienste häufig alle internistischen Patienten abdecken (und z. B. nicht nur die gastroenterologischen).

Möchte man sich als Gastroenterologe niederlassen oder in einer großen Klinik arbeiten, kann man sich die Zeit für den allgemeinen Internisten sparen und direkt den Gastroenterologen machen. Denn in großen Klinik bedient man in den Diensten meist nur die Patienten des eigenen Fachs. Und lässt man sich als Gastroenterologe nieder, arbeitet man nicht zusätzlich noch als Hausarzt (Ja, es mag Ärzte geben die allgemeine Innere und danach Gastro gemacht haben und nun als Gastroenterologe und Hausarzt arbeiten. Das sind aber die Ausnahmen. Und es ist mit Sicherheit weniger wirtschaftlich rentabel im Vergleich zum reinen Hausarzt oder reinen Gastroenterologen).

Ich persönlich möchte mich später niederlassen als Kardiologe, nicht als Hausarzt. Sollte ich in der Klinik bleiben, dann möchte ich auf jeden Fall in einer großen Klinik arbeiten. Daher mache ich direkt den "Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie" und spare mir den allgemeinen "Facharzt für Innere Medizin".

hebdo
21.06.2016, 21:55
Hallo,
oft wird bei dem 5jährigen Internisten neben der Möglichkeit als Hausarzt zu arbeiten vor allem die breitere Ausbildung durch die Rotationen als Vorteil ausgelobt. Aber man kann doch auch beim 6jähren Spezialisten die Basisausbildung komplett durchrotieren und hat dann ebenfalls eine breite internistische Ausbildung. Oder sehe ich das falsch?

Christoph_A
22.06.2016, 08:41
Was bei der ganzen Diskussion etwas untergeht ist die Tatsache, daß wir alle, egal ob mit Spezialisierung oder auf "klassischem" Weg ja zuvorderst immer noch Internisten sind. Der Common Trunk ist durch die verpflichtenden Rotationen basisinternistisch und auch als "Spezialist" hat man immer noch genug Schnittmengen mit allen internistischen und in der Niederlassung auch nicht zu knapp mit allgemeinmedizinischen Disziplinen. Es ist also in erster Linie eine Frage der Zeit, des Basisinteresses und der Lebensplanung, welchen Weg man einschlägt. und hier bin ich ein klarer Vertreter der Effizienz. Was schneller geht und mehr Kohle im Säckel bringt, sollte bevorzugt werden.

hebdo
13.07.2016, 23:04
Weiß jemand, in welchen Ländern der 6jährige Internist nicht anerkannt wird? In der EU dürfte es doch kein Problem geben? Ausatralien? Neuseeland?