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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Qualitativ hochwertige Psychiatrie-Weiterbildung in D?



MVP_Rose
24.03.2016, 19:38
Hallo,

ich bin noch Student, weiß aber dass ich nächstes Jahr in der Psychiatrie anfangen will. Ich studiere in Mannheim, weshalb ich das ZI kenne, was ja sehr renommiert ist. Mir gefällt das Konzept des ZIs sehr gut, und ich könnte mir definitiv vorstellen dort zu arbeiten, vor allem weil ich denke, dass ich dort viel sehen kann und eine gute Ausbildung genießen würde. Andererseits möchte ich eigentlich nicht mehr in Mannheim wohnen, sondern nach dem Studium nach Frankfurt ziehen. Bis auf das Uniklinikum scheint es aber nicht wirklich Kliniken zu geben, die ein breites Spektrum an Krankheitsbildern bieten, vor allem wären mir Schizophrenie und Gerontopsychiatrie wichtig. An Forschung oder Lehre bin ich nicht interessiert.

Wo kann ich Psychiatrie erlernen? Worauf muss ich bei der Auswahl meiner Arbeitsstelle achten? Oder soll ich doch versuchen, eine Stelle im ZI zu bekommen?

LG

rindunica
25.03.2016, 11:32
Hallo,

ich bin noch Student, weiß aber dass ich nächstes Jahr in der Psychiatrie anfangen will. Ich studiere in Mannheim, weshalb ich das ZI kenne, was ja sehr renommiert ist. Mir gefällt das Konzept des ZIs sehr gut, und ich könnte mir definitiv vorstellen dort zu arbeiten, vor allem weil ich denke, dass ich dort viel sehen kann und eine gute Ausbildung genießen würde. Andererseits möchte ich eigentlich nicht mehr in Mannheim wohnen, sondern nach dem Studium nach Frankfurt ziehen. Bis auf das Uniklinikum scheint es aber nicht wirklich Kliniken zu geben, die ein breites Spektrum an Krankheitsbildern bieten, vor allem wären mir Schizophrenie und Gerontopsychiatrie wichtig. An Forschung oder Lehre bin ich nicht interessiert.

Wo kann ich Psychiatrie erlernen? Worauf muss ich bei der Auswahl meiner Arbeitsstelle achten? Oder soll ich doch versuchen, eine Stelle im ZI zu bekommen?

LG

Kenne das ZI nicht. Ich arbeite für einen psychiatrischen Maximalversorger in BaWü mit allen Vorteilen und Nachteilen. Vorteile: getrennte Abteilungen für Akut- und Allgemeinpsychiatrie, Geronto, Sucht (legale/illegale Drogen), Psychotherapie, Psychosomatik, Forensik mit Rotationsmodell für Weiterbildungsassistenten, Neurojahr inbegriffen. Sozusagen eine Ausbildung mit solidem klinischen Handwerkszeug für die fachärztliche Tätigkeit.
Nachteile: stressige Dienste, wenn auch überschaubar an der Zahl, Forschung schwierig.

Auf was du achten solltest: frag nach wieviel die Klinik an deiner psychotherapeutischen Ausbildung zu tragen in der Lage ist. Die ist sehr teuer und z.T. viel Organisationskram. Zumindest Balintgruppen und Fallsupervision sowie Entspannungstechniken sollten meiner Meinung nach drin sein.
Ich habe auch Kollegen, die einen größeren Teil der Ausbildung an privaten, psychotherapeutisch orientierten Kliniken absolviert haben. Dies ist vielleicht sinnvoll wenn man von Anfang an bereits überzeugt ist psychotherapeutisch-psychosomatisch zu arbeiten. Mit Medizin an sich hat das dann natürlich weniger zu tun.
Erkundige dich evtl nach psychiatrischen Zentren im Umkreis Frankfurt falls pendeln in Frage kommt oder frag ggf. nach ROtationsmöglichkeiten.
LG.

Sonnenschein1985
26.03.2016, 10:02
Ich beschäftige mich aktuell mit der Fragestellung in die Psychiatrie oder Psychosomatik zu gehen. Macht ihr euch gar keine Gedanken um die späteren beruflichen Perspektiven? Finde es erschreckend, was man als niedergelassener Psychotherapeut verdient nach so vielen Jahren Studium und Assistenzarztzeit. Wenn man finanziell nicht "abstürzen"möchte, bleibt einem ja nur noch die Klinik. Schade, dass da eine so große Differenz zu den anderen Fachgebieten ist.

rindunica
26.03.2016, 20:46
Kurz gesagt: nein. Denn Selbstständigkeit ist kein Zwang. Kliniken gibt es viele, nicht alle sind Akutkliniken mit stressigem Alltag. Die ambulanten Psychiater, die ich kenne kommen gut über die Runden, von Abstürzen keine Rede, ist vieles auch eine Standortfrage. Alternativ kann man auch durch gutachterliche Tätigkeit was verdienen. Ich mag die Sparte und würde mir mehr Gedanken über meine berufliche Perspektive machen wenn ich in einer Branche ausharren müsste, die ich nur des Geldes wegen praktiziere. So lebe ich halt damit dass mein Porsche ein Toyota bleiben wird. ;) Aber das muss jeder für sich natürlich wissen.

jijichu
26.03.2016, 21:26
Ich arbeite in einer Psychiatrie in Frankfurt und hatte die letzten 3 Jahre eine sehr gute Ausbildung (muss man aber auch sagen ist Oberarzt-abhängig). Es gibt neben den Akutkliniken auch die Tageskliniken und Rehas, in die man gut einsteigen kann.
Viel Erfolg!

Sonnenschein1985
29.03.2016, 11:16
Kenne das ZI nicht. Ich arbeite für einen psychiatrischen Maximalversorger in BaWü mit allen Vorteilen und Nachteilen. Vorteile: getrennte Abteilungen für Akut- und Allgemeinpsychiatrie, Geronto, Sucht (legale/illegale Drogen), Psychotherapie, Psychosomatik, Forensik mit Rotationsmodell für Weiterbildungsassistenten, Neurojahr inbegriffen. Sozusagen eine Ausbildung mit solidem klinischen Handwerkszeug für die fachärztliche Tätigkeit.
Nachteile: stressige Dienste, wenn auch überschaubar an der Zahl, Forschung schwierig.

Kannst du mal einen stressigen Dienst schildern? Wieviele Patienten siehst du dann? Kommst du gar nicht zum schlafen?

rindunica
30.03.2016, 13:43
Kannst du mal einen stressigen Dienst schildern? Wieviele Patienten siehst du dann? Kommst du gar nicht zum schlafen?

Die stressigen DIenste bestehen gar nicht aus der Anzahl der Aufnahmen, mein nächtlicher Highscore lag mal bei 10, oft auch deutlich darunter. Geht also. Die Aufnahmen sind oft sehr zeitaufwendig, je nach Dekompensationszustand. Dadurch dass die EInrichtung groß ist mit einem beträchtlichen Anteil an multimorbiden Geronto-Patienten fällt parallel hausintern noch vieles nachts an. Dazu kommen noch die vielen Anrufe, geschätzt 60% der Art "Heimpatient verträgt sich nicht mit Zimmernachbarn und nervt. Bitte Aufnahme um 3.00 morgens" oder Notärzte die meinen eine Panikattacke wäre ein Grund für eine Zwangseinlieferung etc. Oft kommst du zu einigen Stunden Schlaf, oft auch nicht.

Oft hast du aber auch ruhige Dienste ohne viel Trara. Schwierig ist eher wenn die Leute parallel eintreffen. Ich arbeite grade in der Somatik, da sind die Dienste natürlich auch stressig, aber "anders" stressig. Hier ist es eher die Quantität, die auf dich einströmt, während in der Psychiatrie sind es oftmals die Länge der Aufnahmen, die Aggression und die oft subjektiven Entscheidungskriterien und natürlich die hausinternen Dekompensationen, die immer dann auftreten wenns grad nicht passt ;)
Klar hast dus da in einer kleinen Klinik etwas ruhiger. Sollte dich jetzt nicht abschrecken, Dienste sind immer stressig, so ein Dienst in der Akutneuro ist auch manchmal kein Zuckerschlecken. :) Manchmal sitzt du aber auch nur rum, guckst einen Disneyfilm und frisst Pudding. Das sind dann die Dienste, in denen du die Psychiatrie lieben wirst ;)